alter Holzfußboden Sanierung

  • Hallo zusammen.


    Wir sanieren gerade ein 100 Jahre altes Haus und erwägen den alten Holzfußboden freizulegen.


    Nun bin ich darauf hingewiesen worden, dass die freigelegten Dielen (siehe Fotos) möglicherweise nicht der alte Boden, sondern lediglich ein Unterbau sind und die alten Dielen bereits entfernt worden sind.


    Wir haben Teppichboden entfernt, darunter liegen OSB Platten. Diese liegen auf einer Unterlattung, die Zwischenräume sind mit Sand verfüllt.

    Vor dem Badezimmer gab es einen Wasserschaden, deswegen sind hier alte Dielen rausgebrochen und eine Lücke war mit Zement verfüllt. Darunter scheint Beton zu sein.


    Erkennt der versierte Fachman unter euch, ob es sich also bei dem Boden darunter um den alten Fußboden handelt? Oder sollten wir den Aufbau lieber belassen und neu verlegen??




    Vielen Dank für ein Feedback. Stine

  • Bild 1 und 2 zeigen m.M. nach einen Zwischenboden/Fehlboden. Auf Bild 3 sind die alten Dielenbretter zu erkennen.

    :thumbsup:

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • super, vielen Dank für die schnelle Rückmeldung. Dann werden wir die OSB-Platten weiter demontieren und den alten Boden darunter freilegen. Das freut mich.

  • :thumbsup:

    Ich korrigiere mich energisch:


    Auf den ersten beiden Bildern könnte es sich auch um eine durchgehende Dielung handeln. Liegen die „Unterlatten“ auf der darunter durchgehenden Lattung auf? Für einen Fehlboden fehlen auf den zweiten Blick Nagel- oder Schraubenköpfe oder einen Nutzung. Die Breite der sichtbaren Hölzer passt auch nicht!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Ich versuche das noch mal zu erläutern. Alle Fotos bilden denselben Raum - aus unterschiedlichen Perspektiven - ab. Dadurch, dass wir die OSB-Platten stellenweise rausgelöst haben, sieht man nunmehr die Unterlattung da drunter und ganz unten den vermutlich alten Holzfußboden.


    Die Unterlattung sowie auch die OSB-Platten sind mit einem Nagelschussgerät befestigt worden.


    Auf Bild 2 hat man quasi den Blick in den nächsten Raum. Dasselbe Prinzip. Oben OSB-Platten, da drunter Unterlattung.


    Die Breite der Dielen ganz unten hat mich auch irritiert. Ich kenne alte Holzfußböden nur mit breiteren Dielen. Ob diese irgendwo verschraubt oder genagelt sind, da muss ich mal drauf achten. Allerdings haben wir die Nagelung auf den OSB Platten zunächst auch nicht erkannt.


    Zudem scheint auf den untersten Dielen keinerlei Belag, also kein Lack oder Öl aufgetragen worden zu sein.

  • Ein Fehlboden liegt zwischen den Holzbalken


    Fehlboden – Wissen Wiki


    Insofern vermute auch ich eher einen alten Dielenboden, der zu einem späteren Zeitpunkt mit Latten und Holzplatten aufgedoppelt wurde. Der entstandene Hohlraum zwischen den Latten wurde offenbar mit Sand aufgefüllt. Ob das nur zur Lastenverteilung der Holzplatten erfolgt ist ?


    Der Aufbau gibt zu denken:


    Entweder wurden mit der Aufdopplung stärkere Deckendurchbiegungen ausgeglichen ( Anzeichen hierfür wären unterschiedliche Lattenstärken ) oder aber es wurde wegen Schallproblemen versucht, mehr Gewicht auf die Holzbalkendecke zu bekommen ( Luft- und Trittschallverbesserung ). Aber das sieht der TE ja, wenn er die Aufdopplung komplett entfernt hat.


