Fassadendämmung Altbau

  • Projekt unter: Altbau energetische Sanierung/Renovierung

    Da die Außenwände den größten Teil meiner Wärmeverluste ausmachen, sehe ich mich nun vor der Herausforderung meinen Altbau 53 (ja, bisher schrieb ich immer 58. Habe festgestellt, daß dies das Baujahr des Anbaus ist) mit einer Fassadendämmung zu versehen. Die Mittel sind knapp und so überlegte ich verzweifelt wie dies zu realisieren ist, bzw. in welchem Umfang. Nach grober Kalkulation kam ich zu dem Schluss, dass es wohl nur möglich ist das Haupthaus zu dämmen. Bzw den Eingangsbereich der sich im Anbau befindet. Ich gehe allerdings davon aus, dass meine Energiebilanz dadurch auf vernünftige Werte kommt und ich so meine Heizung planen kann.


    Da fiel mir doch der Gitarrist unser Band in meiner Jugendzeit ein.... war der nicht gelernter Stuckateur? Heute waren wir gemeinsam vor Ort. Er sprach Klartext: Dein Budget wird nicht reichen. Aber. Er kommt ne Woche zu mir mit dem Wohnmobil, bringt mir bei wie WDVS geht und dafür muss ich grillen :).

    Er hat langjährige Berufserfahrung, hat mir Abläufe und benötigte Vorarbeiten erklärt. Und ich solle mir schonmal ein Schneidgerät kaufen. Mal schauen ob es sowas gebraucht gibt.

    Die Diskussionen um Dämmen generell und vor allem den verschiedenen Verfahren sind ja höchst kontrovers und ich möchte keinen "Glaubenskrieg" anfangen.

    Nun hätte ich ja am allerliebsten eine hinterlüftete Fassade, am liebsten mit WPC und Holzfaser oder Miwo.

    Wenn es die Kosten allerdings derart im Blick zu halten gilt, wird jedoch wohl nur das EPS WDVS bleiben - bzw. an der Grenzbebauung Miwo, aus brandschutztechnischen Gründen.

    Hat jemand eine Erklärung für mich wie der Feuchtigkeitstransport im Falle eines WDVS abläuft? Bitte keinen Konrad Fischer... EPS gibt es zumindest ja auch in funktionierend und mit Langzeiterfahrung. Der Nachbar erzählte mir heute, dass er in den frühen 80igern ausgelacht wurde als er das erste WDVS/EPS im Dorf hatte. Mit schlanken 10cm, die er bis heute nicht bereut.

    Vielleicht hat jemand was physikalisch erhellendes beizutragen.

    Die Dachüberstände dürften genügend Raum bieten, Entsorgung der Asbestverschindelung hab ich mit rund 3000€ ergoogelt. Mal sehen was die Realität bringt. Ich werde die Dämmung zunächst an der Frontseite im Erdreich beginnen. Da wo später mal die WP steht. Mit Verbundabdichtung und Perimeterdämmung XPS. Welche Stärke empfehlt ihr? Bei uns hab ich grade mal 3cm verbaut, eigentlich mehr um die Abdichtung zu schützen als zu dämmen.

    Die erste "Übungseinheit" werden wir wohl an der wettergeschützten Seite beginnen. Da braucht es auch noch kein Gerüst. Den Balkon als Kältebrücke gedenke ich komplett in Styrodur einzupacken und nach Verbundabdichtung einfach mit Holzdielen zu belegen. Tipps für eine sinnvolle Dämmstärke?

    Hier noch ein Bild dazu:

    Hier sieht man die zu dämmende Nordseite. Beim Anbau kommt jede Menge Asbest und mangelnder Dachüberstand. Das wird dann so bleiben. Müssen.

  • Hat jemand eine Erklärung für mich wie der Feuchtigkeitstransport im Falle eines WDVS abläuft?

    Es gibt 2 Arten von Feuchtetransport, einmal durch Diffusion (Wasserdampf) und einmal durch kapillare Effekte (Wasser).


    Hier ein Entwurf eines Artikel den ich schon vor Ewigkeiten vorbereitet habe, der es aber noch nicht bis zur Veröffentlichung geschafft hat, weil ich einfach zu wenig Zeit dafür hatte.


