Mutterboden oder doch Lehmboden?

  • Hallo Zusammen,


    ich habe in meinem Garten Wurzeln entfernt und ca 7,5 m³ Muttererde bestellt (bezahlt) um die Lücken wieder aufzufüllen.

    Ich bin ein paar Mal mit dem Mäher drüber um es zu verfestigen und wollte dann etwas Rechen - da war der Boden schon Steinhart.


    Ich habe Rasensamen ausgebracht die bisher (seit 2 Wochen) nicht gekeimt haben. Mein Schwiegervater sagt der Boden sei zu hart. Wir haben aber auch seit 2 Wochen kein Regen und knallende Sonne und lt. Schwiegervater soll ich nur Abends gießen (?).


    Ich habe im Internet recherchiert und bin der Meinung dass der gelieferte Boden zu lehmhaltig ist. Nun habe ich aber eine Frage: ist Lehmboden nicht etwas anderes als Mutterboden? Also warum, wenn ich Mutterboden bestelle, bekomme ich einen verlehmten Boden? Ist so etwas irgendwie reguliert oder kann man auch minderwertige Zusammensetzungen als "Mutterboden" verkaufen.

    Sonst würde ich beim Verjäufer reklamieren.


    Grüße aus dem Garten


    Ben

  • Mutterboden ist nicht gleich Mutterboden. Es gibt örtlich sehr lehmhaltige Oberböden, die auch Minutenböden genannt werden. Matchig bei Nässe uind steinhart bei trockenheit...

    Terra Fusca (Kalksteinbraulehm) den hier bei mir vorherschend ist, ist auch so n scheißzeug... D' Stoapflaz is halt koa Gäuboden


    Egal, dein Boden ist wahrscheinlich schon Mutterboden, nur halt kein besonders toller.

    Was hast den bezahlt?

    Jetzt ist auch die falsche Zeit für die Rasensaat. Dafür muss die oberste Boidenschicht eigtl. dauerhaft (!) feucht gehalten werden, was bei aktueller Witterung weder einfach noch günstig ist...

  • Ist so etwas irgendwie reguliert oder kann man auch minderwertige Zusammensetzungen als "Mutterboden" verkaufen.

    da es mutterboden eigentlich garnicht gibt , kann dieser auch nicht wirklich reguliert sein.

    ob dein eindruck minderwertige Zusammensetzungen stimmt , kann ich nicht beurteilen ,habe aber aus meiner erfahrung heraus ziemliche zweifel.


    ein lehmhaltiger boden ist nicht per se schlecht , oft sogar besser , als das , was das gesicht viele laien erstrahlen lässt , der "richtig schwarze krümelige oberboden" der von vielen baustoffhändlern vertrieben wird ,( ich nenne ihn analogboden )

    der sieht für den laien "richtig" aus ,ist aber ziemlich wertlos.

    Sonst würde ich beim Verjäufer reklamieren.

    weil eine raseneisaat bei diesem wetter nicht gelingt , liegt mit sicherheit nicht am gelieferten boden , sondern an der blauäugigkeit der mitwirkenden.

    und deswegen reklamieren könnte leicht am thema vorbei führen..

    die vernunft könnte einem schon leid tun....

    sie verliert eigentlich immer

  • Und noch was.

    Für eine rasenfläche würde ich unter Umständen sogar lehm/lehmigen boden einarbeiten, wenn sandiger boden der sich bei derzeitigem wetter gut bearbeiten lässt ansteht. Gräser Wurzeln in der regel nicht besonders tief und dann ist lehmigen boden, der Wasser auch zurück hält ein hauptgewinn

    die vernunft könnte einem schon leid tun....

    sie verliert eigentlich immer

  • ein lehmhaltiger boden ist nicht per se schlecht

    Kann ich aus eigener Anschauung bestätigen. Wir haben von einigen Jahren ein Regenrückhaltebecken im typischen gelben Bochumer Lehm anlegen und entsprechende Gräser einsäen lassen, ohne dass Oberboden aufgebracht worden wäre. Nachdem im ersten Jahr die Saat nur zögerlich anging, wuchsen im zweiten Jahr außer der Wiese bereits etliche Baumschösslinge, die sich selbst dort eingesät hatten.

  • Wir haben auch einen sehr lehmigen Boden und diesen für alles verwendet, auch für den Rasen.

    Unsere Nachbarn haben sich relativ sandigen "Humus" zum Ausgleich und Auffüllen anfahren lassen.


    bei längerer Trockenheit sieht man den Unterschied: Obwohl wir den Rasen nicht gießen, ist er noch lange grün, während bei den Nachbarn längst alles verbrannt ist...

