Bewehrung über geplanten Fenster sichtbar

  • Hallo liebes Expertenforum,


    ich bin neu hier und mich beunruhigt eine kürzliche Sichtung bei meinem Bauvorhaben.


    Kurz zu mir:

    Ich bin 32 Jahre alt, Beruflich als Automatisierungstechniker tätig und ich habe gemeinsam mit meiner Frau, letztes Jahr ein Bauvorhaben gestartet.

    Im Bau bin ich ein Laie, hab mein bisheriges Wissen zu diesem Thema nur Online bei einigen Seiten eingelesen bzw. Erfahrungen anderer gehört.

    Wir Bauen ein EFH durch einen, recht gut bewerteten, Bauträger. Der Bau läuft soweit recht zügig voran und für mein Auge, wirkte bisher fast alles ordentlich.


    Nun ist mir folgendes die Tage aufgefallen:
    Wir haben eine Hebeschiebetüre zur Terrasse geplant. Hier kommt deutlich die Bewehrung (siehe Bild).

    Wie die Bewehrung vor dem Beton gießen ausgesehen hat, hab ich im zweiten Bild aufgenommen gehabt.

    Eine aus dem Beton herausstehende Bewehrung vermute ich ein Problem der Haltbarkeit darstellen, aber wie sich dies über einem Fensterelement verhält weiß ich leider nicht.


    Meine Frage dazu: Muss dies fachgerecht nachgebessert werden, oder könnte das so bleiben über dem Fensterelement?


    Bevor ich bei dem Bauleiter eine Anfrage stelle, wollte ich eine Meinung von Erfahrenen Personen hören. Ich vermute, dass der Bauleiter nur eine "Kaschierte" Lösung anbieten würde.


    Nun hoffe ich, dass meine Anfrage nicht arg nervig bei euch ankommt und mir jemand zu diesem Thema eine Meinung geben kann.



    Mit freundlichen Grüßen,

    Dimitri

  • Hallo,


    nein das kann so nicht bleiben. Es fehlen die Abstandhalter bzw. Drunterleisten unter der unteren Lage der Bewehrung. Anscheinend über die ganze Länge (im Foto sieht man, dass es nicht nur im Bereich des Sturzes ist). Selbst wenn der Statiker sagen würde, das sei kein Problem dann bleibt immer noch, dass die Bewehrung freiliegt. Eine korrekte Betoninstandsetzung trägt an dieser Stelle ca. 2-3 cm auf und dies wird dort vermutlich alles andere als erwünscht sein. Eine Kleinigkeit in der Ausführung, vermutlich nur eine Nachlässigkeit oder in der Eile vergessen die jetzt vermutlich nicht einfach zum heilen sein wird.

    Jochen

  • nein das kann so nicht bleiben

    :thumbsup:

    Es würde mich auch nicht wunder, wenn die Betondeckung an der Stirnseite auch zu gering wäre.

    Am besten einen Bausachverständigen hinzuziehen, der den ganzen Bau mal (soweit noch möglich) durchgeht, weil icch DAS:

    für mein Auge, wirkte bisher fast alles ordentlich.

    nicht glaube.

    Bzw. das es DIR/EUCH gut vorkam, mag ich schon glauben, aber nicht, dass es ordentlich IST.

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Eine Kleinigkeit in der Ausführung, vermutlich nur eine Nachlässigkeit oder in der Eile vergessen

    oiso "shit happens"? einfach pech?

    nach meinen diesjährigen erlebnissen mit roh-, stahl- und holzbauern glaube ich inzwischen an gewolltes nichtwollenkönnen - insbesondere wenn, wie hier, kommentare kommen wie "das macht der maler", "kein problem, das hält schon" oder alltimehigh "das machen wir schon immer so" auf dem tablet liegen.

    ich bin gespannt, für welche variante sich der bauleiter entscheidet.


    wenn in BW die TR-Inst bauaufsichtlich eingeführt ist, muss (!) die Sanierung von einem "Sachkundigen Planer" durchgeführt werden.

  • oiso "shit happens"? einfach pech?

    Das sagt doch Joachim gar nicht. Er sagt explizit, dass das so nicht bleiben kann und (kompliziert) nachgebessert werden muss.


    Es ist ein Fehler der aus Unachtsamkeit (oder Unvermögen) entstanden ist und nun sehr schwer zu korrigieren ist.


    So lese ich Joachims Antwort

  • Vielen Dank für die Antworten.



    Ich habe diesbezüglich heute den Bauleiter Informiert und wir haben das ganze vor Ort angeschaut.

    Es sind auch zwei weitere Fenster betroffen (Bilder dazu anbei)

    Ich habe eine Betoninstandsetzung angesprochen, diese wurde als nicht notwendig dargestellt.

    Es soll ein Korrosionsschutz aufgetragen werden und da dies im Innenraum, über einem Rollladenkasten sitzt, soll es wohl nicht schlimm sein.

    Die Statik würde dadurch nicht beeinträchtigt werden.


