Bauteildaten Mauerwerk

  • Ich werfe die Kompetenzangel nochmal weit aus, vielleicht weicht die ein oder andere Expertenmeinung von den Annahmen meines Planers ab...


    Dieser nahm an:

    Anbau: Bimssteinmauerwerk

    Wärmeleitzahl: 0,520 W/mK

    Dichte: 1000,0 kg/m3


    Haupthaus: Vollziegel

    Wärmeleitzahl: 0,810 W/mK

    Dichte: 1800,0 kg/m3


    Würdet ihr angesichts der Bilder auch mit diesen Werten rechnen?


    Vielen Dank!



  • Gleich vorweg, wenn es um die Beurteilung von älterem Mauerwerk geht, muss man immer mit erhöhten Toleranzen rechnen. Wenn man da einen U-Wert auf +-10% genau trifft grenzt das fast schon an ein Wunder. Neben Fertigungstoleranzen, die heute niemand mehr nachvollziehen kann, gibt es auch Toleranzen bei der Verarbeitung. Die könnte man nur mit sehr viel Mühe ermitteln indem man das komplette Mauerwerk freilegt, das ist praktisch einfach nicht machbar. Über Wärmebrücken und deren Einfluss auf den U-Wert einer kompletten Wand muss man da schon gar nicht mehr nachdenken.


    zu 1. Bimsmauerwerk

    Das sieht aus wie Bims, aber ob das ein Vollstein oder HBL ist, das kann zumindest ich auf dem Bildausschnitt nicht erkennen. Bei uns wäre für Außenwände HBL üblich, Innenwände (nicht tragend) dann als VBL, sogenannte "Bimsplatten", typ. um die 11-12cm dick zzgl. Putz.

    Auf den U-Wert hat VBL ver. HBL bei gleicher Rohdichte keinen so großen Einfluss, da geht es dann vielleicht um ein Zehntel beim U-Wert.

    Für mich sehen die angenommen Werte plausibel aus.


    zu 2. Ziegelmauerwerk

    Auch hier deutet der Bildausschnitt in Richtung Vollziegel. Ob die 1.800kg/m³ realistisch sind, da muss ich passen., bevor ich hier etwas falsches erzähle. Mein Erfahrungsbereich beschränkt sich auf HLZ, mit Vollziegeln hatte ich noch hie zu tun.


    Ich gebe zu bedenken, dass sich die Schwankungen beim U-Wert des Bestandmauerwerks irgendwo im Nachkommabereich abspielen. Wird so eine Wand wärmegedämmt, dann übernimmt die Dämmung die Hauptarbeit, d.h. der U-Wert der sanierten Wand wird maßgeblich durch die Dämmung bestimmt, das vorhandene Mauerwerk hat nur noch einen geringen Einfluss.


    Bsp.:

    U-Wert IST = 1,3W/m²K, Dämmung 14cm in WLG032 macht am Ende einen U-Wert von 0,194W/m²K

    U-Wert IST = 1,1W/m²K, Dämmung 14cm in WLG032 macht am Ende einen U-Wert von 0,190W/m²K


    Wir reden dann also über 4 Tausendstel beim U-Wert !!

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  • Bsp.:

    U-Wert IST = 1,3W/m²K, Dämmung 14cm in WLG032 macht am Ende einen U-Wert von 0,194W/m²K

    U-Wert IST = 1,1W/m²K, Dämmung 14cm in WLG032 macht am Ende einen U-Wert von 0,190W/m²K


    Wir reden dann also über 4 Tausendstel beim U-Wert !!

    Aber nur, wenn es um die Berechnung mit Dämmung geht.

    Ohne Dämmung, ist dieser Unterschied deutlich spürbar in der Berechnung.

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  • Um die tatsächlichen Kennwerte mit den Soll-Kennwerten der Wandbilder abgleichen zu können, wäre es sinnvoll, erstmal die Dichte der beiden Wandbildner durch Volumen- und Masse-Messungen zu ermitteln. Dabei kommt es ja nur auf die Größenordnung an, die je nach Materialsorte ganz erheblich differieren kann. Das kann man einfach nur messen.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Aber nur, wenn es um die Berechnung mit Dämmung geht.

    Ohne Dämmung, ist dieser Unterschied deutlich spürbar in der Berechnung.

    Ich hatte die IST-Werte schon großzügig angesetzt, sonst wäre am Ende der Unterschied inkl. Dämmung noch geringer gewesen.


    Für den Unterschied ob HBL oder VBL hätte ich auch eine Differenz von ca. 0,1W/m²K im Bestand ansetzen können, evtl. liegt der noch geringfügig niedriger. Rechnet man das auf eine Wandfläche von sagen wir mal 100m² hoch, dann macht das bei der Heizlast 350W aus. So genau kann man einen Wärmeerzeuger gar nicht auswählen. Wird die Wand gedämmt wie von mir angenommen, dann sind es weniger als 20W Differenz bei einer 100m² Wand die man auf den Unterschied HBL zu VBL beim Mauerwerk zurückführen könnte.

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  • Hier ein Beispiel für so eine "Bimsplatte", wie sie hier für Innenwände eingesetzt wurde.



    Höhe 23,5cm, Breite weiß ich nicht. Breite nachgemessen 48.5cm.




    Und hier zum Vergleich ein HBL der an der Kammer getrennt wurde. Der Farbunterschied auf dem Bild ergibt sich aufgrund der unterschiedlichen Lichtverhältnisse. Durch den geringeren Abstand kann man auf dem zweiten Bild die "Poren" besser erkennen.


    Und zum Abschluss noch einen Bims HBL, original-Oberfläche und links eine Bruchkante.



