Asbest? Gefährliche Fasern?

    • Offizieller Beitrag

    Die immer wieder zu gebenden Antworten auf Fragen rund um mögliche Belastungen von Bauteilen und Baustoffen mit gesundheitsgefährdenden Fasern, insbesondere Asbestfasern, lauten:

    1. Eine verbindliche / sichere Aussage basiert immer auf der Analyse genau des betroffenen Materials durch ein qualifiziertes Labor.
    2. Eine Materialanalyse durch ein qualifiziertes Labor kostet ab ungefähr 100 € pro Probe. Je nach Umfang kann diese auch teurer sein.
    3. Ferndiagnosen sind nicht möglich, auch nicht ausnahmsweise, auch nicht bei Dir. Manchmal sprechen Indizien für oder gegen eine Faserbelastung, aber auch dann gilt immer Punkt 1.
    4. Die wesentlichen Fakten über Asbest ganz kurz zusammengefasst:
      • Asbestfasern werden nach heutigem Wissenstand als beim Menschen krebserregend eingeschätzt, insbesondere, wenn die Fasern eingeatmet werden.
      • Asbestfasern sind vor allem dann gesundheitsgefährdend, wenn sie nicht fest in Material gebunden sind oder wenn die Bindung durch zerspanende Werkzeuge oder durch Brechen zerstört wird und die dabei entstehenden Stäube dann eingeatmet werden können.
      • Die Gesundheitsgefahr durch die Inkorporation von Asbestfasern nimmt zu mit der Dauer des Kontakts und der Menge des Materials, zu welcher der Kontakt besteht
    5. Asbestfasern wurden in D verschiedenen Baustoffen und -materialien vor allem zwischen 1960 und 1990 beigefügt, vorher weniger, danach nahezu nicht mehr. Verdächtig für das Vorhandensein von Asbestfasern sind also vor allem in dieser Zeit neu errichtete, erweiterte oder erheblich umgebaute Gebäude. Aber auch hier gilt wieder Punkt 1.!
    6. Bei Abbruch-, Sanierungs- oder Instandhaltungsarbeiten an / mit / von asbestfaserhaltigen Bauteilen sind die TRGS 519 einzuhalten. Detailvorgaben finden sich dort. Auch die Entsorgung des Material ist reglementiert.
    7. Alle gelblichen, grünlichen und weißen mineralischen Fasern in Wärmedämmungen, die vor dem Jahr 2000 hergestellt / verbaut wurden, sind generell stark verdächtig sog. "alte KMF" ("alte künstliche Mineralfasern") zu sein. Von ihnen gehen - von Laien meist völlig unterschätzt - ähnliche Gesundheitsgefahren aus, wie von Asbestfasern. "Alte KMF" können auch in anderen Bauteilen wie bpsw. Akustikplatten für Decken enthalten sein. Solange "alte KMF" in geschlossenen Bauteilen "gefangen" bzw. in Baustoffen fest gebunden sind, gehen von ihnen keine Gesundheitsgefahren aus. Für den Umgang mit "alten KMF" bei deren Entfernung / Sanierung allerdings gelten mit den TRGS 521 ähnliche Regeln wie für Asbest.
    8. Asbest wie auch alte KMF dürfen nur durch qualifizierte Entsorger mit besonderem Nachweis entsorgt und deponiert werden. Dafür bedürfen sie einer speziellen Verpackung.
    9. Die Exposition von damit arbeitenden Menschen gegenüber Asbest wird in "Asbestjahren", also der Anzahl von Jahren der werktäglichen Exposition während der Arbeitszeit gemessen. Dabei geht es um den Kontakt mit ungebundenen Fasern. Ein Asbestjahr hat also bspw. ca. 45 Wochen x 40 Arbeitsstunden = ca. 1.800 Asbeststunden. 10 Asbestjahre entsprechen also rd. 15.000 bis 20.000 Asbeststunden. Eine erkennbar erhöhte Krebsgefahr wird aktuell bei mehreren Asbestjahren oder eher noch bei Asbestjahrzehnten gesehen, nicht bei einer im Haushalt gelegentlich oder einmalig auftretenden Exposition von wenigen Stunden. Dennoch sind auch dabei alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen nach TRGS 519 umzusetzen.
    10. Längere Zeit (Wochen, Monate, Jahre) nach einer einmaligen kurzzeitigen und abgeschlossenen Exposition mit Asbestfasern oder KMF und der völligen Beseitigung des Materials lässt sich dessen Gefährdungspotential physisch nicht mehr feststellen und generell danach auch nicht mehr beeinflussen.
    11. Eine weitere umfassende, angemessen sachliche und nüchterne Zusammenfassung findet sich hier bei der Stiftung Warentest, sicherlich der Verharmlosung so wenig verdächtig wie der Panikmache.
    12. Dies ist ein Fachforum zu Fragen des Bauens, keines zu medizinischen Fragen. Eine (arbeits-) medizinische Bewertung von realen oder vermeintlichen Schadstoffexpositionen kann und wird es hier deshalb nicht geben. Generell lässt sich aber sagen, dass eine einmalige, kleine und kurzzeitige Exposition im privaten Umfeld, nach der hier oft gefragt wird, nicht zu einer nennenswerten Erhöhung des persönlichen Erkrankungsrisikos führt, siehe auch Punkt 8. und 9.!
    13. In diesem Bau-Forum kann es wenig überraschend zu genervten Reaktionen, also Antworten, kommen, wenn trotz der Hinweise unter 1. und 3. schon zum zweiten oder dritten Mal in einer Woche nach einer Ferndiagnose gefragt wird. Die beiden darin genannten Punkte sind ernst gemeint, gelten uneingeschränkt und daran ändert sich auch bei Dir nichts, auch nicht, wenn Du trotzdem fragst! Manche Fragen lassen sich einfach nicht durch Nachfragen in Web-Foren beantworten.

