Immer mehr Städte in ganz Europa werden von immer mehr Tagesbesuchern besucht. Schon lange sind sie touristische Highlight: Amsterdam, Barcelona, Berlin, London, Palma de Mallorca, Paris, Prag, Venedig, aber auch Baden-Baden und sicherlich bald Bad Harzburg. In den deutschen Kurorten muss schon länger eine Kurtaxe ("Ortssteuer") pro Übernachtung gezahlt werden, meist im unteren einstelligen €-Bereich. Doch jetzt erheben immer mehr Kurzreise-Destinationen eine Übernachtungssteuer für private Übernachtungen und seit Neuestem besonders nachgefragte Orte sogar einen "Eintritt" für den fussläufigen Besuch ihrer historischen Innenstädte: Venedig zum Beispiel. Die Beträge bewegen sich je nach Saison noch einmal im mittleren einstelligen €-Bereich. Wohlgemerkt: Dafür gibt es ausdrücklich keinerlei Gegenleistung. Es geht erklärtermaßen ausschließlich darum, die Besuchermassen zahlenmäßig zu reduzieren, unattraktiver für Besucher zu werden, um die Innenstädte auch wieder für die Anwohner nutzbar und lebenswerter zu machen. In Berlin gibt schon seit Jahren Graffiti: "Rollkoffer not welcome here!", im englischen Bath gab es die schon vor über 30 Jahren, anders formuliert natürlich. Der Bürgermeister von Amsterdam ruft 2018 öffentlich dazu auf, nach Den Haag oder Rotterdam zu fahren, da sei es doch auch sehr schön. Die Städte, genauer: Ihre Bowohnerinnen und Bewohner ächzen unter dem aktuellen "Overtourism" der "Generation AirBnB" und der "Silver-Agers" und haben einfach genug von diesen.
Sind wir am Ende der völligen Reisefreiheit angekommen? Darf der (Tages-) Tourismus zum Schutz der Anwohner limitiert werden? Ist dies ein legitimer Ansatz zum Schutz stark besuchten Städte und Regionen? Gibt es eine moralische Verpflichtung, Kunstschätze für alle interessierten Besuchenden zugänglich zu halten oder ist es angemessen, den Zugang zu limitieren, im Zweifel mit dem Regulativ des Marktes, dem Geld, das zwischen Angebot und Nachfrage bei zu viel Nachfrage einen Ausgleich schaffen kann?
Lässt sich dieser Lösungsansatz überall anwenden oder gibt es Untergrenzen. Sollten bspw. auch die Zahl der akzeptierten Besucherinnen und Besucher auf kleinere, autofreie Inseln (Juist, Helgoland, Hiddensee) limitiert werden dürfen oder nur der Großstädte wie Köln, München oder Berlin?
Was denkt ihr?