Badewanne nachrüsten - Dachgeschoss - Holzbalkendecke

  • Guten Abend liebe Experten,

    wir haben vor kurzem ein renovierungsbedürftiges Haus günstig erwerben können-


    Im ausgebauten Obergeschoss / Dachgeschoss befinden sich 3 Schlafräume und ein Badezimmer ( Alles Trockenbau auf Holzbalkendecke ).

    Der Abstand der Balken beträgt 50cm, der Boden ist ausschliesslich mit OSB-Platten ( 19mm ) ausgestattet.


    Da wir gerne alle Räume komplett neu aufteilen wollen und auch an vielen Stellen die Dämmung des Daches, die Dachfenster sowie auch den Fußboden erneuern bzw. ersetzen wollen, haben wir uns dazu entschlossen, das Obergeschoss soz. komplett zu „entkernen“.


    Ich habe jedoch nur eine expliziere Frage zum Badezimmer.

    Dieses ist aktuell sehr klein; hat einen Vinylboden ( darunter direkt OSB-Platte ) und ist gefliest. ( Siehe Foto ).

    Da dies mittlerweile sehr aus der Zeit gefallen ist, hätten wir dies gerne etwas größer und natürlich auch komplett erneuert.


    Ist es (insbesondere statisch) möglich die bestehende Dusche auszutauschen und durch eine Badewanne an gleicher Stelle zu ersetzen?

    Was gibt es für mich beim Austausch zu beachten ?

    Welcher Fußbodenaufbau ist für mich der richtige? Wieder OSB ? Und wenn ja, sollte ich lieber gleich 22mm oder 25mm Boden nehmen ?


    Ist mein Vorhaben überhaupt realistisch ??

    Unter dem ausgebauten Dachgeschoss ist ebenfalls Wohnfläche ( durchgehend bewohnt und beheizt ).


    Freue mich über eure Rückmeldung :)





  • Hallo,

    Euer Wunsch hört sich jetzt nicht so ungewöhnlich an.


    Aber: ob eine Änderung statisch möglich ist, hängt leider nicht nur von der Stärke einer OSB-Platte und dem Balkenabstand ab.

    Sondern insbesondere von den weiteren Lasten , von der Spannweite (und der Fragen, was für ein Art von statischem System vorliegt) und natürlich von den Querschnitten der Deckenbalken ab.


    Habe bitte Verständnis, dass wir selbst bei einer recht detaillierten Schilderung der Ist-Situation maximal eine Abschätzung abgeben können...

    Bauen ist leider oftmals nicht so einfach, wie es von außen scheint...


    Aber ich will Dich trotzdem ermutigen, mal einen Grundriss aller Geschoße, nähere Angaben zu den vorhandenen Balken im Ist-Zustand und sonstige Randbedingungen zu schildern.

    vielleicht (hoffentlich!) können wir dann eine Einschätzung zu möglichen Lösungen aufzeigen...

    • Offizieller Beitrag

    Ist mein Vorhaben überhaupt realistisch ??

    Theoretisch schon, aber ob es auch praktisch funktioniert, das kann man anhand der bisherigen Infos nicht beurteilen.


    Es geht dabei weniger darum ob die Decke einstürzt, sondern vielmehr um das Verhalten der Decke unter Last. Man darf nicht vergessen, so eine gefüllte Badewanne mit 1 Person bringt schnell 200kg und mehr auf die Waage. Unter dieser Last wird sich die Decke mehr oder weniger durchbiegen, und schon kann das zu Schäden am Boden(belag) führen, und zu Schäden an der Decke der Räume darunter.

    Man muss also nicht nur schauen wie die Balken dimensioniert sind, sondern auch wo diese aufliegen. Liegen die Balken beispielsweise an der auf dem Bild gezeigten Wand auf, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass man dort eine Badewanne stellen kann, höher, als wenn der Auflagerpunkt x Meter entfernt ist.

    Hilfreich wäre die Statik zur Decke (inkl. Zeichnung).


    Übrigens, auch wenn die vorhandene Decke nicht geeignet sein sollte, so gibt es vielleicht Möglichkeiten diese zu ertüchtigen. Balken kann man verstärken. Das macht zwar etwas Aufwand, aber unmöglich ist das nicht.


    Fazit: Dein Vorhaben ist machbar, nur der Weg dahin ist noch unklar.

  • Vielen Dank für die schnelle Rückinfo !!!


