Heizenergieverbrauch nach geographischer Region

  • Hallo Zusammen,


    ich bin auf der Suche nach Daten zu unterschiedlichen Heizenergieverbräuchen nach geographischen Regionen in Deutschland. Explizit Münsterland vs. Oberfranken.


    Warum mich das interessiert:


    Ich habe in Oberfranken eine kleine Sandsteinscheune zu einer Wohnung umgebaut. Ca. 90m2 Wohnfläche. Heizen tut da eine LWP. Die Scheune steht am Ortsrand (wirklich letztes Gebäude), es gibt ordentlich kalten Ostwind im Winter und der rote Main fließt in 250 Meter Abstand vorbei. Im Sommer sehr schön (Nachts kommt die kalte Luft über die Au und kühlt Haus und Terrasse) im Herbst und Winter spektakulär (Nebel, aufsteigender Wasserdampf, zugefrorene Wiesen) aber kalt und feucht :) Die Wände sind von Innen mit einem 8 - 10 cm starken Dämm/Isolierputz verputzt, um die Sandsteine nicht von außen verputzen zu müssen und den Charakter des Hofes aufrecht zu erhalten.


    Im Münsterland in meinem Haus sieht es anders aus. Es ist ein verklinkerter Altbau von '37 aber kernsaniert vor 15 Jahren mit Dämmung des Luftraumes zwischen Klinker und Innenwand). Er steht in der Stadt mitten drin. Hier werkelt eine Sole WP seit 15 Jahren. Beheizt werden 250m2 Wohnfläche (Für die Kritiker - ich hätte gerne kleiner Gebaut aber das Haus war nun mal so gross).


    Die SWP hat eine JAZ von 3.9 die LWP für die Scheune hat eine JAZ von 3.8 (diesen Daten der LWP traue ich aber nicht, da kein separater WMZ nur intern - die Zahlen sind von der Anlage geschönt. Da ich einen separaten Stromzähler für die SWP habe weiß ich dass der Stromverbrauch Faktor 1.15 höher ist als von der WP angegeben) Also sagen wir mal JAZ der LWP ist 3.4.


    In beiden Gebäuden sind alle ERR deaktiviert und die FBH beider Häuser sind abgeglichen. Die LWP hat einen ordentlichen Puffer (500 Liter mit Frischwasserstation), die SWP heizt direkt ohne Puffer und ohne weitere UWP in die FBH. Setup der LWP nicht ideal, aber nun ja.


    Im gleichen Zeitraum haben folgende WPs folgenden Strom verbraucht Ende Mai bis Ende Januar (ist also eine Momentaufnahme - es kommen in beiden Fällen noch 3-4 Heizmonate dazu):


    SWP im Münsterland: 3500 kWh (Energiebedarf 3500*3.9= 13650 kWh; ergibt 54.6 kWh pro m2 YTD)

    LWP in Oberfranken: 2130 kWh (Energiebedarf 2130*3.4= 7242 kWh: ergibt 80.5 kWh pro m2 YTD)


    Beide Gebäude haben eine Raumtemperatur von ca. 20.5 Grad im Schnitt. Eines ist bewohnt, die Scheune im Moment nicht. Die Verfugung der Außen Fugen fehlt noch bei der Scheune und wir befinden uns im ersten Winter (Baufeuchte).


    Jetzt könnte man ja ableiten aus den Zahlen -> Die Dämmung der Scheune ist kack... Liegt immerhin Faktor 1.5 zwischen den zwei Gebäuden.


    Ja Sandstein/Dämmung ist schlechter als Klinker/Dämmung/Innenwand.


    Aber das kann es eigentlich nicht (alleine) sein. Ich glaube Ihr wisst wo ich hinwill.


    Welchen Einfluss hat die Region auf dem Wärmeverbrauch und wo kann ich das ablesen / berechnen?


    Man kann sich an den Eis und Frosttagen orientieren (habe ich anhand der spezifischen PLZ rausgefunden):



      Münsterland Oberfranken
    Frosttage 50-65105-130
    Eistage 5-710-15


    Zusammenfassend:


    Gibt es eine Formel welche besagt: Heizenergie in PLZ Bereich 48XXX entspricht Heizenergie in PLZ Bereich 95XXX ?


