Guten Abend,
nachdem ich durch Mitlesen schon viel in diesem Forum gelernt habe, nun eine konkrete Frage meinerseits, insbesondere an die Dachdecker und erfahrenen Planer. Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen:
Am Haus meiner Eltern (Großraum Rhein-Neckar) wurde das Flachdach des eingeschossigen zu drei Seiten freistehenden Anbaus (Baujahr 70er, Hauptgebäude 60er) vor einigen Jahren genehmigungsfrei saniert, Altbestand war ein völlig wassergergeschädigtes Flachdach mit Belüftung im Dachraum (Typ V).
Planung und Ausführung durch einen Dachdeckermeisterbetrieb der Region auf Empfehlung. Die Sanierung wurde jedoch nicht abgeschlossen und uns immer wieder verschiedene Gründe seitens des Betriebs genannt. Jetzt ist seit über einem Jahr nichts mehr geschehen. Mittlerweile ist der Dachdeckerbetreib nicht mehr wirklich erreichbar, offene Forderungen von uns stehen noch aus und es herrscht weitgehend Funkstille.
Aktueller Zustand: "Fertiges Rohdach", Dämmung und Dampfsperre fehlen, ebenso ggf. ein Dachabschluss (Skizze: e, f, und rot markierter Bereich). Dach ist von innen vollständig dicht und trocken.
Für den Innenausbau inkl. Dämmung und Dampfsperre liegt uns ein Angebot einer renomierten Innenausbaufirma vor, mit der wir selber mehrmals sehr gute Erfahrungen gemacht haben.
Die vorgesehene Nutzung des Raums drunter ist Wohnraum (so auch genehmigt, wird primär ein Hobbyraum).
Trotz teilweisem Neuaufbau wurde eine Holzkonstruktion mit vollständig innenliegender Dämmung ausgeführt bzw. vorgesehen. Diese ist jedoch nicht vollständig fertig (Dämmung und Innenausbau fehlt, auf Skizze also noch ohne e und f). Zuletzt hatten wir einige Dachdeckerbetriebe angefragt um die fehlenden Arbeiten abzuschließen und sehr unterschiedliche Aussagen erhalten, daher meine jetzt folgenden Fragen.
Skizze des aktuellen Aufbaus (Querschnitt):
Ein Teil des Daches wird von der Kragplatte gebildet, der vollständige Querschnitt an dieser Stelle sieht etwa so aus, die Abdichtung ist über die Betonplatte bis zur Wand geführt, Anschlüsse sind mit Flüssigkunststoff abgedichtet:
Während mir der Anschluss an das Hauptgebäude (wurde mit Flüssigkunststoff ausgeführt und ausreichend hochgezogen) klar ist, bezieht sich ein Großteil der Fragen auf den rot markierten Bereich. Hier kann man momentan (Dämmung fehlt noch) "von unten außen" in das Dach schauen. Die Kupferbleche sind von der alten Konstruktion teilweise übernommen und an dieser Stelle befanden sich die Belüftungsöffnungen.
Mir ist bewusst, dass dieser Aufbau als Typ III (so zumindest von mir in der Literatur gefunden, siehe u.a. "Flachdächer in Holzbauweise", holzbau handbuch Reihe 3, Teil 2 Folge 1 vom Holzbau Deutschland-Institut e.V --> Link) sehr geringe Fehlertoleranzen aufweist und nicht optimal ist und daher als Sonderkonstruktion eingestuft wird. Die 7 goldenen Regeln für ein nachweisfreies Flachdach (gefunden als Konsens der Referenten des Kongresses Holzschutz und Bauphysik am 10./11.02.2011 in Leipzig) sind nach meinem Laien-Verständnis fast vollständig erfüllt sodass ich Hoffnung habe, dass die Konstruktion trotzdem bestehen bleiben kann (Gefälle > 3%, relativ dunkel, keine Deckschicht, Südausrichtung mit ganztags hoher Sonneneinstrahlung, Holz momentan trocken, Hohlraumfreie Dämmung, feuchtevariable Dampfbremse und geprüfte Luftdichtheit wäre noch ausstehend) ob man hier nochmal ein separater Nachweis notwendig wäre ist für mich momentan eine andere Frage.
Folgende Aussagen haben wir von den Dachdeckerbetrieben bekommen:
- (a) die gesamte Konstruktion ist nicht zugelassen und muss vollständig rückgebaut werden
- (b1) besser wäre ein andere Konstruktion gewesen aber ist schon ok,
- (b1) der Dachabschluss (rot markiert) ist eigentlich egal, kann sogar offen bleiben, hier regnet es ja nicht von unten rein
- (b2) der Dachabschluss ist kritisch, wir dichten ihn mit Kupferblechen und Spezialkleber zur Wand und zum vorhandenen Kupferblech (h) luftdicht ab
- (b3) der Dachabschluss ist nicht kritisch, wir dichten ihn trotzdem mit OSB und Spezialkleber (Klebeband?) luftdicht ab
Das Tauwasserproblem dass diese Konstruktion mit sich bringt (insbes. im Winter) ist mir einigermaßen klar, daher auch die Notwendigkeit einer lückenlosen Dämmung und feuchtevariablen Dampfbremse zur Rücktrocknung in den Raum (Sommer). Unklar ist mir hier der rot markierte Bereich zur Aussenluft. Prinzipiell ist eine Diffusionsoffenheit nach außen doch hier sinnvoll? Wenn ich in diesem Bereich fehlerfrei abdichte, erhalte ich etwa die gleiche Situation wie nach oben zur Dachbahn. Wenn nicht, ist dies jedoch nicht so kritisch, da ich hier nicht warme feuchte Luft habe, die an den kalten Dachbauteilen kondensieren kann?
Was wäre der Rat von euch Experten?
- Konstruktion belassen und welche Option von b1- b3?
- Kann man die Konstruktion ggf. durch eine Aufdachdämmung in ein Typ II Flachdach "verwandeln"? Vmtl teurer da Aufdachdämmung, aber immerhin wurde auch die Innnendämmung noch nicht bezahlt? Wie geht man in diesem Fall mit der Kragplatte (Balkon) um, da hier eine Aufdachdämmung nicht mehr möglich ist (Aufbauhöhe fehlt)?
- Vorsehen eines Feuchtemonitoring bei Erhalt der Konstruktion
- Einschalten eines weiteren Planers (Bau-Ing? Architekt?...? )
- welche Optionen/Ideen gibt es noch?
Dass man diese Fragen besser vor der Sanierung mit einem "richtigen" Planer und "nicht nur" einem Dachdecker hätte klären sollen, steht jetzt leider auf einem anderen Blatt.
Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen - weitere Details liefere ich gerne nach.