Baupreise und Auftragslage

  • Moin allerseits,


    das Thema ist ja an sich nicht so ganz neu, hier hat der Spiegel aber mal ein paar schöne Zahlen zusammengefasst, die es einem himmelangst werden lassen:


    Baupreise: Ökonomen fordern Steuersenkungen: Baupreise für Wohngebäude steigen weiter stark an - DER SPIEGEL


    Es ist für mich schon erstaunlich, dass nach der Preisrallye der letzten beiden Jahre es wohl immernoch steil nach oben geht. Und es verwundert mich. Einige Hersteller (z.B. WDVS) hatten die Preise bis zu dreimal im Jahr erhöht. das ging irgendwie. Ukraine, kein Gas aus Russland....alles wird teurer. Pech sozusagen. Nun aber zeichnet sich durch die überhitzten Preise und gleichzeitig steigenden Zinsen ein harter Abschwung auf. Und dennoch gehen die Preise weiter nach oben. Da wird sich die Industrie bald verwundert die Augen reiben, dass ihnen keiner mehr den Krempel abkauft.


    In meinem Umfeld, also das was ich mitbekomme, werden reihenweise Projekte auf Eis gelegt.

  • Ich vermute, dass die Übertreibung bei den Preisen erst mit Verzögerung korrigiert wird. Irgendeine Ausrede findet sich immer, Inflation usw. und so lange man Aufträge in den Büchern hat juckt einem das erst einmal nicht. Bevor dann die Preise korrigiert werden, wird erst einmal gejammert, wie schlecht es einem geht weil die Aufträge rückläufig sind. Erst wenn das vorüber ist, werden die Preise wieder sinken.


    Aktuell ist ja Berichtsaison, da kann man sich anschauen, wie die Gewinne bei den großen Unternehmen sprudeln. Die Dividentenausschüttungen sind auf Rekordniveau. Natürlich gibt es Firmen die schon seit jahren am Abgrund stehen, und heute sind sie einen Schritt weiter. Die meisten Unternehmen jedoch sollten nicht klagen. Wer mal so nebenbei 5-10% Dividentenrendite generieren kann, der muss nicht jammern.

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  • Grössere Projekte werden bei uns kaum mehr angefragt. Ich kenne direkt 4 Projekte, die wegen zu hohen Preisen erst mal auf Eis gelegt wurden. Selbst voll durchgeplant. Durch die höheren Zinsen gibt es wohl deutlich weniger Verkäufe.

  • Man kann sich auch freuen, wenn der Anstieg nur leicht nachlässt.


    Zitat

    06.04. 09:07 dpa-AFX: Baupreisschub in Deutschland schwächt sich etwas ab

    WIESBADEN (dpa-AFX) - Die Baupreise in Deutschland haben weiter angezogen. Immerhin verlangsamte sich der Preisanstieg im Februar etwas, wie aus den jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Nach Angaben der Wiesbadener Behörde vom Donnerstag lagen die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude in dem Monat um 15,1 Prozent über dem Niveau von Februar 2022. Im vorherigen Berichtsmonat November hatte der Zuwachs binnen Jahresfrist noch 16,9 Prozent betragen. Im Vergleich zum November 2022 erhöhten sich die Baupreise im Februar 2023 um 2,7 Prozent.


    Besonders groß war der Preisanstieg bei Arbeiten am Dach (plus 17,1 Prozent). Erdarbeiten waren im Februar des laufenden Jahres 14,9 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, Mauerarbeiten verteuerten sich um 12,7 Prozent. Ein Grund für die gestiegenen Kosten ist, dass Baumaterialien sich teilweise stark verteuert haben. Alle Preisangaben beziehen sich nach Angaben des Bundesamtes auf Bauleistungen einschließlich Mehrwertsteuer./ben/DP/jha

    Die Preissteigerungen beim Material hat man schon einmal als Ursache gefunden. Ich behaupte, da gönnt sich aktuell jeder einen Schluck aus der Pulle.

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  • Ja das ist wirklich nicht nett zur Zeit.


    Die Materialpreise sind das eine, die Lohnkosten das andere.