    Die atmenden Wände-REv0_3x.pdf


    Da habe ich versucht die Wasserdampfdiffusion in kurzen Worten zu erklären, und deren Einfluss auf praktische Wandaufbauten. In der Tabelle findest Du einen Wandaufbau mit HBL, mit Raumdämmung und mit WDVS aus EPS, das könnte in etwa Deinem Wandaufbau entsprechen, den Du mit "Schwemmsteinen" beschrieben hast. Das Thema kapillare Effekte habe ich bewusst ausgeklammert, weil das alles auf den Kopf stellt.

    Kurzum, jede Schicht eines Wandaufbaus beeinflusst die Wasserdampfdiffusion, EPS ist jedoch hinsichtlich Wasserdampfdiffusion besser als sein Ruf.


    Für eine fachgerechte Umsetzung braucht es natürlich mehr als nur die Betrachtung der Wasserdampfdiffusion. Oft wird ja das Thema Fassadenbrand bzw. Brandschutz hervor gekramt, aber da sollte man im Hinterkopf behalten, dass ein WDVS eben nicht nur aus Dämmmaterial besteht.

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  • Bevor wir in Deinem Fall weiterrechnen, sollte zuerst einmal der vorhandene Wandaufbau genauer analysiert werden. Du schreibst von "Schwemmsteinen", den Begriff kannte ich bisher nicht. Ich vermute, das ist Bims, und Tante Google hat meine Vermutung bestätigt. Vielleicht waren meine Recherchen aber schlichtweg falsch. Bimssteine wurden in unserer Gegend im EFH Bereich als HBL25 in 24cm oder 30cm Wandstärke eingesetzt, für Innenwände dann als VBL (Vollblock). Später gab es die dann auch in Rohdichte bis < 600kg/m³. Dementsprechend konnte/kann der U-Wert variieren von < 0,8W/m²K bis über 1,4W/m²K.


    Bei den Berechnungen hat Dein Energieberater HLZ mit 30cm und Rohdichte 1.200kg/m³ angesetzt, ein Teil der Wände besteht anscheinend auch aus Ziegel.


    Weiterhin gibt es anscheinend eine raumseitige Dämmlage (EPS 20mm?) wodurch sich der U-Wert ganz grob um 0,2W/m²K verbessert.


    Mein Bauchgefühl sagt mir, dass der U-Wert Deiner Außenwände irgendwo im Bereich 1W/m²K +- 0,2W/m²K liegt.

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  • Ja, es handelt sich um Bims. Laut einem Bauplanfragment. Allerdings habe ich den nur im Anbau ausmachen können. Haupthaus sind wohl Ziegelsteine. Mauerwerk ist definitiv 25cm. Selbst gemessen. Im Haupthaus haben wir die 2cm EPS der Rigips.

    Mein Kollege hat mir vorm Osterurlaub tatsächlich noch den Grundriss in CAD gezaubert. Den bekommt nächste Woche sein Planer. Und je nachdem wann er dazu kommt hab ich dann mein Modell und bekomme endlich verlässliche Bauteilberechnungen und Heizlast.

  • Ich bin jetzt nicht der Fachmann für Mauerwerk, bei Deinem Bild sehe ich zwar roten Ziegel, aber nicht die für HLZ typischen Muster. Ich würde das für einen Vollstein halten. Aber wie gesagt, das ist nun gar nicht mein Fachgebiet.


    Einen "Schwemmstein" kenne ich nicht, schon gar nicht in dem von Dir gezeigten Format. So alt bin ich nun auch wieder nicht. ;)

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  • Ich bin jetzt nicht der Fachmann für Mauerwerk, bei Deinem Bild sehe ich zwar roten Ziegel, aber nicht die für HLZ typischen Muster. Ich würde das für einen Vollstein halten. Aber wie gesagt, das ist nun gar nicht mein Fachgebiet.


    Einen "Schwemmstein" kenne ich nicht, schon gar nicht in dem von Dir gezeigten Format. So alt bin ich nun auch wieder nicht. ;)

    Das Wort Schwemmstein hab ich tatsächlich auch in der Steinmetzausbildung nie gehört :). Stammt ebenfalls aus dem Fetzen Plan den wir gefunden haben.

