Funktionsheizen 35°

  • Guten Tag,

    nach vielen Pannen mit unserem Heizungsbauer (Innungsmeisterbetrieb!!) scheint sich jetzt das nächste Problem anzubahnen. Besprochen wurde, dass der Estrich nach Heizprotokoll mittels Wärmepumpe hochgeheizt wird, dh. mit 25° beginnen, täglich 5° mehr, bis 55° am 7. Tag. Am 5.,6. und heute 7. Tag zeigen die Armaturen aber konstant Temperaturen von ca 35° an (Vor- und Rücklauf). Gestern Ortstermin mit Heizungsbauer, der sagt: passt so. Leider kann man mit ihm nicht reden, er schwafelt herum und geht nicht auf die tatsächlichen Themen ein. Kann uns jemand einen Tipp geben, was wir jetzt machen können? Luftfeuchtigkeit in den Räumen ist übrigens relativ niedrig, immer zwischen 40 und 50%, Estrich liegt seit ca 6 Wochen (Anhydrith- und in den Feuchträumen Zementestrich)

    Grüße

  • Die Vorgabe kommt eigentlich vo Estrichleger. Sie ist aber auch in Pkt 4.2.4 DIN EN 1264-4 geregelt.

    Zitat

    Die Funktionsheizphase beginnt mit einer Vorlauftemperatur von 25 °C, die 3 Tage lang beizuhalten ist. Anschließend muss die maximale Auslegungstemperatur eingestellt und mindestens 4 Tage lang auf diesem Wert gehalten werden.

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Infos und Protokoll findet man auch hier als pdf zum Download:


    Schnittstellenkoordination bei Flächenheizungs- und Flächenkühlungssystemen in Neubauten - Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e.V.
    Das Dokument Schnittstellenkoordination unterstützt als praktischer Leitfaden die Arbeitsschritte und Koordinierung verschiedener Gewerke bei der Planung,…
    www.flaechenheizung.de


    Man beachte den Bezug auf die Auslegungstemperatur, also die maximale Vorlauftemperatur bei Auslegung. Eine FBH wird üblicherweise mit 35/30 dimensioniert, also wäre die maximale Auslegungstemperatur 35°C. In der Praxis können aber auch mal höhere Vorlauftemperaturen auftreten, die Dimensionierung bezieht sich ja auf eine mittlere Außentemperatur von beispielsweise -14°C. Wenn nun im Regler die maximale Vorlauftemperatur nicht auf 35°C begrenzt wird, dann wird er diese entsprechend der Steilheit auf Werte über 35°C regeln. Sollte ein Regler die Rücklauftemperatur heranziehen, dann wird die Vorlauftemperatur sowieso nicht überwacht (hängt von der Leistung der WP und dem Volumenstrom ab).


    Bei Wärmeerzeugern die problemlos deutlich höhere Vorlauftemperaturen erzeugen können, sieht man am Vorlauf einen zusätzlichen Temperaturbegrenzer vor. Dadurch wird sichergestellt, dass beispielsweise bei einem Fehler oder einer Fehleinstellung des Reglers einer Gastherme oder Ölkessels nicht Kesselwasser mit 60 oder gar 70°C direkt in die FBH geschickt wird.

    Diese Notbremse stellt man typischerweise auf 40°C oder 45°C, und im einfachsten Fall schaltet sie die Kessel-/Heizkreispumpe ab.


    Ich betrachte das Funktionsheizen auch als Stresstest für die FBH, und deswegen würde ich eine höhere Temperatur als die 35°C vereinbaren. Besser es zeigt sich beim Funktionsheizen ein Riss im Estrich als später wenn es draußen mal knackig kalt ist oder der Regler in´s Nirwana läuft.

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  • Danke für die schnellen Antworten!

    Es zählt die GEMESSENE Bauteilfeuchte!

    Nach dem Belegreifheizen wird eine CM-Messung durchgeführt.

    Die Vorgabe kommt eigentlich vo Estrichleger. Sie ist aber auch in Pkt 4.2.4 DIN EN 1264-4 geregelt.

    Das Heizprotokoll des Estrichlegers wurde dem Heizungsinstallateur ausgehändigt und schriftlich darauf hingewiesen, dass der Aufheizvorgang so durchgeführt werden soll, mit Höchsttemperatur von 55° am 7. Tag.

    Die Frage ist, ob er sich daran hält. Er hat eine chaotische Arbeitsweise und wir haben schon einige Male erlebt, dass er sich nicht an Vorgaben hält oder diese "großzügig auslegt".