    Bei uns liegen die Gesellen um die 25€ die Stunde, da ist ein Stundenverrechnungssatz von 70€ netto eigentlich schon zu wenig, abhängig natürlich von der Kostenstruktur im Unternehmen.


    Ich hatte das die letzte Zeit schon öfters, dass Neubauten sowie Sanierungen abgeblasen wurden, weil es schlicht nicht leistbar war.

    Wenn eine Dachsanierung am EFH inkl. Gerüst, Blech, Dämmung um die 90T€ liegt, geht das eben nicht mehr für jeden Geldbeutel.

    Da erschrickt man zum Teil selbst, wenn man die Endsumme sieht. Sowas wäre vor 5 Jahren noch für 50T€ problemlos möglich gewesen.

    Dazu dann noch bei uns in BW die PV-Pflicht. Auch wenn es unzweifelhaft sinnvoll ist, dafür nochmal 20T€ on Top, da steigen dann die meisten irgendwann aus.


    Und ich behaupte jetzt einfach mal, dass ich seriös kalkuliere und nicht den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen will.

    Es bleibt spannend...

  • Bei uns gehen mit zunehmender Zahl seit einigen Monaten wieder Bewerbungen von Baufirmen ein, nachdem es vorher jahrelang umgekehrt aussah, also wir eher händeringend auf Auftragnehmersuche waren. Von mehreren großen bis sehr großen Büros weiß ich, dass bei ihnen in den vergangenen ca. 9 Monaten zahlreiche kommerzielle Projekte mittelfristig eingefroren oder langfristig gestoppt wurden. Mehrere der großen Büros haben entweder Kurzarbeit angemeldet oder gleich für eine langfristig angelegte Umstrukturierung Mitarbeitende entlassen. An uns langfristig unterbeauftragte Teilleistungen wurden storniert bzw. werden länger nicht ausgeführt werden.


    Umgekehrt werden bei uns schon länger vorbereitete Projekte öffentlicher oder halböffentlicher Auftraggeber, die bisher wegen erwarteter massiver Unterbudgetierung durch Kostensteigerungen ruhten, nun plötzlich doch realisiert.


    Preissteigerungen haben wir gegenüber dem letzten Jahr nur noch marginal beobachtet. Dazu kommt aber in B ein einsetzender leichter Rückgang der Immobilienpreise, dessen Wirkung auf die Baukosten mir persönlich noch nicht klar ist.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Ja das ist wirklich nicht nett zur Zeit.


    Die Materialpreise sind das eine, die Lohnkosten das andere.

    Danke , das wurde weiter oben nicht wirklich genannt.

    Das kommt ja jetzt erst so richtig. Die Gewerkschaften setzen sich jetzt erst durch und somit kommen die Kosten dann erst so richtig.

    Da war die Steuerfreie Inflationsausgleichsregelung noch Kindergarten. Es ist ein langer Weg bis unten was ankommt.

    Das zeigt der Index des Baugewerbes Lohn. Der ist in den letzten 9 Monaten um gerade mal 5% im Schnitt gestiegen,

    Wir haben Chaos und Bürokratie, Made in made in Germany, Propaganda und Poesie, Made in Germany

    Wir können am Glücksrad die Geschichte drehen, auf Stelzen über Leichen gehen, Bis zum Mittelmeer mit Feuer spucken, die Eins am Schießstand und Autoscooter...Made in Germany

  • Wenn eine Dachsanierung am EFH inkl. Gerüst, Blech, Dämmung um die 90T€ liegt, geht das eben nicht mehr für jeden Geldbeutel.

    .................

    Dazu dann noch bei uns in BW die PV-Pflicht. Auch wenn es unzweifelhaft sinnvoll ist, dafür nochmal 20T€ on Top, da steigen dann die meisten irgendwann aus.



    Da bewegt man sich schnell in Größenordnungen die einen "normalen" Haushalt überfordern. Dann helfen auch keine billigen Kredite oder Fördermittel. Die Folgen sind auch klar. Die Sanierung wird hinausgeschoben bis man keine Eimer mehr hat die man unter´s Dach stellen könnte, es wird notdürftig selbst geflickt, oder es wird der "befreundete Nachbar" beauftragt. Bei älteren Hauseigentümern hört man dann schon mal den Spruch "mich hält die Hütte noch aus, und nach mir die Sintflut".


