Garagensturz hängt durch

  • Hallo zusammen,


    wir bauen gerade ein EFH und eine Garage in Oberfranken. Die Garage wurde gemauert und wir haben ein Garagentor mit einer Breite von 5,50 m. Der Garagenrohbau wurde im Februar fettiggestellt. Vor drei Wochen haben ich die Garage innen verputzt. Nun ist mir aufgefallen, dass der Putz an der Garagentorseite anfängt horizontal zu reißen. Ich dachte anfangs, dass ich etwas falsch beim verputzen gemacht hätte. Jetzt habe ich aber gesehen, dass der Garagentorsturz anfängt sich zu biegen. Wenn man mit einem Richtscheit von unten an den Sturz geht, dann "kippelt" es. Den Sturz habe ich beim regionalen Betonbauer bestellt. Dieser hat auch die Statik berechnet.


    Meine Frage nun, darf sich ein Sturz in der ersten Zeit biegen?


    Muss ich mir Sorgen machen?


    Anbei noch ein paar Bilder.


    Danke bereits im Voraus.

  • die erste Frage, die sich mir stellt, ist welche Lieferbedingungen hinsichtlich der Durchbiegungsbeschränkungen vereinbart waren. Was steht im Angebot/Vertrag? Was steht dazu in der Statik?

    Eine Durchbiegungsbeschränkung von l/300 lässt bei dieser Spannweite eine Durchbiegung von fast 2cm zu. Zwar nicht unter Eigengewicht, aber immerhin.


    Ist das ein Fertigteilsturz oder wurde er vor Ort geschalt und betoniert?


    Es könnte natürlich auch eine "Imperfektion" sein. Also, dass der Sturz schon durchgebogen war, als er geliefert wurde...


    ggf. kann es relevant sein, ob und wie der Sturz beim Betonieren der Decke, die augescheinlich mit Aufbeton hergestellt ist, unterstützt wurde und wie lang nach dem Betonieren ausgeschalt wurde...

  • Meine Frage nun, darf sich ein Sturz in der ersten Zeit biegen?

    Alle weiter spannenden Bauteile biegen sich immer durch, schon ohne Auflast. An sich ist eine Durchbiegung also erstmal nicht kritisch.


    Der statische Nachweis soll sicherstellen, dass das jeweils zulässige Maß der Durchbiegung nicht überschritten wird. Dies wäre hier zu überprüfen. Also: Ist die reale Durchbiegung größer als die errechnete bzw. nach stat. Nachweis erwartete und als die zulässige Durchbiegung?

    Muss ich mir Sorgen machen?

    Das hängt vom Ergebnis des fachkundigen Soll-Ist-Abgleichs der Vorposition ab.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • hmm, der Sinn ergibt sich mir nicht, warum man einen fertigteilSturz verwendet, wenn dann doch oben aufbetoniert wird.

    So sieht es zumindest aus, das die Betonschicht über dem Sturz, aus Ortbeton besteht.


    Aus meiner Sicht, ist auch das Auflager des Sturzes falsch ausgeführt.

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  • Ist das "schwarze" zwischen Sturz und Mauerwerk im Auflagerbereich eine Art Gummimatte? Warum ist die Bewehrung nicht bis in die Decke hochgeführt, um eine höhere Statische Breite zu bekommen?

    Das sie nicht bis in die Decke geht, zeigt der Riss zwischen Fertigteil und Ortbeton.

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Also Ferndiagnose ist bei sowas immer sehr schwierig...müsste sich ein Fachman Vorort anschauen

    Pläne sind gut...aber wichtiger ist wie wurde es ausgeführt

    Welcher Putz ist gemeint ?

    Ich sehe auf dem Bild keinen Putz ?

  • Danke für die Antworten. Warum das genau so ausgeführt wurde, kann ich leider nicht sagen. Da habe ich mich als Leihe auf den Maurer verlassen.


    Der schaut es sich die Woche an und natürlich dann auch noch ein Fachmann. Eure Antworten haben mir aber schon mal weitergeholfen.

  • Meine Frage nun, darf sich ein Sturz in der ersten Zeit biegen?

    Das darf er. Ich frage mich, ob der von Dir genannte Spalt von 8 Millimeter erst kürzlich aufgetreten ist, oder schon von vornherein vorhanden war (schon im Februar, nachdem ausgeschalt und die Stürzen entfernt waren).

