Fußbodenheizung - im Rahmen einer energetischen Sanierung

  • Hallo liebes Forum,


    ich möchte mein Elternhaus (Baujahr 1967/1974) energetisch sanieren. Hierzu habe ich auch schon mit einem Energieberater einen Plan entwickelt. Dieser Plan sieht als einen der ersten Schritte den Einbau einer Fußbodenheizung im Erdgeschoss (2 Halbgeschosse) vor. Ziel ist vor allem die Verbesserung der Dämmung gegen Erdreich bzw. gegen Keller. Auf lange Sicht ist auch eine Reduzierung der Vorlauftemperatur das Ziel, Wanddämmung und Fensteraustausch sollen auch noch gemacht werden.

    Der komplette Estrich soll in dem Bereich raus und durch eine Fußbodenheizung mit Wärmedämmung (laut Energieberater mind. 4cm PUR/PIR mit Wärmeleitzahl Lambda <= 0,023) ersetzt werden. Die jetzige Aufbauhöhe des Bodens sollte nicht überschritten werden, um nicht die Türen anpassen zu müssen. Bei den Räumen handelt es sich um ein Esszimmer, eine Küche, einen Flur und einen Hauswirtschaftsraum, zusammen ca. 50 m². Nun habe ich den vorhanden Boden mal an einigen Stellen angebohrt, um festzustellen, wie dick der bisherige Aufbau überhaupt ist. In dem Halbgeschoss mit Hauswirtschaftsraum und Flur komme ich auf 6 cm (Dämmung +Estrich, ohne Fliesen). In dem Halbgeschoss mit Küche und Esszimmer komme ich auf 7 bzw 8 cm. Ein Bekannter, der Haustechniker ist, hat mir komplett abgeraten von der Idee. Im Internet habe ich einige Fußbodenheizungssysteme gefunden, die mit sehr geringen Aufbauhöhen auskommen, entweder Trockenbausysteme oder mit speziellem Estrich. Bei 6 cm Bodenaufbau bekomme ich allerdings keine 4 cm Dämmung mehr unter. Bei 8 cm könnte das funktionieren?

    Ist das ganze eine Schnapsidee? Erreicht man außer dem Komfortgewinn überhaupt was bzgl. Energieeffizienz, wenn man die 4 cm Dämmung nicht unterbekommt? Lohnt sich der Aufwand dann? Leider kriege ich zur Zeit auch keinen Heizungsbauer zu packen, die sind wohl alle mehr als ausgelastet.

    Danke schon mal für eure Einschätzungen.



  • Ist das ganze eine Schnapsidee?

    Eindeutig JA. Ein Energieberater, der solchen Unfug empfiehlt (4 cm Dämmung bj BJ 1970 +-) sollte sein Lehrgeld zurückzahlen.


    Ja, es gibt verschiedene Dünnschicht - Systeme, die aber alle nicht den a.R.d.T. entsprechen. DIese kann man natürlich trotzdem einsetzen, wenn man über die Nachteile und Risiken aufgeklärt wurde. ICH würds nicht tun.


    Denk lieber über eine Deckendämmung UNTER der Decke nach. Der Verlust an Raumhöhe ist marginal. (Zwischen 6 und 10 cm)

    Oder eine Wand- oder Deckenheizung, wenns unbedingt eine Flächenheizung werden soll.

    Oder "normale" Heizkörper, die entsprechend dimensioniert werden. Dazu brauchts aber eine Heizlastberechnung des gedämmten Gebäudes

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  • mit einem Energieberater einen Plan entwickelt. Dieser Plan sieht als einen der ersten Schritte den Einbau einer Fußbodenheizung

    Sinnvoller Ablauf einer energetischen Sanierung:

    1.) Festlegung der Dämmung der Hüllflächen des Gebäudes. (Dach, Aussenwände, ggf. Deckenunterseiten)

    2.) Ermittlung des NEUEN Heizlastbedarfs

    3.) Festlegung des Wärmeübertragungssystemy (Heizkörper, FBH, Wandheizung, Deckenheizung, Gebläseradiatoren usw.)

    4.) Festlegung eines Wärmeerzeugers

    5.) Überprüfung und ggf. Erneuerung der Fenster und der Luftdichtheit derselben

    6.) Schrittweise Realisierung

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  • Deckendämmung unter der Decke ist schon klar. Leider ist nur ein geringer Teil vom Erdgeschoss unterkellert. Und auch hier sind die Möglichkeiten bei einer Raumhöhe von 194 cm begrenzt.

    Die übrigen Schritte sind ähnlich wie im obigen Beitrag geplant. Die Fußbodenheizung wurde nur vorgezogen, weil das Haus jetzt noch unbewohnt ist.

  • Wanddämmung und Fensteraustausch sollen auch noch gemacht werden.

    Aber schon mal die Heizflächen tauschen? :wall: Damit die dann auf jeden Fall überdimensioniert sind, oder wie?