    Tja, und man darf nicht vergessen, dass es hier "nur" um das Dach geht, man soll ja auch noch Fenster und Fassade sanieren, Wärmepumpen einbauen, also die komplette Heizungsanlage erneuern, und wenn unsere Politiker feststellen sollten, dass sie ihr Ausbauziel bei der Windkraft niemals erreichen können, kommt vielleicht auch noch die Pflicht, dass sich jeder ein Mini-Windkraftrad auf´s Grundstück stellen soll (ob sinnvoll oder nicht, das spielt hier sowieso keine Rolle).

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  • … man darf nicht vergessen, dass es hier "nur" um das Dach geht, man soll ja auch noch Fenster und Fassade sanieren, Wärmepumpen einbauen, also die komplette Heizungsanlage erneuern …

    Ja, die geknechteten und vom Staat und Handwerkern abgezockten Immobilienbesitzer müssen einem schon leidtun. (Ich bin auch einer, fühle mich aber nicht abgezockt.)


    Ich begleitete schon seit ein paar Monaten beratend Kaufinteressierte bei der Suche nach einem großen EFH im westlichen Niedersachsen. Sie suchen dort ein Haus für zwei oder vielleicht sogar drei Generationen mit ÖPNV-Anbindung und großem Garten. Es gibt einige Objekte, die mit 200 m2 Wohnfläche oder mehr groß genug sind. Diese Häuser haben aber im Wortsinne unabhängig vom Baujahr alle das selbe Problem: Sie sind energetisch auf einem Stand irgendwo zwischen 1960, meist 1970 und eher selten 1990 und haben alle einen deutlichen Instandhaltungs- oder Sanierungsrückstand. Durchweg sind die Dächer seit 30 - 50 Jahren nicht mehr instand gesetzt worden, die Heizungen mindestens seit 20 Jahren nicht mehr. Die Eigentümer sind oder waren zuletzt 80 bis über 90 Jahre alt und haben bis zum letzt möglichen Tag im unsanierten Haus gelebt.


    Letzteres erklärt auch den Sanierungsrückstand: Bei Erwerb oder Bau der Immobilien waren die heutigen Eigentümer mit 30 - 50 Jahre im Zenit ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und haben die Objekte rund um den Bezug ihren Bedürfnissen und dem Zeitgeschmack angepasst. Mit vollständiger Tilgung der Hypothekendarlehen sank dann die wirtschaftliche und körperliche Kraft und die Immobilien wurden zunehmend auf Verschleiß genutzt, irgendwann mit eintretender Pflegebedürftigkeit oder Demenz schließlich de facto aufgegeben, maximal noch zu einem kleineren Teil beheizt und bewohnt - wegen der hohen Betriebskosten.


    Beim Verkauf wird von den Erben heute der Sanierungsrückstand bei der Preisfindung gerne ebenso ignoriert, wie die ländliche Lage, so dass sich der Verkauf oft lange hinzieht, weil die Nachfrage zum geforderten Preis gegen Null geht.


    Genau dem Umstand wird schon das bestehende GEG nach meinem Verständnis durch die Sanierungspflicht erst bei Veräußerung gerecht. Auch insofern verstehe ich die aktuelle Aufregung nicht.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • (Ich bin auch einer, fühle mich aber nicht abgezockt.)

    Du hast aber einen entscheidenden Vorteil, kannst (beruflich bedingt) die aufgerufenen Preise als real oder utopisch sehr schnell einschaetzen. Das ist nicht jedem Immobilienbesitzer gegeben. Die Preisspanne zwischen "Angebot Handwerker" und " Kostenberechnung Planer" kann mitunter sehr sehr gross sein.

  • Die Preisspanne zwischen "Angebot Handwerker" und " Kostenberechnung Planer" kann mitunter sehr sehr gross sein.

    Das ist richtig und trat in den vergangenen anderthalb Jahren sicher öfter auf. Aber „Planer“ dürfte es doch bei der energetischen Sanierung nur in einem Teil der Fälle geben, egal, wie man das findet.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Aber „Planer“ dürfte es doch bei der energetischen Sanierung nur in einem Teil der Fälle geben, egal, wie man das findet.