    Leider habe ich noch nicht alle Unterlagen des Voreigentümers; daher habe ich bisher nur „einfache Bauzeichnungen“ von Außen inkl. Entwässerungsdarstellung..


    Ich habe mal mit meinem IPad einen kurze IST-Aufnahme erstellt und die entsprechenden Balken eingefügt..

    Diese gehen natürlich über das ganze Dach; ich habe Sie jedoch nur für meine Badezimmer-Frage grafisch dargestellt.

    Die Balken stehen bewusst etwas über der Zeichnung, da es sich um ein Dachgeschoss handelt und diese ca. noch 1m hinter der ausgebauten und verkleideten Dach- bzw. Wandschräge verschwinden.


    Im Raum darunter ist ebenfalls ein (großes) Badezimmer.


    Eine weitere Frage habe ich auch noch zu der Aussage:

    Es geht dabei weniger darum ob die Decke einstürzt, sondern vielmehr um das Verhalten der Decke unter Last. Man darf nicht vergessen, so eine gefüllte Badewanne mit 1 Person bringt schnell 200kg und mehr auf die Waage. Unter dieser Last wird sich die Decke mehr oder weniger durchbiegen, und schon kann das zu Schäden am Boden(belag) führen, und zu Schäden an der Decke der Räume darunter.

    Angenommen wir stellen unser Bett im Schlafzimmer auf eine ähnliche Stelle und meine Frau und ich würden gemeinsam 200kg wiegen; hätten wir dann nicht auch das gleiche Problem oder wäre die Verteilung eine andere als bei der Badewanne ??

    • Offizieller Beitrag

    hätten wir dann nicht auch das gleiche Problem oder wäre die Verteilung eine andere als bei der Badewanne ??

    Richtig erkannt. Wenn Euer Bett so klein wäre wie eine Badewanne, dann hättet Ihr das gleiche Problem.

    Das gilt übrigens auch für Wasserbetten, Aquarien, usw.

  • In den letzten 40 Jahren haben in dem Haus Menschen gewohnt. Ich denke unsere Lasten werden vergleichbar sein.

    Für mich ist eben nur die Frage mit der Badewanne..... Andernfalls müssen wir uns eben mit einer Dusche zufrieden geben :)

    • Offizieller Beitrag

    Nach DIN EN 1991-1-1 ist für Decken ohne ausreichende Querverteilung der Lasten (also Holzbalkendecken) in Wohn- und Aufenthaltsräumen eine Flächenlast von 2,0 kN / m2 anzusetzen. Das entspricht grob zwei Erwachsenen auf einem m2 - also einer intensiven Nutzung der Dusche durch zwei erwachsene Personen zur selben Zeit. Wenn man diese beiden Personen nun in eine Badewanne von 1,75 m x 0,75 m (= 1,31 m2) legt, zeigt sich, dass die Grundfläche der Badewanne nach Abzug der beiden Personen (rd. 2 kN) noch eine verbleibende Tragfähigkeit von 0,62 kN hat, was rd. 60 Litern Badewasser entspräche und in der Größenordnung realistisch ist.


    Grundsätzlich kann eine Holzbalkendecke also eine Badewanne ebensogut tragen wie eine Dusche. In jedem Fall sollte aber von einem Statiker geprüft werden, ob die vorhandenen Deckenbalken für diese Lastannahme auch tatsächlich ausgelegt sind - wenn diese DIN auch schon mit ähnlichen Werten knappe 80 Jahre gilt.


    Mir persönlich sind - ohne gerechnet zu haben - Deine OSB-Platten alle etwas zu dünn, aber rechnen muss das ganze je eh ein Statiker.


    Vorsicht: Deine schematische Zeichnung ist grundsätzlich richtig, vernachlässigt aber die Lastabtragung der leichten Trennwände, welche gerne direkt auf den Holzbalken stehen möchten - oder auf Wechseln. Unter denen in der Feldmitte biegt sich eine OSB-Platte durch, wie eine Latte eines Lattenrostes im Bett unter den Füssen einer darauf stehenden Person - bis hin zum "Krrrrkkkks".

  • Leider ist es aktuell sehr schwierig zeitnah einen regionalen Statiker zu beauftragen; daher werden wir wohl erst mal bei der Dusche bleiben müssen...


    Ich danke dennoch für die sehr schnellen und freundlichen Ratschläge !