sachlich falsche Energieausweise

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    Bei der Besichtigung eines zu erwerbenden EFH (BJ 2013) wurde meinem AG heute morgen ein Energieausweis vorgelegt, der einen errechneten Endenergiebedarf von 127 kWh/(m2*a) auswies. Das Gebäude läge damit am unteren Rand der Klasse D und wäre kaum besser als der durchschnittliche Bestand in D. Das kam mir auf den ersten Blick für ein grad mal 5 Jahre altes Haus merkwürdig vor. Die genauere Lektüre zeigte dann, dass der Sanierungsvorschlag auf Seite 4 des Ausweises eine Erhöhung der Dämmstärke des Daches auf 14 cm und einen Austausch der Fenster vorschlug, damit ein Uw-Wert von 1,3 (W/m2K) erreicht würde. Laut vorgelegter Baubeschreibung und Detailpläne waren aber 18 cm Zwischensparrendämmung verbaut worden und die Fenster haben Uw von 1,1 (W/m2K). Weiter waren die vorhandenen Solarthermie- und Photovoltaikanlagen nicht berücksichtigt worden. Der vorgelegte Energieausweis zeigte also deutlich schlechtere Werte, als tatsächlich vorhanden waren. Aber er passet auch nicht zum Haus, obwohl ein Foto davon auf der Titelseite prangte.


    Der Aussteller dieses Ausweises bietet Energieausweise online an, mit "Best-Preis-Garantie", den Bedarfsausweis für nur 89,95 €, den Verbrauchsausweis für sogar nur 39,95 €. Der unterzeichnende "Energieberater" ist "geprüfter Gebäude-Energieberater Öko-Zentrum NRW". Sucht man nach seinem Namen mit den gängigen Suchmaschinen, so findet man Dutzende Immobilienanzeigen mit Energieausweisen von ihm - aus ganz D. Hauptberuflich betreibt er einen Gebrauchtwagenhandel im Rheinland.


    In meinem Fall heute morgen tauchte dann zum Ende der Besichtigung überraschend noch ein alter Energieausweis von 2013 auf: "wußte garnicht, dass hier den noch haben, gilt der denn noch!?" Danach hat das Haus einen Endenergiebedarf von 88 kWh/(m2*a), liegt damit im Mittelfeld der aktuellen Klasse C und hat bei Errichtung die damaligen Anforderungen der ENEV 2009 sogar leicht unterschritten.


    Also: Vorsicht mit Energieausweisen. Sie sollten zumindest plausibel sein. Die aus der Massenabfertigung sind es offensichtlich nicht immer!

  • Also: Vorsicht mit Energieausweisen.

    ich sage immer: Das wahrscheinlich bunteste Klopapier Deutschlands.


    So lange die Ersteller für die kreative Gestaltung (Meist eher schönend) nicht haften, keine Bußgeldeer anfallen und die Ausweise nicht wenigstens stichprobenartig geprüft werden, wird da nix besser

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    So lange ... die Ausweise nicht wenigstens stichprobenartig geprüft werden, wird da nix besser

    Werden sie das nicht mittlerweile?

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    Der Aussteller dieses Ausweises bietet Energieausweise online an, mit "Best-Preis-Garantie", den Bedarfsausweis für nur 89,95 €, den Verbrauchsausweis für sogar nur 39,95 €.

    Die Ausweise basieren auf Daten die die Kunden eingeben. Daraus wird ungeprüft ein Papier generiert, Stempel drunter, fertig. Es ist nicht nur wahrscheinlich, dass solche Ausweise fehlerhaft sind, sondern man könnte sagen, die sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fehlerhaft.

    Vermutlich steht irgendwo im Kleingedruckten.....blablabla.....ich nix schuld.


    Wenn man bedenkt, wieviel Zeit ein Energieberater allein in die Aufnahme der Bauteile und Ermittlung der Bauteiledaten investieren muss, dann sollte jedem einleuchten, dass das mit 90,- € nicht zu machen ist. Es muss dafür aber einen Markt geben, sonst würden solche Ausweise nicht angeboten. Viele Verkäufer von Immobilien interessiert das nicht die Bohne, und bei dem aktuellen Marktumfeld fragen die meisten Kaufinteressenten auch nicht danach. Wozu also Geld investieren? Wenn bei einem Verkauf sowieso gleich ein Dutzend Kaufinteressenten vor der Tür stehen, spielt ein Energieausweis keine Rolle mehr.

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    Die beiden zuständigen Prüfstellen für diesen Energieausweis (Geschäftssitz des Ausstellers, Bauort) wurden über den offensichtlich falschen Ausweis informiert. Ich bin gespannt!


    Die zuständige Person bei der Registrierstelle sagte mir eben nebenbei, dass in einem Bundesland in D die Ausweise mangels Prüfstelle bisher nicht geprüft werden.


    :wall:


    Ich schreibe jetzt nicht, welches Bundesland das ist!

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    Jepp 3-Stufen Prüfung. Wir sind bislang schon des öfteren bei Stufe 1 (Berechnungen zusenden) und auch Stufe 2 geprüft worden und ich halte das für absolut richtig! Genau solche schwarzen Schafe gehören ausgemerzt und angezeigt.:motz2: Bloß wo? In Bayern meines Wissens nach beim Bauamt. Bauliesl hatte da mal einen ähnlichen Fall.


    So einer wäre mir schon bei der ersten Stufe aufgefallen (so ein Wert für dieses BJ ist unwahrscheinlich) bzw. da hätte ich genauer hingeschaut. Im D- Bereich befinden sich wirklich gut sanierte EFH oder BJ 2000, überschlägig gesagt (Klar machen da Solaranlagen etc. dann noch was aus).


