Klinkerfuge farblich anpassen

  • Servus allerseits,


    gibt es technisch irgendwelche Gegenargumente einen zementgrauen, zu hellen Mauermörtel mit Kohlenstaub (zermahlene Holzkohle) farblich leicht abzudunkeln, um diese den Bestandsfugen anzupassen?


    Unverträglichkeiten zwischen Kohlenstoff und Zement gibt's sicherlich keine, oder?

  • Unverträglichkeiten zwischen Kohlenstoff und Zement gibt's sicherlich keine, oder?

    Mir fallen erst mal keine zwischen den reinen Stoffen ein.
    ABER:

    Kohlenstaub

    enthält meines Wissens nach nicht unerhebliche Mengen Schwefel, die können natürlich zur Ettringitbildung (Sulfattreiben) führen.

    Die Pigment(Bauchemie)industrie bietet so viele farbige Zuschlagstoffe auch in Kleinstmengen an, dass es sich quasi nicht lohnt, wegen 3-4€ Ersparnis die Fugen wieder auskratzen, oder gar neu aufmauern zu müssen. Das steht zumindest nicht im Verhältnis zum Stundenlohn, geschweige denn den Zementkosten (billiger wirds auf absehbare Zeit nicht mehr).
    Alleine für das Gewissen würde ich entsprechend farbiges Gesteinsmehl oder Mineralgemisch nehmen, statt mich auf Experimente einzulassen. Perfekt bekommt man es eh nicht an den Bestand angeglichen.

  • ... gibt es technisch irgendwelche Gegenargumente einen zementgrauen, zu hellen Mauermörtel mit Kohlenstaub (zermahlene Holzkohle) farblich leicht abzudunkeln, um diese den Bestandsfugen anzupassen?

    Ich vermute, das organische Material Kohlenstaub hat im bewitterten Außenbereich eine eher kurze Überlebensdauer - wobei, verkohltes Holz hält sich ungestört in feuchter Umgebung sehr viele länger als rohes Holz. Da Holzkohle sehr reaktionsfreudig ist, könnte ich mir Reaktionen mit anderen Mörtelbestandteilen vorstellen. In Beton (also quasi Zementmörtel, extrem hoher pH-Wert) wird die Anwesenheit jeglichen organischen Materials vermieden, selbst von Glas.


    Kurz: Gute Frage, ich weiß aber leider keine Antwort!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


    Der Betreiberverein dieses Forums freut sich über Spenden von Fragenden, denen hier kostenlos geholfen wurde. Kurze Wege führen über Paypal oder eine Banküberweisung. Beiträge und Beitragsteile als Moderator ab 04/23 kursiv gesetzt.

  • Normalerweise wäre ich auf Fertigpigmente gegangen, aber der Mörtel muss nur minimal abgetönt in Nuancen werden.


    Berichte die Tage mal, wenn der Mörtel abgebunden hat und die Feuchtigkeit raus ist,

    den Vergleich zum Mörtel ohne Zusatz habe ich ja gleich daneben an der Laibung.


    Der Zusatz ist auch nur minimal, 2 Hände Kohlenstaub auf einen ganzen Mörteleimer.

  • Für alle die es interessiert, der Trick mit der Holzkohle funktioniert perfekt, mit Holzkohlebriketts in der Kaffeemühle zerkleinert als Zusatz lässt sich die Fugenfarbe bei Bestandsklinker sehr exakt und reproduzierbar treffen.


    Zunächst muss man schauen, ob für die Bestandsfuge gelblicher Zementmörtel oder grauer Zementmörtel genutzt wurde, entsprechend diesen als Ausgang wählen.


    Das eigentliche Problem ist nun die Farbe zu treffen, weder der trockene Mörtel noch der nasse Mörtel geben den Farbton wieder.


    Also erstmal nach Gefühl (1:10 - 1:30) paar Tests mischen, daraus Kekse formen und ab in den Backofen, nach 30 Minuten ist der Mörtel trocken und man kann direkt an der Fuge testen.


    Im Beispiel ist die Fuge noch am Abtrocknen, bei den fertig gemauerten, nachträglichen Fensterlaibungen ist kein Unterschied sichtbar. 🙂👍


    An der Verarbeitbarkeit oder Härte ist auch kein Unterschied ersichtlich, alles top.

  • Und wie lange hält die Holzkohle Regen, Frost und UV-Licht stand?

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


    Der Betreiberverein dieses Forums freut sich über Spenden von Fragenden, denen hier kostenlos geholfen wurde. Kurze Wege führen über Paypal oder eine Banküberweisung. Beiträge und Beitragsteile als Moderator ab 04/23 kursiv gesetzt.

  • Und wie lange hält die Holzkohle Regen, Frost und UV-Licht stand?

    Die Dauerhaftigkeit wurde doch schon in #3 ignoriert ;)


    Ich habe es in der Lehre schon eingetrichtert bekommen, dass organische Baustoffe in Mörtel und Beton nichts zu suchen haben. Im Studium wurde es nochmals eingehämmert.


    In der Praxis wurde es später bestätigt.


    Es dauert aber und man wäre als Ausführender aus dem Gewährleistungsfrust vermutlich schon raus ;)

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Na ja, Holzkohle ist ja nicht mehr organisch, sondern weitgehend reiner Kohlenstoff. (wenn richtig hergestellt) Und das Kohlenstoff ausbleicht, wäre mir neu. (Klar, ausgewaschen kann er werden. Insofern bleibt ein Restrisiko.)