  • bringt mir bei wie WDVS geht

    In der Theorie ist das einfach, aber ohne Routine und min. eine helfende Hand wird das zur Qual, und ob das Ergebnis überzeugen kann, das steht auch in den Sternen. Das Kleben der Dämmplatten ist noch die leichteste Übung, obwohl man auch da schon viel falsch machen kann. Alleine eine komplette Fassade armieren und verputzen, das wird bereits zeitlich mehr als grenzwertig, und ist ohne gute Vorbereitung und viel Routine kaum zu schaffen. Du kannst ja nicht alle paar m² eine Pause machen, schon gar nicht innerhalb der Fläche, sonst hast du am Ende eine Optik, da sieht jeder aus 100m Entfernung, dass sich hier ein Heimwerker ausgetobt hat. Dann bleibt nur, das guckt sich weg, oder es nervt Dich jeden Tag wenn Du das anschauen musst.


    Wenn ich mir die Flächen auf Deinen Bildern so anschaue, da brauchst Du auf jeden Fall Verstärkung, sonst wird das nichts.

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  • Gut, seine helfende Hand werde ich für ne Woche haben. Da machen wir am besten die großen Stücke. Bei der Optik bin ich wirklich hart im Nehmen. Ich bin froh wenn ich das Problem Fassade überhaupt bezahlbar gelöst bekomme. Mir ist sehr wichtig, dass ich seine Kompetenz dabei hab was die "Problemstellen" angeht. Also Fenster, Rolladenkästen, Anschlüsse. Ansonsten gilt: Dem Maurer ist ein Trost geblieben, es wird verputzt und abgerieben.... und nachdem ich unser Haus innen vom Scheitel bis zur Sohle verputzt habe kann ich es sogar ein wenig :) . Er war ganz zufrieden mit mir und meinem Machwerk. Ich könnte "bei ihm anfangen".

    Es wird trotzdem ne ordentliche Menge Arbeit. Es könnte sogar sein, dass der alte Putz runter muss. Das würde man an den Schadstellen merken, wenn man da mal mit dem Flachmeißel rangeht. Entweder isses fest oder kommt gleich runter. Wenn ich dieses Jahr nicht alles schaffe, geht's halt nächstes Frühjahr ran. Wenn ich mal weiß was drauf kommt kann ich die Heizung ja auch schon auslegen und hinstellen lassen. Im Keller ist genug Platz für 2 Anlagen.

  • Gut, seine helfende Hand werde ich für ne Woche haben.

    Eine Woche reicht nie und nimmer. Zwischen den Arbeiten muss man ja Trockenzeiten einhalten, Du kannst also die Dämmplatten nicht schon am Folgetag armieren oder nach der Armierung einen Tag später den Edelputz aufbringen. Firmen die ich kenne arbeiten sich um ein Haus herum, d.h. am 1. Tag Dämmplatten an einer Hausseite, dann am nächsten Tag die nächste Hausseite usw. Sobald sie um das Haus herum sind, können sie die erste Fläche armieren, dann die nächste Fläche usw. Das kann insgesamt 3-4 Wochen in Anspruch nehmen bis ein Haus gedämmt und verputzt ist, und das sind Profis die das täglich machen, und da rennen nicht selten 4 oder 5 Mann auf dem Gerüst herum.


    Nur mal als Beispiel. Ich habe mit meinem Bruder zusammen die Fassade an seinem RMH gedämmt und verputzt. Die Front hatte eine zu verputzende Fläche von gut 40m² inkl. Fensteröffnungen und Haustüre. Sockel hatten wir vorher schon erledigt. Kleinere Vorarbeiten (Abkleben etc.) auch.

    Wir haben für diese überschaubare Fläche für jeden Arbeitsschritt einen kompletten Tag benötigt, und das waren verdammt lange Tage (min. 12h). Heute, 20 Jahre später, wüsste ich nicht, ob meine Kondition da noch mitspielen würde. Beim Armieren und später beim Oberputz standen wir noch mit Scheinwerferlicht auf dem Gerüst. Das waren 3 Samstage, wobei mein Bruder unter der Woche alleine noch Kleinigkeiten erledigt hat, denn bei Tageslicht kamen die Sünden hervor, die man am Abend zuvor im Scheinwerferlicht gar nicht mehr gesehen hat. Ich war aufgrund der Entfernung meist nur an den Wochenenden dort.


    Unterschätze nicht den Aufwand.

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  • „Schwemmstein“ ist ein künstlicher „Bimsbetonstein“. Die Bezeichnung taucht seit der vorletzten Jahrhundertwende in Baukonstruktionsbüchern auf, überwiegend zwischen 1900 und 1960, teils als Hohlkammersteine, auch als Systemdecken.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Ja, das wird "lustig". Und dann noch den ganzen Rest. Und die zwei Jungs in der neuen Schule. Eine interessante Zeit. Was geht, das geht. Was nicht das nicht.

