Er beschreibt Singapur als stadtpolitisch und mental deutscher als Deutschland: Extrem reguliert, sozialdemokratisch, in Ansätzen autoritär.
Zu stadtpolitisch kann ich nichts sagen, zu mental, reguliert und autoritär, da könnte ich ein Buch schreiben. Ich war oft dort, würde mich aber dort nicht wohl fühlen. Business ist eine Sache, privat dort leben eine ganz andere.
Meine o.g. Überlegungen haben auch weniger mit meinen persönlichen Präferenzen zu tun, sondern es geht ja darum, das Problem in verschiedenen Ballungszentren zu lösen. Entweder der Zuzug wird gestoppt, oder es braucht halt mehr Wohnraum. Man könnte die Entwicklung einfach weiterlaufen lassen, je höher die Mieten um so weniger potenzielle Mieter wird es geben, aber was passiert mit den Menschen die schon dort leben? Deren Wohnungen "modernisiert" werden um die Mieten kräftig erhöhen zu können? Deren Einkommen über Mieten umverteilt wird?
Da wird Armut produziert wie es in vielen anderen Ländern auch schon der Fall ist, und aus dieser Spirale kommen die Menschen nicht mehr raus. Das wird die Sozialsysteme in Zukunft noch viel stärker belasten als heute schon, und unsere Kinder und Enkel können das mit Sicherheit nicht mehr schultern.
Und nicht vergessen: Der heutige Zustand geht auf eine weitgehende Enteignung der Grundbesitzer zurück!
Das ist bedingt richtig. Es wurde zwar nicht radikal enteignet, sondern der Staat hat so ziemlich jedes Grundstück aufgekauft, und durch strikte Bauregelungen dafür gesorgt, dass Grund und Boden als Spekulationsobjekte für die Massen unattraktiv wurden. Dazu muss man aber wissen, dass das schon vor ca. 60 Jahren los ging, da sah es in Singapur noch völlig anders aus (da gab es sogar noch Landwirtschaft und es lebten viel weniger Menschen dort).
Heute ist der Immobilienmarkt im großen Stil reguliert, es gibt nur kleine Nischen. da können sich dann Millionäre und Milliardäre austoben, doch das berührt die Masse der Bevölkerung nicht. Wenn jemand eine Villa für 100 oder 200 Mio bauen möchte, dann soll er das doch machen, die Mehrheit der Menschen in Singapur interessiert das nicht, sie kämen als Käufer sowieso nicht in Frage. Es ist doch gut wenn diese vermögende Schicht Geld im Staat lässt, anstatt damit im Ausland zu spekulieren.
d.h. die Regelungen sind geschickt gemacht. Die Masse der Bevölkerung ist hinsichtlich Wohnraum quasi abgesichert, und für die Zocker gibt es auch noch ein kleines Spielfeld, wo sie spielen können, ohne den Rest zu gefährden. Es gibt ja auch eine Börse wo man mit Aktien etc. handeln kann, auch wenn nicht jeder gleich zum Aktionär werden möchte (oder gar muss).
ABER, und auch das muss man fairerweise betonen, der "Staat"(verwaltung) muss nicht zwangsläufig ein guter Bauherr oder Vermieter sein. Letzteres zeigt sich darin, dass es vermehrt Gerüchte in Singapur gibt, dass die regierende Partei solche Wohnviertel eher unterstützt, in denen ihre Wählerschaft wohnt. Das betrifft wohl insbesondere die Wohnblocks in denen vermietet wird, und wo man mit Sanierung/Modernisierung im Rückstand ist.