Ick glaub mein Riemchen rostet

  • Hallo zusammen,


    ich bin neu hier und wie Neulinge das gerne so machen, falle ich direkt mal mit einem Problem(chen) ins Haus :) Meine Frau und ich haben im letzten Jahr unser kleines EFH durch einen Bauträger errichten lassen und die Fassade mit Klinkerriemchen ausgestattet. Nach einigen Monaten fingen die Fugen an sich zu verfärben. Es sieht fast so aus als würden die Riemchen rosten. Ich habe schon ein paar Google Suchanfragen abgeschossen, doch bin mangels Kenntnis entsprechender Fachbegriffe nicht zu einem Resultat gekommen.


    Meine Frage: Ist das normal? Sieht jedenfalls eher unschön aus und macht beim Hersteller Feldhaus auf der Webseite mit der Fugenfarbe nicht den Eindruck als müsse es so aussehen.


    Danke fürs Lesen,


    Flo

  • eine totale wäre nicht schlecht.


    ist die ganze fassade rundum betroffen ?


    könnte es sein , das vor dem bereich schlosserarbeiten ausgeführt worden ?

    die vernunft könnte einem schon leid tun....

    sie verliert eigentlich immer

  • In der totalen sieht das mehr so aus als würden sich die Fugen nur in Richtung rotbraungelb verfärben. Aber es ist in der Tat um das komplette Haus drumrum. Nur da wo der Regen schlecht hin kommt, sind die Fugen noch nahezu im original ausgewählten Ton. Alle anderen sind inzwischen in variierenden Orangtönen oder mit diesen Laufnasen. Auf dem Foto mit Wandbriefkasten erkennt man wie das vor 6 Monaten zur Übergabe noch überall neu aussah. Schlosserarbeiten wurden keine durchgeführt. Nur GaLa war da und hat im Garten gebuddelt :)

  • Aus juristischer Sicht ist die Sache beim Kauf eines Hauses vom Bauträger für "Verbraucher" innerhalb von 5 Jahren nach Erwerb einfach: Dem Bauträger den Mangel mit kurzer Beschreibung und Fotos ähnlich wie hier belegbar mit angemessener Fristsetzung zu Beseitigung anzeigen (m. E. hier 6 - 8 Wochen) und dann erstmal abwarten.


    Aus technischer Sicht scheint mir die Sache etwas komplizierter zu sein:


    (Vorweg Ich weiß nicht, was es ist, ich denke hier nur schriftlich darüber nach!)


    Ich setzte voraus, dass bei Euch Klinkerriemchen auf einem Wärmedämmverbundsystem verklebt wurden.


    Ich setzte weiter voraus, dass es sich dabei wirklich um Klinker im Sinne von "gesinterte (Hartbrand-) Ziegel" handelt. Damit sind hier vermutlich folgende Materialien / Stoffe vorhanden, welche mit einander reagieren können:

    1. tragender Wandbaustoff (Dämmziegel oder KS-Steine) *
    2. bei KS sicher zusätzlich eine Wärmedämmung mit einem armierten Grundputz *
    3. Kleber / Klebemörtel
    4. (Klinker-) Riemchen
    5. Fugenmörtel
    6. oberhalb der Riemchen Putz mit Egalisierungsanstrich

    Zu den einzelnen Schichten:

    1. * bei fachgerechter Ausführung des Grundputzes bzw. der Verklebung sollte die tragende Schicht von Feuchte nicht erreicht werden und auch sonst nicht mit den anderen Schichten interagieren, weshalb ich sie erstmal nicht weiter betrachten werde.
    2. leichte Auswaschung und / oder Interaktion von Bestandteilen möglich, aber bei der sichtbaren hohen Fleckenanzahl unwahrscheinlich
    3. leichte Auswaschung und / oder Interaktion von Bestandteilen möglich, aber bei der sichtbaren hohen Fleckenanzahl unwahrscheinlich
    4. Durch die Sinterung des damit glasartig gewordenen Materials sind bei echtem Klinker keine Auswaschungen oder Interaktionen möglich, bei anderen Ziegeln unwahrscheinlich, Interaktion mit in Wasser gelösten Inhaltsstoffen anderer Schichten sind damit unwahrscheinlich bis sehr unwahrscheinlich
    5. Ein- oder Auswaschung und / oder Interaktion mit eingespülten Bestandteilen möglich und wahrscheinlich
    6. Auswaschung und Interaktion mit Bestandteilen des Fugenmörtels möglich (6. als Quelle von 5.)

    Die Ursache der Verfärbungen zu finden, dürfte schwierig werden und erfordert nach meiner Einschätzung die Expertise einer sachverständigen Person. Diese sollte sich mit der Zusammensetzung von Mörteln, Klebern und Fugenmassen auskennen, die bei der Verarbeitung von Klinkerriemchen eingesetzt werden und ausdrücklich nicht mit den hier beteiligten Herstellern / Lieferanten / Ausführenden verbandelt sein.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Oder man macht an einem stark betroffenen Bereich eine Musterfläche (bzw. lässt es den BT machen). Dort die Fugen ausfräsen und mit anderem Mörtel ausfugen.

    Man könnte sogar eine 2. Musterfläche machen, bei der der Mörtel nur nachträglich verfestigt wird (Wasserglasbasis könnte Erfolg versprechen)

    Passiert in 6 -12 Monaten dort nichts, ist der Mörtel das Problem.

    Ob ein Mensch klug ist, erkennt man viel besser an seinen Fragen als an seinen Antworten. 8o

  • * bei fachgerechter Ausführung des Grundputzes bzw. der Verklebung sollte die tragende Schicht von Feuchte nicht erreicht werden und auch sonst nicht mit den anderen Schichten interagieren, weshalb ich sie erstmal nicht weiter betrachten werde.

