Fehler beim Flachdachaufbau - reales Beispiel

  • Auch wenn der TE an dem Thema kein Interesse mehr hat, ist es vielleicht für Leute mit einer ähnlichen Fragestellung mal ganz interessant zu sehen, was passieren kann mit so einer ``einfachen Dämm-Maßnahme`` von Flachdächern mit Zwischensparrendämmung:


    Hier sieht alles noch einigermaßen gut aus:



    Hier schon nicht mehr...



    War hier jemand zu schwer?? Elefant im Team??



    Der Tragkonstruktion hat es auch nicht gefallen..



    Uuups...



    Hier sind die üblichen Verdächtigen mal abfotografiert:



    Die Bilder stammen von einer Sanierung, Alter des Gebäudes 5,5 Jahre, keine Feuchtigkeitsspuren raumseitig, der Aufbau des Flachdaches von innen nach aussen war:


    - Gipskarton auf Lattung

    - Dampfbremse mit sd-Wert >100 m

    - Zwischensparrendämmung 200 mm/Tragkonstruktion

    - Gefällekeile/Luftschicht

    - Schalung 24 mm

    - PVC Dachabdichtung auf Trennlage

    - Kiesschüttung


    Bemerkt hat das ganze ein Heizungsbauer, der nach der Solar-Thermieanlage sehen wollte und so ``komisch`` auf dem Dach gelaufen ist .


    Als kleine Warnung für alle, die denken, ein bisschen Zwischensparrendämmung im Flachdach und ein bisschen Folie kleben ist doch alles ganz easy......, so einfach ist es dann doch nicht und wer hat schon Lust, sein Flachdach nach 5,5 Jahren einer sehr umfangreichen Sanierung zu unterziehen? :eek:

    Also, lieber vorher Planen lassen, klar kostet das Geld, aber das sind Peanuts gegenüber einer Sanierung von solchen Schäden.

  • Wow!

    Off-Topic:

    Kannst Du das als eigenen Threat posten?

    Den würde ich gerne anpinnen.

    Nothing is forever, except death, taxes and bad design


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  • mich würde interessieren, ob es Hinweise darauf gibt, auf welchem Weg die Feuchtigkeit in den Dachaufbau gelangt ist.

    Zumindest auf dem 5. Bild meint man zu erkennen, dass die Bereiche größter Schädigung nicht flächig verteilt sind, sondern dass neben stark geschädigten Bereichen auch weniger Schäden vorhanden sind.


    Wie war die Dampfsperre verarbeitet? Seitlich an Innenwände angeschlossen oder durchlaufend? Anschlüsse an Außenwänden?

    Installationen, ggf. auch nachträgliche? War die Solaranlage von Anfang an da, wie sind die Durchdringungen ausgebildet?

  • Hallo Alfons,


    es waren vereinzelt ( 3 Stück ) Verklebungen an der Dampfbremse, wo sich die Klebebänder <5 cm gelöst haben, hier waren jeweils Falten in der Folie, Dampfbremse wurde an den Aussenwänden angeschlossen, teilweise eingeputzt ( Klebeband vom Anschluß ), teilweise nur auf der Dämmung vom Ringanker verklebt, bei den Innenwänden wurde die Dampfbremse analog zu den Aussenwänden ausgeführt ( nicht darüber geführt ), Zwischenwände hatten keinen Ringanker > Flankendiffusion, die hauptsächlich befallenen Bereiche waren über dem Bad, Schlaf-, und Kinderzimmer, sowie im Bereich der Aussen-, und Zwischenwände. Ein Sanilüfter war mit viel Klebeband eingefasst und trotzdem undicht. Die Solarthermie-Anlage war von Anfang an auf dem Dach, genauso die Kiesschüttung ( die in der Statik nicht berücksichtigt war). Die Durchführungen von der Solarthermieanlage waren über einen Schacht in Gipskarton im Bereich der Aussenwand geführt, hier war die Dampfbremse am Gipskarton angeschlossen.

