Neubau Dach Feuchtigkeit und Schimmel

  • Hallo liebe Community,


    wir haben im Sommer 2022 unser Eigenheim in Form einer Doppelhaushälfte bezogen. Die DHH ist ein Neubau und wurde direkt vom Bauträger abgekauft.


    Nun haben wir den ersten Winter und mussten vor den Feiertagen mit Erschrecken extrem viel Feuchtigkeit auf dem Dachboden feststellen. Der Dachboden ist nicht gedämmt. Die Dämmung befindet sich im Boden und darüber liegen etwas dickere Spanplatten. Zugang zum Dachboden geht über die Dachluke.


    Am 18. Dezember 2022 waren wir kurz auf dem und haben schon gestellt, dass das Vlies (Unterspannbahnen?) komplett vereist ist. Zu dem Zeitpunkt hatten wir hier auch Nachts -12 Grad. Entsprechende Bilder habe ich angehängt.


    Am 19. Dezember 2022 ist das Eis durch den Wetterumschwung komplett geschmolzen und die Suppe lag überall auf dem Boden und vorallem im Vlies. Hier zu habe ich auch ein Video gedreht, es hier in den Ritzen echt einige ml Wasser steckten.


    Hier das Video, habe ich bei Youtube hochgeladen:

    Code:

    Code
    https://www.youtube.com/shorts/2MssgjGq_i4

    Ein Anruf beim Bauträger ergab zunächst das dies normal sei und man müsste das Dach dämmen, wenn es einen stört. Das nennt sich Schwitzwasser.


    So, nun einige Tage später und wir sind schon im Januar. Wir kontrollieren den Dachboden und mussten nun überall diese pflaumigen Stellen entdecken. Wir vermuten das es sich hierbei natürlich um Schimmel handelt. Es sind viele Vlies Bereiche betroffen und ein paar Holzbalken. Bilder ebenfalls anbei.


    Wir haben dann auch die Dachluke mal geschlossen und einer von uns war oben, dabei konnte man auch erkennen, dass z.B. Licht durchschimmert. Einen expliziten Luftdurchfluss konnten wir nicht erkennen, aber ich denke wo Licht durchkommt, kommt auch Luft durch.


    Wir machen uns total die Sorgen und freuen uns auf Eure Meinungen. Da wir natürlich noch 4,5 Jahre Garantie / Gewährleistung gegenüber dem Bauträger haben, werden wir das auch in Anspruch nehmen, hoffen hier aber ggf. schon auf Tipps für Ursachen bzgl. Baumangel oder anderen Dingen.


    Wir haben den Bauträger bereits kontaktiert und warten auf Antwort. Ggf. schalten wir auch einen Bausachverständigen ein.


    Wir freuen uns auf Eure zahlreichen Tipps und Hinweise.


    Liebe Grüße

  • Das Thema ist komplex.

    Aber einiges deutet auf Neubaufeuchte hin. Was aber die Behebung in Einzelfall nicht automatisch einfacher macht. Ihr wisst ja schon seit mindestens vier Wochen, dass es ein Problem gibt...

    Entscheidend ist, jetzt den betroffenen Dachraum gut zu lüften und dafür zu sorgen, dass in den Bauteilkonstruktionen möglichst kein Tauwasser entsteht.


    Gibt es eine Überwachung aus der Planungs- und Bauphase, die auch eine Aussage zur Luftdichtheit und ggf. zur Dampfdiffusion macht?


    ggf. kann das "Problem" abgelüftet werden, wenn die Luftdichtheit passt. Aber das gilt es hier (nachträglich - was es sicher nicht einfacher macht)zu beurteilen

  • Ich beschäftige mich ja nur oberflächlich und laienhaft mit Bauphysik. Liegt hier nicht der Verdacht nahe, dass es eine Wasserdampfdiffusion durch die Decke über dem obersten Geschoss in den offenen Dachraum gegeben hat bzw. noch gibt?


    Meine optische Ferndiagnose sieht jedenfalls ganz deutliche Hinweise auf einen flächigen Pilzbefall, welcher dort nichts zu suchen hat. Bei einem unserer Auftraggeber kostete die Beseitigung eines ähnlichen Schadensbildes dessen Bauträger kürzlich runde 70.000 €, gerichtlich festgestellt. Will sagen: Hier liegt jedenfalls ein ernsthaftes Problem vor!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • dass es eine Wasserdampfdiffusion durch die Decke

    Ich mag weniger an eine Diffusion glauben, sondern mehr an eine (ja durch den Lichtschein belegte) Luftundichtigkeit. Warme, feuchte Raumluftgelangt nach oben. Den "Erfolg" sieht man ja.