  • Er meinte man könnte die Platten auch mit Klebeschaum an die Wand bringen. Der trocknet schnell, die Mörtelmischerei und Schlepperei entfällt. Nach dem Dübeln kann armiert werden und der Armierungsmörtel zur Not auch als Oberputz abgerieben. Silikatfarbe drauf, fertig. Oder auch nicht, wie an dem Haus an dem wir gerade vorbeifahren :P

  • Montageschaum ist denkbar, wie das preislich aussieht, das weiß ich jetzt nicht auswendig. Als ich das letzte Mal verglichen habe, war es deutlich teurer, und dadurch besteht die Gefahr, dass man zu sparsam damit umgeht. Weiterhin wäre zu klären, ob die Platten tatsächlich mit Dübeln gesichert werden müssen. (Bisher ist ja noch nicht klar, welche Art von Platten letztendlich an die Wand kommen).


    Den Armierungsmörtel so abreiben, dass die Oberfläche optisch passt? Viel Spaß dabei, ich würde mich das nicht trauen. Da siehst Du später jede kleine Welle/Delle, und wenn Du Pech hast, auch noch jeden Plattenstoß, das wäre jetzt nicht mein Ding. Mag sein, dass es Profis gibt die das können, ich gehöre nicht dazu, und wenn ich ab und zu spazieren gehe und so schaue, was da in Neubaugebieten von Profis abgeliefert wird, dann habe ich manchmal so meine Zweifel, dass die das können. Abe was soll´s. jeder so wie er mag.

    Tipps für eine sinnvolle Dämmstärke?

    Die Frage kann erst dann sinnvoll beantwortet werden, wenn Details zum Wandaufbau bekannt sind. Zielvorgabe wäre GEG also die 0,24W/m²K. Bei DIY spielt die Dämmstärke keine so große Rolle, denn der Preisunterschied bei den Platten und evtl. Dübeln, Sockelabschlussprofil, Fensterbank.. ist überschaubar. Da reden wir bei den EPS Platten von vielleicht 1-2,-€/m² je 2cm zusätzlicher Dämmstärke. Das macht sich bei großen Flächen sicherlich auch bemerkbar, ist jedoch zu verschmerzen. Ich würde so viel dämmen wie technisch (Dachüberstand, Optik, Leibungen etc.) möglich ist, und was der Geldbeutel her gibt. Der Aufwand ist gleich, ob nun 10cm oder 16cm, man profitiert jedoch die nächsten Jahrzehnte.


    Oder auch nicht, wie an dem Haus an dem wir gerade vorbeifahren

    Ein abschreckendes Beispiel? :lach:

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  • Das mit dem Preis ist natürlich abzuwägen. Ich trage gerade Produkte zusammen. Werde bei den Baustoffhändlern der Umgebung dann auch Angebote einholen.

    Ja, die Optik sollte natürlich nicht ganz gruselig aussehen, wobei mir das Haus von innen und im Hof wichtiger ist.

    Die Dämmstärke meinte ich natürlich im Erdreich, Perimeterdämmung. Gelten da die gleichen Vorgaben? Da unten isses ja nicht so kalt und auch nicht beheizt.

    Und kann auch keiner messen :).

    Und das Haus mit dem "rustikalen Armierungslook" ist tatsächlich von einem Fachmann. Ein sehr guter sogar. Tja, des Schusters Kinder gehen barfuß.... ;)

  • , Perimeterdämmung. Gelten da die gleichen Vorgaben?

    nach GEG 0,3W/m²K, soweit ich mich erinnere. Ich vermute jedoch, Du wirst den Keller nicht komplett freilegen wollen. :lach:

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  • Und das Haus mit dem "rustikalen Armierungslook" ist tatsächlich von einem Fachmann. Ein sehr guter sogar. Tja, des Schusters Kinder gehen barfuß.... ;)

    Wäre nicht der letzte Bauherr, welcher vor dem Verputzen in finanzielle Schwierigkeiten gelangt und das Gebäude 1-3 Jahre später doch noch verputzen lässt, sobald finanziell machbar.


    Dann legt er evtl. nicht allzuviel Wert auf die Oberfläche in der Übergangszeit. Hauptsache, das Dämmmaterial ist geschützt.