    Elektroleitungen sind keine durchgeführt worden, die Satkabel sind an der Aussenwand unter Putz gelegt worden.

  • Danke. Hier zeigt sich, dass solche Konstruktionen nicht fehlertolerant sind.

    Ich befürchte aber, dass bei der geschilderten Ausführung auch ein nach oben hin diffusionsoffenes Dach Schaden genommen hätte...

  • mich würde auch interessieren, wie Euer Sanierungskonzept aussieht.

    Auf den ersten Blick würde ich versuchen, nach statischer Untersuchung/Instandsetzung die neue Dämmung auf einer neuen Tragschalung mit neuer Bitumendampfsperre (Al) oben drauf zu packen. Dafür müsste aber sicher die Attika erhöht werden, was auch Auswirkung auf die Fassaden haben könnte...

    Inwieweit man eine neue Gefachdämmung einbaut, müsste man noch genauer untersuchen... (Dampfdiffusion, Schallschutz etc.)


    Andernfalls müsste man von innen ran, aber unter Belassung des Flachdachs sehe ich da auf den ersten Blick auch keine wirkliche Lösung, insbesondere weil man eine neue Dampfsperre/-bremse nicht ohne Unterbrechung verlegen kann...

  • Den Unterschied zwischen raumseitiger Dampfsperre und Dampfbremse sollte man als Bauphysiker schon kennen. Dampfsperren haben einen sd-Wert von > 1.500.


    Zum geschilderten Fall:


    Die laut Elopant vorhandene Luftschicht reichte nicht aus. Bei einem Flachdach in Holzbauweise mit Zwischensparrendömmung reicht eine stehende Luftschicht oberhalb der Dämmung nicht aus. Erforderlich ist bei einer solchen Dachkonstruktion das Vorhandensein einer funktionsfähigen Hinterlüftung, die nach den Bildern 1 und 5 in #38 aber offenbar fehlte. An den Dachrändern befand sich eine mit Zink eingedeckte Attika und eine Randbohle. Wo soll da die Zu- und Abluft der Luftschicht/ungehinderte Hinterströmung gewesen sein?


    Die kurze überlebenszeit des Flachdachs wurde durch die grob fehlerhafte Ausführung der raumseitigen Dampfbremse, die zudem noch einen sd-Wert von > 100 aufwies, " begünstigt ". Das Flachdach hätte aber auch mit einer besser ausgeführten Dampfbremse mit deutlich verringerten sd-Wert vom max 2 m die übliche Lebensdauer eines normgerechten Flachdachs von rund 25 Jahren wohl kaum erreicht. Das Flachdach wurde offensichtlich noch nach der überholten DIN 4108-3 aus dem Jahr 2001 ausgeführt, deren Anwendung zu gravierenden Feuchtigkeitsschäden geführt hat.


    Typisches Beispiel eines selbstkompostierenden Flachdachs in Holzbauweise, wie es bereits auf den Aachener Bausachverständigentagen 2016 vorgestellt ( siehe dort Tagungsband, S. 50 ff ) und danach von Kehl in der Zeitschrift Der Bausachverständige, 2017, 35 ff abgehandelt worden ist. Ursachen also seit Jahren hinlänglich bekannt. Gleichwohl wird es auch heute noch falsch ausgeführt ( jüngster Fall Anfang 2022 vor Fertigstellung entdeckt und Rätselraten, wie es jetzt vor dem Einzug noch zügig behoben werden kann ).

  • Hallo zusammen,


    hier die einzelnen Schritte vor der Sanierung:

    - Bauteilöffnung

    - Statiker bzgl. Tragfähigkeit

    - Konzept erstellen bzgl. neuer Aufbau und Ablauf

    - Bauantrag bzgl. Erhöhung der Traufhöhe

    - Ausschreibung


    Und jetzt die einzelnen Schritte zur Sanierung:


    - Gerüsterstellung

    - Abnehmen von Kiesschüttung, Solarthermieanlage und Sat-Anlage

    - Rückbau der Attikaabdeckungen

    - Rückbau der Dachabdichtung und Trennlage

    - Auslegen von Bohlen zum Begehen der Dachfläche

    - Rückbau der Schalung

    - Ausbau der Zwischensparrendämmung

    - Termin mit Statiker, es wurden zwischen jeden einzelnen Sparren zusätzliche Sparren im gleichen Querschnitt angeordnet.