    Dazu schreibe ich nun an den Bauträger direkt eine Mängelanzeige, dass ich hier, nach DIN EN 1992-1-1 und DIN EN 1992-1-2, in den Punkten Dauerhaftigkeit und Sicherstellung des Feuerwiderstandes Zweifel sehe, da hier keine Mindestbetondeckung eingehalten wurde.


    So habe ich zumindest schriftlich etwas dokumentiert.


    Einen Bausachverständiger möchte ich nun auch mit hinzuziehen, hierzu habe ich nun bei der Dekra und ein Sachverständiger in der Gegend angeschrieben.



    Mit freundlichen Grüßen,


    Dimitri

  • Einen Bausachverständiger möchte ich nun auch mit hinzuziehen, hierzu habe ich nun bei der Dekra und ein Sachverständiger in der Gegend angeschrieben.

    grundsätzlich eine gute Idee den Bau insg. begleiten zu lassen (am besten wäre es natürlich gewesen, die Bewehrung vorher unabhängig abnehmen zu lassen), die Frage wird am Ende sein, ob Du das


    Eine korrekte Betoninstandsetzung trägt an dieser Stelle ca. 2-3 cm auf und dies wird dort vermutlich alles andere als erwünscht sein.

    haben willst (noch dazu an mehreren Fenstern), wenn der Sachverständige das auch als die fachlich korrekte Lösung ansieht (wovon ich ausgehe).


    Das sehe ich auf Dich zukommen:

    1) eine fachlich korrekte Lösung die sch... aussieht bzw. mind. die Fenster verkleinert

    2) die BT "Lösung" die man später nicht sieht, aber keine korrekte Instandsetzung ist (und trotzdem vermutlich für immer funktionieren wird, aber eben nur vermutlich)

  • Warum sollte man von der Betoninstandsetzung, sofern sie 2-3cm aufträgt, hinterher noch was sehen? Da kommen doch sowieso Rolladenkästen drunter und es wird in irgendeiner Art verkleidet oder verputzt.

    Dass die Fenster dann um diese 2-3cm kleiner werden ist aber klar.

  • die BT "Lösung" die man später nicht sieht, aber keine korrekte Instandsetzung ist (und trotzdem vermutlich für immer

    Die Lösung des Bauleiters ist nicht nur keine korrekte Instandsetzung, es kann sich (naiv wie ich bin) nur um ein Scherz handeln.

    Die Betondeckung hat im Wesentlichen drei Punkte zu erfüllen:

    1. Sicherstellung der Dauerhaftigkeit
    2. Sicherstellung eines ausreichenden Verbundes zw. Beton und Stahl
    3. Sicherstellung des Brandschutzes der statischen erforderlichen Bewehrung.

    Während der erste Punkt durch einen Korrosionsschutz (wie auch immer der bei Bewehrung aussehen mag) behoben werden kann, trifft dies bei den Punkten 2 und 3 definitiv nicht zu. Dies geht nur durch eine ordentliche Betoninstandsetzung (mit allen Folgen, wie kleinere Fenster) oder durch Rück- und Neubau. So wie es auf dem Foto im ersten Beitrag aussieht, ist die Tragfähigkeit des Stürze über dem Fenster/der Tür mal mindestens fraglich.

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)


    Rings um euch liegt die weite Welt: Ihr mögt euch einzäunen, aber euer Zaun wird sie nicht fern halten. (J.R.R. Tolkien, Derr Herr Der Ringe, Erster Teil: Die Gefährten)

  • 1) eine fachlich korrekte Lösung die sch... aussieht bzw. mind. die Fenster verkleinert

    Bei einem Fenster mit den typischen 120cm Höhe sollten 2 oder 3cm nicht auffallen, bei raumhohen Fenstern (Schiebetür) erst Recht nicht.

    Putz, Farbe, wenn das alles erledigt ist, fällt das keinem mehr auf.

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  • Bei einem Fenster mit den typischen 120cm Höhe sollten 2 oder 3cm nicht auffallen, bei raumhohen Fenstern (Schiebetür) erst Recht nicht.

    Putz, Farbe, wenn das alles erledigt ist, fällt das keinem mehr auf.

    das sind doch deckengleiche Stürze, das fällt auf jeden Fall auf. Würde ich auf keinen Fall wollen.

  • das sind doch deckengleiche Stürze, das fällt auf jeden Fall auf. Würde ich auf keinen Fall wollen.

    richtig, aber für die OPTIK spielt das keine Rolle weil da ja noch Rolladenkästen darunterkommen.
    Ich finde die Ausführung ungewöhnlich, weil ich bisher zwar oft deckengleiche Unterzüge gesehen habe, aber mit einem Rolladen/Raffstorekasten als Schalelement das vor Betonage eingebaut wird.

  • das sind doch deckengleiche Stürze, das fällt auf jeden Fall auf.

    Wieso? "Dazwischen" sitzt doch später der Fensterrahmen und (im geschlossenen Zusand) der Flügelrahmen als optische Trennung.

    Warum sollte also ein 2 - 3 c "Absatz" auffallen?

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  • Würde ich auf keinen Fall wollen.

    Da muss doch sowieso noch Spachtel/Putz drauf, und das Fenster bzw. die Schiebetür wird dann mit 1-2cm Abstand montiert, Abdichtung nicht vergessen.