    Oder habe ich grobe Denkfehler?

  • Du solltest die zutreffenden Gradtagszahlen beider Standorte in Deiner Betrachtung berücksichtigen!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Du kannst die Gradtagszahlen für beide Standorte miteinander vergleichen. Die wurden früher vom DWD kostenfrei zur Verfügung gestellt, zwischenzeitlich hat sich da aber einiges geändert.

    Sofern Dir die mittl. Außentemperatur für jeden Tag zur Verfügung steht, dann kannst Du das auch berechnen. Die mittlere Außentemperatur wird meist angegeben, ansonsten müsste man diese aus den 3 Werte um 07:00 Uhr, 14:00 Uhr und 21:00 Uhr berechnen, wobei der letzte Wert verdoppelt wird.


    Bsp.:

    Gradtagszahl 20/15, bei mittl. Außentemperatur von 9°C => 20°C - 9°C = 11 Kd

    Gradtagszahl 20/15, bei mittl. Außentemperatur von 18°C => 0 Kd

    Gradtagszahl 20/15, bei mittl. Außentemperatur von -5°C => 20° - (-5°C) = 25Kd

    usw.


    Liegt die mittlere Außentemperatur über 15°C, dann zählt das nicht als Heiztag, wird also ignoriert. Alle Heiztage (Gradtagszahlen) werden dann über das komplette Jahr summiert.


    Vielleicht findest Du die Gradtagszahlen für beiden Standorte, dann kannst Du Dir die Rechnerei ersparen.

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  • Super! Danach habe ich gesucht. Und auch sofort einen schönen Excel Rechner gefunden. Unter:


    Institut Wohnen und Umwelt (IWU): Energiebilanzen für Gebäude


    Jetzt habe ich die Ergebnisse für Gradtagzahlen 2022


    Scheune in 95XXX hat eine Gradtagzahl von 3582 (aufsummierte zwischen Innen und Außentemperatur)

    Haus in 48XXX hat eine Gradtagzahl von 2964 (aufsummierte zwischen Innen und Außentemperatur)


    Für Heizgradzahlen sieht es in 2022 so aus:


    Scheune in 95XXX hat eine Heizgradtagzahl von 2318 (langjähriges Mittel bei 2555 HGT 15)

    Haus in 48XXX hat eine Heizgradtagzahl von 1754 (langjähriges Mittel bei 1998 HGT 15)


    Soweit so gut - was genau sagt mir das aber nun aus?


    In der Scheune habe ich eine um 564 höhere Heizgradzahl. Das sind ca. 32% mehr.


    Kann ich das in etwa einfach mit dem Energiebedarf beider Häuser multiplizieren?


    Also 54.6 kWh/m2 * 1.32 = 72.2 kWh/m2 ?

  • In der Scheune habe ich eine um 564 höhere Heizgradzahl. Das sind ca. 32% mehr.


    Kann ich das in etwa einfach mit dem Energiebedarf beider Häuser multiplizieren?


    Also 54.6 kWh/m2 * 1.32 = 72.2 kWh/m2 ?

    Grundsätzlich ja. Die Hüllfläche, das Volumen oder wenigstens die Grundfläche sollten aber auch noch berücksichtigt werden.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Die mittlere Außentemperatur wird meist angegeben, ansonsten müsste man diese aus den 3 Werte um 07:00 Uhr, 14:00 Uhr und 21:00 Uhr berechnen, wobei der letzte Wert verdoppelt wird.

    Woher kommt das mit dem Verdoppeln? Bzw. warum nimmt man nicht einfach den Mittelwert über die (viertel-)stündlichen Werte oder so?

  • Woher kommt das mit dem Verdoppeln?

    Ich glaube das hat man irgendwann einmal in einer VDI 2xxx festgelegt, müsste ich jetzt nachlesen. Vermutlich hängt das auch noch damit zusammen, dass früher diese Werte manuell erfasst wurden.

