Simple Frage zur Beton-Trocknung

  • Hallo,

    als Neuling im Umgang mit Beton bin ich kurz davor, mir eine Küchen-Arbeitsplatte nach Maß zu gießen. Mit Beton, Sand, Kies, Armierungsgitter, Glasfasern, Farbpigmenten, Flussmittel und Entlüfter. Da habe ich ganz schön gestaunt, was man so alles in Beton reinmachen kann...

    Meine Frage: wenn ich es in die Form gegossen habe, wo soll ich sie trocknen lassen, in der ungeheizten aber geschlossenen Gartenhütte, oder im überdachten Freien?

    Danke und Viele Grüße!



    Roland

  • In einem geschlossen Raum der auf mindestens +5 Grad Celsius gehalten wird.


    Der Transport (Gewicht) ist bedacht? Gutes gelingen wünsche ich.

    Ob ein Mensch klug ist, erkennt man viel besser an seinen Fragen als an seinen Antworten. 8o

  • Abgesehen von den Begrifflichkeiten, die vollkommen falsch sind, würde die Arbeitsplatte selbst mit leichten Zuschlagstoffen und optimierter Dicke noch mehr als 100 kg/m² wiegen.

    Schon mal Gedanken über den Transport gemacht?


    So ein Vorhaben als Erstlingsprojekt vollkommen ohne Fachkenntnisse dürfte etliche Versuche benötigen.

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Danke, auch für die Skepsis, und sorry für falsche Begrifflichkeiten.

    Es ist ein L-förmiges Stück, das eine alte Spüle einrahmen soll. Die Fläche ist 0,333 qm. Ich habe vor, die Platte 3 cm stark zu machen, macht 0,001 m3. Als spezifisches Gewicht habe ich 2500kg/m3 angenommen, das macht dann ziemlich genau 25 kg.

    Ist da eine Wissenslücke oder ein Denkfehler drin?

    Die Platte muss fast nichts aushalten, keine Hohlräume, keine Überstände, die liegt überall plan auf der Unterkonstruktion...

  • so eine Arbeitsplatte ist üblicherweise 60cm tief. Bei 0,333qm ergibt sich eine Breite von 55cm. Mir fehlt die Phantasie, wie auf dieser Größe sogar noch ein L-Form herauskommen soll.

    3cm hoch mit "Armierungsgitter", also weniger als 1cm Betonüberdeckung.

    Sicher dass du weißt was du tun willst?

  • Eine Küchenarbeitsplatte nach Maß hat i.d.R. deutlich mehr als 0,33 m² ;)

    Wenn die sowieso überall voll aufliegt, warum dann nicht vor Ort herstellen.

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Vielleicht war der Begriff "Küchenarbeitsplatte" etwas hoch gegriffen. Es ist eher ein Anschluss-Stück. 15 cm tief zwischen der Spüle und der Wand und dann ein Streifen 60 cm tief und 30cm breit (quasi der Fuß des Ls). Anbei ein Bild.


    An Ort und Stelle gießen hatte ich auch überlegt, aber da kriege ich nicht so eine superglatte Oberfläche, wie wenn ich eine negativ-Form gieße und umdrehe. Das war der Hintergedanke.


    1cm Beton-Überdeckung. Komm´schon de Bakel, nicht nur unken... ist das zu wenig, ist das gefährlich, oder verstößt das gegen die guten beton-Sitten?

    Was ich schon überlegt habe: brauche ich überhaupt eine Armierung?

  • 1cm Beton-Überdeckung. Komm´schon de Bakel, nicht nur unken... ist das zu wenig, ist das gefährlich, oder verstößt das gegen die guten beton-Sitten?

    Was ich schon überlegt habe: brauche ich überhaupt eine Armierung?

    Die Betondeckung muss mindestens dem Durchmesser der Bewehrung entsprechen, darf jedoch nicht kleiner als 2 cm sein; entsprechende Normstellen habe ich gerade nicht zur Hand. Die Betondeckung erfüllt im wesentlichen zwei Aufgaben:

    1. Schutz der Bewehrung vor Korrosion, wodurch die Dauerhaftigkeit gewährleistet wird; dies sollte bei einer Küchenarbeitsplatte nicht so das Problem sein.
    2. Gewährleistung des Verbundes zwischen Stahl und Beton, wodurch eine Kraftübertragung vom Beton auf die Bewehrung überhaupt erst ermöglich wird.

    Selbstverständlich braucht Deine Platte eine Bewehrung, bei 3 cm Dicke bricht die ansonsten mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit schon beim Anheben. Wie leicht unbewehrter Beton kaputt geht, kann man in diesem Video ab ca. Minute 3:00 sehr schön sehen. Und die Platte ist deutlich dicker als 3 cm bei deutlich geringerer Spannweite.


    Die einzigen Betonbauteile, die ich kenne, die mit einer Stärke von 3 cm ausgeführt wurden, sind "Betonboote" der TU Dresden. Hier kamen allerdings Beton mit Spezialmischungen sowie eine Glasfaserbewehrung zum Einsatz, an die man als Laie im DIY-Projekt nicht herankommt.

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)

  • 1cm Beton-Überdeckung. Komm´schon de Bakel, nicht nur unken...

    Das war nicht von mir.

    Die Betondeckung muss mindestens dem Durchmesser der Bewehrung entsprechen, darf jedoch nicht kleiner als 2 cm sein;

    Als Transportbewehrung im Innenbereich (Küche) für eine "Sonderkonstruktion" - da greifen die für Stahlbeton zutreffenden Regeln nicht wirklich.


    P.S.: Ich würde hier eher an einen kunststoffmodifizierten Fertigmörtel denken.

    (Ich werde hier gewiss nichts zu potentiell geeigneten Produkten posten. - Dein Vorhaben ist höchstexperimentell, kann aber durchaus der Burnout-Prävention dienen ;) )

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Das war nicht von mir.

    Sorry.. feel free.


    Danke für eure Tipps (toller Maus-Film!) und Ansichten. Ich denke, ich gehe auf 4 cm Stärke, dann habe ich nach oben und unten 2 cm über der Armierung - und dann versuche ich mal mein Glück. Ich muss ja nicht damit aufs Wasser ;)

    Vom Ergebnis schicke ich ein Bild - so oder so.

    Danke!

  • Welche Bewehrung willst du eigentlich verwenden?


    Wäre es mein Projekt, würde ich an V4A-Gittermatten mit einer Maschenweite im Bereich 2cm denken.

    Ich würde auch darüber nachdenken ob nicht 2 Lagen besser wären.


    aber da kriege ich nicht so eine superglatte Oberfläche, wie wenn ich eine negativ-Form gieße und umdrehe. Das war der Hintergedanke.

    hast du bedacht, dass dabei dann aber auch die Abstandshalter für die Bewehrungslage evtl sichtbar sind?

    Irgendwie musst du ja die Bewehrung davon abhalten ganz nach unten zu sinken. Evtl kann man dass aber auch dadurch erreichen dass man erstmal eine 1cm dicke Schicht gießt, diese soweit ansteifen lässt dass die Bewehrung nicht mehr versinkt, dann die Bewehrung drauf (ich würde 2 im Abstand von 2cm fest verbundene Matten nehmen) und dann erst fertig gießt.


    Bzgl Verbund sollen sich die Spezis äußern, aber aus meiner Erfahrung verbindet sich das schon noch gut wenn es nur etwas angesteift ist.


    Achja - ich würde auf jeden Fall Dreiecksleisten in die Form einbauen, damit die Kanten angefast sind. 5mm...



    Oder man lässt das mit dem Gießen der Negativ-Form und schleift und ölt dafür im Nachgang. Das gibt eine ganz andere, in meinen Augen interessantere Optik.

  • normalerweise nimmt man hier ein Glasfasergewebe (ich nimm 4mm Maschenweite)

    bei 3 cm Dicke sind leicht 3 Lagen möglich, wenn die Betonmischung passt wird das sehr stabil.

    dazu braucht es auch keine Abstandshalter. Beton in die Form, verteilen, Gewebe einlegen, Beton und wieder Gewebe.....


    wenn die Platte vollflächig aufliegt könnte es sogar ohne Gewebe, nur mit Glasfasern, funktionieren. Dazu hab ich aber keine Erfahrungswerte.


    Wichtig ist das die Betonmischung stimmt. auf jeden Fall abwiegen und auf genug Feinstanteil achten.


    es braucht auch keine Dreiecksleisten sondern da wird eine Silikonfuge gezogen.

  • Ich meld mich auch mal zu Wort, als Hobby Betonwerker, der bereits 3 Möbelstücke aus Beton gebaut hat....


    Für meine Sitzbank habe ich damals Vergussmörtel VG (auf tipp eines Forenmitgliedes) von Sakret verwendet.

    Hat den Vorteil, dass eine sehr glatte Oberfläche erreicht wird, und ich meine, dass die Stabilität auch zu Baumarktbetonware deutlich höher ist.