    Im Bereich EFH/ MFH wird es ausser einem sogenannten Energieeffizienzexperten oder Energieberater kaum jemanden geben, der sich mit "Planung" befasst, richtig.


    Bei öffentlichen AG kenne ich die Abweichung Angebot - LV auch aus der anderen Sicht. Bauherr fragt nach Angebot bei Handwerker, erkennt dann, das die Kosten in einem Bereich liegen, der eine Ausschreibung erfordert. Und wundert sich, das der LV-Angebotspreis dann unter dem zugrundeliegenden Angebot liegt.

  • zum preisgefüge:

    als unsere vorfahren bauten, sind denen die gebratenen dachpfannen in den mund geflogen? nein. ich finde, wir haben nicht nur am bau eine misere - aber diesmal trifft es eben immer mehr (auch) die auftraggeber.

    Instandhaltungs- oder Sanierungsrückstand

    das ist der punkt und dafür gibt es durchaus mehrere gründe - mangelndes interesse am erhalt gehört auf jeden fall dazu, interessant sind weitere hintergründe oder randbedingungen. es mag an mir liegen, aber ich habe noch keine verarmten hausbesitzer kennengelernt, sehr wohl aber welche, die eisern geschuftet und gespart haben - aber auch solche, denen ihr neues 100k-auto wichtiger ist, als erhalt und pflege der immobilie.


    LV-Angebotspreis dann unter dem zugrundeliegenden Angebot

    mach dir keine sorgen, ich kenne angebote (auf "faire" lv´s hin), die liegen so hoch, dass ich persönlich die ausschreibung am liebsten aufheben würde - wegen frivolen bietern. aber manche ag müssen ja froh sein, überhaupt angebote zu kriegen. in den fällen muss auch keiner mehr nachtarocken ..

  • als unsere vorfahren bauten, sind denen die gebratenen dachpfannen in den mund geflogen?

    Man muss hier unterscheiden zwischen Neubau und (erzwungener) Sanierung. Die Schieflage entsteht doch dadurch, dass ein Bestandsgebäude saniert werden soll (muss), und die Sanierungskosten den Wert des Gebäudes überschreiten, sich aber in der Wertsteigerung nicht entsprechend bemerkbar machen. Die Eigentümer, die in den meisten Fällen noch die Kredite vom Kauf/Neubau abzahlen müssen, sollen nun ihre Schulden mal locker verdoppeln, und anstatt bis zur Rente schuldenfrei zu sein, ist es wahrscheinlich, dass auch die Erben noch die Schulden tilgen dürfen.


    Wer vor sagen wir mal 10 jahren ein Haus in der Preisklasse 250-350T€ gekauft hat, der soll nun ein Dach sanieren (80T€), die Fassade sanieren (50-70T€), neue Fenster und Türen einsetzen (40-50T€) und eine neue Heizungsanlage installieren lassen (noch einmal 40-50T€). Bei damals festgelegten 2% anf. Tilgung sitzt er aktuell noch auf einem Schuldenberg von grob 230T€, und hat noch 20 Jahre vor sich um die Restschuld zu tilgen. Andere zahlen schon 20 jahre und sehen mit noch ausstehenden 10 jahren bereits das Licht am Ende des Tunnels. Viele Hauskäufer sind in der Altersklasse um die 30 Jahre, und sie kalkulieren mit grob 30 Jahren "Schulden zahlen" damit sie bis zur Rente schuldenfrei sind.


    Ohne Kredit können die meisten Menschen so eine Belastung gar nicht schultern, wobei zu überlegen ist, wer so eine Kreditsumme überhaupt bewilligt bekommt, vor allen Dingen wenn er parallel ja noch seine immobilie abbezahlen soll. Die Vermögenssituation in Deutschland zeigt doch sehr schön, dass die meisten Menschen in diesen Altersgruppen im Durchschnitt nur über ein geringes Finanzvermögen verfügen (laut dt. Bundesbank 2019 in der Altersgruppe 34-54 waren es im Durchschnitt < 10T€ auf Giro und < 25T€ auf Sparkonten, Anlagen wie Aktien, Anleihen etc. zwischen etwa 20 und 30T€ ). In diesen Finanzanlagen steckt auch die private Rentenvorsorge. Das eigentliche "Vermögen" der Haushalte steckt also in der teilweise schon abbezahlten Immobilie, und meist geht ein nicht unerheblicher Anteil des laufenden Einkommens für die Finanzierung drauf, so dass es gar nicht möglich ist, ein größeres Finanzvermögen anzusparen.