    8mm über eine Sturzlänge von 6,5m, inkl. Mess- und Fertigungstoleranz, die 0,12% erscheinen mir noch sehr gut. Gedanken würde ich mir machen, wenn der Spalt erst in den letzten Wochen aufgetreten, und der Vorgang noch nicht abgeschlossen ist (nächste Woche vielleicht 10mm, übernächste Woche 12mm usw.).


    Frage an die Experten:

    Wenn der Sturz irgendwann x Wochen vor dem Feburar gefertigt wurde, wäre es denkbar, dass sich die Abmessungen bis heute noch im Rahmen der Trocknung verändert haben?

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  • [...]

    Frage an die Experten:

    Wenn der Sturz irgendwann x Wochen vor dem Feburar gefertigt wurde, wäre es denkbar, dass sich die Abmessungen bis heute noch im Rahmen der Trocknung verändert haben?


    1. Täuscht die Perspektive oder liegt Unterkante Sturz ungefähr in der gleichen Höhe wie UK Decke?
    oder gibt es eine abgehängte Decke?

    (vermutlich sind die im Bild horizontalen Linien die Stöße der Schaltafeln)

    1.1 Ist der Aufbeton auf dem Sturz ggf. "nur" eine Attika - zum Hochführen der Abdichtung?
    Dann liegt die Decke womöglich gar nicht auf dem Sturz und der "Sturz" ist nur ein Randbalken

    1.2 Wie hoch ist die Attika?
    (von OK Beton der Attika bis OK Beton der Decke)
    Wie dick ist die Decke?
    Gibt es eine Fuge zwischen Deckenbeton und Sturz?

    1.3 Wieso sollten da noch 2 Bewehrungsstäbe zu jeder Seite noch 1m überstehen?


    2. Der Spalt kann sich langsam entwickelt haben und plötzlich "aufbrechen"
    Die Betone (Decke und Sturz) sind unterschiedlich alt und haben unterschiedliche Eigenschaften. Beton kriecht und schwindet immer - die meisten Änderungen gibt es in der ersten Lebensphase.

    Der frische Aufbeton kann dazu führen, dass beide Betone nach dem Betonieren erst einmal aneinander "kleben". Durch das Schwinden kommt es zu Längenänderungen und ohne eine Verbindung durch Bewehrung reißt die Betonierfuge irgendwann auf. Erst recht, wenn das Fertigteil eine glatte Oberfläche hat.

    Normal.


    3. Das Auflager ist m.M.n. ungünstig konstruiert.

    Wenn sich der Sturz durchbiegt, wird er sich auf dem randbereich der Laibung abstützen. Die elastischen Lager sollen verhindern, dass es zu übermäßigen Kantenpressungen kommt. ABER das lange Auflager führt auch dazu, dass sich die Enden des Sturzes bei Durchbiegung leicht nach oben anheben. Das kann zu Rissen im Putz und u.U. zu Fugen in den Längswänden führen, wenn die Sturzenden versuchen, den Aufbeton "anzuheben" bzw den Randbalken der Längswände nach oben drücken.

    Foto: Lager an der Laibung gedrückt, am Sturzende sieht es weniger gepresst aus (vll. mal ein dünnes Blech [Messer] versuchen reinzustecken)

    Gruß
    Holger
    --
    Früher, da war vieles gut. Heute ist alles besser.
    Manchmal wäre ich froh, es wäre wieder gut.
    (Andreas Marti; Schweizer)

  • ... Wieso sollten da noch 2 Bewehrungsstäbe zu jeder Seite noch 1m überstehen? ...

    Einbindung in den Ring- äh, - dings? ;)

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Hm - örtlich gebogen auf der Baustelle?

    Stimmt, ist schwierig. Dafür würde übrigens die Lage passen: Mittig oben! (zum Einfädeln in U-Schalen. Für den Transport werden sie aber kaum 'dran sein, da jede mittelmäßige Schlaufe ausreicht und Ösen für Transportanker nicht mehr viel kosten.


    Mir fällt aber vor allem kein anderer Zweck ein! :) (Und die Bewehrungsplanerin kannte vielleicht einfach nicht die genaue Grundrissposition!?)

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Soll das heissen, der Maurer ist kein Fachmann oder Du hälst ihn nicht für einen solchen? Warum hat er dann den Auftrag?

    Das habe ich sehe blöd formuliert. Der Maurer sieht es sich an und soll mir seine Meinung dazu sagen, dann bin ich zufrieden.


    Die Decke ist eine Spannbetondecke und liegt auf den Sturz nicht auf.


    Die Bewehrungsstäbe wurden vor Ort dann noch passend gebogen.