    Nachteil...natürlich der Preis....aber beim TE hält sich das Volumen ja in Grenzen....

    Noch ein Nachteil....die verarbeitung ist tricky....gefühlt ändert jeder zusätzliche tropfen Wasser beim anmischen die Konsitenz schlagartig 😁

  • tricky.....gefühlt ändert jeder zusätzliche tropfen Wasser beim anmischen die Konsitenz schlagartig

    da ist nichts tricky.


    bei allen modernen , hochvergüteten mörteln ist das richtige anmischen ganz wichtig.

    und ein paar tropfen wasser verändern nicht nur die konsistens , sondern auch die eigenschaften.

    die vernunft könnte einem schon leid tun....

    sie verliert eigentlich immer

  • Hallo,

    da denkt man, es ist schon kompliziert, bis man in einem Forum nachfragt...


    Also, ein Foto vom Gitter hängt an. Ich wollte es mit dünnen Schnüren auf halbe Höhe abhängen. Das ist ja nachher die Unterseite, deshalb ist es ja egal, wenn da die Schnüre sind.


    Was die Stabilität angeht, muss es doch nur das Herauslösen aus der Form aushalten und den Transport und Einbau. Meint ihr nicht, das reicht, mit dem Gitter? So instabil ist doch Beton nun auch wieder nicht. (In dem verlinkten Sendung-mit-der-Maus-Film bricht das Betonstück nicht, als sich 5 Männer daraufstellen, sondern erst, als die Männer springen.)


    Ich habe mich nach einer Anleitung von so einem Freak gerichtet, der viel experimentiert hat und am Ende brauchbare Platten gegossen hat. Klang für mich plausibel und ich habe die "Zutaten" besorgt und auf meine Größenordnung heruntergerechnet. Unterschied: ich habe Dyckerhoff Flowstone anthrazit gekauft.


    Soll ich da jetzt echt nochmal eine Stahlmatte drauflegen? Oder Glasfasergewebe? Braucht's das echt? Ich kann mir das einfach nicht vorstellen - aber gut, ihr seid die Experten...

  • da denkt man, es ist schon kompliziert, bis man in einem Forum nachfragt...

    Warum gibt es sonst Betontechnologen?


    Es ist, wie in allen Bereichen. Es sind immer die Universalisten, die von allem nichts wissen, un die Spezialisten, die vom Nichts alles wissen, erforderlich.


    P.S.: Dein Vorhaben ist hochexperimentell. Dazu in einem "Fachforum" von Leuten, die sich im allgemeinen an die aRdT halten (müssen) innovative und experimentelle Tipps zu bekommen, ist per se unwahrscheinlich.

    Den Freak-Beitrag habe ich mir übrigens nicht angetan.

    Mach es einfach. Wenn es nicht funzt, wurden Zeit und Geld verbrannt. Falls es nach dem dritten/vierten Versuch klappt, ist die Euphorie unbezahlbar ;)

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • "Freak" ist in diesem Fall liebevoll gemeint...


    Ebenso bin ich dankbar für die vielen Gedanken zu meinem "hochexperimentellen" Projekt und finde es sehr spannend, wieviel Komplexität und tiefes Fachwissen im Betonbau steckt. Also Merci für alle Tipps.


    Morgen geht es los. Ich habe im Keller noch ein Gewebe gefunden (siehe Bild), das ich mal zum Verputzen einer Außenwand eingesetzt habe. Davon lege ich auch noch ein oder zwei Lagen mit in den Beton... damit ist es dann hoffentlich ausreichend stabil.

  • Off-Topic:

    Ist zwar offtopic, aber nur mal um zu zeigen, was mit textilbewehrtem Beton möglich ist, wenn dieser fachgerecht angewandt und ausgeführt wird:


    Das weltweit erste U-Boot aus Beton. Wandstärken maximal 10 mm mit dreilagiger textiler Bewehrung und entsprechend feinkornigem Beton.

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)

  • Schließlich wird Beton/Mörtel nicht auf der Apothekerwage angemischt.

    Auf nicht, bei mir im Labor aber schon mit bzw. unter Verwendung derjenigen. Und die "Menge" die der TE benötigt ist nicht grade viel.


    Aber zurück zum Thema:


    Ich find es ja mal wieder toll, was um so ein kleines Ding für ein Brimborium veranstaltet wird. Da es voll aufliegen wird, hat es keine bzw. nur minimalste Druck- bzw. Biegezugbeanspruchung. Jedoch scheint es ein oder zwei Missverständnisse zu geben.


