Holzständerbauweise Wandaufbau Dampfbremse und OSB

  • Hallo Zusammen,

    wir sind aktuell mitten im Aufbau unseres Fertighauses in Holzständerbauweise wo sich nun folgende Frage für mich aufgetan hat:

    Bekommen wir bei dem folgenden Wandaufbau Feuchtigkeitsprobleme in der Installationsebene durch den beidseitig und nicht nach aussen abflachenden diffusionsbremsenden Aufbau?

    Haben wir hier durch die Dampfbremse sd=18 und die OSB Platte sd=2,4 etwas wie eine Feuchtefalle geschaffen?


    Danke für eure Kommentare.


    1. Silikonharz Deckputz 2 mm

    2. Gewebearmierter Unterputz 5 mm

    3. Mineralfaserfassadendämmung 140 mm

    4. Gipsfaserplatte 12,5 mm

    5. Holzständerwerk-BSH 80 x 160 mm,

    mit Mineralfaserdämmung 160 mm


    ->

    6. Dampfbremse, sd = 18,0 m

    7. Holzlattung für Installationsebene 60 mm

    mit Mineralfaserdämmung 60 mm

    8. OSB 3 Platte sd= 2,4m 12,5 mm

    <-

    9. Gipskarton-Feuerschutzplatte 12,5 mm

    10. Spachtelarbeiten, Malerarbeiten

  • Veständnisfrage: Lasst Ihr z.b. von einem GU fertige Wandelement aufbauen oder vom Zimmerer ein "Gerüst"errichten und dann entsprechend obiger Beschreibung ausbauen?

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • durch den beidseitig und nicht nach aussen abflachenden diffusionsbremsenden Aufbau

    was meinst Du damit?

    Was sagt derjenige, der das geplant hat, dazu?


    der Begriff "Feuchtigkeitsprobleme" ist ja vielschichtig: neben der Diffusionsfähigkeit spielen der Schlagregenschutz, konstruktiver Holzschutz, Abdichtungsproblematiken durch die Nutzung (Feuchträume) etc. etc. eine Rolle.

    Im Sockelbereich ist ggf. eine andere Bewertung abzugeben als im Bereich der "ungestörten Wand".


    Und dann natürlich die geplante Nutzung: Es ist schon ein Unterschied, ob Büro, Wohnnutzung, Schwimmhalle, Dampfbad etc. etc. vorgesehen ist. All dies ist zu berücksichtigen.

    Kommen innen ggf. besondere Ausbauten (ich hatte mal das Thema mit einer Bibliothek, bei der die Außenwand großflächig mit Regalen besetzt war, die - gefüllt mit Büchern - wie eine zusätzliche Innendämmung wirken...). In so einem Fall muss man dann schon genauer hinschauen, was da passiert, weil sich die Temperaturverteilung im Querschnitt verschiebt. Gerade im Sockelbereich und im Bereich von unvermeidbaren Wärmebrücken...


    Dabei kommt auch der Dampfbremse eine große Rolle zu: ist das eine Dampfbremse mit fixem sd-Wert oder eine feuchtevariable Dampfbremse, die die 18m nur bei "durchschnittlichen" Klimaverhältnissen erreicht.


    Man sieht, wenn man sich intensiver damit beschäftigt, gibt es mehr Fragen als Antworten.



    Übrigens: in dem Wandaufbau fehlt mir die üblicherweise raumseitig vorhandene aussteifende Scheibe. Oder ist hierfür die äußere Gipsfaserplatte verantwortlich...? diese wäre dann in besonderem Maß vor Feuchtigkeit zu schützen...

  • Sehr vielen Dank für die wirklich schnellen Antworten!


    Es handelt sich hierbei um fertige Wandelemente, welche zu einem Ausbauhaus gesetzt wurden.


    Der Hausbauer und auch Bauleiter sehen in dem Aufbau kein Problem, ich würde jedoch gerne einen Interessenskonflikt ausschließen.


    Mir geht es in erster Linie um das Problem der Tauwasserbildung im Inneren von Bauteilen.

    Soweit ich die DIN4108 -5 richtig interpretiere, ist ein von innen nach aussen sinkender sd Wert anzustreben ( dies meinte ich mit meiner Formulierung).

    Jetzt habe ich durch die Platzierung der osb Platte von innen gegen die Dampfbremse ( fester sd Wert) genau diese Eigenschaft nicht mehr gegeben und einen gedämmten Hohlraum mit der Installationsebene geschaffen, welcher von zwei dampfbremsenden Schichten eingeschlossen ist.

    Bei der Nutzungsart handelt es sich um reine Wohnräume.