    Natürlich handelt es sich dabei um Durchschnittswerte, und es gibt Haushalte die können auch 100T€ oder 200T€ zusätzliche Belastung mal so locker wegstecken, doch denen stehen auch Haushalte gegenüber, die bei größeren Reparaturen am Haus bereits an ihre finanziellen Grenzen stoßen. Der Einfluss der vermögenden Haushalte auf die Durchschnittswerte ist ja bekannt.


    Und weil Du unsere "Vorfahren" angesprochen hast, da muss ich ja zwangsläufig an meine Eltern und Großeltern denken. Zu dieser Zeit lagen die Bauzinsen noch bei über 10%, und für die meisten Haushalte galt, zumindest in den mir bekannten Regionen, eine Schallmauer von 100TDM als das Maximum was man als "normaler Haushalt" finanzieren konnte (ja ich weiß, auch damals gab es schon Haushalte mit höheren und niedrigeren Einkommen). Wie dann die Häuser gebaut wurden, das dürfte hinlänglich bekannt sein, da wurden alle Register gezogen um Geld zu sparen. Ich kenne Maurer, die haben an den Wochenenden mehr Häuser gebaut als während der regulären Arbeitszeit bei ihrem Arbeitgeber, und im Gegenzug hatten sie bei ihrem eigenen Hausbau immer eine Menge kostenloser Helfer und Handwerkskollegen, und ein schönes Taschengeld um "fremde Helfer" zu bezahlen.


    Gut, im Stadtzentrum von München stelle ich mir das schwieriger vor, aber dort wurden auch wenige EFH gebaut im Vergleich zu den Ortschaften "auf dem Land".

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  • Ich weiß, dass das folgende wieder überheblich klingen wird, weil meine Familie offensichtlich zu den besser verdienenden gehört, aber zu den finanziellen Aspekten trotzdem folgende Anmerkungen:


    Ich weiß nicht, wie meine Großeltern mein Elternhaus finanziert haben, wohl aber wie meine Eltern den Umbau, nachdem mein Opa gestorben war, finanziert haben. Ähnlich haben auch meine Frau und ich finanziert. Nämlich so, dass zw. Ende der Rückzahlung und Beginn der Rente noch ausreichend Luft ist, um Kapital für dann fällige Reperaturen aufzubauen. Ich habe noch nie verstanden, wie man sich auf eine Finanzierung einlassen kann, die quasi mit dem Tag des Eintritts in die Rente ausläuft.

    Selbst bei einem Neubau werden nach diesen 30 Jahren die ersten größeren Reparaturen fällig, wie Dach, Fassade, Heizung.

    Solche "Finanzierungsmodelle" sind IMHO der Grund, warum es auf dem Markt soviel Häuser gibt, die sanierungstechnisch auf dem Stand des Baujahrs stehengeblieben sind: Die Besitzer hatten sich beim Bau eigentlich übernommen und hatten nie die Gelegenheit, Kapital für notwendige Reperaturen/Sanierungen aufzubauen.

    Das ist, was ich in einem anderen Thread damit meinte, dass man sich ein Haus auch leisten können muss.

    Dabei kann ich selbstverständlich jeden verstehen, der ein eigenes Haus besitzen möchte. Man muss aber auch realistisch genug sein, dass man sich nicht in jedem Fall eins leisten kann. Hatten wir kein Haus gefunden, dessen Kaufpreis nicht innerhalb des von uns gewünschten Zeitraums zurückgezahlt werde kann, würden wir immer noch zur Miete wohnen.

