Wie ich eine heute eingegangenen Bewerbung entnehmen konnte, bietet die IUBH Internationale Hochschule (ehemals International University of Applied Sciences Bad Honnef – Bonn) ein Studium der Architektur mit B.A.- und M.A.-Abschluss als Fernstudium und duales Studium in Zusammenarbeit mit Unternehmen an. Die Aufnahmevoraussetzungen lesen sich sehr interessant:
Alles anzeigenALLGEMEINE ZULASSUNGSVORAUSSETZUNGEN - BACHELOR
Die IUBH Bachelor-Studiengänge sind grundsätzlich zulassungsfrei. Vorausgesetzt wird jedoch mindestens eine Hochschulzugangsberechtigung in Form:
eines (Fach-)Abiturs
einer fachgebundenen Hochschulreife
eines Meisterbriefs
einer Aufstiegsfortbildung
einer mindestens zweijährigen Berufsausbildung zzgl. einer Berufserfahrung von mindestens drei Jahren.
Ausführliche Informationen und Hinweise zu möglichen Ausnahmen findest du auf der entsprechenden Unterseite des jeweiligen Bachelor-Studiengangs.
Das Studium kostet mit jährlicher Progression von 50 € monatlich 650,- bis 800,- € / Monat. Auf den Abiturdurchschnitt wird bei der Bewerbung nicht geschaut. Es gibt auch keine (künstlerische) Aufnahmeprüfung, wie auf inzwischen an vielen Hochschulen eingeführt.
Genau das hatte offensichtlich den Bewerber für ein Praktikum bei mir dazu gebracht, sich dort für ein duales Studium einzuschreiben. Seine Qualifikation besteht lt. Unterlagen aus einem Abi-Notendurchschnitt von 3,0, drei vor 4 Jahren in den Schulferien offensichtlich bei Familienangehörigen absolvieren Betriebspraktika mit einer Dauer von 3 Tagen, 3 Wochen und 4 Wochen und, ja, und ... weiter nichts. Die Note in Kunst lag in mehreren Grundkursen immer im unteren 3er-Bereich, die Kenntnisse in Mathe und Physik waren bescheiden, Leistungsfächer waren Biologie und Geographie, in denen es jeweils für eine schwache 3 reichte. Nun ist das erste Semester um und er hat noch keinen "Praktikumsbetrieb" gefunden, der ihn beschäftigen will. Er bietet mir folglich an, vorerst kostenlos für mich zu arbeiten, um sein Studium überhaupt fortsetzen zu können. Genaugenommen sucht er also einen "Ausbildungsbetrieb" für mehrere Jahre, kein Praktikum.
Die IUBH stellt es sich so vor, dass die "Ausbildungsbetriebe" den Studierenden die Studiengebühr (s.o.) bezahlen und möglichst auch noch eine Vergütung. Die Studierenden arbeiten dann Vollzeit und studieren bis zum Bachelor 4 Jahre, also 8 Semester, quasi"nebenher". Danach würde sich noch ein Master-Studium anschließen, um dann die Möglichkeit der Kammeraufnahme und damit die volle Bauvorlageberechtigung zu erlangen. Das wußte der junge Mann allerdings nicht.
Als Absolvent eines formal fünfjährigen Vollzeitstudiums und nach rd. 20 Jahren Vollzeittätigkeit in Architekturbüros kann ich mir schwer vorstellen, wie was Modell funktionieren soll. Noch weniger kann ich mir vorstellen, wie man insbesondere Entwerfen im Fernstudium lehren und lernen soll. Dass von der Universität keine einzige Lehrperson konkret benannt wird, spricht für mich schon Bände. Mit gutem Lehrpersonal wirbt man doch ...
Was würden die Kolleginnen und Kollegen dem Bewerber schreiben?
(Zur Klarstellung vorab: Ich habe keine allgemeine Abneigung gegen inhaltlich oder formal neue Ausbildungsformen und ich weiß auch, das insbesondere zum MBA führende nebenberufliche Studiengänge in der Wirtschaft sehr nachgefragt werden. Ich habe auch keine generelle Abneigung gegen duale Studiengänge. Nur konkret diesen kann ich mir nicht so recht sinnvoll vorstellen.)