  • Na ja, Holzkohle ist ja nicht mehr organisch, sondern weitgehend reiner Kohlenstoff. (wenn richtig hergestellt)

    Wird nicht gerade die Beteiligung von Kohlenstoff als das konstituierende Merkmal der "organischen Chemie" gesehen?

    Und das Kohlenstoff ausbleicht, wäre mir neu. (Klar, ausgewaschen kann er werden. Insofern bleibt ein Restrisiko.)

    Ich hatte ja als Frage formuliert, ob Holzkohle in dieser hoch alkalischen Umgebung und unter Einfluss von Wasser + Kälte dauerhaft beständig ist. Ich weiß es nicht. Im Baugrund wird Kohle direkt unterhalb der Gründung aber als hoch problematisch gesehen und entweder entfernt oder "überbrückt", wenn die Einlagerungen klein sind. Klar ist das ein anderer Maßstab. Deshalb habe ich ja auch nur gefragt.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


    Der Betreiberverein dieses Forums freut sich über Spenden von Fragenden, denen hier kostenlos geholfen wurde. Kurze Wege führen über Paypal oder eine Banküberweisung. Beiträge und Beitragsteile als Moderator ab 04/23 kursiv gesetzt.

  • organischen Chemie

    Das ist die Chemie der Kohlenwasserstoffe.


    Ob Kohlenstoff im Mörtel eine gute Idee ist, kann ich nicht beantworten. Solange er nicht mit anderen Stoffen reagiert, mag das sein. Ich würde es nicht empfehlen, habe da aber kein Detailwissen.

    __________________
    Gruß aus Oranienburg
    Thomas

  • Das ist die Chemie der Kohlenwasserstoffe.

    stimmt

    Die organische Chemie (kurz OC oder häufig auch Organik) ist ein Teilgebiet der Chemie. Darin werden die chemischen Verbindungen behandelt, die auf Kohlenstoff basieren, abgesehen von einigen Ausnahmen wie manchen anorganischen Kohlenstoffverbindungen und dem elementaren (reinen) Kohlenstoff.

    Beim Nachschlagen hatte ich nur bis "auf Kohlenstoff basieren" gelesen. Tssss

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


    Der Betreiberverein dieses Forums freut sich über Spenden von Fragenden, denen hier kostenlos geholfen wurde. Kurze Wege führen über Paypal oder eine Banküberweisung. Beiträge und Beitragsteile als Moderator ab 04/23 kursiv gesetzt.

  • Ja aber.......

    Russ wird bei der reifenherstellung zum schwärzen genutzt, dürfte aber eine andere Nummer sein, weil die brühe ja durch das panschen chemisch stabil wird.

    Im bewitterten mörtel hätte ich schon noch bedenken

    die vernunft könnte einem schon leid tun....

    sie verliert eigentlich immer

  • Kohlenstaub wird dem Zement wohl auch beigemischt, um diesen feuerfest zu machen.

    Im Grunde besteht fast jeder schwarze Farbstoff aus Ruß oder Kohlenstoff, ich sehe da überhaupt keine Probleme, weder mit der Farbstabilität noch mit den technischen Eigenschaften,

    wir sprechen hier über eine unbelastete "Zementfuge" von Verblendsteinen.

    Wenn Kohlenstoff nicht UV-Stabil wäre, würde man in Japan nicht verkohltes Holz als Aussenfassaden nutzen.

  • Kohlenstaub wird dem Zement wohl auch beigemischt, um diesen feuerfest zu machen.

    Kohlenstaub ist der Brennstoff in den Drehrohröfen, wird also nicht beigemischt.


    Hier habe ich allerdings etwas Interessantes gefunden, wo in der Schweiz dem Beton Pflanzen-/Holzkohle beigemischt wird. Es könnte also auch bei Mörtel gehen. Die Voraussetzungen kenne ich allerdings nicht, dazu bin ich wenig baustoffkundig, was solche Exoten angeht.

    __________________
    Gruß aus Oranienburg
    Thomas

  • Hier habe ich allerdings etwas Interessantes gefunden, wo in der Schweiz dem Beton Pflanzen-/Holzkohle beigemischt wird. Es könnte also auch bei Mörtel gehen. Die Voraussetzungen kenne ich allerdings nicht, dazu bin ich wenig baustoffkundig, was solche Exoten angeht.

    In der Tat interessant und es könnte belegen, dass Holzkohle ohne Folgeschäden in Zementmörtel / Beton gebunden werden kann. Bei der CO2-Bindung bin ich mir allerdings nicht sicher, ob die nicht viel einfacher durch den Einsatz von Bauholz erfolgen könnte - mit viel weniger Energieaufwand und mit weiteren späteren Recycling-Möglichkeiten, kurz: ob es sich bei diesem Material nicht um einen simplen Versuch des Green-Washings von Beton handelt.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


    Der Betreiberverein dieses Forums freut sich über Spenden von Fragenden, denen hier kostenlos geholfen wurde. Kurze Wege führen über Paypal oder eine Banküberweisung. Beiträge und Beitragsteile als Moderator ab 04/23 kursiv gesetzt.

  • Sehe das Green-Washing ähnlich, es ergibt doch keinen Sinn, dem Beton die Holzkohle als gebundenen CO2 Speicher beizufügen.


    Simpelste Auslegung, der Baum könnte einfach weiter wachsen und noch mehr CO2 binden und zweitens wird stattdessen anderes Holz als Rohstofflieferant für Grillkohle, Brennholz, Pellets etc. herhalten müssen.


    Da sollte sich schon ein technischer oder ökonomischer Mehrwert ergeben, damit der Einsatz von Kohlenstoff als Zuschlagstoff im Beton sinnvoll ist.