Im Zusammenhang der aktuellen Straßenluft-Schadstoffdiskussion gibt es ja schon länger viel zu diskutieren. Mich wundert dabei immer wieder, dass die Existenz des motorisierten Individualverkehrs dabei nie grundsätzlich in Frage gestellt wird.
Dieser Essay aus der Wochenenden-TAZ läßt mich das Thema einmal hier ansprechen. Autofrei leben, geht das überhaupt heute noch? Sofort werden heftig die Köpfe geschüttelt! Auf der im Essay genannten Insel habe ich zum wiederholten Male grad eine sehr entspannende Woche verbracht: Anreise mit der Fähre, PKW-Mitnahme nicht möglich. Auf der Insel ist Mobilität möglich mit dem Inselbus, (Leih-) Fahrrädern und den eigenen Füßen. Materialtransporte werden im Umfang des üblichen Reisegepäcks per eigener Rollen (Rollkoffer!) oder Fahrradanhänger transportiert. Es besteht keine Lebensgefahr für irgendwen und Entbehrungen sind auch niemandem anzusehen, es geht sogar problemlos. Wir waren täglich 5 - 20 km unterwegs.
(K)ein Modell für die Großstadt?
Hier in B fährt der ÖPNV rund und die Uhr mind. im Stundentakt, 7 Tage die Woche, es gibt Leihfahrräder ohne Ende ... Ich selbst wohne in einer kleinen innerstädtischen Wohnanlage, die aufgrund ihrer kuriosen Lage nicht PKW-befahrbar ist und wo es keine Parkplätze gibt - gar keine. Das Befahren mit Kraftfahrzeugen ist per Vertrag dauerhaft und unwiderruflich ausgeschlossen. Die Zufahrt für Rettungsfahrzeuge ist juristisch und technisch abgesichert. Wer ein Kraftfahrzeug hat, parkt dieses im öffentlichen Straßenland - und zahlt dafür, ich auch, denn ich habe ein Auto und fahre praktisch werktäglich damit, im Sommerhalbjahr aber auch Fahrrad. Meine Familie fährt überwiegend Fahrrad und ÖPNV, je nach Wetter, Strecke, Tages- und Jahreszeit, Tochter erst im Fahrradanhänger, dann Tandem, seit der 2. Klasse eigenes Fahrrad. Als vor einigen Jahren im Januar überraschend für ein Vierteljahr das Familienauto ausfiel, ging es solange nur mit ÖPNV und Fahrrad und einmal einem Mietwagen. Fernreisen werden überwiegend mit der Bahn oder selten mit dem Flugzeug gemacht.
Unter meinen aktuellen privaten Bauherrn der letzten 5 Jahre hat rund die Hälfte der Haushalte kein eigenes Kraftfahrzeug.
Läßt es sich im Jahre 2019 in Deutschland auf dem Lande oder in der Großstadt ab 100.000 Einwohne ohne Auto leben? Würde Euer Alltag ohne Auto nicht funktionieren oder wäre er nur unbequem? Welche Freiräume wären durch den Verzicht auf das Auto möglich: Individuell oder für den Wohn- oder Arbeitsort?