    - die vorhandenen Sparren wurden abgeschliffen mit H-Absaugung, lose Teile entfernt, die Sparrenfelder anschließend ausgesaugt, die vorhandenen Sparren wurden mit Isopropyl-Alkohol behandelt

    - Der Bereich des Aussenwände war der von der Ausführung gesehen der empfindlichste/schwierigste Teil. Hier war eine Wandpfette im Ringanker verankert und die Sparren waren mit Balkenschuhen hieran angeschlossen. Der Innenputz endete teilweise unterhalb der Wandpfette. Es wurde entschieden, die Gipskartondecke im Aussenwandbereich 50 cm zu öffnen, um hier einen Anschluß herzustellen. Hier musste alles bestmöglich in Folien eingepackt und sauber abgeklebt werden, warum lest ihr etwas später... :) Der Anschluß wurde folgendermaßen ausgeführt: OSB Platten in 22mm Stärke wurden zugeschnitten und zwischen den vorhandenen Sparren bis Oberkante Sparren angebracht, die Stöße und Übergänge zum Sparren wurden mit Klebeband verklebt und eine sprühbare Luftdichtung aufgebracht, deßhalb alles abkleben und einpacken, im Bereich Übergang auf den Innenputz und Übergang OSB auf die Attika wurde zusätzlich ein Vlies eingearbeitet. ( Bereich Innenputz über die OSB Platte, die Sparren jeweils 20 cm bis ins Rauminnere und dann bis zur Hälfte der Attika ). Die Zwischenwände gingen bis OK Tragkonstruktion und wurden ebenfalls mit der sprühbaren Luftdichtung beidseitig und von oben eingefasst. Die vorhandene Dampfbremse wurde im Feldbereich von oben neben den Sparren abgeschnitten und entfernt. Nach Trocknung der sprühbaren Luftdichtung wurden die zusätzlichen Sparren mit Balkenschuhen eingezogen. Die Dachfläche wurde mit einer sägerauhen Schalung 24 mm stark verschalt. Die verbleibende Hälfte der Attika wurde mit Bitumenvoranstrich gestrichen. Eine Trennlage G 200 DD wurde aufgebracht und mit verz. Pappstiften befestigt. Hierauf wurde eine Bitumenschweißbahn G 200 S4 Al 01 als Dampfsperre aufgeschweißt, in der Überdeckung genagelt. Der Bereich der Attika wurde mit einer kaltselbstklebenden Bitumenbahn ausgeführt. Die Vor-, und Rücklaufleitungen der Solarthermieanlage wurden mit Formteilmanschetten eingefasst. Die benötigte Attikaerhöhung wurde mit Kanthölzer ausgeführt und zusätzlich gedämmt ( 3 Seitig ). Anschließend folgte eine EPS Grunddämmung von 140 mm, umlaufend mit Stufenfalz und eine EPS Gefälledämmung, beide geklebt mit Dämmstoffkleber. Die Dachabdichtung wurde mit einer selbstklebenden EVA Bahn ausgeführt. Die Aussenliegende Entwässerung wurde durch neue Attikaabläufe angeschlossen/verlängert und 2 zusätzliche Notüberläufe ( vorher keine vorhanden ) angebracht. Die Attika wurde mit einer 2,0 mm starken Aluminium Mauerabdeckung mit aufgeschraubten Halterungen ausgeführt. Die erhöhte Attika wurde außen mit Zink Stehfalzscharen verkleidet. Anschließend kam dann noch der Maler und hat die Gipskartondecke wieder angearbeitet.


    Das war´s auch schon ;(:eek: