Flaches Pultdach mit horizontalen Balken an den schrägen Sparren. Darf ich diese Balken entfernen?

  • Hallo zusammen,

    ich bräuchte mal einen Rat bezüglich der Statik bei der Sanierung eines Dachstuhl eines Gartenbungalows, massiver Bauweise aus den 70er Jahren.

    - Es handelt sich um ein sehr flach geneigtes, belüftetes Pultdach mit etwa 3° Neigung bzw. 5% Gefälle (zählt als Flachdach). [Bilder 1,3,5]

    - Die Sparren sind auf der Traufseite (Nordwand), auf ein 24cm Mauerwerk aufgelagert und gelenkig mit horizontalen Balken verschraubt, an denen die Decke abgehängt war. [Bilder 1,5,6]

    - Gegenüber, auf der Firstseite (Südwand) sind die Sparren jeweils auf eine Art "Pfosten" mit ca. 20cm Höhe "aufgebockt", der auf dem Mauerwerk steht. Die horizontalen Balken sind dort seitlich an die "Pfosten" befestigt. [Bilder 3,4]

    - Darunter befindet sich außerdem eine etwa 2m breite und bodentiefe Fensterfront, wahrscheinlich mit einem Träger als Fenstersturz. [Bild 3]

    - Wie genau die Sparren mit dem Mauerwerk verbunden sind, weiß ich nicht. Ob ein Ringanker vorhanden ist, weiß ich auch nicht.

    - Die Raumbreite beträgt ca. 4m. Etwa 1m von der Südwand (Firstseite) entfernt, sind die Horizontalbalken zusätzlich über Holzbohlen an die Sparren genagelt. [Bilder 1,2,3]

    - Die Sparren selbst haben einen Querschnitt von 15cm x 6,5cm, der Sparrenabstand beträgt durchschnittlich etwa 1m (ungleichmäßig zwischen 88cm-107cm). Die anderen Balken sind etwa 12x5cm.

    - Auf den Sparren ist eine Holzschalung mit Abdichtung und Dachdeckung verbaut. Zwischen den Sparren, unter der Schalung ist die Belüftungsebene.

    Ich habe die abgehängte Decke, mitsamt Glaswolle, Styropor und Mäusekot entfernt und möchte nun gern den Dachstuhl, u.A. zwecks neuer Wärmedämmung, vereinfachen. Darf ich die horizontalen Balken nun entfernen oder sind diese irgendwie wichtig für die Statik?

    Meiner Meinung nach, benötigt ein so flaches Pultdach keine Kehlbalken, um horizontale Zugkräfte aufzunehmen. Die Art und Weise, wie diese an den schrägen Sparren befestigt sind, hat mich jedoch ein wenig verunsichert. Soll die Verbindung von schrägen Sparren, Horizontalbalken und 20cm-Pfosten ein biege-steifes Dreieck bilden, weil wohl möglich ein Ringanker fehlt? Zu erwähnen sei noch, dass sich außen auf der Südseite noch eine Terrasse befindet, mit einer Überdachung auf schmalen Metall-Trägern, auf der Außenseite auf Metallpfosten und auf der Hausseite ohne Pfosten am Vordach wahrscheinlich irgendwie an den Sparrenköpfen befestigt. [Bild 7: skizzierter Querschnitt und Dachaufsicht (Sparren - rot; Horizontalbalken - blau)] Entsteht dadurch mit der Terrassenüberdachung zusammen eine Art flaches Satteldach oder ist die Terrassenseite für die Statik der Bungalow-Sparren von geringer Bedeutung?



  • Ich bin weder aus der Schilderung noch aus den Bildern schlau geworden, worum es geht.

    Meiner Meinung nach, benötigt ein so flaches Pultdach keine Kehlbalken, um horizontale Zugkräfte aufzunehmen.

    Ein Kehlbalken hat nicht die Aufgabe "horizontale Zugkräfte" aufzunehmen, sondern vertikale Auflagerkräfte abzuleiten.

    Je flacher die Neigung ist, desto höher ist die vertikale Belastung der Pfette.


    P.S: Was Du als Pfette bezeichnest hast, konnte ich nicht erkennen.

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Mit "Kehlbalken" meinte ich eigentlich einen Binderbalken (Dachbalken/Deckenbalken/Bundbalken).

    Mein Gedanke war, ob bei dieser Konstruktion aus Sparren, Binderbalken und kurzem Pfosten vielleicht Dachbinder gebildet wurden die als stabile Dreiecke auf den Außenwänden aufliegen,

    oder ob diese horizontalen Balken eigentlich keine wesentliche Rolle spielen für die Dach-Statik, sondern lediglich der waagerechten Abhängung der Decke dienen?

    Ich habe bisher noch nie eine solche Konstruktion bei einem Pultdach/Flachdach gesehen und war davon ausgegangen, dass bei einer sehr flachen Neigung keine wesentlichen horizontalen Kräfte entstehen würden, die auf das Mauerwerk wirken könnten.


    P.S: Ich habe keine Pfetten erwähnt, da hier keine Pfetten vorhanden sind.

  • Wäre es vielleicht möglich, diese Horizontalbalken nacheinander abzutrennen und unter die Sparren zu schrauben, also eine Aufdoppelung?


    Würde mich über Ratschläge / Hinweise freuen.

  • Dass die unteren Balken notwendig sind, kannst du schnell selber ausrechnen, https://eurocode-statik-online.de/rechner_flaeche.php mit vielleicht 300kg diverser Lasten siehst Du sofort, dass die Biegespannung für die oberen Sparren alleine zu gross wird. Die unteren Balken wirken weder als Kehlbalken noch als klassische Sparren-Untergurte, sondern einfach als Zugbereich des Dreiecks... du kannst Dir dieses Dreieck gedanklich einfach als einen einzigen im Mittel ca 30cm hohen Balken denken, dem es in der spannungslosen Mitte halt ein wenig an Holz fehlt.


    Abbauen und aufdoppeln ist natürlich DIY und - selbst wenn es eine Saison ohne Einsturz hält - für einen Gartenschuppen eventuell noch okay, aber eher nicht zum Wohnen....zumindest nicht ohne jemanden, der Dir das mit Stempel ausrechnet.