    Nochmal. Bei den Aufbauhöhen ist eine FBH + Dämmung Unsinn! Nimm Dir einen versierten (Umbau)Planer!

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  • Doch, ist sie, kann ich nachvollziehen. Nur, wenn wir dort erst mal eingezogen sind, werde ich sicherlich keinen Estrich mehr im Erdgeschoss rausnehmen. Damit bleibt nur, das Thema Fußbodenheizung ad acta zu legen bzw. zumindest auf die verbesserte Dämmung gegen das Erdreich zu verzichten. Damit kann ich jetzt weiter planen. Danke erst mal.

  • Der komplette Estrich soll in dem Bereich raus und durch eine Fußbodenheizung mit Wärmedämmung (laut Energieberater mind. 4cm PUR/PIR mit Wärmeleitzahl Lambda <= 0,023) ersetzt werden. Die jetzige Aufbauhöhe des Bodens sollte nicht überschritten werden, um nicht die Türen anpassen zu müssen.

    Das Material ist als Trittschalldämmung - die man auch in eigenen Nutzungseinheiten immer vorsehen sollte - ungeeignet.


    Die dünnsten "konventionellen" Fussbodenheizsysteme innerhalb der a.R.d.T. kommen mit Klettfolie, 20 mm Heizleitung + 45 mm Zementestrich auf Wade / TSD aus. Das sind gerundet 70 mm + 40 TSD (= WäDä) + ggf. Aufbau und damit zusammen mit einer Belagsschicht von 10 mm 120 mm und wesentlich dünner wird es bei Fussbodenheizung nur bei erheblichen Mehrpreisen. Mit einer vernünftigen Wärmedämmwirkung kommt man bei Fußbodenheizungen mit konventionellem Aufbau meist auf Aufbauhöhen von 13 - 15 cm.


    Theoretisch sind mit sehr teuren Systemen Aufbauten um 60 mm zzgl. Belag möglich. Die wenigsten Bauherrn wählen solche am Ende längerer Überlegungen tatsächlich.

    Damit bleibt nur, das Thema Fußbodenheizung ad acta zu legen bzw. zumindest auf die verbesserte Dämmung gegen das Erdreich zu verzichten. Damit kann ich jetzt weiter planen. Danke erst mal.

    Den Bodenaufbau zur Verbesserung der Wärmedämmwirkung zu erhöhen ist grundsätzlich überlegenswert, auch wenn dafür Türgrößen angepasst werden müssten. Habt ihr schon einmal überprüft, welche Konsequenzen die Erhöhung um genau eine Treppensteigung (+/- 18 cm?) in allen Geschossen nach sich zieht?

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Hierzu habe ich auch schon mit einem Energieberater einen Plan entwickelt. Dieser Plan sieht als einen der ersten Schritte den Einbau einer Fußbodenheizung im Erdgeschoss (2 Halbgeschosse) vor. Ziel ist vor allem die Verbesserung der Dämmung gegen Erdreich bzw. gegen Keller.


    Und wo ist die Verbesserung, wenn der jetzige Aufbau bereits eine Dämmlage enthält?



    In dem Halbgeschoss mit Hauswirtschaftsraum und Flur komme ich auf 6 cm (Dämmung +Estrich, ohne Fliesen). In dem Halbgeschoss mit Küche und Esszimmer komme ich auf 7 bzw 8 cm. Ein Bekannter, der Haustechniker ist, hat mir komplett abgeraten von der Idee.

    Der Haustechniker liegt damit gar nicht so falsch.


    Du läufst Gefahr, dass der Wärmestrom nach "draußen" mit dem neuen Plan höher wird als er bisher schon ist, denn zukünftig hast Du am Boden ja 30-35°C oder noch mehr.


    Auf lange Sicht ist auch eine Reduzierung der Vorlauftemperatur das Ziel, Wanddämmung und Fensteraustausch sollen auch noch gemacht werden.

    Bevor man überhaupt über eine FBH nachdenkt muss die Heizlast bekannt sein, und dafür müssen alle Dämm-Maßnahmen geplant sein.


    Dir sollte auch klar, dass eine FBH mit niedriger Aufbauhöhe deutlich teurer wird als eine konventionelle FBH. Dem Energieberater sollten so Dinge wie EN1264 und GEG bekannt sein, dementsprechend auch die Anforderungen an die Dämmung unter einer FBH. Ob hierfür 4cm in WLG022 ausreichen, da melde ich mal leise Zweifel an, aber das kann man ja rechnen.


    Ohne Heizlast lässt sich eine FBH nicht vernünftig planen. Neben Dämmung, Verlegeabstände, und Rohrquerschnitt, muss man auch die Hydraulik im Auge behalten (Kreislängen etc.) damit die Anlage später auch so funktioniert wie geplant.


    Also, schön Schritt für Schritt, damit es keine unschönen Überraschungen gibt.

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