    Aber solche Fälle hatte ich durchaus auch schon, wo ich den Besitzern erklären musste, dass mein Ausweis nicht viel besser ausschauen wird als der vorliegende, obgleich sie umfangreiche Sanierungen vorgenommen hatten. (Dachdämmung Fenster und Heizungstausch). Einfach weil beim vorangegangenen gepfuscht worden ist.


    Buntes Klopapier: Jein, eigentlich nichts anderes wie der gesunde Menschenverstand. Natürlich bildet sich (im Bedarfsausweis) der Energieverbrauch schön ab und macht die Häuser vergleichbarer. Aber dazu brauchts erst mal einiges an Erläuterungen. Die liefere ich immer gleich mit bei Ausweiserstellung mit Beispielsausweisen. Einfach so versteht doch kein Mensch den Ausweis (und die Erläuterungen auf Blatt 5, sowie die Beispiele am Bandtacho kann man nach meiner Erfahrung in der Pfeife rauchen).


    Durch die Verkürzung des Bandtachos ist der Ausweis noch schwerer zu verstehen. Das Ziel ist klar: Wenns Haus schlecht aussieht, dann werden die Leute eher mal dämmen. Dennoch nervt mich diese Zahlentrickserei. Beim alten Tacho konnte man fast alle Gebäude drauf abbilden, beim neuen hört er schon bei ca. 1980 auf.

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    Jepp 3-Stufen Prüfung. Wir sind bislang schon des öfteren bei Stufe 1 (Berechnungen zusenden) und auch Stufe 2 geprüft worden und ich halte das für absolut richtig! Genau solche schwarzen Schafe gehören ausgemerzt und angezeigt.:motz2: Bloß wo? In Bayern meines Wissens nach beim Bauamt.

    Die Geschäftsstelle der Registrierstelle gibt telefonisch Auskunft, wer für den Geschäftssitz des Ausstellers und für den Bauort zuständig ist. Das ist anscheinend in jedem Bundesland eine andere Stelle.

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    Das ist anscheinend in jedem Bundesland eine andere Stelle.

    Ja, leider uneinheitlich und leider auch sehr unterschiedlich in der "Verfolgung". Hatten kürzlich bei einer Fortbildung darüber gesprochen.

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    Nein, leider. War auch in einem Nebengespräch und es ging um Bayern-Sachsen. Letztere sollen da wohl deutlich besser aufgestellt sein als erstere.

  • Altersbedingt bin ich auch im IMMO-Bereich nur noch gelegentlich aktiv. Was ich bei Vermittlungen so alles an Energieausweisen zu sehen bekomme, ist bei Nachprüfung oft das Papier nicht wert, auf dem es steht.


    Unlängst hatte ich ein EFH aus den 60er Jahren vermittelt, bei dem noch alle Sanierungen mit - überwiegend überhöhten - Rechnungen zu belegen waren. Wo gibt es sowas noch?

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    Rückruf der Ingenieurkammer Brandenburg: Man wählt die Stichproben eigentlich nur nach dem Zufallsprinzip aus, werde in diesem Fall dem Zufall aber nachhelfen. Es werde dann in Kürze kontrolliert - und parallel das Ministerium als Aufsichtsbehörde informiert.


    Wer für die Kontrolle allgemein zuständig sei (Geschäftssitz Aussteller, Bauort), konnte mir nicht verbindlich gesagt werden. Ich möge doch auch die andere Kontrollinstanz (eine Bezirksregierung in NRW) informieren.


    Läuft ... bin gespannt, ob ich noch einmal etwas davon hören werde.

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    Rückruf der für ganz NRW zuständigen Bezirksregierung Arnsberg:


    Ich wurde um Nennung des Erstellers gebeten. Die prüfenden Kollegen haben in der vom DIBt übermittelten Stichproben mehrere Energieweise dieses Erstellers zu prüfen und werden diese nun besonders gründlich prüfen. Zu den bekannten schwarzen Schafen gehört der Ersteller aber bisher nicht. Den mir vorliegenden Fall wird man nicht prüfen, weil die Zuteilung durch das DIBt erfolgt und zwar nach Bauort der Objekte.


    Es gab einen freundlichen Dank für den Hinweis. Leider würde man in letzter Zeit öfter derartiges hören ...


    Läuft ... werde davon aber nichts mehr hören. Schade!

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    Gestern gab es wieder einen überhaupt nicht plausiblen Energieausweis von einem Internet-Anbieter, offensichtlich ohne Beteiligung einer wissenden Person auf ausgebenden Seite verschickt. Die Dinger haben wirklich oft nur den Wert farbig bedruckten Klopapiers.

  • Mir fällt da auch noch ein Energieausweis ein. Altbau MFH in Berlin-Neukölln von einer größeren Verwaltung.

    Energieausweis nach Verbrauch mit Fernwärmeheizung.

    Der Haken daran war, das alle Wohnungen eine Gasetagenheizung haben.

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    Mir fällt da auch noch ein Energieausweis ein. Altbau MFH in Berlin-Neukölln von einer größeren Verwaltung. Energieausweis nach Verbrauch mit Fernwärmeheizung. Der Haken daran war, das alle Wohnungen eine Gasetagenheizung haben.

    Derart offensichtlich fehlende Plausibilität macht es einfach. Der Ausweis, der mir vergangene Woche auffiel hatte mehrere Verbrauchjahre mit exakt identischem Verbrauchswert. Die Größenordnung passte dann wieder, aber man fragt sich natürlich, warum das niemandem aufgefallen ist. Ganz einfach: Weil niemand drauf geschaut hat ...