    In meiner Nachbarschaft stand ein Rohbau - außen, innen hingegen fertig und bewohnt durch die Familie - fünf Jahre mit der nackten Fassadenoptik. Muss alles erst einmal bezahlbar sein..

    Freundliche Grüße,

    der nordische Fuchs

  • Die Anforderungen des GEG gelten nur zu beheizten Räumen. Ist der Keller also unbeheizt, brauchst Du ihn nicht dämmen.

    Soviel zur Gesetzeslage.

    Im GEG geht es um den Energieverlust beheizt zu unbeheizt/Aussenluft.


    Nichtsdestotrotz würde ich auch bei unbeheizten Bereichen die Fassade mitdämmen, was geht. Wenn man eh schon dran ist, das Material da hat etc.

    Großartig Böden ausheben lohnt sich dann natürlich nicht.


    Alfons Fischer wie würdest Du das sehen?

    Nothing is forever, except death, taxes and bad design


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  • Wie gesagt, eine Lage XPS ist ja auch ein weiterer Schutz für die Verbundabdichtung, zusammen natürlich mit der Noppenbahn. Und je höher ich komme, umso mehr reduziere ich die Kältebrücke. Aber mehr als 80cm hätte ich da jetzt ausm Bauch raus nicht drauf gepackt. Vielleicht sogar 60. Bin für Empfehlungen offen. Anda meint "was geht" also identisch mit Fassadendämmung? Ich vermute da werde ich irgendwo bei 140 rauskommen, je nachdem wie die Planung ausgeht.


    Wobei. Ein Kellerraum soll ja hin und wieder mal kurzzeitig bei Bedarf beheizt werden (Hobbyraum). Aber ob da ein Hahn nach kräht...?

  • Wäre nicht der letzte Bauherr, welcher vor dem Verputzen in finanzielle Schwierigkeiten gelangt und das Gebäude 1-3 Jahre später doch noch verputzen lässt, sobald finanziell machbar.


    Dann legt er evtl. nicht allzuviel Wert auf die Oberfläche in der Übergangszeit. Hauptsache, das Dämmmaterial ist geschützt.


    In meiner Nachbarschaft stand ein Rohbau - außen, innen hingegen fertig und bewohnt durch die Familie - fünf Jahre mit der nackten Fassadenoptik. Muss alles erst einmal bezahlbar sein..

    Das Geld ist bei ihm nicht das Problem. Der hat auch zwei Kinder und volle Auftragsbücher. Weil er gute Arbeit macht und ein super Typ ist :). Aber da bleibt fürs eigene Haus nicht mehr viel Zeit...


    Aber das mit dem Edelputz kann ich mir ja auch noch bis zur Rente aufheben. Oder es sollen meine Söhnchen dann selber machen :).

  • nach GEG 0,3W/m²K, soweit ich mich erinnere. Ich vermute jedoch, Du wirst den Keller nicht komplett freilegen wollen. :lach:

    Ich möchte tatsächlich den Keller komplett freilegen. Zumindest Stück für Stück. Vor allem vor dem Haus, wo später die WP steht und ich dann nicht mehr ran komme. Zur Nordseite (Grenzbebauung) mach ich das natürlich nicht. Zur Straßenseite ist der Salzangriff wohl auch am stärksten. Skeptiker hat mich mit seiner Skepsis bezüglich der Dichtheit zum Nachdenken gebracht. Und der frische Opferputz im Keller der schon wieder hohl klingt..... ich hab das auch schonmal gemacht, wobei unser Keller komplett im Erdreich steckt. Hier sind die Kellerfenster ja oberirdisch. Da bin ich schnell unten.

  • Vielen Dank lieber R.B. für deinen aufschlussreichen Artikel zu den "atmenden Wänden". Als ich damals unser Dach gedämmt habe bzw. in der Planung, hatte ich ja zunächst Null Ahnung. Ich hab mich durch die Foren gekämpft und der Meinungskrieg dort, unter durchaus befähigten Fachleuten (langjährige Bauschaffende mit teils völlig unterschiedlichen Erfahrungen) hat mich eher verunsichert. Also hab ich mich den Grundlagen zugewandt und eben die Wasserdampfdiffusion betrachtet. Mein Fazit war: Von feucht nach trocken, von warm nach kalt. Wo Wasser(dampf) reinkommt, muss Wasser(dampf) wieder raus. Für mein Dach hieß dies: Von innen-dicht, nach außen- offen und auf beiden Seiten Puffer mit Rücktrocknungspotential. Das führte mich zu Unterdeckplatten aus Holzfaser als zweite wasserführende Schicht, mit ordentlich Hinterlüftung zu den Ziegeln. So konnte ich innen auf Folie verzichten und "nur" 18er OSB, luftdicht verklebt als Dampfbremse nehmen. Die Rigips innen sind mein hygroskopischer Puffer. Und dann morgends und abends bzw. bei Bedarf lüften. Wenn draußen schwülwarm und drinnen kühl - Fenster zulassen! Nun will ich die Konstruktion hier nicht diskutieren, sie ist gemacht, überprüft, funktioniert und sowieso bald verkauft.