    So, jetzt könnt ihr ob meiner Arroganz auf mich einprügeln ;)

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)


    Rings um euch liegt die weite Welt: Ihr mögt euch einzäunen, aber euer Zaun wird sie nicht fern halten. (J.R.R. Tolkien, Derr Herr Der Ringe, Erster Teil: Die Gefährten)

  • Ich habe noch nie verstanden, wie man sich auf eine Finanzierung einlassen kann, die quasi mit dem Tag des Eintritts in die Rente ausläuft.

    Das mag vielleicht daran liegen, dass die Käufer von Immobilien im Durchschnitt älter werden. Vor xx Jahren haben Jugendliche mit 14-15 Jahren ihre beruflich Ausbildung begonnen, mit 18 hatten sie ihren Abschluss in den Händen und konnten "Geld" verdienen. Nach einigen Jahren hatten sie dann einen kleinen Grundstock angespart (typ. Bausparverträge mit ca. 7 Jahren bis zur Zuteilung) und konnten sich auf die Suche nach einem Grundstück oder einer Immobilie machen. Diese Gruppe von Hauskäufern/Bauherren wird aber immer kleiner, dafür steigt die Gruppe der älteren Käufer. Immer mehr Jugendliche investieren viel Zeit in Schule, Berufsausbildung, und bis sie dann in Arbeit sind und etwas Geld ansparen konnten, sind sie in der Altersgruppe 30+. Wenn man dann bei den niedrigen Zinsen mit 2% anf. Tilgung rechnet, ist man schnell bei 35 Jahren Gesamtlaufzeit, und ich möchte nicht wissen, wieviele Finanzierungen mit 1% gemacht wurden.


    Ich kann mich an Finanzierungen vor über 30 Jahren erinnern, da haben Bauherren mit 1% (üblich) oder gar 0,5% anf. Tilgung finanziert. Man hat sich das schöngerechnet, indem man mit steigendem Einkommen gerechnet hat, und dann könnte man ja den Tilgungsanteil erhöhen (die üblichen Diskussionen zur Sondertilgungsoption usw.). Den Banken ist das egal, Hauptsache der Kreditnehmer kann schön regelmäßig seine Raten bezahlen, die ja zum größten Teil aus Zinsen bestehen. Ein EFH steigt langfristig im Wert, zumindest das Grundstück in 99,9999999% der Fälle, so dass die Sicherheit für die Bank kein Problem ist. DIe Kreditnehmer zahlen schön brav ihre Raten und schauen ja nicht ständig wie sich die Restschuld entwickelt. Sobald dann die Zinsbindung vorüber ist, wundern sie sich, dass sie in 10 Jahren nur so wenig getilgt haben.


    Deswegen habe ich schon oft geschrieben, dass man unterscheiden muss, ob man eine Immobilie zur Eigennutzung baut, oder als Kapitalanlage bzw. Renditeobjekt.

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  • Wer vor sagen wir mal 10 jahren ein Haus in der Preisklasse 250-350T€ gekauft hat, der soll nun ein Dach sanieren

    Zitat

    Die Pflicht gilt dann erst im Fall eines Eigentümerwechsels nach dem 1. Februar 2002. Die Frist zur Pflichterfüllung beträgt zwei Jahre ab dem ersten Eigentumsübergang nach dem 1. Februar 2002.

    Früher hat man Götter gesagt, heute sagt man Internet.


    Herbert Achternbusch RIP

  • Es geht um die Notwendigkeit einer Gebäudesanierung, also Dämmung, damit ein Betrieb mit einer WP möglich ist.

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  • Es geht um die Notwendigkeit einer Gebäudesanierung, also Dämmung, damit ein Betrieb mit einer WP möglich ist.

    Für den der nach 1.2.2002 war innerhalb von zwei Jahren eine Dämmung Sanierung der obersten geschossfläche ergo Dach Pflicht! (ausnahme nachzuweisende unwirtschaftlichkeit ergo aufwand)

    Wenn er dem nachgekommen ist muss er für ne Wärmepumpe das dach eher nicht nochmal sanieren.

    Du zählst das aber auf!

    Früher hat man Götter gesagt, heute sagt man Internet.


