Fragen zum Energieausweis/Verbrauchsausweis

  • Hallo ins Forum,


    ich stehe vor dem Kauf einer kleinen ETW zur Nutzung. Nun liegen mir die Unterlagen der Wohnung vor, u.a.


    1) ein "berechneter Energiebedarf des Gebäudes" mit Einstufung C (End- und Primärenergiebedarf ca. 80 kWh) und ein

    2) "erfasster Energieverbrauch" mit Einstufung F (End- und Primärenergiebedarf ca. 170 (!) kWh).


    Nun frage ich mich, welches der beiden Werte bedeutsam ist für die Frage, in welchem energetischem Zustand das Gebäude ist und wieso die beiden Werte so dermaßen abweichen? Ich freue mich über Tipps.


    Viele Grüße

  • Hallo erstmal,


    grundsätzlich kann eine Übereinstimmung von Verbrauchs- und Bedarfsausweis nicht erwartet werden. Gerade beim Verbrauchsausweis spielen individuelle Nutzereinflüsse eine große Rolle.

    Eine Abweichung in dieser Größenordnung darf aber durchaus Fragen aufwerfen.


    Um die Ursache herauszufinden, müsste man das Projekt näher kennen. Mögliche Ursachen sind im Grunde alle Einzeleingaben in den Grundlagen zu den Ausweisen.

    Zusätzlich kann beim Verbrauchsausweis eine fehlerhafte Erfassung der Verbräuche, der Flächen, des Standorts, der Zeiträume oder sonstiger Randbedingungen vorliegen.

    Beim Bedarfsausweis kann analog bei den Bauteil- und Haustechnikkomponenten gesucht werden.


    Neben dem individuellem Nutzerverhalten können aber auch Funktionsstörungen oder fehlerhafte Einregulierung der Haustechnik die Ursache sein.

    • Offizieller Beitrag

    Gerade beim Verbrauchsausweis spielen individuelle Nutzereinflüsse eine große Rolle.

    Eine Abweichung in dieser Größenordnung darf aber durchaus Fragen aufwerfen.

    Genau da sehe ich auch den Haken beim "Verbrauch". Berechnungen auf Basis der Verbrauchsdaten, oder besser gesagt Schätzungen, sollten bestenfalls als Anhaltspunkt herangezogen werden. Man müsste schon sehr genau wissen, wie diese Daten zustande kamen. Faktor 2 ist zwar schwer vorstellbar (welcher Energieträger etc.), aber dennoch nicht unmöglich. Ich kenne einen Fall einer älteren Frau, auf deren Wunsch wird die Zentralheizung im Sommer nicht abgesenkt, und sie heizt auch das ganze Jahr über. Sobald es dunkel wird und die Sonne untergeht wird geheizt, egal ob Sommer oder Winter. Auch wenn der Energiebedarf im Sommer geringer ist, so macht sich doch der Dauerbetrieb negativ bemerkbar.


    Es gibt aber auch Fälle, da führen die Verbrauchsdaten zu geringeren Werten, ein typisches Beispiel wäre das Einfamilienhaus das nur noch von 1 oder 2 Personen bewohnt wird, und die nur einen Teil des Gebäudes beheizen, oder wenn öfter mit einem Holzofen zugeheizt, und die verbrauchte Holzmenge nicht berücksichtigt wird.


    Verbrauchsdaten und darauf basierende Berechnungen muss man immer mit sehr viel Vorsicht genießen.

  • Ich habe zwischenzeitlich mit der erfassenden Stelle telefoniert, welche den Energieausweis erstellt hatte. Dort teilte man mir mit, dass die Abweichung vermutlich aufgrund extremer Verbräuche einzelner Bewohner zustande käme. Das kann ich nun nicht nachprüfen, hoffe aber mal, dass das so stimmt. Könnte das tatsächlich sein? Dies dürfte dann ja eigentlich keine großen negativen (finanziellen) Auswirkungen auf den künftigen Besitzer (mich) haben. Ansonsten ist das Gebäude von 1995, die Heizung und der Kessel wurden 2015 getauscht, Fenster 2016 - äußerlich scheint also alles ok.

    • Offizieller Beitrag

    Dies dürfte dann ja eigentlich keine großen negativen (finanziellen) Auswirkungen auf den künftigen Besitzer (mich) haben.

    Die Angaben zum Energieverbrauch sind wirklich nur als grobe Orientierung gedacht, davon würde ich nicht ableiten, wie hoch am Ende Deine "Heizkosten" sein werden. Da geht es eher um Vergleichbarkeit und Statistik, aber wer heizt schon nach "Norm", und das Wetter ist ja auch nicht jedes Jahr identisch. Es gibt Jahre, da heizt man bis in den Mai hinein, und beginnt schon im September, und andere Jahre, da kann man im April die Heizung abschalten und beginnt erst im Oktober. Bei einer Wohnung in einem MFH kann man sowieso nur bedingt Einfluss nehmen, ein Beispiel hatte ich ja oben genannt.


    Mir erscheinen die 170kWh/m²a etwas hoch wenn ich mir Deine (Gebäude)Beschreibung so anschaue, aber völlig ausschließen kann man das natürlich nicht. Die Größe der Wohnung spielt in der Praxis auch eine Rolle. Das kennt man auch aus EFH wenn diese nur teilweise beheizt werden. Heizt man nur die Hälfte der Räume, dann halbiert sich deswegen nicht automatisch auch der Heizenergiebedarf, auch wenn dies anhand der theoretischen Werte zu vermuten wäre.

  • nun die Grundfrage bei Energieausweisen ist immer...wie bzw auf welcher Basis wurde der erstellt.

    Ist ein ein 'guter' Ausweis wo der Energieberater das Objekt Vorort besichtigt und aufgenommen hat

    oder ist es ein Ausweis aus der 'Ferne' welcher auf Basis von vagen Angaben gemacht wurde


    Irgendwie steht dem Käufer jetzt doch auch so ein 'kostenloses' Gespräch mit einem Energieberater zu...oder ?

    • Offizieller Beitrag

    Da würde ich auch erst mal nach der Größe des Objektes fragen. Wieviele Wohneinheiten sind es denn? Steht das Gebäude frei?

    Alleine das kann auch schon ganz schön was ausmachen.

    Da gibt es so viele Rädchen.


    Ein größeres Haus BJ1995, mit getauschter Anlagentechnik und neuen Fenstern bei 80 kWh/m²a halte ich zunächst mal für plausibel bei einem Bedarfsausweis. (2000er EFH liegen beispielsweise oft bei plus minus 100 -125 kWh/m²a)


    Was für eine Heizungsanlage ist denn drin? (wegen des niedrigen Primärenergiebedarfs)