  • Dem kann ich mich nur anschließen. Ich habe meine Rasenfläche ganz bewusst mit recht lehmigen Boden angelegt und bin nun der Einzige in der Nachbarschaft der noch sattgrünen Rasen hat. Wenn ich mal beregne dann bleibt die Erde bereits ein paar cm unter der Oberfläche über Tage feucht, trotz aktueller Temperaturen.

  • Ich habe den Lehmboden auch so belassen wie er war.Auf dem Lehmboden dann ca.3 cm die lockere durchlässigen Erde drauf gemacht.

    Etwas Sand beigemischt.

    Und noch nie kostbares Wasser aus der Leitung gebraucht.

    Trockenphase von 2 Wochen packt er.

    Lehmboden hat also auch Vorteile

  • und noch eine sache, die in dem zusammenhang wichtig/interessant ist.


    sollte man/frau in die versuchung kommen , eine wildblumenwiese anlegen zu wollen , bitte bitte nicht (wie der BUND bochum , 40-50 cm feinsten oberboden , der zum gemüseanbau oder so bestens geignet gewesen wäre) solche gartenerde aufbringen. wenn für eine wildblumenwiese aufgefüllt werden müsste , geschickterweise im nächsten baugebiet den tiefbauern ein auto aushub , am besten aus der tiefsten sohle abschwatzen. dann wird es mit den wildblumen was.


    zu der BUND.geschichte: die einzigen wilblumen die man im 2ten jahr finden konnte , waren die schrifftzüge auf den grosskotzig aufgestelten schildern:


    HIER HAT DER BUND
    AUF EINER FLÄCHE XXX
    EINE WILDBLUMENWIESE
    ANGELEGT


    ich habe sogar bilder von dem elend gemacht. sollte es mir gelingen , mein altes smartphone zu reanimieren .....

    die vernunft könnte einem schon leid tun....

    sie verliert eigentlich immer

  • BUND bochum

    Der hat dabei aber keine Alleinstellung, meine Arbeitgeberin kann sowas auch (vielleicht ist die an der Stelle aber vom BUND beraten worden ...)

    Vor zwei oder drei Jahren wurden hier überall in der Innenstadt einen Sommer lang bunt blühende "Bienentankstellen" aufgebaut. Daraufhin wurde ich angesprochen "Was macht ihr da für'n Scheiss?" (Zitat aus dem Gedächtnis sinngemäß wieder gegeben). Meine Antwort war (wieder sinngemäß) "Keine Ahnung, ich lass nur Kanäle verbuddeln. Warum?" Darauf bekam ich die Info (immer noch sinngemäß) "Mit dem Kruppzeuch, was da in den Blumenkästen ist, können heimische Insekten nichts anfangen und die Bienen schon mal gar nicht."


    Disclaimer:

    Trotz Bio-Leistungskurs sehe ich mich nicht in der Lage, zu beurteilen, in wie weit die (zugegeben hübsch bunten) Blumen einen Nutzen für die lokale Insektenfauna hatten. Die betreffende Person schien mir da deutlich kompetenter. Und mit dem Insiderwissen, was ich in der bisherigen, relativ kurzen Zeit erwerben konnte, traue ich der Stadtverwaltung schon einiges zu. Das dürfte aber in anderen Kommunen nicht wirklich anders sein ...

  • Das dürfte aber in anderen Kommunen nicht wirklich anders sein ...

    also meine erfahrung sagt mir dass es bei sowas eigentlich nur schwarz und weiss gibt.

    entweder leute mit wissen und können , die es richtig machen/machenlassen , ohne viel tamtam

    oder scheingrüne wichtigtuer mit einem riesenventilator für den haufen wind ,ja sturm , den sie machen ohne dass das ergebnis mit gesunden menschenverstand als ausreichend beurteilt werden könnte.

    irgendwie fehlen da die grautöne ;)

    die vernunft könnte einem schon leid tun....

    sie verliert eigentlich immer

  • Also Lehm ist bei weitem nicht gleich Lehm. Lehm ist generell ein Gemisch aus Sand, Schluff und Ton zu variablen Anteilen. Wenn der bindige Anteil ganz überwiegend aus Schluff besteht (Lösslehm) hat der Boden trotz guter Speicherkapazität auch noch Belüftung. Wenn der Tonanteil zu hoch wird speichert er zwar Wasser wenn es denn endlich mal eingesickert ist, hat aber keine Durchlüftung und das Wasser ist zum großen Teil nicht pflanzenverfügbar. Viele Nährstoffe durch das reduzierende Milieu dann auch nicht.

  • irgendwie fehlen da die grautöne

    Da es denen, die es (wenn schon dann) "richtig" machen wollen, die Fachkunde fehlt.


    P.S.: Wenn ich wüsste, wie ich "vernüftiges" Grün in die Stadt bekommen kann, wäre ich dankbar.

    Mir fehlt die Fachkunde.