    1. In Deiner Betonmischung wird ja außer Sand auch Kies sein, wenn auch nur max. 2-8 mm. D.h. Du muss in 2 Lagen in Deine Form einfüllen, wenn Du das Gitternetz mit reinmachst. Also erstmal 1,5 cm Beton, dann das Netz, dann den Rest an Beton auffüllen. Reinhängen und Beton "durchsickern" lassen funktioniert nicht.


    2. Du benötigst auch etwas Schal-öl um die Form damit zu behandeln. Da kannst Du nicht irgendwas nehmen, sonst hast Du gleich Verfleckungen in der Sichtseite. Nichts zu nehmen geht aber auch nicht.


    3. Wenn Du den Beton nicht vor der Benutzung gründlich versiegelst, wird er Flecken bekommen. Je nach dem was auf den Beton gelangt wenn er in der Nutzung ist.


    4. Ich würde keine Estrich-Fertigmischung nehmen, da die wahrscheinlich zu schwach ist. Alternativ kannst Du mit zusätzlichem Zement etwas nachhelfen.


    5. Wenn Du die Betonage durchgeführt hast, deckst Du die Oberfläche möglichst dicht mit einer Folie ab, damit kein Wasser verdunsten kann. Dann würde ich eine Woche warten, bevor ich die Platte ausschale. Dann die Platte komplett mit Folie einwickeln und weitere 14 Tage warten. Die Platte entweder flach lagern bei vollflächiger Auflage oder hochkant. Da Du wenig Ahnung zu haben scheinst, empfehle ich diese Vorgehensweise, damit verhindert wird, dass die Platte durch ungleichmäßige Austrocknung und falsche Lagerung krumm wird. Wenn man was von beton versteht, kann man da auch einiges anders machen, angefangen mit der Rezeptur.


    Ansonsten mal bei Youtube nach "Betontischplatte selber machen" suchen. Da findest Du guten Input.


    Noch einer kleiner Tip: Um Flowstone zu verwenden dürfte Dir die Technik fehlen.

    It doesn´t make sense to hire smart people and tell them what to do; we hire smart people so they can tell us what to do.

    Steve Jobs

  • Nichts zu nehmen geht aber auch nicht.

    Da sagt meine Erfahrung bei der Verwendung von Melaminspanplattenals Schalung etwas anders.

    Ich heb alte Möbel oder Abschnitte vom Regalbau auf, nehm ich immer gern als Schalung.

    Da haftet nichts und gibt eine sehr glatte Oberfläche.

  • Da haftet nichts und gibt eine sehr glatte Oberfläche.

    Das kann ich bestätigen.

    Off-Topic:

    Da kommen alte Erinnerungen hoch:

    Habe vor über vierzig Jahren einen Schornstein für meine Gartenhütte in Gleitbauweise betoniert.

    Die Gleitschaltung hatte ich aus einer sprelacartbeschichteten Küchenschrankplatte gemacht und als Kern habe ich ein emailliertes Ofenrohr benutzt. Die Oberflächenqualität war hervorragend. und gehalten hat der kleine Querschnitt (300 x 300mm) über viele Jahre höchste Abgastemperaturen aus einem gusseisernen Ofen.


    Für die Spät- und in westlicheren Gefilden Geborenen: Sprelacart war ein Beschichtungswerkstoff aus melaminharzgetränkten Papierlagen mit einer superglatten und hochfesten Oberfläche.




    Wenn Dich ein Laie nicht versteht, so heißt das noch lange nicht, dass du ein Fachmann bist.



    M.G.Wetrow

  • Off-Topic:

    Resopal…

    erinnert mich daran, dass in einem Woody Allen Film der Protagonist in der Hölle landet, immer tiefer kommt und in der untersten Schicht ist derjenige, der das Resopal erfunden hat.

    Nothing is forever, except death, taxes and bad design


    Der Betreiberverein dieses Forums freut sich über Spenden von Fragenden, denen hier kostenlos geholfen wurde. Kurze Wege führen über Paypal oder eine Banküberweisung


  • Off-Topic:

    Resopal…

    erinnert mich daran, dass in einem Woody Allen Film der Protagonist in der Hölle landet, immer tiefer kommt und in der untersten Schicht ist derjenige, der das Resopal erfunden hat.

    Zelig?

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


    Der Betreiberverein dieses Forums freut sich über Spenden von Fragenden, denen hier kostenlos geholfen wurde. Kurze Wege führen über Paypal oder eine Banküberweisung.