Fertighaus 1976 Weiss Feuchtigkeit im Keller / muffiger Geruch

  • Hallo, wir stehen kurz vor dem Kauf eines Fertighauses Baujahr 1976. Wir haben eine Schadstoffanalyse durchführen lassen. Das Haus steht seit 3 Jahren leer.


    Innen ist ein etwas muffiger Geruch, welcher eindeutig aus dem Keller hoch zieht. Das Haus hat einen voll Beton verschalten Keller mit Innenwänden aus Kalksandstein,

    Erdgeschoss, und ein Dach, welches 2004 komplett neu gedeckt wurde inkl Dämmmaterial (Rechnung in Höhe von ca 80.000€).


    Die Schadstoffanalyse hat einen Formaldehyd Wert von 41 ug/m3 ergeben. Holzschutzmittel konnten, außer Lindan mit 0,01 ug/m3, nicht nachgewiesen werden (was uns ein bisschen irritiert). Wurden damals nicht zwangsläufig Mittel eingesetzt? War doch Baustandard!? Im Keller gibt es Schimmel, welches aber auf die Feuchtigkeit und das (wahrscheinlich) nicht lüften seit ca 3 Jahren zurück zu führen ist.


    Unten im Kellergeschoss sind alle Beton Außenwände iO, seltsamerweise blüht an 3-4 Stellen bei den Innenwänden (Kalksandstein) der Putz / Farbe (siehe Bilder).


    Was wäre laut eurer Erfahrung eine gute Herangehensweise? Erstmal eine Bestandsaufnahme machen und den losen Putz abkratzen, trocknen, lüften und schauen, ob die Feuchtigkeit zurück kommt oder gleich aufreißen und schauen, was dahinter ist? Kann man bei Kalksandstein eine falsche Farbe wählen, sodass das Material nicht mehr "atmen" kann und dann solche Schimmel Anzeichen austreten?


    Viele Fragen, wir sind komplette Hauslaien, können aber handwerklich sehr viel selbst machen. Uns fehlt hier einfach am Anfang noch das Gefühl, wie viel wirklich auf uns zukommt.

  • Also der Keller stand nicht unter Wasser. Zumindest nicht, dass wir etwas wüssten. Hinter Bild 1-2 (unter der Treppe) und 4 (Abstellkammer mit Holzregalen) sind hinter der Wand jeweils Wasseranschlüsse, Hinter der Treppe auf der Gegenseite ist ein Waschbecken und bei der Abstellkammer dahinter ist eine Dusche eingebaut. Also alles unten im Kellergeschoss.


    Aufsteigende Feuchtigkeit würde konkret bedeuten, wenn es das ist, Boden / Fundament aufkratzen und nach Ursache schauen oder wie muss man sich das als Ahnungsloser vorstellen? :)

    Ich habe mal was von einer "Horizontalsperre" gelesen - wäre das eine der (wahrscheinlich) vielen Lösungen?

  • Beton bedeutete damals nicht automatisch auch WU, so wie heute meistens (mir ist bisher noch kein Neubau untergekommen wo der Betonkeller kein WU Beton gewesen wäre). Es kann also sein, dass man die Abdichtung außen erneuern muss. Das wäre eine Möglichkeit. Andere wären was mit der Abwasserleitung, oder undichte Medien-Durchdringungen usw. Das müsste man sich vor Ort näher anschauen.

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...

  • seltsamerweise blüht an 3-4 Stellen bei den Innenwänden

    Ich sehe auf einem Bild ein(e) Fenster(tür) - also Aussenwand!


    Ich würde zunächst jemand mit der Ursachensuche beauftragen. also nicht jemand, der am Verkauf und der Ausführung von irgendwelchen Abdichtmitteln oder -methoden verdient, sondern jemand, der sehr neutral draufsieht.

    Das kann von undichter Vertikalabdichtung über mangelhafte Horizontalabdichtung über lecke Rohre und eine durchlässige Bodenplatte oder eine Kombi daraus so ziemlich alles sein.