    Wurde ein BDT (Blower Door Test) gemacht? Nach Abschluß des Innenausbaus?

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Früher gabs diese Unterspannbahn nicht... da konnte die feuchte Luft ungehindert durch die Ziegelfläche entweichen .

    bzw man hat oben am First 30 cm frei gelassen zur Entlüftung.

    Nun da es sich um einen Neubau handelt könnte das gut und gerne Restfeuchte sein...denke mal das ist ein klassisches Fertighaus

    Wurde ein Blower Door Test durchgeführt ?

    Als erste Abhilfe mal den Spitzboden gut durchlüften....

  • Früher gabs diese Unterspannbahn nicht...

    Früher gabs auch nen Kaiser.


    Nun da es sich um einen Neubau handelt könnte das gut und gerne Restfeuchte sein..

    Ja, aber Baufeuchte ist eher weniger im Dachraum, sondern darunter!


    Daher ja meine Frage nach dem BDT.

    denke mal das ist ein klassisches Fertighaus

    Was ist ein "klassisches Fertighaus"

    Ein Modulbau aus div Fertigteilen?

    Ein Haus vom Laster?

    Ein Haus, das bezugsfertig gebaut wird?

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  • Erstmal vielen Dank für die zahlreichen Antworten!


    Ich habe soeben mit dem Bauträger telefoniert. Er sagt es sei alles normal, weil das Dach nicht gedämmt ist und zum Teil warme Luft nach oben strömt, wenn wir z.B. die Luke aufmachen.

    Für mich ist das nicht normal.. in 3 Jahren haben wir dann komplette Seuche da oben.

    Nächster Schritt wird dann wohl ein Anruf beim Bausachverständigen für ein Gutachten sein. Was meint Ihr?


    Ob ein BDT gemacht wurde, kann ich leider nicht beantworten.


    Da es eine DHH ist, treffen wir uns morgen mit unserem Nachbarn und schauen gemeinsam bei denen mal auf dem Dachboden, ob wir das ähnliche Ergebnisse feststellen.


    @KlausJ: Gut durchlüften? Meinst Du die Luke einfach auflassen und im ersten OG Durchzug? Wir haben auf dem Dachboden kein kleines Fenster oder so.


    Und bezüglich Restfeuchte: Wir haben im gesamten Haus Hygrometer und alle Zimmer haben gute Werte. Wir liegen immer bei 20 Grad mit 45-48% Luftfeuchtigkeit.

  • Stell Dir vor, der obere Teil Deines Daches ist ein kaltes, gefülltes Bierglas. Nun kommt warme Luft dran - beim Bierglas die Sommerluft, bei Dir die Wohnraumluft. Was passiert? Genau- die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit kondensiert.

    Die Aussage der Kollegen bzgl Lüften dort oben ist, dort die feuchte Luft wegzubringen. Das ist aber nur Symptombehandlung. Die sollte gar nicht erst dorthin kommen.

    Bei Neubauten ist das nochmal schwieriger, weil da teils spezielle Randbedingungen herrschen. Sehr viel Luftfeuchte da etc.


    Soweit d‘accord, Kollegen?

    Nothing is forever, except death, taxes and bad design


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  • Stell Dir vor, der obere Teil Deines Daches ist ein kaltes, gefülltes Bierglas. Nun kommt warme Luft dran - beim Bierglas die Sommerluft, bei Dir die Wohnraumluft. Was passiert? Genau- die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit kondensiert.

    Die Aussage der Kollegen bzgl Lüften dort oben ist, dort die feuchte Luft wegzubringen. Das ist aber nur Symptombehandlung. Die sollte gar nicht erst dorthin kommen.

    Bei Neubauten ist das nochmal schwieriger, weil da teils spezielle Randbedingungen herrschen. Sehr viel Luftfeuchte da etc.


    Soweit d‘accord, Kollegen?

    Verstanden! Danke. Ok das macht es dann schwierig, da wir kein Fenster auf dem Dachboden haben.


    Gibt es Möglichkeiten die Kosten für den Bausachverständigen auf den Bauträger umzuleiten? Wir haben gerade schon ein Angebot erhalten, wo das Gutachten 2000€-3000€ kosten würde. Sind das normale Preise?

  • Ich hoffe, die Luke stand nicht länger als unbedingt nötig offen. Ein schimmeliger Dachstuhl ist mir vor vielen Jahren schon mal untergekommen, da stand aber die Luke längere Zeit offen, und der Bauherr hat auf dem Dachboden gewerkelt...