    Nur: wie wird es bei meiner Fassade?

    Gut, zur Atmung der Wand ist alles gesagt.

    Das EPS besteht zum größten Teil aus Luft. Daraus resultiert ja schon, dass es nur bedingt dicht sein kann. Wenn meine Fassade nun grob gesagt "trocken" ist, hat sie, laienhaft ausgedrückt, Durst. Die Physik ist um Ausgleich bemüht :bier:.

    Sie wird sich also auch aus allen Undichtigkeiten zur Außenumgebung Feuchtigkeit ziehen, Anschlüsse, Übergänge. Nicht nur von innen. Und da geht es ja immer um Rücktrocknung. Ob die im richtigen zeitlichen Fenster und im richtigen Umfang möglich ist. Und da sehe ich Vergleich zur hinterlüfteten Fassade mit hoch wasserdampfdurchlässigen, sorptionsfähigen Dämmstoffen eben schon.... Risiken. Wir haben ja in meiner ersten Fragestellung zur HF Innendämmung gesehen wie die HF dem Glaserverfahren durch ihre hygroskopischen Eigenschaften ein Schnippchen schlägt.

    Und wo geht im Falle einer Verklebung mit Mörtel eigentlich die Baufeuchte hin? Oder die Feuchte die meine Fassade hat, wenn es nun Herbst ist und mir der Regen dran gepeitscht ist? Nur so zum Verständnis.

    Nun gut, ich werde es eh nicht ändern können. Es wird EPS werden müssen.

    Dann wäre das Fazit allerdings, dass ich das EPS so dünn wähle wie nötig, statt so stark wie möglich um diese, möglichweise ungünstigen physikalischen Bedingungen zu entschärfen.

    Man bedenke, das 40 Jahre alte WDVS meines Nachbarn funktioniert vielleicht auch nur deshalb so lange weil er eben nur 10cm drauf hat. Und die (doch auch vorhandenen) Fälle von z.B. Pilz an Fassaden kamen erst bei fetten Dämmstärken und "Kunststoff"-Außenputzen...

    Da könnte mein rustikal Naturgrau Armierungsputz vielleicht gar nicht verkehrt sein. Das sind so meine Gedanken. Fast so lang wie dein Artikel... :corn:

  • Dann wäre das Fazit allerdings, dass ich das EPS so dünn wähle wie nötig, statt so stark wie möglich um diese, möglichweise ungünstigen physikalischen Bedingungen zu entschärfen.


    Geringfügigere Dämmung sollte allerdings, wenn Du ohnehin den Keller freischaufelst, nicht Mittel der Wahl sein, um ohnehin auftretende Dampfdiffusion zu reduzieren.


    Dann eher mit dementsprechenden Dampfsperren arbeiten sowie das Lüftungskonzept geeignet wählen.


    Denn den gesamten Arbeitsaufwand, welchen Du beginnst - beginnst Du schließlich, um die thermischen Verluste des Gebäudes bestmöglich zu minimieren.

    Freundliche Grüße,

    der nordische Fuchs

  • Geringfügigere Dämmung sollte allerdings, wenn Du ohnehin den Keller freischaufelst, nicht Mittel der Wahl sein, um ohnehin auftretende Dampfdiffusion zu reduzieren.


    Dann eher mit dementsprechenden Dampfsperren arbeiten sowie das Lüftungskonzept geeignet wählen.


    Denn den gesamten Arbeitsaufwand, welchen Du beginnst - beginnst Du schließlich, um die thermischen Verluste des Gebäudes bestmöglich zu minimieren.

    Zur Dampfdiffusion von Innen nach Außen empfehle ich R.B.s verlinkten Artikel. Ich wüsste jetzt auch gar nicht wo ich da ne Dampfsperre (?) hinmachen sollte. Das Mauerwerk selbst stellt ja die Dampfbremse dar.