    Die Empfehlungen der "Gärtner" sind eher - naja.

    Der Rat der unteren Naturschutzbehörde wird als "Fehlbepflanzung" wahr genommen.

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Die Empfehlungen der "Gärtner" sind eher - naja.

    je nach dem, wo und von wem sie "ausgebildet" werden, resultiert das einseitige können aus einem ertragsoptimierenden umgang mit dem boden.

    da wird das beet ersmal säckeweise mit "blumenerde" und "starterdünger" und und und "verfeinert.

    wenn man millionenfach topfpflanzen(am besten ganzjahresblühende exoten....) für baumärkte und diskounter erzeugt , passt das.

    für eine diversität absolut nicht zielführend, die wenigsten wildblumen kommen damit zu recht.

    Der Rat der unteren Naturschutzbehörde wird als "Fehlbepflanzung" wahr genommen.

    weil das zum grossteil irgendwelche idealisten ohne rundumblick sind .

    was weiter hilt ist , einmal industriebrachen, schutthalden , vergessene gegenden mit offenen augen durchzustreifen.

    ein für mich besonders beindruckendes beispiel ist die königskerze . am eisenbahnmuseum bochum-dahlhausen , wo sich verstädlicher weise keiner irgenswelche gedanken um blümchen , humus und bewässern macht , wo der vorhandene schotter , splitt und hoddel aus den bergbauhalden beim herrichten neuer areale einfach nur geradegeschoben wird , habe ich letzten auf vielleicht 100 metern weg vom parkplatz zum neu erstellten eingang hunderte verblühte , und noch mehr letztjährige rosetten, die dieses jahr blühen werden gesehen.


    was wirklich oft vergessen wird , dass gerade nährstoffreiche böden, die meist auch einen recht niedrigen Phwert haben , nur für einige pflanzen optimal sind , die dann auch entsprechend wuchern. (brennessel, brombeere)


    deswegen auch mein ratschlag , einfach den aushub aus möglichst tieferen schichten einzuarbeiten....

    die vernunft könnte einem schon leid tun....

    sie verliert eigentlich immer

  • und noch eins.

    mit viel kompost wird in der regel der Ph-wert des bodens in der regel stark gesenkt und die wasserspeicherfähigkeit nachlassen, da können kalkhaltige lösslehme durchau hilfreich sein.


    eine bodenbeprobung kann hilfreich sein

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  • Off-Topic:

    wasweissich , schon mal Danke für die Denkansätze. Werde dadurch zwar noch kein Gärtner, habe aber eine Richtung , in die ich weitersuchen kann ;)

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    5.Mose 27:18

  • Off-Topic:

    Werde dadurch zwar noch kein Gärtner,

    schade für dich ;)


    wie die chinesen sagen :

    willst du einen tag gücklich sein , betrinke dich

    willst du drei tage glücklich sein , heirate

    willst du alle tage glücklich sein , werde gärtner .... :yeah:

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  • Off-Topic:

    da hatte ich vermutlich dann wohl nur 3 glückliche Tage? Oder werdern die Sufftage hinzugefügt ?

    Eventuell haben die Chinesen sich geirrt, oder der/die Übersetzer(in) ;)

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    5.Mose 27:18

  • Bei mir waren die 3tage nicht relevant, bzw kann ich es nicht trennen, gärtner war ich ja so wie so ;)

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    sie verliert eigentlich immer

  • Würde niemals "Mutterboden" anfahren lassen, ohne diesen vorher zu sichten.


    In der Realität ist es leider so, dass man häufig keinen sauber getrennten Mutterboden mit hohem Humusanteil erhält, sondern irgendwelchen gesiebten Oberboden oder gar von Schutt befreiten "Aushub".


    Immer den Boden vor Anfahrt "sichten", bevor das eigene Grundstück zum Verklappen genutzt wird. 😉

  • Und was bringt das sichten einem Laien?


    Meiner Erfahrung nach wenig bis hin zur Freude über völlig wertlosen Dreck....

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  • Schön für dich, dass du den Unterschied zwischen "Mutterboden" und Dreck mit einem "sichten" erfasst.

    Die meisten in meiner Gegenwart gefällt Beurteilungen von Laien waren nämlich falsch. Geschätzt 75:25, wobei ich für mich selbst auch eine Fehlerquote nicht ausschließen mag ;)

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  • Und noch etwas:

    Ein schöner, schwarzer "Mutterboden" mit hohem humusanteil, wie du ihn gerne hast und wie er gemeinhin als das Nonplusultra angesehen wird, ist oft genug derart ausgemergelt und übersäuert, dass er besser zum verfüllen von garzweiler denn als garteoberboden geeignet ist...


    Und schon garnicht für eine wildblumenwiese und die meisten Gehölze zu gebrauchen ist

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