    Wer weiß, vielleicht sind auch noch Aufsatzrolläden geplant.


    Wenn hier tatsächlich eine deckengleiche Optik erzielt werden soll, und man davon ausgeht, dass maximale Fensterfläche erwünscht ist und die Decke nur noch gespachtelt und gestrichen wird, dann hätte ich einen Sturz erwartet der zumindest im Bereich des Fensterprofils höher ist (quasi wie eine Art Anschlag für das Fenster). Dann hätte man später die Fenster mitsamt Abdichtung einbauen und danach an das Rahmenprofil anputzen/-spachteln können. So wie es hier auf dem Bild aussieht landet man am Ende bei einer Abdeckleiste, oder man findet einen Acrylkünstler. Bei einem Aufsatzrolladen spielt das alles sowieso keine Rolle mehr, da hat man bereits einen optischen Absatz.


    Vielleicht kann der TE ja noch schreiben, was hier an Details geplant war.

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  • Jedes Fenstern bekommt noch einen Aufsatzrolladen. Geplant waren von Anfang an alle Fenster mit Rollladen, aber genaue Fenstergrößen und Positionen erst kurz vor Bauanlauf.


    Die Rollläden werden mit den Fenstern bestellt und zeitgleich eingebaut.


    Bei der Schiebetüre sind zwar noch ein paar Wochen in Lieferverzug, alle anderen Fenster sollten die kommende Woche eingebaut werden.

  • Bei der Schiebetüre sind zwar noch ein paar Wochen in Lieferverzug, alle anderen Fenster sollten die kommende Woche eingebaut werden.

    Vor Überprüfung aller Deckenränder auf ausreichende Betonüberdeckung der Bewehrung würde ich kein einziges Fenster einbauen lassen!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Vor Überprüfung aller Deckenränder auf ausreichende Betonüberdeckung der Bewehrung würde ich kein einziges Fenster einbauen lassen!


    Ich auch nicht, aber ich fürchte, das hier Schnelligkeit vor Gründlichkeit gehen wird, weil:

    alle anderen Fenster sollten die kommende Woche eingebaut werden.


    Warum soll man nicht deckengleiche Unterzüge planen und ausführen dürfen?

    Natürlich DARF man deckengleiche Unterzüge einplanen, meine von Dir (sinnfrei) kritisierte Antwort bezog sich aber auf SirSydom , der von Fassadenbündigen Rollladenkästen gesprochen hatte.

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  • Es soll ein Korrosionsschutz aufgetragen werden und da dies im Innenraum, über einem Rollladenkasten sitzt, soll es wohl nicht schlimm sein.

    Die Statik würde dadurch nicht beeinträchtigt werden.

    Darauf würde ich mal lieber nicht wetten!


    Speziell das Bild des ersten Beitrages (große Fensteröffnung), bei der nicht nur die Bügel, sondern die gesamte untere Bewehrung freiliegt, ist ganz sicher statisch relevant.


    Eine solche Bewehrung hat keinerlei "Dekozwecke", sondern muss gewisse technische Notwendigkeiten erfüllen. Die Bewehrung benötigt hierbei einen ordentlichen Verbund zum Beton und ist für die Aufnahme von Zugkräften von Nöten. Diese Zugbewehrung, zusammen mit der Masse des Betons (Beton kann Druckkräfte sehr gut aufnehmen), bildet hier einen Stahlbetonbalken. Da die untere Bewehrung jedoch freiliegt und -so sieht es aus- sicherlich maximal zur Hälfte vom Beton ummantelt ist, frage ich mich, wie hier Kräfte aufgenommen und weitergeleitet werden sollen. Es besteht offensichtlich kein kraftschlüssiger Verbund zwischen den beiden Materialien. Die mögliche Aufnahme von Kräften dürfte mithin stark eingeschränkt sein. Speziell bei Bild 1 scheint nicht ordentlich verdichtet worden zu sein, oder der Beton hatte schon stark angezogen. Insofern würde ich auch den Verbund an der Oberseite der Bewehrung als fragwürdig einschätzen.


    Einen Korrosionsschutz aufzutragen ist sicherlich bzgl. der Dauerhaftigkeit sinnvoll, jedoch hat dies keinen Einfluss auf den nicht vorliegen Materialverbund (Stahl - Beton). Das Hinzuziehen eines Sachverständigen ist angesichts der Lösungsvorschläge des BT dringend anzuraten. Ich würde in jedem Falle alle (!!!) Fensterstürze dokumentieren und dem BT als Mängelinfo vorlegen. Dann kann er selber entscheiden, ob er die Fenster einbauen lässt (um sie dann später wieder zu demontieren). Unwissenheit/ Unkenntnis kann er dann nicht geltend machen.

  • Welchen Sinn macht es hier nachzufragen und dann nicht zu reagieren und den Bau einfach weiter laufen zu lassen? Also mach hinne und mach was hier vorgeschlagen wurde! Das mag jetzt zwar etwas Hickhack sein, aber dafür macht es später weniger bis gar keinen Ärger.

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...