    Und mit meinen laienhaften Freewareberechnungen komm ich mit 120mm EPS schon auf 0,232 W/(m2K) und wäre somit GEG24 Bestand konform.

    130mm EPS : 0,220 W/(m2K). Was für die Fördermittel glaub ich relevant wird.

    Das sind ja effektive Dämmstärken und noch dazu erschwinglich. Ich hab bei meiner Recherche jetzt auch schon EPS WLG 31 entdeckt...


    Mit "so wenig wie möglich" meine ich natürlich mindestens den GEG geforderten Wert. Bin gespannt auf die exakten Bauteilberechnungen vom Planungsbüro.

  • Zur Dampfdiffusion von Innen nach Außen empfehle ich R.B.s verlinkten Artikel.


    Diesen las ich, doch was hat er mit meiner Aussage zu tun?

    Abgesehen davon, dass ich "Lüften, lüften und noch einmal lüften" als bestmögliche Herangehensweise für Feuchtigkeitsreduktion in der Raumluft unterschreibe.

    Bestenfalls mit dezentralem Wärmerückgewinnungs-Lüftungssystem und somit den Verzicht auf zwangsläufiges Fensteröffnen durch automatische Funktionalität rund um die Uhr, doch das geht hier zu weit.


    Ich wüsste jetzt auch gar nicht wo ich da ne Dampfsperre (?) hinmachen sollte.


    Dort, wo sich Feuchtigkeit ansammeln kann, welche dann durch die gegebenen Umgebungsbedingungen nicht mehr entweicht. Natürlich davor..

    Dieses Thema ist bei R.B.'s Artikel randseitig eingeflossen: von innen - durch schlechtes Lüftungsverhalten. Allerdings kann dies auch von außen auftreten und die Kernlagen eines Wandaufbaus betreffen - mit der Folge, dass sich dort Feuchtigkeit ansammelt (nun nicht mehr in Dampfform) und zu Schadeffekten führt.

    Bei EPS und auch XPS nicht selten, meine Erfahrung damit.


    "Dampfsperre" = deutlich weniger diffusionsoffene Dampfbremse. 100% wird im Hausbau ohnehin schwierig..


    Und mit meinen laienhaften Freewareberechnungen komm ich mit 120mm EPS schon auf 0,232 W/(m2K) und wäre somit GEG24 Bestand konform.

    130mm EPS : 0,220 W/(m2K).

    Das sind ja effektive Dämmstärken und noch dazu erschwinglich.


    120-130 mm EPS sind ordentliche Dämmstoffstärken. Bei Deinem "so dünn wähle wie nötig" vermutete ich schon 50 mm EPS. :P


    Alledings: was soll sich zwischen 120/130 mm und 160 oder gar 220 mm "risikoseitig" ändern? Gleichermaßen professionelle Verarbeitung vorausgesetzt.


    Mit "so wenig wie möglich" meine ich natürlich mindestens den GEG geforderten Wert. Bin gespannt auf die exakten Bauteilberechnungen vom Planungsbüro.


    So formuliert ist es auch besser nachvollziehbar. :)

    Freundliche Grüße,

    der nordische Fuchs

  • Ich stelle ja die Dinge so in den Raum wie ich sie (erstmal) verstehe. Bin da immer offen für alle Einwände.

    Ich würde mich aber tatsächlich an den "gewöhnlichen" Aufbau ohne Dampsperre halten.

    Das mit dem höheren Risiko ist so eine These. Die kann auch falsch sein.

    Jedenfalls meinte mein Stuckkateur Kumpel, dass 20cm EPS (er hat auch schon höhere Stärken ausführen müssen) wesentlich unkomfortabler an die Wand zu bringen sind wie geringere Stärken.

    Da besteht das Risiko natürlich auch in meiner unroutinierten Ausführung ;)

  • Jedenfalls meinte mein Stuckkateur Kumpel, dass 20cm EPS (er hat auch schon höhere Stärken ausführen müssen) wesentlich unkomfortabler an die Wand zu bringen sind wie geringere Stärken.


    Wenn die Dämmplatten dementsprechend voluminös werden, sind bzgl. Positionierung, Passgenauigkeit sicherlich präzisere Arbeiten notwendig und für eine Person wird es noch schwieriger (wenn kein Helfer vor Ort ist).