    (Für ggf. sinnvoll erscheinende Ergänzungen zu den o.g. Punkten bitte per Konversation direkt mit dem Verfasser oder der Moderation Kontakt aufnehmen!)

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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    4 Mal editiert, zuletzt von Skeptiker () aus folgendem Grund: 1. Text von "KMF" auf "alte KMF" präzisiert (Nutzeranregung, danke!) 2. neuen Punkt 8. ergänzt (25.10.21) 3. Gliederungs-Unterpunkte logischer geteilt (01.08.22) 4. Unterpunkte 11. und 12. ergänzt.

    • Offizieller Beitrag

    Daran, dass nur qualifizierte Analysen eine sichere Aussage über vorliegende Schadstoffbelastungen ermöglichen, ändert sich auch dann nichts, wenn man mich per Konversation direkt dazu fragt. Nein, auch bei Dir nicht, wirklich nicht!


    Eine Eintrittswahrscheinlichkeit sagt nichts über das Vorliegen eines Risikos im konkreten Fall aus. (Trotz extrem niedriger Eintrittswahrscheinlichkeit gewinnen an jedem Ausspieltag der deutschen Fernsehlotterien Teilnehmende, teilweise Millionen von €, viele Millionen Teilnehmende gewinnen aber nichts.)


    Ich verstehe diese Zurückhaltung bei der Beauftragung von Proben nicht: Mein Büro ist momentan am Umbau von ca. 500 m2 Bürofläche beteiligt, bei dem wegen Errichtung in den 1930er Jahren und Umbauten in den 1950er und 1970er Jahren mehrere Schadstoffe vermutet und auch tatsächlich gefunden wurden. Verdacht bestand auf Asbest, KMF und PAK. Es gab vorbereitende Untersuchungen. Weitere Proben wurden während der Sanierung und zu deren Überprüfung erforderlich:


    ZeitpunktVerdachtspunkte / Proben (ca.)davon positiv (schadstoffbelastet)
    vor Baubeginn 2508
    bei der Sanierung2012
    unerwartet Neu-Funde und Kontrolle im Sanierungsverlauf4005
    Freimessung nach Fertigstellung (2x erforderlich)1602
    Summe10027


    Am Ende wurden insgesamt rund 100 Materialproben analysiert, etwa eine Probe / 5 m2 Nutzfläche, Freimessungen inklusive. Ein Viertel der Proben war in der Summe positiv. Einige der Proben waren überraschend negativ, andere überraschend positiv. Das vermeintlich selbe Material war in Teilflächen belastet, in anderen Teilflächen aber nicht, war also wohl nicht das selbe Material.


    Die Frage nach der Wahrscheinlichkeit einer Schadstoffbelastung stellt sich im Einzelfall nicht. Es wird untersucht und dann ist das Ergebnis klar. Die Kosten für die Messungen belaufen sich hier am Ende auf weniger als 1% der Gesamtkosten, 0,7 % vielleicht. Messungen sind wie Verbrauchsmaterial im Büro zu sehen, wie Büroklammern, Aktendullis, wie Tupfer oder Heftpflaster beim Arzt. Wer daran zu sparen versucht, spart am falschen Ende, mit möglicherweise fatalen Folgen.


    A propos Arzt: Auch beim Arzt gibt es keine Diagnose ohne Untersuchung und die Untersuchung kostet einfach Geld. Oder man verzichtet bewußt auf eine verlässliche Aussage und lebt mit dem Risiko bspw. einer Exposition, weil man sich die Sicherheit nicht leisten will oder kann. Am Ende stirbt ja jede/r, der eine früher, die andere später.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • hallo


    Am Ende wurden rund 100 Proben analysiert

    Da hat ja jemand richtig geld verdient, gesetzlich abgesegnet.



    Mein Büro ist momentan am Umbau von ca. 500 m2 Bürofläche beteiligt

    Doch so eine riesige firma.



    Sorry, ich habe mir vor langer zeit mit asbest die zähne geputzt, und noch viele andere dinge getan.

    Bin deswegen schon in dem alter das ich deinen text nur mit brille lesen kann.


    ja, es ist ein naturmatrial, nach aktuellem tenor voll ökologisch, genau wie lehm.

    Das problem entstand nur als trennschleifer erfunden wurden und damit die zementgebundenen fasern in mikrofasern zerschliffen wurden die eingeatmet schwer bedenklich sind da sie sich in den lungenbläschen festsetzen und niemals ausgeschieden werden können.

    Glasfasern machen übrigens dasselbe, da gibt es aber nicht solchen hype.


    Von daher müsste man jeden bodyshop mit vibrostäben zur figurformung schliessen.

    Alles glasfaserstäbe die sich durch handschweiss auflösen.


    Das man den palazzo protzo, auch bekannt als erichs lampenladen deswegen abgerissen hat, ein gerücht.

    Zur selben zeit wurde von denselben firmen in der selben bauweise mit demselben material das icc an der avus gebaut.

    Komisch, das auch schwer belastet, steht aber noch die nächsten 10000 jahre.

    ( ich hab extra eine null mehr gemacht um verwechslungen vorzubeugen )


    Nebenbei, gute geschäfte mit deinem büro mit dieser gigantischen baustelle.

    Mein keller ist auch so gross.

  • hallo


    Ach wadd, mein ego könnte noch wachsen?

    Genial.


    Sorry, ich mach internet schon so lange, da gab's das noch gar nicht.

    Aber es wird jedes jahr lustiger..


    Von dem zweiten haus und dessen keller hab ich doch noch gar nix geschrieben????