    Nachdem heutzutage alle Wetterstationen über elektronische Aufzeichnungen verfügen, könnte man das Verfahren auch anpassen, das ist richtig. Die Abweichungen gegenüber der alten Methode dürften aber überschaubar bleiben, es wäre aber möglich die mittl. Außentemperatur genauer zu ermitteln.


    Andererseits gibt es nur wenige Tage im Jahr an denen es zu extremen Temperaturschwankungen kommt. Für den Heizbedarf ist das aber unkritisch, weil die Gebäude aufgrund ihrer Masse sehr träge reagieren. Kurzzeitige Schwankungen werden da einfach glatt gebügelt. Mit dem Temperaturwert um 07:00 Uhr erwischt man im Winter relativ gut das Minimum, das meist am frühen Morgen festzustellen ist.

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  • Ok, also nur eine vereinfachte Methode zur Bestimmung des Mittelwerts, keine spezielle Korrektur.


    Bei meinen Aufzeichnungen sind die Abweichungen in der Tat minimal (Zeitraum: ungefähr die letzten vier Monate)

    • Tagesmittel über viertelstündliche Aufzeichnung: 1511,8Kd
    • Tagesmittel nach 7:00/14:00/21:00/21:00: 1516,5Kd

    Das ist ein Unterschied von gerade mal gut 0,3%. Ich kann also bei der Methode bleiben, die ich einfacher in Excel abbilden kann und einfach den Mittelwert über alle Messwerte nehmen.

  • Richtig.

    Sinnvoll ist halt eine einheitliche Methode wenn man Werte vergleichen möchte (Stichwort Äpfel und Birnen), ansonsten müsste man die möglichen Toleranzen genauer betrachten. Für den Hausgebrauch mache ich mir da weniger Gedanken, sonst müsste ich auch noch die Genauigkeit der Energiemessung (el. Strom, Wärmemenge, Heizöl etc.) mit einbeziehen. So versuche ich jedes Jahr mit möglicht identischen Rahmenbedingungen zu messen, damit ich die Jahre vergleichen kann, das hat für mich oberste Priorität, und der Unterschied zwischen den Standorten ist für mich nur informativ von Interesse.

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  • Naja, eigentlich versucht du noch immer Äpfel mit Birnen zu vergleichen, trotz Gradtagszahlen.


    Gebäude A und Gebäude B unterscheiden sich noch immer deutlich. (ohne es gesehen zu haben,

    Da ist nicht nur der Wind schuld,

    Viel mehr gehört da auch die Baukonstellation dazu.

    Damit meine ich die Ausrichtung des Gebäudes zu den Himmelsrichtungen,

    Verhältnis Wand, zu Glasflächen, zu Dachflächen, zu Nutzungstemperaturen, zu Warmwasserbedarf, zu Nutzerverhalten.

    Wir haben Chaos und Bürokratie, Made in made in Germany, Propaganda und Poesie, Made in Germany

    Wir können am Glücksrad die Geschichte drehen, auf Stelzen über Leichen gehen, Bis zum Mittelmeer mit Feuer spucken, die Eins am Schießstand und Autoscooter...Made in Germany

  • Die Gradtagszahlen berücksichtigen natürlich nur den wetterbedingten Einfluss, deswegen mein Hinweis, dass man das als Orientierung machen kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass man an beiden Standorten völlig identische Gebäude mit identischer Nutzung hat, ist verschwindend gering. Die Frage ist dann, wie sich die jeweiligen Unterschiede auf den (Heiz)Energieverbrauch auswirken.

    Für den Vergleich verschiedener Jahre sind die GTZ schon besser geeignet, weil sich in diesem Fall das Gebäude nicht, und das Nutzerverhalten meist nur unwesentlich verändert.


    Wenn ich beispielsweise meine Verbrauchsdaten der letzten 20 Jahre vergleiche, dann komme ich nach Witterungsbereinigung in einen Bereich +-5bis10%, da lassen sich dann Änderungen beim Nutzerverhalten (Anzahl Personen) oder durchgeführt Sparmaßnahmen (Austausch Fenster etc.) relativ gut abschätzen.

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