Kellerdecke dämmen bei gefräster FBH?

  • Hallo zusammen,


    ich habe derzeit folgenden Fußbodenaufbau im EG:

    - 16 cm Stahlbeton

    - 1 cm Styropor

    - 5 cm Estrich + eingefräste FBH

    - Fliesen drauf


    Die oberste Geschossdecke ist mit 10 cm Steinwolle gedämmt und das Dach mit 15 cm Steinwolle+Dampfbremse.


    Nun meinte mein Heizungsbauer, dass sich eine Kellerdecke nicht zu dämmen lohnt, da ja die Wärme ohnehin nach oben geht, besonders bei einer gefrästen FBH.


    Der Keller ist ca. 100 cm und ich wollte da eigentlich 12 cm Dämmung drauf haben.


    Leider ist der Keller jedoch realtiv niedrig, nur 200cm. Teilweise beim Türstürz nur 8 cm "luft" und sehr viele Rohre an allen Ecken der Decke.


    Daher meine Frage:

    - Aufgrund der gefrästen FBH: Lohnt sich da eine Kellerdeckendämmung?

    - Falls ja, dann überall einfach 8 cm, oder doch lieber 12 cm, aber dann viel schneiden, sodass es um die Rohre passt?

    - oder doch lieber den Dachboden noch weiter dämmen?


    Was würdet ihr hier empfehlen? Vielen Dank!

  • Nun meinte mein Heizungsbauer, dass sich eine Kellerdecke nicht zu dämmen lohnt, da ja die Wärme ohnehin nach oben geht, besonders bei einer gefrästen FBH.

    Dieses Argument teile ich nicht. Es stimmt zwar, dass ein größerer Teil der Energie "nach oben" geht, aber den Wärmestrom nach unten sollte man nicht unterschätzen. Irgendwo im Forum habe ich mal ein paar Rechenergebnisse gepostet, aber das kann man ja rechnen. In Deinem Fall würde mich nicht wundern, wenn ein Drittel der Wärmeenergie "nach unten" in den Keller geht. Diesen Anteil könnte man durch eine zusätzliche Dämmung der Kellerdecke deutlich reduzieren.


    Vielleicht habe ich später etwas Zeit, dann rechne ich mal ein Beispiel mit Deinem Aufbau und poste die Ergebnisse.

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  • So, hier die versprochenen Ergebnisse.


    Voraussetzungen:

    Fliesenbelag Keramik 10mm

    Kleber 8mm

    Estrich 50mm, 20mm eingefräst, darin Verbundrohr16mm, restliche 4mm mit Kleber aufgefüllt. Rohr hat Kontakt zum Estrich

    Keine zusätzlichen Wärmeleitschichten

    Dämmlage 10mm EPS 040

    Decke Stahlbeton 160mm

    Kein Putz oder Deckenverkleidung im Keller


    Heizwassertemperatur 35/30

    Volumenstrom 2 Liter/Minute

    Rohrabstand 10cm


    Wärmeübergangskoeffizient Alpha FBH = 11,1W/m²K

    Wärmeübergangskoeffizient Alpha Decke = 6,3W/m²K


    Raumtemperatur 21°C, Raumtemperatur im Keller 10°C


    Ergebnis:

    Wärmestrom "nach oben" = 88,3W/m², Wärmestrom "nach unten" = 41,8W/m²

    Oberflächentemperatur Kellerdecke (Mittelwert) 16,5°C

    Oberflächentemperatur Fußboden 28,1°C-30,6°C, Mittelwert 29°C (Achtung Oberflächentemperatur für Wohnraum etwas zu hoch)


    Da lag ich mit meiner Schätzung 1/3 zu 2/3 gar nicht so weit daneben.


    Nun ergänzen wir die obige Konstruktion um 80mm Deckendämmung in WLG035 (ohne Verkleidung)


    Ergebnis 2:

    Wärmestrom "nach oben" = 95,3W/m², Wärmestrom "nach unten" = 7,9W/m²

    Oberflächentemperatur Kellerdecke (Mittelwert) 11,2°C

    Oberflächentemperatur Fußboden 28,9°C-30,9°C, Mittelwert 29,9°C (Achtung Oberflächentemperatur für Wohnraum etwas zu hoch).


    Man beachte, die Deckendämmung reduziert den Wärmestrom in den Keller von 41,8W/m² auf 7,9W/m², gleichzeitig erhöht sich der Wärmestrom nach oben von 88,3W/m2 auf 95,3W/m². Die hohe Oberflächentemperatur zeigt schon, dass diese Dimensionierung grenzwertig ist. Vermutlich (hoffentlich) ist die Heizlast geringer, so dass man die FBH auch mit niedrigeren Heizwassertemperaturen betreiben kann.


    Wie hoch die jährliche Einsparung durch die Dämmung ist, das lässt sich schwer ermitteln, weil man dazu erst einmal die Heizlast der Kellerräume betrachten müsste. Auch die angenommene Kellertemperatur variiert, schließlich sorgen 33W/m² dafür, dass sich die Kellerräume aufheizen werden, bei 7,9W/m² ist dieser Effekt schon deutlich reduziert.


