Kniestock bzw. Fusspfette kippt

  • Hallo. Vor kurzem habe ich festgestellt, dass die Ziegelreihe beim Kniestock stellenweise gekippt ist. Die Ziegel hat es aus der gemörtelten Lagerfuge leicht ausgehoben.


    Kann es sein, dass die Anordnung der Gewindestangen ungünstig ist. Ich vermute, dass der Ziegel in den aüßeren Randdämmstreifen der Betonplatte reingedrückt wird. Es herrscht sozusagen ein ungünstiges Drehmoment um die Pfette. Die Lasteinleitung aus dem Sparren erfolgt im Pfettenaußenbereich. Der Ziegel ist 25cm breit. Die Pfette ist 16x16.


    Was sagt ihr dazu?

    • Offizieller Beitrag

    Ich hätte jetzt im Kniestock irgendwie die ein oder andere Betonstütze (Stummelstütze) erwartet, in der man eine Pfette auch gut verankern kann. Horizontalkräfte kann so ein Mauerwerk ja nur bedingt aufnehmen. Die Gewindestange (ist die für die Befestigung der Pfette gedacht?) hat auch einen ganz ordentlichen Hebelarm....


    Ist aber jetzt reines Raten.


    Gibt es vom Statiker irgendeine Aussage bzgl. der Befestigung er Pfette (Auflager/ Betonpolster/ Betonstützen/ wasauchimmer)?

  • Die Gewindestangen wurde vorher in die Bodenplatte einbetoniert. Die Stange macht am einbetonierten Ende einen Haken. Die Funktion der Stangen ist das Festhalten der Pfette.


    Das Dach wird sicher nicht davonfliegen oder abreißen. Ich das Problem im Bereich minimaler Bewegungen, die Risse im Außenputz verursachen können.

    • Offizieller Beitrag

    Ferndiagnosen sind hier nicht möglich.

    Ich versuche es trotzdem anhand der Bilder. Nur so als Denkanstoß mit der Möglichkeit, dass ich irgend etwas übersehen habe:


    1. Die Mittelpfetten liegen an den Giebeln nicht auf Ringankern auf, jedenfalls kann ich keinen erkennen. Ein Horizontallasteintrag, auch ggf. einer Scheibe in Kehlriegellage. ins Mauerwerk kann nicht stattfinden.

    2. Die Mittelauflager der Mittelpfetten (Stiele) können auch keine Horizontallasten aufnehmen und bekommen in H-Richtung Biegung über die volle Länge.

    3. Es gibt keine tragende Firstpfette. In Verbindung mit der flachen Dachneigung ergeben sich dadurch am Sparrenfuß recht große horiz. Auflagerkräfte.

    4. Die Schwellen sind geschätzt alle 3 m an den Gewindestangen (M ?) verschraubt. Ob da jetzt wenigstens irgendwelche Dübel (Bulldog oder Geka) verwendet wurden, kann ich nicht erkennen, vermute aber nicht.

    5. Jetzt sollen die armen einsamen Gewindestangen über eine Länge von knapp 1/2 m viele kN Biegung aufnehmen. Offensichtlich haben sie ihren Dienst schon nach Eintrag von viel weniger last als im Endzustand quittiert.


    Mein erstes Fazit:

    Das gebaute statische System ist nicht tragfähig.

  • jedenfalls kann ich keinen erkennen

    Deswegen schrieb ich: Fachmensch, der Statik, Planung un dRealität abgleicht. Vorher diese prüft.

    Ich dachte immer, dass ein stehender Dachstuhl keine Horizontal Kräfte abzuleiten hat?!

    Und was ist z.B. mit Winddruck seitlich aufs Dach. Ergibt der keine Horizontalkräfte? Sollte aber ein Bauleiter (egal mit welcher Ausbildung wissen)

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Deine Bauleiterbemerkung nehme ich nicht ernst.

    Solltest Du aber.

    Die Antworten richten sich auch nach dem angegebenen Beruf.

    Sofern Du also tatsächlich Zitronen faltest, solltest Du den Beruf aufgeben.

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

    • Offizieller Beitrag

    Zitat des Statiker

    Sorry, das ist Bullshit. Falls das wirklich ein Statiker geschrieben hat, wird seine Berufshaftpflicht noch Spaß mit ihm haben (oder andersherum, je nach Sichtweise).


    Ich habe mal beispielhaft nachgerechnet, wohl bewusst, dass die Geometrie geschätzt ist. Aber ähnlich wird sie sein:

    D1.pdf


    Gerechnet wurde mit Windlastzone 1, die für Simbach zutreffen könnte. Ab Zone 2 werden die Lasten größer.

    Am Fußpunkt ergibt sich eine Bemessungs-H-Kraft von ~ 2,6 kN/m. Bei Verankerungsabständen von 3 m also nahezu 8 kN je Verankerungspunkt. Bei einer Kragarmlänge von 0,5 m ergibt sich ein Biegemoment von 4 kNm.


    Und dass soll die arme Gewindestange schaffen?


    (Falls sich Dein Nickname auf die Befähigung als Bauleiter bezieht, solltest Du Dir professionelle Hilfe holen. Insofern sind die Bemerkungen von Ralf Dühlmeyer berechtigt. Aber ich will Dich nicht blöde anmachen und finde es gut, dass Du wenigstens ein Forum befragst, bevor der Schaden noch größer wird.)

  • Dann ist die Aussage des Statikers falsch, wenn es nach den Aussagen der grandiosen Experten hier geht.


    Ich werde wohl einen zweiten Statiker zu Rate ziehen.

