Trockenbauwand an schiefe Wände anpassen

  • Guten Morgen,


    ich habe eine Frage an die erfahrenen Trockenbauer hier. Ich versuche gerade einen Durchgang mit einer Trockenbauwand zu schließen. Soweit ist das auch kein großes Problem. Was mir allerdings durchaus ein Problem bereitet ist die nicht gerade Wand an der ich ansetzen muss, um den Durchgang zu schließen. Diese Wand ist, von unten nach oben, etwa 2-3 cm nach vorne geneigt.


    Die Trockenbauwand die nun an diese Wand anschließt sollte nun auch gleich mit einer Neigung eingebaut werden, oder sollte die Wand gerade eingebaut werden und der Verputzer gleicht das an?

    Ich weis überhaupt nicht ob man Gipskarton so verputzen kann.

    An das Ständerwerk kommt 18mm OSB und darauf 12.5mm GK.


    Vielen Dank bereits im voraus und viele Grüße


    Darian

    • Offizieller Beitrag

    Ich werde erstmal grundsätzlich:

    1. Trockenbauwandsystem sind grundsätzlich alle mit senkrechten Wänden konzipiert.
    2. Trockenbauwände werden von Profis außer bei besonderen Nutzungen (Küchen, Nassräume ...) zweilagig mit Gipskartonplatten beplankt. Andere Werkstoffe sind möglich, haben aber bei Aufenthaltsräumen nur selten einen Mehrwert. Aus mehreren Materialien gemischt aufgebaute Schichten haben noch seltener einen Mehrwert gegenüber GKB
    3. Es gibt normalerweise keinen Grund, eine Trockenbauwand zu (ver)putzen, denn sie ist bei fachgerechter Herstellung ebener als jeder händisch aufgebrachte Wandputz.

    Daraus ergeben sich die folgenden Antworten auf Deine Fragen:

    1. Ein kleiner Schiefstand ist vermutlich unkritisch, aber das sollte ein erfahrener Trockenbauer wissen. In einer systemzuslasung habe ich noch keine Informationen dazu gefunden, würde aber 3 cm auf 3 m Raumhöhe erstmal nicht akzeptieren.
    2. Lass die Wand homogen beplanken, OSB ist meistens eine Heimwerkergeschichte, die man seltenst wirklich braucht.
    3. Putz ist überflüssig.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Vielen Dank für die Ausführliche Antwort. Das hat mir schon weitergeholfen.


    Mein Problem liegt leider darin, dass die alte, gemauerte und bereits verputzte Wand, in die neue Trockenbauwand übergeht. Diese Wand ist ja bereits schief. Die Trockenbauwand muss also am Ende mit der alten übereinstimmen, sonst hätte ich ja mindestens Schatten durch die Beleuchtung.

    • Offizieller Beitrag

    ein Problem liegt leider darin, dass die alte, gemauerte und bereits verputzte Wand, in die neue Trockenbauwand übergeht. Diese Wand ist ja bereits schief. Die Trockenbauwand muss also am Ende mit der alten übereinstimmen, sonst hätte ich ja mindestens Schatten durch die Beleuchtung.

    Vergiss es, das klappt schon rein maßlich nie! .... und gibt ziemlich sicher Trennrisse am Materialwechsel. Das entgegengesetzte Vorgehen wäre zu überlegen: Sichtbare Fuge, sichtbarer Marterialwechsel.

    • Offizieller Beitrag

    Mein Problem liegt leider darin, dass die alte, gemauerte und bereits verputzte Wand, in die neue Trockenbauwand übergeht. Diese Wand ist ja bereits schief.

    und warum wird die nicht "begradigt"? So lange die Fläche nicht riesig ist, lässt sich das doch schnell bewerkstelligen.

  • Danke für euer Bemühen! Vorab sollte ich noch mal erklären, dass ich Heimwerker bin. Und nicht aus diesem Handwerk komme. Ich möchte an meinem Haus natürlich so viel wie möglich selbst erledigen, was im Rahmen meiner Möglichkeiten liegt. Deshalb erhoffe ich mir hier Rat. Wenn hier Gelernte Trockenbauer fragen würden wie man so ein Problem löst, hat er wohl seinen Beruf verfehlt. Ich, als Laie, erhoffe mir Hilfe von eben jenen Erfahrenen Handwerkern hier. Mir ist natürlich bewusst das ich eine Firma beauftragen kann.


    Was wäre denn jetzt der Weg den ein Handwerker mir in so einer Situation wirklich raten würde? Sollte ich die alte Wand mit GKP verkleiden (geklebt)? Gibt es zwangsläufig immer Risse zwischen alter Wand und Trockenbauwand, also an der Stoßkante?


    Den Putz von der alten Wand klopfen und dann alles verputzen lassen? Kann man GK überhaupt verputzen?


    Oder doch die Trockenbauwand mit einer Neigung, die gleich derer der alten Wand ist, einbauen?


    Vielen Dank für eure Hilfe!

    • Offizieller Beitrag

    Was wäre denn jetzt der Weg den ein Handwerker mir in so einer Situation wirklich raten würde?