    Stellt Euch auf einen niedrigen 5- stelligen Betrag nur für die Suche ein. Mag sein, es geht schnell(er) und damit billig(er), aber das wäre ein reiner Glückstreffer.

    Schadhafte/fehlende Abdichtung ist NICHTS für DIY, dass muss ein Profi machen!

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  • Ralf Dühlmeyer

    Danke für deinen Input, du meinst sicher das dritte Bild.

    Hier geht es raus zur Terrasse und zum Balkon. Es führt aber (sieht man im Bild nicht) noch eine Wand nach links von der Türe. Somit wird die Wand zur Innenwand.

    Die Feuchtigkeit sitzt also wirklich NUR in den Innenwänden, die aus Kalksandstein sind. An den Außenwänden im Keller (Beton) ist keine einzige feuchte Stelle, zumindest nicht offensichtlich.


    Grüße

    Gökhan

  • Somit wird die Wand zur Innenwand.

    Eine Wand ist entweder INNEN- oder AUSSENwand, aber wechselt diesen Status nicht wie ein Oktopus seine Färbung!

    zumindest nicht offensichtlich.

    Und ich dachte immer, Ingenieure beurteilen auf Grund von Fakten, nicht auf der Basis von Augenschein und Annahme


    Erst den Umfang ermitteln (auf GENAUER Basis), dann die Ursache und dann erst kommt die Lösung

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  • Es ist eine Innenwand.

    Die äußere Betonverschalung ist nicht feucht, da mit Feuchte Messgerät gemessen.

    Das Gerät schlägt bei den Innenwänden mit ca 70-80 aus. Das ist so ein Teil mit einer Kugel vorne von der Firma TFA Dostmann.


    Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sowas 6 stellige Summen als Sanierungskosten mit sich bringt?

    Uns geht es jetzt nur noch darum, ob wir weiter handeln oder aussteigen.

  • Bei einem Haus das 3 Jahre leer stand, würde ich auch Kondensat als Ursache nicht ausschließen. Unbeheizt, nicht gelüftet, da wird wohl jeder Keller "muffig".

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  • Nimm jmd mit, der sich mit sowas auskennt und sich das vor Ort anschaut. Architekt, Bauingenieur, Maurermeister o.ä..

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  • Wahrscheinlichkeit, dass sowas 6 stellige Summen als Sanierungskosten mit sich bringt?

    :haue:


    Wie hoch die wahrscheinlichen Kosten sind, kann man erst nach der Ursachenklärung sagen.

    Als worst case Szenario sind 6-stellige Zahlen sicher drin. Genauso gut kann es eine Leckage einer Wasserleitung sein, deren Leckwasser sich auf der Abdichtung ausgebreitet hat. Kosten der Reparatur < 5.000 €

    Wie gesagt: :haue:

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  • Den Aussagen von Ralf Dühlmeyer kann und sollte hier gefolgt werden.


    „Fertighäuser“ der 1960er und 1970 Jahre wurden meist auf einem von Dritten errichteten Keller bzw. einer Bodenplatte aufgestellt. Ihre bauartbedingte typische Schadstoffproblematik (Formaldehyd + Holzschutzmittel) ist völlig unabhängig vom Kellerbauwerk zu sehen.


    Nach meiner Erfahrung wird der Geruch von Formaldehyd in älteren Fertighäusern der genannten Zeit gelegentlich als „moderig“, „muffig“ oder „kellerartig“ beschrieben, ohne dass dort aber Schimmelpilzsporen in der Luft nachweisbar sind, welche man gemeinhin als Ursache dieser Gerüche erwartet.


    Feuchtigkeit lässt sich mit einfachsten „Messgeräten“ in relativ homogenen Baustoffen (Estrich, Mauerwerk, Putz, Holz) hinreichend genau orten und qualitativ bestimmen, so dass damit Bereiche erhöhter Feuchte auffindbar sind.