    Nachbar dämmte sein Häuschen auch mit 50 mm EPS außen, da er mit 100 mm Stärke nicht klar kam (er ist kein Stukkateur, sondern Handwerker).

    Bzgl. Gewicht, Vorarbeiten, Verklebung usw. nimmt sich eine andere Stärke zum Glück nur wenig. Bei Holzwolldämmplatten schlagen 100 mm Stärke schon mit ~20 kg pro m² zu, das erschöpft einen durchaus.

    Freundliche Grüße,

    der nordische Fuchs

  • Ich wüsste jetzt auch gar nicht wo ich da ne Dampfsperre (?) hinmachen sollte. Das Mauerwerk selbst stellt ja die Dampfbremse dar.

    Du musst jetzt unterscheiden ob Keller oder Fassade. Die Kellerwände werden außen normalerweise abgedichtet damit kein Wasser eindringen kann, beispielsweise durch Bitumen o.ä. Damit ist auch die Dampfdiffusion gehemmt, zumal das Erdreich außen immer etwas feucht ist und somit Dampf bevorzugt von außen nach innen diffundieren würde. Die Wärmedämmung liegt außerhalb der Abdichtung, es spielt also hinsichtlich Dampfdiffusion keine Rolle ob diese 4cm oder 40cm beträgt. Von innen in die Wand eindringende Feuchtigkeit muss auch wieder nach innen abtrocknen können. Am einfachsten betrachtet man eine Kellerwand als eine wasser(dampf)undurchlässige Barriere.

    Die Betrachtung der Fassade ist etwas anders, hier ist es natürlich auch notwendig, dass das Mauerwerk vor Nässe geschützt wird (Bsp. Oberputz/Anstrich). Man wählt diese aber so, dass eine Dampfdiffusion möglich ist. Im Gegensatz zum Erdreich bieten die Außenluftverhältnisse zumindest zeitweise die Möglichkeit der Rücktrocknung bzw. Dampfdiffusion nach außen, auch wenn diese praktisch keine Rolle spielt. Wie gesagt, wird das Mauerwerk durch Regen durchnässt, dann hat man noch ganz andere Probleme.


    Ob es sinnvoll ist den Keller freizulegen, dazu kann ich jetzt nicht viel sagen. Ich würde das nur machen wenn es absolut nötig ist. Ein paar cm Wärmedämmung wären für mich noch kein Grund, zumal der Keller unbeheizt ist, oder nur sporadisch beheizt wird, ein Wasserschaden hingegen schon.

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  • Am einfachsten betrachtet man eine Kellerwand als eine wasser(dampf)undurchlässige Barriere.

    Die Betrachtung der Fassade ist etwas anders, hier ist es natürlich auch notwendig, dass das Mauerwerk vor Nässe geschützt wird (Bsp. Oberputz/Anstrich). Man wählt diese aber so, dass eine Dampfdiffusion möglich ist.


    Ergänzend zu Deinem gutem Fachartikel, welcher das Grundprinzip der Limitierungen von Dampfdiffusion übermittelt, möchte ich noch zwei Aspekte einwerfen:

    - EPS als Fassadendämmung ist dampfdiffusions"offen", falls dementsprechend hergestellt. Es existieren EPS-Module, welche zwischen einer Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl von 20 - bis hin zu über 70 ausgelegt sind. Natürlich sind auch Module, welche zusätzlich bspw. noch aluminiumkaschiert sind (dann ist die Diffusionswiderstandszahl deutlich höher) möglich.


    Bei Fassadendämmungs-EPS-Platten werden sicherlich geringfügigere WD-DWZen (mal abgekürzt) genutzt, um die Dampfdiffusion nicht unnötig zu erschweren, während XPS allgemein oberhalb dieser 70 ausgelegt ist (schon aufgrund der geschlossenporigen Konzeption).

    Daher wird für die gewünscht dampfdiffusionsdichteren Perimeter- und Kellerdämmungen oft XPS eingesetzt (oder ein EPS mit hohem WD-DWZ), denn dort sind Diffusionswiderstandszahlen zwischen 80 und 100 leichter zu erreichen. Auch die Kombinationslösungen mit Bitumen-/weißen Wannenkonzepten verhindern je nach Auslegung die Diffusion sehr effektiv.


    Nichtsdestotrotz lässt sich EPS auch mit dementsprechend hoher WD-DWZ fertigen.

    Freundliche Grüße,

    der nordische Fuchs