    Kann mir jemand sagen, ob das Heizprotokoll auch "zwischendrin", also vor Ende des Abheizens ausgelesen werden kann? Nur so können wir zeitnah nachprüfen, ob die vorgegebenen Temperaturen tatsächlich erreicht wurden.

  • zeigen die Armaturen aber konstant Temperaturen von ca 35° an (Vor- und Rücklauf).

    Das würde darauf hindeuten, dass der Estrich auf 35°C aufgeheizt wurde, keine Energie mehr abnimmt, und der Regler damit zufrieden ist und erst gar nicht versucht eine höhere Temperatur zu erzeugen.


    Einen schnellen Temperatursprung schafft eine WP mangels Leistung eher nicht, d.h. die Temperatur erhöht sich nur sehr langsam weil der feuchte Estrich quasi eine hohe Last darstellt. Trotzdem müsste eine Temperaturdifferenz zwischen Vor- und Rücklauf zu erkennen sein, diese sehe ich jetzt auf Deinem Bild nicht. Daher die Vermutung, dass der Regler erst gar nicht versucht eine höhere Temperatur zu erreichen, also sein "Soll" erreicht hat.


    Sollte die Leistung der WP nicht ausreichen, dann empfiehlt es sich die Fläche für das Funktionsheizen aufzuteilen, also zuerst EG, dann OG oder so ähnlich. Wie man das geschickt aufteilt, das hängt von der Anlage ab (Anzahl HKV, Anzahl FBH Kreise, Größe der Kreise bzw. Leitungslänge).


    Kann mir jemand sagen, ob das Heizprotokoll auch "zwischendrin", also vor Ende des Abheizens ausgelesen werden kann? Nur so können wir zeitnah nachprüfen, ob die vorgegebenen Temperaturen tatsächlich erreicht wurden.

    Ohne zu wissen was für eine WP, Größe der FBH Fläche, und was für ein Regler hier werkelt, kann man das nicht einmal erahnen. ;)

    Es gibt Regler die haben es gar nicht gerne wenn das "Aufheizprogramm" unterbrochen wird. Andere wiederum fahren stur einen Temperaturverlauf ab, speichern aber keine Daten. An sich sollte das der Hersteller bzw. Heizungsbauer beantworten kennen, schließlich kennen die die Heizungsanlage.

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  • Vielen Dank für die Antwort, ich hatte zwischenzeitlich ein Gespräch mit dem techn. Projektmanager der Wärmepumpen- Herstellerfirma, der hat es ebenso eingeschätzt und vorgeschlagen die Geschosse nacheinander aufzuheizen.

  • Mann muss schon unterscheiden zwischen Funktionsheizen und Belegreifheizen....


    Alos, was wollt ihr?


    Funktionsheizen und/oder Belegreifheizen?


    Funktionsheizen ist nicht immer so die gängige Praxis in der Praxis. Viele scheuchen sich vor dem massiven Temperatursprung, selbst die Estrichleger.

    Belegreifheizen ist das was der TE in ersten Posting genannt hat. 25°C beginnend nach 3 Tagen ansteigend um je 5K.

    Bei der jetzigen Witterung sollte das Zuheizen mit der WP nicht so dramatisch sein, bei Luft-Wasser Wärmepumpe. Wird aber unsererseits nie gemacht mit einer WP. Hängt jetzt aber im Detail von den m² und der WP ab das zu bewerten,

    Wir haben Chaos und Bürokratie, Made in made in Germany, Propaganda und Poesie, Made in Germany

    Wir können am Glücksrad die Geschichte drehen, auf Stelzen über Leichen gehen, Bis zum Mittelmeer mit Feuer spucken, die Eins am Schießstand und Autoscooter...Made in Germany

  • Aufheizen allein mit der Wärmepumpe ist möglich, aber nicht immer sinnvoll. Typisch ist heute in meiner Wahrnehmung der Einsatz elektrischer Zusatzheizungen.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Bei den Außentemperaturen der vergangenen Wochen halte ich 35 Grad Vorlauf für zu gering, um eine treibende Kraft zum Estrichtrocknen zu sein.

    Wir haben zur Zeit einen Gemeindesaal im Bau, bei dem der Parkettleger in 3 Wochen beginnen soll. Ich bin gespannt auf dessen Messung.




    Wenn Dich ein Laie nicht versteht, so heißt das noch lange nicht, dass du ein Fachmann bist.



    M.G.Wetrow