    In diesem Zuge sollten dann auch mal zwei bis drei Dielen aufgenommen werden, um die darunter befindlichen ( eigentliche ) Deckenkonstruktion zu überprüfen. Gegebenenfalls Schallmessung durchführen lassen, um den Grund für die Aufdopplung zun klären.


    Ist meine Vermutung richtig, dann gibt es heute bessere Systeme, um Deckendurchbiegungen und/oder Schallprobleme an Holzbalkendecken zu lösen, z.B. Knauf Gifafloor, kostet aber einiges an Geld.

  • Vielen Dank für den Hinweis! Deckendurchbiegung könnte defacto vorliegen. Die Unterlattung IST unterschiedlich! Und zumindest im Flur, den wir zum Teil offen gelegt haben, ist ersichtlich, dass der Boden leicht abfällt. Das würde ja auch dafür sprechen.


    Zudem gibt es in einer Wand einen Riss.


    Dann werden wir mal versuchen beim Bauamt Unterlagen anzufragen. Und einen Statiker holen. Das hatten wir sowieso vor.

  • Riss in der Wand ist bei einem 100 Jahre alten Haus nicht ungewöhnliches und hat eher keinen Zusammenhang mit den Deckendurchbiegungen.


    Aber die Hinzuziehung eines Statikers ist in jedem Fall sinnvoll, weil der eh klären muss, wie der Zustand, insbesondere die Tragfähigkeit der Holzbalkendecken zu bewerten ist und welche alternativen Maßnahmen zur Beseitigung der Unebenheiten + Verbesserungen beim Schallschutz in Betracht kommen.


    Hierzu gibt es gute Videos im Internet.


    Aufdopplung führt idR zu unerwünschten " Knackpunkten ", z.B. an den Anschlüssen zu Bestandstreppen. Besser ist es, den Bodenaufbau ab der Balkenlage zu erneuern, d.h. möglichst schon in der Balkenlage die Durchbiegungen zu beseitigen. Dann gewinnt man die Dicke der ( zu demontierenden ) Dielen ( = rund 2,5 - 3 cm ) zum Ausgleich von Unebenheiten.

  • Ich denke, der Begriff "Fehlboden" wird hier teilweise falsch interpretiert. Was da auf den Bildern 1 u. 2 zu sehen ist, ist eine Lage KURZER Brettstücke, die als Auflager für den Sand gedient haben.Und einen TEIL derDeckenbalkenhöhe! Der Rest ist von unten sichtbar, wenn man eine Etage tiefer die Decke aufreisst. Der Sand dient dem Schallschutz. Ihr verschlechtert also gerade den Schallschutz. Eine völlig normale Bauweise in den ´20er und ´30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die ursprüngliche Bodendielung wird im Zuge einer vorhergegangenen Sanierung bereits entfernt und durch die OSB Platten ersetzt worden sein.


    Bäder hatten auch damals schon Betonböden (+ Terrazzo). Ihr habt alo kein "Gold", sondern die normale Bauweise der Zeit gefunden.

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Zitat

    zu sehen ist, ist eine Lage KURZER Brettstücke, die als Auflager für den Sand gedient haben.Und einen TEIL derDeckenbalkenhöhe!

    Nö, denn dann wäre es ein sog. Fehlboden. Ist es aber nicht, wie die TE bereits klargestellt hat. Sie hat eine Aufdopplung auf dem Bestands-Dielenboden zum Ausgleich von Unebenheiten in der Holzbalkenebene, weswegen die aufgeschraubte oder aufgenagelte " Unterlattung " in der Höhe differiert.


    Der Sand mag vielleicht eine Verbesserung für den Luftschall gebracht haben. Der grottenschlechte Trittschallschutz der Holzbaklendecke wurde hierdurch mangels federnder Unterlage ( Entkopplung ) aber nicht wesentlich verbessert.


