In diesem Forum wird immer wieder diskutiert, ob bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus eine unabhängige Fachplanung der Haustechnik sinnvoll oder gar erforderlich ist. Dabei wird immer wieder argumentiert, dass die haustechnischen Installationen eines EFH keine Raketentechnik seien und die Mehrzahl der EFH in D ohne explizite Planung nach den Erfahrungen der Installationsunternehmen gebaut würden, die dies ja immer wieder täten. Schließlich würde das auch meistens zu problemlos funktionierenden Anlagen führen. Weshalb also in der Zeit besonders knapper Mittel, nämlich in der Zeit des Bauens der eigenen Immobilie, unnötig Geld ausgeben, wenn es dieser Planung doch offensichtlich nicht bedarf?
Ja, weshalb hierfür Geld ausgeben? Ein Foto soll dies erläutern:
Der Bauherr lässt sein EFH vom Architekten planen. Ein Bodengutacher und ein Statiker sind beauftragt. Das Geld für die Fachplanung TGA wird bei diesem Objekt mit reinen Baukosten im mittleren sechsstelligen Bereich gespart, der Empfehlung des entwerfenden Architekten zur Beauftragung einer TGA-Planung nicht gefolgt. Heizung und Wassernetz „soll der Heizungsbauer mal anbieten“, um Elektro „kümmert sich der Bauherr“ nach kostenloser Einholung der Ideen von zwei Lichtplanern „selbst“. Das Angebot des ersten Heizungsbauers wurde mit Tipp-Ex überarbeitet an weitere Heizungsbauer verschickt. Mind. drei empfohlene mittelgroße Heizungsbauer lehnten es ab, darauf selbst Angebote abzugeben. Einer fragte explizit nach einer Fachplanung.
Welche Probleme kann man nun bei genauem Hinsehen auf diesem Foto erkennen?
- Eine Kernbohrung für eine dezentrale Lüftung wurde nachträglich erstellt. Zum Zeitpunkt der Schalplanung gab es noch kein Lüftungskonzept. Zusätzlich waren hierfür Anschlußdosen zu setzen und Schlitze zu fräsen - in tragenden Stahlbetonwänden. Kosten zusätzlich ca. 200 € pro Fenster an 11 Fenstern in UG, EG, DG, zusammen mit Mehr(!)kosten von 2.200 €.
- Zum Zeitpunkt der Schalplanung (Filigranwände) wurden die tabellarischen Angaben des Bauherrn über die Steckdosen in die Schalpläne des Fertigteilwerks eingetragen. Eine abgestimmte Küchenplanung gab es noch nicht. Nach deren Fertigstellung und der Errichtung der Wände waren weitere Anschlußdosen zu ergänzen. Sie sind zu erkennen an den roten Abdeckungen. Zu diesen Dosen waren die Zuleitungen nachträglich zu schlitzen. Kosten in der Küche ca. 500 €.
- Der Bauherr entschied sich erst bei der Fensterplanung, doch eine Einbruchmeldeanlage installieren zu lassen. Diese war komplett im StB zu schlitzen und mit Anschlussdosen zu versehen. Mehraufwand pro Fenster im Mittel 150 €, bei diesmal allen Lochfenstern im UG und EG, 14 Stück zusammen mit 2.100 € Mehrkosten.
Zumindest die Mehrkosten der Pos. 1 und 2 hätten durch eine rechtzeitige Fachplanung vermieden werden können. Es wären weitere Mehrkosten von mind. 5.000 € nicht entstanden, wenn zum Baugeginn Rohbau bereits der Auftragnehmer Sanitär und der Elektriker beauftragt gewesen wären. Die Grundleitungen hätten alle passgenau liegen können und die Anschlußfahne des Fundamenterders hätte gepasst ... von den Unstimmigkeiten beim Bau der Regenwasserzisterne ganz abgesehen. Sie steht ein Jahr nach Baubeginn immer noch uneingebaut in der Ecke.
Nein, Architekten planen das alles innerhalb der Grundleistungen „Gebäude“ nach § 34 HOAI nicht - können sie mangels Qualifikation auch nicht. Und von alleine plant sich auch nichts.
Ob man eine Fachplanung benötigt? Nein, man benötigt sie nicht. Man kann - wie hier- das Geld auch zur nachträglichen Beseitigung von Planungslücken ausgeben. Die Prioritäten muss jeder Bauherr selbst setzen. Für die Hochbauplanung hat der Verzicht auf Fachplanungen aber klar Nachteile bezüglich der Kosten und der Bauzeit.