    Herbert Achternbusch RIP

  • Die Ausnahmen sind bekannt bzgl oberster Geschossdecke? Da bleibt nicht mehr viel übrig und bei den anderen ist es zumeist echt die billigste und einfachste Sanierung, die auch noch wirklich viel bringt.

    Nothing is forever, except death, taxes and bad design


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  • Macht schon jetzt keiner bei der obersten Geschossdecke.

    Nothing is forever, except death, taxes and bad design


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  • Da passt was nicht zusammen.

    Wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass. kleinster Wähler- Politikerkonsens / beliebt

    bezieht sich eher auf die ausnahmetatbestände als strafen

    Off-Topic:

    (btw der klagefähige umweltverband der die energiewende in BY am meisten mit klagen behindert ist quasi von der csu)


    Wir haben die letzten 10 jahre BAusinsenmässig im Paradies gelebt

    1990 waren fasst noch 10% fällig sonst auch eher 7%

    Verdient wurde doch auch gut tjy ungleich aber da gilt der obige satz.

    Der hiesige Holzsägerkrösus ist nicht nur in der Lage Wälder mässig in schweden und finnland abzusichern, sonder setzt noch auf das Zimmerer komplettangebot.

    Der ist so liquide das es selbst bei klammeren bauherrenkassen die Zimmererkonkurenz zu unterbieten und vom markt zudrängen kann . Vom Pulver zum Marketing mal ganz abgesehen.

    Früher hat man Götter gesagt, heute sagt man Internet.


    Herbert Achternbusch RIP

  • Wer soll die ganzen Umrüstungen / Sanierungen kontrollieren?

    das muss niemand kontrollieren, das regulieren die energiepreise.

    das sollte aber keine überraschung sein.

    überraschend finde ich dagegen, dass neubauten immer noch knapp am energetischen minimum entlang ausgelegt werden (auch wenn das mit den anforderungen vor 20 jahren kaum vergleichbar ist).

  • überraschend finde ich dagegen, dass neubauten immer noch knapp am energetischen minimum entlang ausgelegt werden

    Das wundert mich nicht. Je teurer ein Gewerk wird, um so mehr wird versucht zu sparen, und es ist absehbar, dass irgendwann auch noch alle Tricks ausgepackt werden um die gesetzlichen Anforderungen gerade noch so zu erfüllen. Im Gegensatz zu öffentlichen Auftraggebern kann der private Bauherr Preissteigerungen nicht so einfach wegstecken, schließlich muss er die Kohle auch verdienen und Kredite bezahlen. Bei den Preissteigerungen ist selbst eine eingeplante Reserve schnell verbrannt, und dann geht es an´s Eingemachte.

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  • na, dann werden wohl demnächst immobilienpreise bröckeln. die gestiegenen/steigenden zinsen werden auch ihren beitrag leisten. schön, wenn man einen alten 30-jährigen darlehensvertrag hat mit 10-jähriger zinsbindung.

    die bank gewinnt immer.

  • Gegen die Bank würde ich auch nicht wetten. ;)


    Die Immobilienpreise sind bereits in Bewegung, das spüren zuerst die Käufer/Verkäufer in Regionen in denen es zu starken Übertreibungen kam. Wie weit die Preise abwärts gehen werden, das bleibt die spannende Frage.

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  • Wer soll die ganzen Umrüstungen / Sanierungen kontrollieren?


    Ja, aber Strafen androhen. Da passt was nicht zusammen.

    Ohne definierte Strafandrohung hält sich kaum eine Person über dem 8. oder 10. Lebensjahr an Regeln. Ohne jegliche Überwachung bringt aber auch die schlimmste Strafandrohung nichts. Wie intensiv die Kontrolle, wie groß der Verfolgungsdruck ist, schwankt dabei natürlich, siehe Radarkontrollen und Ampelblitzer im Straßenverkehr, siehe

    Wenn Du bei Rot über ne Ampel fährst wird dir auch eine Strafe angedroht, obwohl du nur selten kontrolliert wirst.

    und siehe mein Bericht von der Überwachung der Energieausweise. Aber es gibt gelegentliche Kontrollen. Beim GEG kommt deswegen bei größeren BV ja auch aus gutem Grund die Prüfingenieurin mehrfach auf der Baustelle vorbei.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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