    Ich denke das dürfte weitgehend Deinem Bild Nr. 1 entsprechen. Informationen zur Rohdichte lassen sich aus solchen Bildern natürlich nicht entnehmen, selbst wenn man eine unterschiedliche Oberfläche erkennen kann (grobporig und andere Steine wiederum feiner).


    Gesamtansicht Bims VBL :


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  • Vielen Dank für eure Rückmeldung! Tatsächlich habe ich den Bims an einer Innenwand fotografiert, was dem Umstand geschuldet ist, dass die Außenwände gottseidank intakt sind :)


    Mir reicht ja tatsächlich die Einschätzung, dass ich mit diesen Werten keine groben Berechnungsfehler habe, welche dann zu einer maßgeblichen Verzerrung und somit einer falschen Auslegung der Dämmstoffstärke oder gar Heizung führen! Ich hab halt gar kein Gespür dafür wie sensibel sich diese auswirken. Mir fiel bei meinen U-Wert-Rechner-Experimenten halt schon auf, dass wenn ich da mit der Dichte einer Ziegelwand rumspiele schon relevante Unterschiede entstehen. Ich denke chieff meinte dies im Zusammenhang mit der Berechnung OHNE Dämmung.


    Also wenn ich es richtig verstanden habe kann ich die Werte ruhig so lassen im Hinblick auf Ermittlung Dämmstärke/Heizlast? Einen Wert darüber hinaus haben die Bauteilberechnungen für mich ja nicht....

  • Also wenn ich es richtig verstanden habe kann ich die Werte ruhig so lassen im Hinblick auf Ermittlung Dämmstärke/Heizlast? Einen Wert darüber hinaus haben die Bauteilberechnungen für mich ja nicht....

    Es ist immer sinnvoll, zu überprüfen, ob die irgendwelchen Unterlagen entnommenen nominellen Eigenschaften des Bestandes tatsächlich gegeben sind. Und dafür kann man die Wandstärke banal nachmessen und die spezifische Masse eines massiven Wandbrockens lässt sich innerhalb einer Viertelstunde mit etwas Klarsichtfolie, einem Wassereimer, einem Messbecher und einer Küchenwaage ermitteln. Dann weiß man, ob die Größenordnungen passen. Mehr ist hier nicht erforderlich und dafür braucht es auch keine teure Untersuchung im Baustofflabor!


    (Beim Weiterbauen an einer Bauruine habe ich auch schon Stücke aus der Wand sägen und auf die Presse legen lassen: Die Soll-Werte wurden trotz mehreren Jahren freier Bewitterung gerade noch so erreicht. Aber wie gesagt: Hier braucht es das nicht!)

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Vielen Dank für eure Bemühungen und umfangreichen Antworten!

    Ich frage mich wirklich, warum das Expertenforum Bau nicht als gemeinnützig anerkannt ist...

    Weil wir es nicht beantragt haben! Spenden darfst Du übrigens auch ohne - aber eben nur ohne steuerwirksame Quittung!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Vielen Dank für eure Rückmeldung! Tatsächlich habe ich den Bims an einer Innenwand fotografiert, was dem Umstand geschuldet ist, dass die Außenwände gottseidank intakt sind

    Dann kann man das Material der Außenwände sowieso nur vermuten, denn die Innenwände müssen nicht zwangsläufig aus dem gleichen Material bestehen wie die Außenwände.


    Falls Du die Außenwände genauer untersuchen möchtest, dann lohnt meist ein Blick in´s DG (Giebel, Spitzboden oder Kniestock) . Dort sieht man oft irgendwo die unverputzten, rohen Außenwände, und ein Materialwechsel zwischen EG/OG und DG ist doch sehr unwahrscheinlich.

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  • Hab ich schon längst :) . Da fiel mir das ja auf - wegen der fehlenden Quittung....

    Ist auch angekommen. ;)

    Für die offiziellen Dankschreiben bin ich zwar nicht zuständig, aber trotzdem "Vielen Dank" im Namen des Betreibervereins.

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  • Ist auch angekommen. ;)

    Für die offiziellen Dankschreiben bin ich zwar nicht zuständig, aber trotzdem "Vielen Dank" im Namen des Betreibervereins.

    Sehr gerne!

    Mich haben die wenigen WebWiki Bewertungen irritiert. 3 oder 4...?

    Hab mir voll Mühe gegeben und eine umfangreiche (selbstverständlich Positive!) verfasst. Allerdings ist sie nun dort nicht zu finden.... ob es mehreren Rezensoren so ging?

    Weiß natürlich nicht ob diese einen Nutzen für euch haben. Wenn man euch sonstwo positiv bewerten kann, lasst es mich gerne wissen! ;)


    Ach, und das Baumaterial hab ich einem der spärlichen Schriftstücke entnommen die das Bauamt auffinden konnte. Angeblich wäre der ganze Bau aus Bims. Wobei beim Haupthaus ja eindeutig Ziegel erkennbar ist. Mir wird im Umbauverlauf bestimmt noch so manche Materialprobe zugänglich werden.

    Wobei man sich bei den verschärften Empfehlungen/Vorgaben von 2024 bezüglich Asbest ja kaum noch was anzufassen traut :nono:... will gar nicht wissen welche Fasermengen ich in unserem Haus schon inhaliert habe. Oder im Elternhaus...

  • Angeblich wäre der ganze Bau aus Bims.

    Selbst wenn dem so wäre, Bims ist nur das Material, und das sagt noch nichts darüber aus, ob HBL oder VBL.

    Bei Ziegel ist es ja ähnlich, da gibt es Vollziegel und eine Unmenge verschiedener HLZ. Möchte man dann noch die Rohdichte wissen, dann bleibt an sich nur ein Probestück nehmen und untersuchen. Rein optisch lässt sich das nicht einordnen, so lange man keine Kennzeichnung findet.

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