    Ich halte einen Luftdichtigkeitsnachweis (Blower Door o.ä.) als ersten Schritt für sinnvoller. Ist billiger und zeigt Leckagen auf.


    Außerdem würde ich mal eine Spanplatte abschrauben. Nicht, dass da schon viel schlimmere Kulturen wachsen.

    __________________
    Gruß aus Oranienburg
    Thomas

  • Hallo,


    ich stimme mit den Kollegen überein. Ich habe noch eine Frage: Wird der Dachraum über Belüftungsöffnungen belüftet?


    Insgesamt beobachte ich eine Häufung ähnlicher Fälle. Diese Art undefinierter Lufträume macht immer wieder Probleme. Was mein ich mit undefiniert? Einen Luftraum, der weder dem Innenraumklima noch dem Außenklima klar zugeordnet werden kann. Wie man mit beheizten Räumen umgeht hat ein Großteil der Planer mittlerweile verstanden (Stichwort Luftdichtigkeit und Dampfbremsen).


    Was nicht verstanden wird, dass ein unbeheizter und unzureichend belüfteter Dachraum eine Wundertüte darstellen kann. Meine Empfehlung: Klare Bedingungen herstellen. Das bedeutet entweder den Raum mit in die beheizte Hülle nehmen oder durch ausreichend Belüftungsöffnungen mit Außenluft zu belüften.


    Wie Anda schon sehr anschaulich beschrieben hat, handelt es sich um Kondensat auf der kalten Dachhaut/Folie. Die Frage ist, wieso war die Luft im Dachraum so feucht, dass es zu so einem massiven Ausfall kommen konnte? Gibt es Undichtigkeiten zum Wohnraum? Das sollte man mittels Blower-Door-Test prüfen können. Ist der Dachraum überhaupt belüftet? Sonst hier Abhilfe schaffen!

  • Klassiker... Mich würde es sehr wundern wenn die First vorschriftsmäßig 10cm offen wäre, das kann man von Innen nachholen. Dann ist das Kaltdach belüftet, eventuell noch Überdeckungslüfter einbauen um die Lüftung zu verbessern.

    Was absolut nicht geht ist das die Luke Licht durchlässt, das wird vermutlich eine der Ursache für den SChaden sein, wenn nicht DIE Ursache.
    Das muß auf jeden Fall abgestellt werden! Das ist ein Mangel, vernünftige Klappen sind dicht.

    Um das Schimmeln zu bremsen sollte man die Unterspannbahn zügig in einen ordnungsgemäßen Zustand bringen.
    Was ist denn unter der Spanplatte los? Oft sind da nämlich die wahren Katastropen verborgen...

  • als Sofortmaßnahme könnte ggf auch ein Luftentfeuchter im Dachraum aufgestellt werden. Das aber nur unter Vorbehalt, weil ich nicht sicher bin, ob elektrische Entfeuchter bei den aktuellen Temperaturbedingungen noch ordnungsgemäß arbeiten.


    Blöd ist, dass man nicht lüften kann.

    Gibt es ggf. die Möglichkeit, vorübergehend einen Rohrventilator an eine vielleicht vorhandene Strangentlüftung anzuschließen? Hierfür wäre eine zugängliche Entlüftungsleitung erforderlich.

    So könnte man insbesondere in der Phase der erhöhten Baufeuchte eine Durchlüftung erreichen...


    Klar, das ist ein Aufwand, aber was ist die Alternative?

  • Kondensationstrockner scheint es so mit 3-5°C minimaler Temperatur zu geben, Adsorptionstrockner „Für zu Hause“ liegen wohl knapp darunter. Große Adsorptionsgeräte können wohl auch deutliche Minusgrade. Ob es was dazwischen gibt, was für den Zweck geeignet ist, müsste man schauen.

  • Kurzes Update von unserer Seite: Wir haben heute Abend ein Treffen mit unseren Nachbarn und schauen uns mal den Dachboden bei denen an. Unsere Nachbarn hatten ebenfalls Feuchtigkeit auf dem Dachboden, waren nun aber seit einigen Wochen nicht im Hause. Ich bin gespannt ob sich bei denen auch Schimmel gebildet hat.


    Von Bauträger weiterhin keine Antwort. Wir werden dann Donnerstag einen Bausachverständigen beauftragen.

  • Rohrventilator an eine vielleicht vorhandene Strangentlüftung anzuschließen?

    Falls damit Abwasserrohre gemeint sein sollten, bitte diesen Rat nicht nachmachen.

