Was mich an der STIKO und ihren Aussagen zu Impfungen der Kinder nervt, ist die Asymmetrie.
Fakt A: Wir wissen fast nichts über die langfristigen Auswirkungen der Impfung auf Kinder.
Fakt B: Es ist so gut wie nichts bekannt über LongCovid bei Kindern. Es ist bekannt (vor allem aus anderen Ländern), dass dies ein grosses Problem ist, aber verlässliche Zahlen sind in DE nicht bekannt. Man weiss nicht einmal zuverlässig, wie viele Kinder es tatsächlich betrifft, weil man das gar nicht erfasst. Nach dem, was z.B. in GB bekannt ist, dürfte es aber irgendwo um 10% herum liegen. Wie lange das anhält und ob es permanente Schäden gibt, weiss man nicht.
Aus Fakt A folgert die Stiko, dass Impfungen für Kinder nicht empfohlen werden.
Fakt B hingegen wird bei der Risikoeinschätzung nicht wirklich betrachtet. Es gab sogar Aussagen von Stiko-Mitgliedern, dass LongCovid angeblich nicht existiert. Ebenso gab es Aussagen aus Stiko-Kreisen, dass man das Testen von Kindern einstellen solle. Bezüglich LongCovid wird also eine Politik des Ignorierens gefahren und statt dessen eine Durchseuchung propagiert.
Ich habe volles Verständnis dafür, dass die Stiko die Kinderimpfungen NICHT empfiehlt, weil man nicht genug weiss. Ich erwarte aber, dass sie dann genau die gleiche Vorsicht auch hinsichtlich LongCovid verfolgen und entsprechend Druck machen, dass wirksame Schutzmaßnahmen gefahren werden. So jedoch wird recht offen eine Durchseuchung an den Schulen angestrebt, ganz nach dem Motto "böse Impfung, gute Infektion".
Der Punkt ist nämlich, dass es bei quasi nicht vorhandenen Schutzmaßnahmen an den Schulen spätestens im Herbst mit Delta und Schulpflicht eine weitgehende Durchseuchung an den Schulen geben wird. Statt einer Impfempfehlung haben wir dann eine quasi Infektionspflicht. Schule ist eine Massenveranstaltung mit vielen Menschen auf engstem Raum drinnen.
Genau da endet aber mein Verständnis für die Stiko. Eine Risikoabwägung MUSS das Infektionsrisiko beinhalten. Wenn wir uns fragen würden, ob man Kinder in DE gegen Ebola impft, dann steht das Impfrisiko gegen die Infektionswahrscheinlichkeit mal die Folgen der Infektion. Da eine Infektion mit Ebola in DE extrem unwahrscheinlich ist, muss eine Impfung extrem viel sicherer sein als die Folgen der Krankheit. Corona, vor allem Delta, hat aber eine ganz andere Lage. Wenn man - wie viele Politiker lauthals verkünden - unabhängig von den Inzidenzen mit ungeimpften Kindern ohne ausreichende Schutzmaßnahmen (Masken + Luftfilter + Plexiglaswände + Abstand) massenhaft Präsenzunterricht macht, dann geht die Infektionswahrscheinlichkeit gegen 1. Das senkt die Anforderungen an die Sicherheit der Impfung DEUTLICH, denn im Extremfall (alle stecken sich an) muss sie nur sicherer sein als die Folgen der Infektion. Das ist jetzt schon der Fall - da reicht ein Blick auf die LongCovid-Fälle in GB und der Vergleich gegen die Impfungen von Kindern z.B. in den USA.
Ich kann mir vorstellen, dass die Stiko (nach meinem Wissen hat niemand davon schulpflichtige Kinder) gar keine Vorstellung hat, wie Infektionsschutz an Schulen aussieht und was realisierbar ist - z.B. die Frage, ob Kinder 8h am Tag eine medizinische Maske so tragen können, dass sie wirklich funktioniert. Wenn man das betrachtet, dann sieht man, dass der "Schutz" vielleicht auf dem Papier existiert, in der Praxis aber ein Delta-Fall in der Klasse höchstwahrscheinlich einen großen Teil der Klasse trifft und danach dann über Geschwisterkinder auch andere Klassen.