  • Danke Thomas T.


    An den Experten: Woher weißt Du was ich bin und welche Kompetenzen ich habe? Wenn jemand Bauleiter ist, ist der zwangsläufig mit Statik oder Dachstühen betraut.


    Kann ein Chirurg oder ein Internist ernsthaft Neurologie oder Kardiologie betreiben? Alle davon haben Medizin studiert.


    Wenn ich Bauleiter im Deponiebau bin, dann ist mein Wissen (auch Grundwissen und technisches Verständnis) nicht ausreichend um so etwas zu beurteilen.


    Gruß

    • Offizieller Beitrag

    Aber warum stellt sich der Schaden jetzt schon ein.

    Dazu kommt der Murks, dass der 24 cm breite Ziegel auf vermutlich 10-12 cm Dämmung steht:

    Kann es sein, dass die Anordnung der Gewindestangen ungünstig ist. Ich vermute, dass der Ziegel in den aüßeren Randdämmstreifen der Betonplatte reingedrückt wird.

    Die ganze Verankerung funktioniert nicht. Die Befestigung in Verbindung mit vermutlichem Schlupf zwischen Bohrloch und Holz ist hoffnungslos überfordert und trägt noch nicht mal das bisschen Moment aus Eigengewicht der Sparren ab.

    • Offizieller Beitrag

    Und dass soll die arme Gewindestange schaffen?

    Wenn ich mich nicht irre wird die Gewindestange das schadfrei überstehen, aber schaut euch mal an mit welchem Randabtand die in der Decke einbetoniert ist.

    Sofern als die Stange die ganze Horizotallast aufnehmen muss bricht doch da der Beton aus -


    sofern nicht durch ein Anpressen der Pfette mittels ebendieser Gewindestangen genug Reibung zwischen Pfette und Decke entsteht, die dann widerrum die Horizontallast flächig in die Decke leiten kann.


    Ob man sowas am Bau statisch nachweisen kann, keine Ahnung... im Maschinenbau geht das.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn ich Bauleiter im Deponiebau bin, dann ist mein Wissen (auch Grundwissen und technisches Verständnis) nicht ausreichend um so etwas zu beurteilen.

    Deine Qualifikation möchte ich hier doch gar nicht diskutieren. Offensichtlich reicht sie aber für die Bauleitung an einem EFH nicht aus. Deshalb der Hinweis auf professionelle Hilfe.


    Immerhin hat Dein technisches Verständnis gereicht, zu erkennen, dass irgendwo der Hase im Pfeffer liegt, und hier gefragt. Jetzt musst Du nur noch Dein weiteres Handeln mit Deinem Wissensstand kompatibel machen. Soll heißen: Such Dir Jemanden, der sich damit auskennt.


    Nach der oben eingestellten Stellungnahme des Statikers würde ich nicht ausschließen, dass der noch mehr Böcke geschossen hat. Meine Empfehlung ist, die ganze Statik prüfen zu lassen, am besten von einem Prüfingenieur für Standsicherheit. Die Liste findest Du im Link.

    • Offizieller Beitrag

    Der Ziegel ist 25cm breit.

    I don't blick through....


    Bei einem 24er Ziegel wird ja wohl noch eine gewisse Menge WDVS auf die Fassade gekommen sein, schätze ich mal. Dann aber macht die Wärmedämmung in der Deckenebene keinen Sinn. Wozu sollte die da sein?


    Ist kein WDVS drauf gekommen wären 24cm Wandstärke etwas knapp bemessen. Auch die Dämmschicht vor der Deckenplatte wäre dann unterdick.


    Was kommt da noch?

    • Offizieller Beitrag

    Wenn ich mich nicht irre wird die Gewindestange das schadfrei überstehen

    Klar. Die hat vermutlich nur kurz mal bisschen geächzt unter der Last, sich ein bisschen plastisch verformt und sich aus dem Lastabtrag verabschiedet. Bie genauem Hinhören hätte man sicherlich die Worte des letzten sächsischen Königs bei der Abdankung: "Dann macht doch eiern Dreck alleene!" vernehmen können.

    Ob man sowas am Bau statisch nachweisen kann, keine Ahnung... im Maschinenbau geht das.

    Geht auch am Bau in Grenzen. Nur sind die üblicherweise eingebauten Trennlagen zwischen Holz und Beton/Mauerwerk für die Haftreibungsbeiwerte nicht hilfreich.

  • Laienmeinung: da ist wohl einiges mehr bei der Planung (dieses Details) schief gegangen... Also ich würde beim Tragwerk ansetzen und das prüfen lassen. Sieht alles nicht richtig durchdacht aus.


    Thomas T: Danke, dass Du uns die wirkenden Kräfte mal so schnell abgeschätzt hast.

  • gerade bei flachen Dachneigungen führt ggf. schon eine geringe Durchbiegung der hier beschriebenen Firstpfette oder auch ein Schwinden der Firstpfette und damit Höhenminderung zu einer spürbaren Horizontalverschiebung (ich schreibe bewusst nicht "-Last").


    Stellt Euch vor, die Firstpfette schwindet infolge Austrocknung von 18M.-% auf 10 M.-% um 3 oder 4 Millimeter in der Höhe. Zusätzlich biegt diese sich in Feldmitte infolge des Eigengewichts bei l/300 um 3 mm durch. Das macht bei dieser flachen Dachneigung sicher mehr als 1 cm (oder mehr) Horizontalverschiebung... Schon ohne Verkehrslast oder Schnee...

    Mein Prof sagte immer: "in Verformungen denken"...