    Abwasserleitungen dürfen niemals als Lüftungsersatz für Räume missbraucht werden.

    Zum anderen würde der Abluftventilator die Luft woher beziehen? Genau, über Undichtigkeiten aus der darunterliegenden Wohnebene.

    erhöhten Baufeuchte eine Durchlüftung erreichen...

    Dieser Irrtum wurde bereits ausgeräumt. Restbaufeuchte ist fast überall zu erwarten, nur nicht im unbeheizten Dachspitz.

    Die Nässe kommt aus der Raumluft von unten und kondensiert da oben nur.

    Hat denn der TE inzwischen mal unter die OSB-Platten geschaut?




    Wenn Dich ein Laie nicht versteht, so heißt das noch lange nicht, dass du ein Fachmann bist.



    M.G.Wetrow

  • Hat denn der TE inzwischen mal unter die OSB-Platten geschaut?

    :bier:

    Bitte vor dem Besuch beim Nachbarn machen, um dort ggf. eine Öffnung begründen zu können.


    Wenns beim TE UNTER der Platte trocken wäre, wär das KEIN Hinweis für das Nachbarhaus

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Neues Update von uns: Unsere Nachbarn haben KEINEN Schimmel. Der Test mit der Dachluke ergab, dass bei denen auch ein Lichtspalt zu sehen ist, allerdings deutlich kleiner als bei uns.


    Die OSB Platten konnte ich gestern nicht abschrauben, da diese zwar verschraubt sind, aber 90% der Schrauben sind soo ausgenudelt.. mit Gewalt wollte ich da jetzt nicht ran. Aber ich will da wirklich drunter schauen. Ich geh da nochmal bei und suche mir eine Platte aus, wo die vermeintlich besten Schrauben drauf sind.


    Und nochmal was zum lachen: Heute kam die Rückmeldung von einem Mitarbeiter, der nochmal mit der Geschäftsführung des Bauträger gesprochen hat. Sie sagen weiterhin das ist alles normal, weil der Dachboden nicht gedämmt ist. Und sie können uns gerne ein Angebot zur Dämmung erstellen und rüberschicken. :lach:

  • Er sagt es sei alles normal, weil das Dach nicht gedämmt ist und zum Teil warme Luft nach oben strömt, wenn wir z.B. die Luke aufmachen.

    Dem ist sicherlich nicht so.


    Mal kurz die Luke aufmachen, oben was gucken/ holen, wieder runter, Luke zu....da kann schon Feuchtigkeit nach oben rauschen und dort auch kondensieren. Dies aber nur in geringem Maße (außer die Luke steht lange Zeit offen). Das trocknet dann auch schnell wieder ab.

    Ein Anruf beim Bauträger ergab zunächst das dies normal sei und man müsste das Dach dämmen, wenn es einen stört. Das nennt sich Schwitzwasser.

    Auch Unsinn. Dieses Schwitzen, wie es dein BT so metaphorisch nennt, setzt einen Transport von Wasser von irgendwoher (mutmaßlich aus dem Haus) in deinen Spitzboden voraus. Diesen Transport von Wasser soll die Dampfbremse raumseitig, also innen, unterbinden. Das Loch in dieser Dampfbremse, nämlich die Luke, muss ebenso dicht sein. Sowohl die Luke selber, als auch der Anschluss der Dampfbremse an die Luke bzw. deren Zarge/Einbaurahmen.


    An Baufeuchte mag ich nicht so recht glauben. Vor allem deshalb weil im Spitzboden eher weniger Baufeuchte anzutreffen ist (kein Beton, kein Estrich).


    Auf dem Video sind ja recht beachtliche Wassermengen zu sehen. Tritt dieser Wasserausfall gleichförmig oder einigermaßen gleichförmig im ganzen Dach auf oder lokal begrenzt in der Nähe der Luke?

  • Er sagt es sei alles normal, weil das Dach nicht gedämmt ist und zum Teil warme Luft nach oben strömt, wenn wir z.B. die Luke aufmachen.

    Für Dich mal zum Einordnen:

    Wir haben zwischen OG und Spitzboden keine Dampfsperre (50er Jahre Gebäude) und auch eine Bodenluke von einem bewohnten und beheizten Raum (Kinderzimmer)

    Als unser Dach noch nicht gedämmt war, konnten wir im Spitzboden direkt auf die Pfannen blicken. Ja - bei Frost gabs da Kondensat. Aber längst nicht so viel wie bei Euch. Und keinen Schimmel!

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