    Feuchtigkeit tritt in Gebäude typischerweise auf drei Arten auf:

    1. von außen flüssig durch die Gebäudehülle (Undichtigkeiten)
    2. von innen flüssig als bestimmungswidriger Austritt aus wasserführenden Leitungen (Undichtigkeiten)
    3. als Kondensation von Luftfeuchtigkeit an kalten Oberflächen bei lokaler Unterschreitung des Taupunktes

    In Kellern sind alle drei Ursachen grundsätzlich möglich und auch wahrscheinlich.


    Mauerwerk kann Feuchtigkeit besser kapillar weiter transportieren als Beton, auch senkrecht.


    Ich würde zuerst an allern betroffenen Wänden die vertikale Feuchteverteilung grob messen und in einen einfachen Grundriss eintragen.


    Typischerweise ist dabei entweder ein in gleichmäßiger Höhe verlaufender fast waagerechter „Feuchtehorizont“ erkennbar oder ein oder mehrere „Berge“. „Berggipfel“ markieren dann Eintrittspunkte von wenig Wasser aus Undichtigkeiten der Gebäudehülle an Außenwänden oder Austritt von Wasser aus Leitungen an Innenwänden. Ein gleichmäßiger Feuchtehorizont spricht für lange im Keller zurückgebliebenes Wasser aus einer starken einmaligen Havarie oder für einen kontinuierlichen Zutritt von Wasser (dauerhafter Austritt aus Leckage, Undichtigkeit Bodenplatte). Für Kondensatausfall spricht eine gleichmäßig großflächige Verteilung von wenig Feuchte an Außenwänden und die Möglichkeit der Zufuhr von größeren Mengen sommerlich warmer Außenluft.


    All das sollte eine sachverständige Person wissen, mit einem Zeitaufwand von nicht mehr als zwei Stunden messtechnisch überprüfen und dann interpretieren.


    Erst, wenn das Ergebnis vorliegt und damit hoffentlich bereits im ersten Anlauf die Ursache der feuchten Wandsockel geklärt wurde, sollte mit einer Trockenlegung begonnen werden.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • R.B. Formaldehyd wurde ja gemessen, allerdings kenne ich mich in den Bereich überhaupt nicht aus.

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  • Ja, aber der Messwert war jetzt nicht so hoch.


    41 ug/m3

    Der Grenzwert liegt bei 124µg/m³, Richtwert (Empfehlung) 100µg/m³.


    So gesehen ist also alles im grünen Bereich. Man kann sich natürlich selbst Gedanken darüber machen, ob man damit leben möchte. Es gibt ja auch Empfehlungen, bereits eine Konzentration von unter 0,02ppm (25µg/m³) als kritisch zu betrachten.

    Falls man sich an den 41µg/m³ stört, dann könnte man sich ja auf die Suche nach der Ursache bzw. den Ursachen machen, und diese beseitigen.


    Letzten Sommer habe ich mit einem Baubiologen gesprochen der fast nur Raumluftanalysen macht. Dabei wollte ich natürlich auch wissen, was für Erfahrungswerte er hat. Er war aber so ehrlich zu sagen, dass seine Messwerte nicht repräsentativ sind, da er ja meist nur dann gerufen wird, wenn es bereits einen Verdacht gibt, der sich invielen Fällen dann auch bestätigt.

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  • R.B. Formaldehyd wurde ja gemessen, allerdings kenne ich mich in den Bereich überhaupt nicht aus.

    Der Messwert liegt deutlich unter den kritischen Grenzwerten im Toleranzbereich. In neuen Holzhäusern ist der Wert meist höher.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Ok, wow da hat sich ja seit meiner letzten Antwort sehr viel getan - dafür möchte ich mich gesondert bedanken.

    Wir haben einen entscheidenden Nachteil bei der ganzen Sache:

    Wir haben gestern die offizielle Zusage von der Maklerin bekommen, dass wir das Haus für knapp 450.000€ bekommen.