    Dagegen spricht das Foto von der Sturzuntersicht ( in # 1). Die Bild in Verbindung mit der in der Totalen (in # 3) erkennbaren Putzfassade oberhalb der "Verblendung"/Riemchen läßt MICH an eindringenden NIederschlag zwischen Riemchen und Putz und damit verbundene Ausspülung irgenwelcher Stoffe aus tieferliegenden Schichten denken.


    Wurde ein Blower Door Test gemacht? Nicht dass es Kondensat in Folge von Luftundichtigkeiten ist.

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Vielen Dank für die guten Tips!


    Ich habe zwischenzeitlich dank eurer Denkanstöße einmal die gesamte Fassade von oben bis unten abgesucht. Dabei ist mir eine interessante Stelle ins Auge gefallen, die mir bisher nicht aufgefallen war weil sie bei hellem Sonnenlicht nicht gut zu erkennen ist. Das Foto was ich diesem Beitrag anhänge zeigt ziemlich deutlich, dass hier eine Flüssigkeit auf das Riemchen gespritzt ist und dies dazu führte, dass diese beim Ablaufen von der Oberfläche Material mit sich trug welches sich dann in den Fugen absetzte. Die Stelle befindet sich in einem Fenstersturz und ist vor Schlagregen halbwegs gut geschützt, weswegen es sich bei der Flüssigkeit einfach um Wasser handeln könnte.


    Nun habe ich eine Vermutung: Beim montieren der Riemchen wurden für Stürze und Hausecken diverse Riemchen direkt neben dem Haus bearbeitet, bzw. geschnitten. Zum einen wurde dabei viel Staub auf die Fassade geweht, zum anderen vermute ich, dass für den leicht metallischen Glanz des Riemchens ggf. leichte Metallanteile verwendet wurden. Der Staub vom Schneiden wurde nie von der Fassade gewaschen und sollte vom Bauträger eigentlich noch gereinigt werden. Das hatten wir sogar im Übergabeprotokoll festgehalten. Hat er allerdings nie gemacht.

    Nun könnte man theoretisch annehmen, dass bei Regen nun der Staub von den Riemchen über die Fugen lief und durch einen leichten Metallanteil erst später zu "rosten" began. Vielleicht etwas gewagt, aber vielleicht ja ein Ansatz?


    Das Haus scheint jedenfalls auch dicht zu sein. Die Innenwände sind alle trocken und der Blower Door Test wurde mit wehenden Fahnen bestanden.


    vielen Dank für eure Antworten in jedem Fall. Sie erweitern meinen Blickwinkel enorm :)

  • es könnte sich tatsächlich um den schneidstaub handeln und der muss noch nichtmal "rosten"


    wurde denn trocken geschnitten? (wahrscheinlich)

    die vernunft könnte einem schon leid tun....

    sie verliert eigentlich immer

  • Wenn da tatsächlich Schneidstaub von den Riemchen in das Fugenmaterial eingespült wurde, stelle ich mir dessen Entfernung sehr schwierig vor.


    Aber wie gesagt:

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    Dabei aber den Einsatz von Säuren zur Fleckenbeseitigung unbedingt untersagen, denn danach käme es zu Salzausblühungen und oder möglicherweise auch zu irreversiblen Verfärbungen der Klinker.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Aus juristischer Sicht ist die Sache beim Kauf eines Hauses vom Bauträger für "Verbraucher" innerhalb von 5 Jahren nach Erwerb einfach: Dem Bauträger den Mangel mit kurzer Beschreibung und Fotos ähnlich wie hier belegbar mit angemessener Fristsetzung zu Beseitigung anzeigen (m. E. hier 6 - 8 Wochen) und dann erstmal abwarten.

    Ja, das ist am Ende das Ziel der Übung. Ich wollte nur dafür ein wenig sicherer sein, dass hier wirklich ein Mangel vorliegt. Aber je mehr ich mich mit der Thematik beschäftige, desto eher stellt es sich tatsächlich so dar, als sei dies kein normaler Prozess den manche Fassaden einfach so durchlaufen würden. Insofern: Schreibe ich dann mal eine Mangelanzeige.


    Vielen Dank für den vielen Input!

  • Auch wenn hier ein wenig Euphorie geschürt wurde,

    a) die Ursache ist (bisher) vollkommen unklar (muss aber vom Unternehmer geklärt werden) und

    b) es könnte auf eine Minderung hinauslaufen (Höhe unklar - vermutlich aber im unteren 4-stelligen Bereich)

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Ich wollte nur dafür ein wenig sicherer sein, dass hier wirklich ein Mangel vorliegt.

    Ob das der Fall ist, entscheidet in D letztlich ein dafür angerufenes Gericht i.d.R. nach Hinzuziehung und Befragung einer sachverständigen Person. Eine belastbare Aussage lässt sich schon vorher von einer von Dir, also „privat“ beauftragten

    … sachverständigen Person. Diese sollte sich mit der Zusammensetzung von Mörteln, Klebern und Fugenmassen auskennen, die bei der Verarbeitung von Klinkerriemchen eingesetzt werden und ausdrücklich nicht mit den beteiligten Herstellern / Lieferanten / Ausführenden verbandelt sein.

    Ohne Ortsbesichtigung mit allen Sinnen und über ein Forum kann es Anregungen geben, aber keine verwertbare Ausarbeitung. Ohne die wird es hier kaum gehen - außer hier taucht zufällig jemand mit genau dem benötigten Wissen auf. Ich halte das für eher unwahrscheinlich.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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