selbstlernende Heizkurve?

Fertig gibt es so etwas in den typischen Heizungsregelungen nicht.

Wenn man nur mit Temperaturen arbeitet, also Außen- und Raumtemperatur(en), dann muss die Anlage korrekt abgeglichen sein. Es gab m.W. schon Ansätze das im Regler zu automatisieren, doch da stellt sich die Frage nach Aufwand und Nutzen. Bei einem Gebäude und einer Heizungsanlage hat man es mit einem sehr trägen System zu tun, und die Räume verhalten sich nicht immer gleich. An sich müsste man für jeden Raum Stellglieder verbauen mit denen man auch den Volumenstrom in den Heizflächen kontrolliert verändern kann. Ein einfaches Auf und Zu wie bei den typischen FBH Stellventilen ist da nicht optimal.

Fuzzilogik in der Heizungstechnik gibt es schon lange. Ich habe mir 1992 hier in der Region die erste selbstlernende Regelung von Landys@Gyr eingebaut.

Zum Standard ist es trotzdem noch lange nicht geworden. Den Leuten ist oft der billige Preis wichtiger.

Mein Boss sagte damals, wenn die Heizungen so wie die Autos im Vorgarten stünden, würden sich die Nachbarn gegenseitig übertrumpfen. Im finsteren Keller interessiert das nur ein paar Freaks.

Zitat von R.B.

An sich müsste man für jeden Raum Stellglieder verbauen mit denen man auch den Volumenstrom in den Heizflächen kontrolliert verändern kann. Ein einfaches Auf und Zu wie bei den typischen FBH Stellventilen ist da nicht optimal.

So etwas gibt es mittlerweile, z.B. von Homematic IP (und ich habe keine Ahnung, wie gut das funktioniert). Ist dann aber auch nur die halbe Miete, weil die Steuerung zwar die Volumenflüsse für die Räume steuert, aber keinen Einfluss auf die Heizkurve nimmt.

Zitat von R.B.

Es gab m.W. schon Ansätze das im Regler zu automatisieren, doch da stellt sich die Frage nach Aufwand und Nutzen.

Für das einzelne Haus lohnt sich das vielleicht nicht – man kann das ja auch manuell optimieren. Umgekehrt findet diese Optimierung häufig nicht statt oder geht über die Zeit verloren, wenn einzelne Komponenten des Systems angepasst werden, weil sich keiner damit beschäftigt. Von daher könnte ich mir schon vorstellen, dass es Sinn machen würde, wenn man eine geeignete Regelung großflächig einführen würde: Technik wird tendenziell immer billiger, Arbeitszeit teurer.

Ich denke das scheitert weniger an der Technik als vielmehr am Marketing. Wie Thomas schon richtig geschrieben hat, interessieren sich die meisten Betreiber einer Heizungsanlage nicht dafür, und wenn das Teil auch nur 1 Cent teurer ist, dann kommt sofort die Frage "wozu?". Es ist schwierig die Vorteile in Euro zu beziffern, und Geld ist nun einmal das wichtigste Argument für einen Verkauf. Ob es gelingt ein Produkt nur mit ein paar bunten Bildchen und Versprechungen in den Markt einzuführen?

Schau Dir mal die frei programmierbaren Regler und deren Verbreitung an. Das ist etwas für Freaks die sich intensiv mit ihrer Heizungsanlage beschäftigen wollen, die breite Masse interessiert sich nicht dafür.

Hat man die konventionelle Heizkurve ein bisschen optimiert, dann schrumpft das Einsparpotenzial gewaltig, und geht schnell im Rauschen unter. Kaum jemand wird dann noch Geld in die Hand nehmen um zu optimieren.

VIelleicht entscheiden sich die Hersteller irgendwann dafür, so eine Funktion als "Standard" einzuführen, vielleicht als "Optimierung Light" mit Focus auf die Temperaturregelung und ohne viel (teure) Peripherie. Ich habe beispielsweise in meinem Regler eine simple Temperaturanpassung implementiert, d.h. abhängig von einem Raumthermostat wird die Heizkurve angehoben (quasi eine Art Schnellaufheizen). Die Überlegung war damals, ob man damit den Komfort erhöhen könnte, beispielsweise nach einer Nachtabsenkung. Das könnte man verfeinern, und ich bin mir sicher, dass es für die Entwickler einfach wäre auch einen komplexen Algorithmus zu implementieren.

„Frei programmierbar“ wird sicherlich eine Nische bleiben - das sinnvoll zu programmieren ist ja noch aufwändiger als es wenigstens einmal ordentlich einzustellen (auch wenn man die Fähigkeiten dazu hat).

Massentauglich würde es dann, wenn man außer den gewünschten Raumtemperaturen und Zeiten nichts einstellen müsste.

Die interessante Frage wäre, wie viel Sensorik s in welcher Qualität es dafür braucht, dass es für einen sehr breiten Einsatzbereich robust funktioniert.

Für die Raumtemperaturmessung muss es nicht besonders genau sein. +-0,5K sollten ausreichend sein. Für die Optik kann man ja höher auflösen. Da wird man einen Kompromiss eingehen müssen, da eine Kalibrierung immer Aufwand produziert, Zeit und Geld kostet.

Zum Basteln kann man sich etwas bessere bauen, aber für eine Großserie darf so ein Sensor ja nichts kosten.

Zitat von Juanito

Vermutlich wird das mangels Schnittstelle aber schon schwierig.

Das wird mehr als schwierig, denn ohne Schnittstelle hat man ja keinen Zugriff auf den Regler. Oder möchtest Du einen durch µC steuerbaren mechanischen Tastendruck-Ersatz-Mechanismus bauen?

A propos Schnittstelle, auch wenn keine Schnittstelle nach außen geführt ist, bedeutet das nicht, dass keine vorhanden ist (Stichwort Serviceschnittstelle). Das Problem dabei ist jedoch, dass selbst wenn es Dir gelingt Dich an eine interne Schnittstelle anzustöpseln, dann fehlen immer noch alle Infos zum Datenaustausch. Und selbst wenn Du es schaffst Dich hardwareseitig korrekt anzuklemmen (ser. Schnittstelle, TTL Pegel, oder wie auch immer) und so "Kleinigkeiten" wie Datenrate und Protokoll passen, dann kennst Du immer noch nicht die Befehle mit denen Du irgendwas bewirken kannst.

Der bessere Weg ist einen externen frei programmierbaren Regler zu verwenden und den "Brenner" damit ansteuern. Die gibt es auch als Heizungsregler fertig programmiert, so dass man ein System hat das grundsätzlich schon mal funktioniert, und auf dem kann man aufbauen.

Da bin ich jetzt auch nicht auf dem aktuellen Stand. Du kannst ja mal bei TA (Technische Alternative) schauen ob Du dort einen Universalregler findest, vermutlich gibt es zwischenzeitlich aber auch noch andere Hersteller.