    Zur Information noch eine Deckendämmung mit 12cm in WLG035


    Ergebnis 3:

    Wärmestrom "nach oben" = 95,8W/m², Wärmestrom "nach unten" = 5,6W/m²

    Oberflächentemperatur Kellerdecke (Mittelwert) 10,9°C

    Oberflächentemperatur Fußboden 28,9°C-30,9°C, Mittelwert 29,9°C


    Man sieht, dass bereits 80mm Dämmung den Wärmestrom deutlich reduzieren, die 4cm zusätzlich auf 12cm liefern dann nur noch eine zusätzliche Einsparung von 2,3W/m². Die Werte für 10cm liegen dazwischen (Wärmestrom nach oben = 95,6W/m², Wärmestrom nach unten 6,6W/m²)

    Sollte es also Probleme geben die 12cm zu realisieren, dann könnte man auch mit einer geringeren Dämmstärke schon ein ordentliches Ergebnis erzielen.


    Jetzt könnte man noch die U-Werte betrachten (Stichwort GEG). Das GEG fordert bei Sanierung einen U-Wert von 0,3W/m² (Keller unbeheizt) bzw. die höchstmögliche Dämmstärke in WLG035.


    Aktuell hat der Aufbau einen U-Wert von ca. 1,4W/m²K.


    Bei 12cm Dämmstärke wäre der U-Wert ca. 0,24W/m²K

    bei 10cm Dämmstärke wäre der U-Wert ca. 0,28W/m²K

    Bei 8cm Dämmstärke wäre der U-Wert ca. 0,33W/m²K


    Um die Anforderung nach GEG zu erfüllen müsste man also min. 10cm Dämmstärke vorsehen, bzw. falls dies nicht möglich ist, dann die o.g. 8cm die wohl funktionieren.


    Teilweise beim Türstürz nur 8 cm "luft"


    Bereits die 8cm sind um ein Vielfaches besser als die jetzige Situation.

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  • Wow. Vielen Dank für die sehr hilfreiche und ausführliche Antwort.


    Aufgrund der Gegebenheiten ist es nicht möglich überall 8 oder 12 cm zu dämmen, z.B. wird wohl nur über Rohre an der wand gedämmt und das war’s. Teilweise auch bei Fenstern nur minimal. Geht halt nicht anders.


    Das isr dann hast trotzdem noch besser, als nichts, schließe ich mal aus deinen Erläuterungen.

    Also, ich werde dann überall halt maximal 12 cm machen, dort wo weniger geht, dann halt weniger.

    Es muss natürlich sichergestellt werden, dass die Fenster und Türen weiterhin aufgehen.


    Tatsächlich ist es so, dass dort ein Hobbyraum beheizt ist. Dieser wird jedoch nur 1-2 im Jahr benutzt.

    Könnte ich in dem Raum trotzdem oben dämmen und dann halt heizen, wenn dann mal jemand dort etwas machen möchte? Oder wäre das hinderlich? Es sind nur wenige Tage im Jahr.


    Der Nachbar hat das baugleiche Haus und hat dort nie geheizt und den Keller nur als Lagerraum genutzt und auch keine Probleme gehabt. Aufgrund der Energiepreise wollen wir das zukünftig auch so handhaben. Nur ab und zu heizen, wenn mal ein Abend dort etwas gefeiert wird oder so.

  • Tatsächlich ist es so, dass dort ein Hobbyraum beheizt ist.

    Du meinst damit den Kellerraum?



    Aufgrund der Gegebenheiten ist es nicht möglich überall 8 oder 12 cm zu dämmen,

    Das ist kein Problem. Das GEG fordert für diesen Fall, dass mit der höchstmöglichen Dämmstärke in WLG035 gedämmt werden soll.


    Also, ich werde dann überall halt maximal 12 cm machen, dort wo weniger geht, dann halt weniger.

    Genau so würde ich es machen. Wie gesagt, laut GEG wären 10cm ausreichend, oder halt das was machbar ist.



    Könnte ich in dem Raum trotzdem oben dämmen und dann halt heizen, wenn dann mal jemand dort etwas machen möchte? Oder wäre das hinderlich? Es sind nur wenige Tage im Jahr.

    Wir reden also vom Kellerraum mit der Deckendämmung?

    Ich wüsste nicht, warum ein temporäres Beheizen problematisch wäre. Wichtig ist, dass wenn viel Luftfeuchtigkeit in den Raum eingetragen wird (viele Leute die Party machen, z.B.) dass dann auch gelüftet wird. Wenn da gelegentlich jemand drin sitzt und bastelt, dann hält sich die Luftfeuchtigkeit sowieso in Grenzen.


    Ich bevorzuge in solchen Fällen ein Thermometer mit Hygrometer an der Wand, mit dem ich die Raumtemperatur und rel. Luftfeuchtigkeit kontrolliere. Die müssen auch nicht super teuer und genau sein, als Indikator sind die einfachen Modelle völlig ausreichend.

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