  • Ja gibt es, aber in der din 4108-3 unter 5.2.1 ist der beschriebene Wandaufbau für die Berechnung über das Periodenbilanzverfahren ausgeklammert:

    Zitat von DIN 4108-3 unter 5.2.1

    Bauteile, die durch innen- und außenseitige Schichten mit einem Wasserdampf-Diffusionswiderstand mit sd > 2 m

    begrenzt sind, haben ein geringes Trocknungspotential; dasselbe gilt für innengedämmte Konstruktionen die durch innenseitige Schichten mit einem Wasserdampf-Diffusionswiderstand mit Sd > 2 m begrenzt sind. Bei solchen Konstruktionen besteht das Risiko, dass eingetragene Feuchte (z. B. onvektive Feuchte, erhöhte Einbaufeuchte, Regenfeuchte) nicht schnell genug wieder austrocknet und damit zu Schäden führt. Das Periodenbilanzverfahren berücksichtigt diese Effekte nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Skeptiker () aus folgendem Grund: Zitat als solches formatiert

  • Ich würde die sd Werte nicht auf die Goldwaage legen, es ist ja nicht so, dass die Konstruktion bei sd=2,0m noch funktioniert und bei 2,1m oder 2,4m bereits kippt.


    Die Gefahr, dass Du Feuchtigkeit in Deiner Installationsebene einsperrst sehe ich nicht. Man sagt doch, dass bei einer raumseitigen Dämmung (raumseits der Dampfbremse) deren Anteil max. 20% der gesamten Dämmung des Aufbaus beträgt, das Risiko für Schäden gering ist. Fragt man nun den Freund Ubakus, dann gibt der auch grünes Licht. Es sollte sich also lohnen genauer hinzuschauen.

    Dein Wandaufbau hat einen sd Wert der irgendwo zwischen 20m und 25m liegt. Wenn ich das nun grob überschlage, dann könnten da theoretisch irgendwas um die 1gr/m²d durch die Wand diffundieren, das ist nur ein kleiner Bruchteil dessen, was in einem Raum sowieso vorhanden ist. Unterstellt man weiterhin, dass die Bedingungen über 24h sowieso nicht konstant sind, dann ist es noch weniger.


    Vereinfacht gesagt, das bisschen Wasserdampf das durch den Aufbau diffundieren könnte ist kaum der Rede wert, und der geringe Anteil in der Installationsebene spielt erst Recht keine Geige. Ob der durch einen "Wandbelag" (OSB, Spachtel etc.) von 1m oder 5m zurück diffundieren muss, das bringt das System nicht zum Kippen, schließlich funktioniert dieser "Widerstand" in beide Richtungen.


    Ich würde den geplanten Aufbau weiter verfolgen, wobei ich mich frage, ob die Gipsfaserplatte außen eine gute Idee ist, oder ob man hier ein anderes Material nehmen sollte.

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  • Wenn das eine der bekannten Fertighausfirmen ist, dann haben die in der Regel einen berechneten und vielfach bewiesenen funktionierenden Wandaufbau. Bei der Masse an Häusern was die bauen, würde es auch Massen an Reklamationen geben, wenn es nicht so wäre. Man sollte lediglich bei der Höhe über gewachsenem Boden aufpassen, dass die 30 cm eingehalten werden. Da sind lokale Bauleiter hin und wieder nicht so fit. Wenn man selbst ausbaut, sollte man tunlichst darauf achten die Folie nicht zu perforieren, egal was die Hausherrin für Sonderwünsche hat. Nicht machen!

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...

  • es geht sogar noch etwas weiter:

    sofern es sich um beidseitig geschlossene Wand-, Decken- oder Dachelemente handelt, handelt es sich um "Bauprodukte". Damit sind die Anforderungen an Bauprodukte nach "Bauproduktenverordnung" einzuhalten. Das DIBt veröffentlicht dazu Listen der seitens der Hersteller einzuhaltenden und zu prüfenden Technischen Regeln.

    Äußerlich erkennst Du das am Element an einem Stempel oder einer mit dem Element verbundenen Kennzeichnung: Das so genannte "Ü-Zeichen" mit Hinweis auf die ausstellende Stelle und die Art des Bauprodukts.

    Sicher kann der Hersteller dazu was Konkreteres sagen.


    Das ist auch ein Vorteil: es gibt neben der Eigenüberwachung der Hersteller auch eine Fremdüberwachung.


    Aber: der Teufel steckt oftmals im Detail. Hier sind alle tatsächlichen Randbedingungen zu beachten. Häufig funktioniert ein solcher Aufbau. Häufig meint hier: nicht unter allen (Rand-) Bedingungen.

    Hier wäre eigener Sachverstand hilfreich, insbesondere wenn von den geprüften und vom Hersteller freigegebenen Aufbauten abgewichen werden soll.