    Mit der Durchführung des Schadstoffgutachtens am 24.04.2023 und dem Vorliegen der Ergebnisse zwei Wochen später am 10.05.2023 war es bereits die die "dritte" Besichtigung. Ich denke wir haben hier sicher irgendwo auch die Geduld etwas herausgefordert - wobei man dazu sagen muss, dass außer uns nur noch ein Paar an dem Objekt interessiert ist - für einen wohl weit unter unserem Gebot liegenden Preis (so viel konnten wir herauslesen).


    Ich habe vorhin mit einem Stuckateurbetrieb in der Umgebung gesprochen, ob sie prinzipiell für eine kurze Begehung kurzfristig verfügbar wären - das wird gerade geklärt.


    Wir haben eigentlich morgen Nachmittag einen Termin bei der Baufinanzierung, heute werde ich die Maklerin informieren, dass uns die Feuchtigkeit größere Sorgen als angenommen macht (hat sich so im Laufe der Tage entwickelt) und es am Ende ja schon einen Unterschied macht, ob die Instandsetzung 15.000 oder 150.000€ kostet - das ist immerhin unser Geld, was irgendwann durch Mühe verdient wurde und wird.

    Wenn Sie das prinzipiell ablehnt, dann werden wir zurücktreten. Das ist uns als Laien dann doch zu heiß.


    Der Vollständigkeit halber hier noch die gemessenen Schimmelsporen im Keller:


    Aspergillus Sect. Restricti (++)

    Aspergillus Sect. Versicolores (+)

    Penicillium spp. (+)

    Wallernia sebi (+)

    Actinobakterien sp. (+)


    +++ hohe Belastung

    ++ mäßige Belastung (Innenraumquelle wahrscheinlich)

    + leichte, aber deutlich Belastung (die Schimmelart ist für Feuchteschäden typisch)

    - keine Auffälligkeit oder durchschnittliche Belastung


    Zu jedem Schimmeltyp gab es eine kurze Beschreibung, gefunden wurde aber definitiv irgendwas im Keller (siehe oben die Ausprägung).

    Auf dem letzten Bild (Abstellkammer mit Holzregalen) sieht man auch, dass der Boden fleckig ist. Den habe ich natürlich nicht gemessen mit dem Feuchtemessgerät...


    Ich sags ja, eigentlich bräuchte es einen weiteren Termin bei so vielen Fragezeichen und so viel potentielles Geld, was im Spiel ist.



    PS: Wir haben übrigens natürlich vor ca. 4-5 Wochen schon bei der Fertighaus Firma bezüglich möglicher Infos über eingesetzte Mittel oder Baubeschreibungen angefragt => Kurze Antwort: Sie haben da keine Unterlagen / Infos mehr. Da kamen wir leider nicht weiter.

  • Was ich immer schreibe: Baubiologen können einem typischerweise nach einer Beprobung sagen, wie die einzelnen gefundenen Pilze mit Vornamen heißen, aber nicht, wo die Feuchtigkeit genau ist und wo sie herkommt. Ich als bauphysikalisch interessierter Architekt weiß nie, wie die Pilze heißen, kann aber immer sagen, ob und wo es feucht ist, manchmal im ersten Anlauf auch schon, wo die Feuchte herkommt, oft erst im zweiten, oder dritten.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • ob die Instandsetzung 15.000 oder 150.000€ kostet

    Das hängt auch vom zu erreichenden Ziel ab.

    Ein Keller wie zu Oma´s Zeiten als Lager für Kartoffeln, Konserven und Selbsteingekochtes?

    Oder

    Ein Keller in Aufenthaltsraum-Qualität als Fitnessraum, für die Modellbahn, das Heimkino, das Tonstudio?


    Bei ersterem ist das Ziel leichter und preiswerter als bei zweiterem zu erreichen.

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