    Ist der Dielenboden uneben, dann kann man die Unebenheit mit einer Schüttung auf dem Dielenboden + Verlegung von schwimmendem Trockenestrich beseitigen, bekommt hierdurch aber meist ein Höhenprobleme zu angrenzenden Bereichen ( z.B. Treppen ). Gegebenenfalls gibt´s auch noch ein Gewichtsproblem durch die Mehrlast bei Aufdopplungen.


    Die ( bessere ) Lösung wäre dann, auch den Dielenboden ( = Tragschicht ) zu entfernen, die Balkenlage mit seitlich angeflanschten Bohlen o.ä. wieder auf eine Höhe zu bringen und darauf eine neue Tragschicht aus meinetwegen OSB-Platten oder ( bei Brandschutzanforderungen ) Brandschutzplatten auf Dämmstreifen ohne Verschraubung in den Holzbalken, also schwimmend zu verlegen.


    Das haben Knauf u.a. schon sehr gut durchdacht und ausgeklügelt.


    Hier gibt es die hieraus resultierenden Schallschutzwerte:


    https://www.knauf.de/wmv/?id=22080


    Wer es " live " sehen will, kann sich zusätzlich die im Internet eingestellten Videos ansehen.


    Man könnte es natürlich auch so belassen, wie es ist. Denn bislang scheint ja ( vor den partiellen Öffnungen ) der Boden eben gelegen zu haben. Die defekten Dielen auf Bild 3 müßten erneuert werden. Ob es dann noch weitere Stellen wie auf Bild 3 gibt ( Zufallsfund ) bleibt dann allerdings ungeklärt.


    Ist halt wie immer: Welchen Qualitätsanspruch hat der Bauherr, will er eine dauerhaft gute Lösung oder kann er mit Risiken leben und was gibt der Geldbeutel ( noch ) her?

  • Ich denke, der Begriff "Fehlboden" wird hier teilweise falsch interpretiert. Was da auf den Bildern 1 u. 2 zu sehen ist, ist eine Lage KURZER Brettstücke, die als Auflager für den Sand gedient haben.Und einen TEIL derDeckenbalkenhöhe!

    Nein, genau das scheint es auf den zweiten Blick eben gerade nicht zu sein. Das sind keine kurzen schmalen und dünnen Brettstücke oder „Schwarten“ sondern eine dicht gestoßene dicke und glatte Dielung. Es fehlt auch jeder Lehmverstrich oder sonstige Rieselschutz. Typisch wäre weiterhin eine bis zu 20 cm hohe Schlackenschüttung, keine 4 cm Sand.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


    Der Betreiberverein dieses Forums freut sich über Spenden von Fragenden, denen hier kostenlos geholfen wurde. Kurze Wege führen über Paypal oder eine Banküberweisung. Beiträge und Beitragsteile als Moderator ab 04/23 kursiv gesetzt.

  • Die fein gehobelte " Unterlatte " auf Bild 1und 2 ist mit Sicherheit auch nicht aus den 20-iger oder 30-iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die ist viel jüngeren Datums.


    Ist doch mal toll, an diesem Fall die einzelnen Schritte einer fachgerechten Planung aufzudröseln:


    Wir sind derzeit in der LPH 1 = Grundlagenermittlung, Unterkapitel Bestandsanalyse: Wie soll mit dem ( vorläufigen ) Befund weiter umgegangen werden? Welchen Qualitätsanspruch hat der Bauherr und was sind die Randbedingungen?


    Das muss dann nach eingehender Belehrung ordentlich und beweiskräftig dokumentiert werden, bevor es in der LPH 2 weitergehen kann.

  • Vielen Dank für die vielen Informationen und hilfreichen Hinweise. Tatsächlich befinden wir uns auch aktuell in der Phase der Bestandserhebung.


    Hier werden wir jetzt zunächst einen Statiker dazu holen und wenn alle Sanierungsmaßnahmen, erforderlichen wie gewünschten, in der Gesamtheit erfasst sind, können wir konkreter planen wie wir das Sanierungsbudget verwenden.


    Danke!