    Gibt es zwangsläufig immer Risse zwischen alter Wand und Trockenbauwand, also an der Stoßkante?

    Ja

    Kann man GK überhaupt verputzen?

    Ja, aber weshalb sollte man?

  • Ja, aber weshalb sollte man?

    Weil meine alte Wand schief ist. Genauer gesagt ist sie gleichmäßig geneigt. Sie kippt, von oben betrachtet, nach innen um ca. 2-3cm auf die gesamte Raumhöhe betrachtet. Dadurch ergibt sich für mich, als Laie, der Gedanke die Trockenbauwand gerade zu stellen und dann angepasst zu verputzen. Die Frage die sich stellt ist folgende: Ist das überhaupt möglich mit dem verputzen? Ist das eine dumme Idee weil man es vielleicht viel einfacher machen kann?


    Ja

    Also ist es unmöglich Trockenbauwände in ein Gebäude einzubauen, ohne das sich Risse bilden, außer ich baue freistehende Wände? Klingt merkwürdig.

    • Offizieller Beitrag

    Also ist es unmöglich Trockenbauwände in ein Gebäude einzubauen, ohne das sich Risse bilden, außer ich baue freistehende Wände?

    Deshalb werden solche Fugen oft mit Acryl abgezogen. Das reisst dann in zwei, drei oder vier Jahren einmal auf und wird danach wieder überstrichen, ggf. vorher erneut acryliert. Oder man baut von vornherein eine sehr schmale ("Kellenschnitt") oder mittelbreite ("Schattenfuge") offene Fuge.

    Klingt merkwürdig.

    Mag sein. Es ist aber so.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Deshalb werden solche Fugen oft mit Acryl abgezogen. Das reisst dann in zwei, drei oder vier Jahren einmal auf und wird danach wieder überstrichen, ggf. vorher erneut acryliert. Oder man baut von vornherein eine sehr schmale ("Kellenschnitt") oder mittelbreite ("Schattenfuge") offene Fuge.

    Mag sein. Es ist aber so.

    All meine Trockenbauer haben dafür folgenden Tipp, den ich bisher immer befolgt habe: überstehen lassen. Also beim "Verlängern" einer bestehenden gemauerten Wand dort den Putz auf einer Breite von 20-30cm abschlagen und eine Lage der GKP überlappen lassen und mit Ansatzbinder aufkleben. Dann mit Gewebe über die Übergangsstelle zum Altputz verputzen oder verspachteln. Ich habe morgen genau diese Arbeiten vor mir. Und ich denke, meine 5 Trockenbauer, die ich gefragt habe, und die sich einig waren, haben recht.

    Oder hat Skeptiker Zweifel?

  • Ja, hat er

    Ok. Dann will ich es gern verstehen. Wenn die GKP an die Wand geklebt ist und an den Putz stößt, dann ist diese Stelle der Punkt, wo zwei Materialien aufeinanderstoßen. Es kann also nur noch zu Bewegung durch thermische Veränderungen kommen. So als wenn ich eine geputze Wand stellenweise mit Gips spachtele. Ohne Armierung Risse.


    Hast du auch Zweifel bei schwimmender Armierung? Also nicht direkt Armierung in der Spachtel sondern zuerst Armierung auf 1meter breite mit schwimmenden Kleber?


    Wir haben ein Haus gebaut, wobei es in zwei Hälften gebaut wurde mit einem Abstand von 3 Jahren dazwischen, beide Seiten unterkellert. Mit schwimmender Armierung geputzt. Nach 25 Jahren noch kein Riss.


    Wo liegt mein Denkfehler Skeptiker, den ich hoch schätze :)

  • Wenn die GKP an die Wand geklebt ist und an den Putz stößt, dann ist diese Stelle der Punkt, wo zwei Materialien aufeinanderstoßen.

    Korrekt - und exakt genau das - der Übergang von GK auf Mauerwerk + Putz ist die kritische Grenze.

    Es kann also nur noch zu Bewegung durch thermische Veränderungen kommen.

    Nein. Es kommt oft zu Bewegungen entlang der Grenze durch:

    • unterschiedliche Setzung der primären Bauteile (Mauerwerk, Ständerwerk)
    • unterschiedliches Trockungsverhalten ("Schwinden")
    • "Kriechen" der Bauteile unter Eigen- oder Fremdlast (Auflast)

    So als wenn ich eine geputze Wand stellenweise mit Gips spachtele. Ohne Armierung Risse.

    joa, kann man so schreiben

    Hast du auch Zweifel bei schwimmender Armierung? Also nicht direkt Armierung in der Spachtel sondern zuerst Armierung auf 1meter breite mit schwimmenden Kleber?

    Keine Ahnung. Bisher ist fast jeder überspachtelte heterogene Materialübergang irgendwann gerissen.

    Wir haben ein Haus gebaut, wobei es in zwei Hälften gebaut wurde mit einem Abstand von 3 Jahren dazwischen, beide Seiten unterkellert. Mit schwimmender Armierung geputzt. Nach 25 Jahren noch kein Riss. :)

    schön! ... aber nicht repräsentativ

    Wo liegt mein Denkfehler

    Kein Denkfehler, nur mangelnde Erfahrung!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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