Probleme mit Trittschall - Ursachen konstruktiv bedingt?

  • Hallo Experten!


    Wir sind Mitte 2021 in unser neu gebautes Einfamilienhaus eingezogen.

    Seit geraumer zeit gibt es eine Problematik, welche mich zunehmend belastet. Zu Beginn ist mir das seltsamerweise nicht so stark aufgefallen. Inzwischen macht es mich fast verrückt.


    Das Haus ist in Holzständer-Bauweise errichtet worden. Es hat zwei Holzbalken-Decken - eine zwischen Unterbau (unbewohnt) und EG, eine zwischen EG und OG.

    Der Aufbau von oben nach unten (gem. Vorgabe Architekt) ist wie folgt:


    12mm Parkettboden, vollflächig verklebt

    65mm Anhydrit Estrich (CAF-C25-F5)

    Trittschall Faltplatte EPS 045 DESsm 25-2 mm

    60mm Styropor EPS DEO

    25mm OSB vollflächig

    Balkenlage 32x10

    Holz-Lattung

    Gipskarton Deckenverkleidung 12mm


    Der Zwischenraum der Balken ist mit Isover Klemmfilz 160mm ausgekleidet.


    Die Ständerwände stehen jeweils auf dem Rohfußboden.

    Der Estrich wurde umlaufend mit Randdämmstreifen versehen. Es gibt Trennfugen zwischen allen Räumen. Das Parkett wurde dann aber durchgehend verlegt ohne Unterbrechung zwischen den Räumen.


    Nun zum Problem:

    Der Fußboden vibriert in beiden Stockwerken spürbar wenn jemand drüber läuft. An manchen Stellen stärker, als an anderen. Teilweise klappern Schiebetüren der Möbel oder darin stehende Gläser, wenn man ganz normal vorbeiläuft. Außerdem entsteht beim Laufen ein sehr deutlicher Trittschall. Sowohl vom OG ins EG, als auch umgekehrt. Man kann den Trittschall auch spüren. Wenn ich z.B. mit Kopfhörer Musik höre, spüre ich den Trittschall ganz leicht, ohne ihn tatsächlich zu hören.

    Es ist ein bassartiges Brummen.


    Ich möchte nun gerne wissen, ob der o. g. Decken-Fußbodenaufbau konstruktiv so in Ordnung ist, oder ob es da fachliche Mängel gibt. Falscher Aufbau? Falsche Materialien?


    Mir ist klar, dass es möglicherweise Körperschallbrücken durch den ungewollten Kontakt zwischen Estrich und Wand geben könnte, welche zu diesem Problem führen. Diese nachträglich ausfindig zu machen und dann zu beheben, wird allerdings recht aufwändig. Das möchte ich nur dann angehen, wenn ich ausschließen kann, das das Problem konstruktiv bedingt ist.


    Mir ist auch klar, dass eine Holzbalkendecke in Bezug auf den Schallschutz immer schlechter ist, als eine Betondecke. Ich habe allerdings Vergliche zu anderen Häusern gemacht, welche auch Holzbalkendecken haben und bei weitem keine solchen Geräuschkulissen wahrgenommen, wie bei uns.


    Bedanke mich vorab für Euer Feedback!

  • Der Fußboden vibriert in beiden Stockwerken spürbar wenn jemand drüber läuft.

    Du meinst also, der Boden "federt" beim Begehen, es ist aber nicht so, dass er nachschwingt. Der Boden wird nur durch das Begehen angeregt, oder spürst Du auch Vibrationen ohne dass jemand den Boden begeht?

    Mich verwirrt Deine Aussage:


    Man kann den Trittschall auch spüren. Wenn ich z.B. mit Kopfhörer Musik höre, spüre ich den Trittschall ganz leicht, ohne ihn tatsächlich zu hören.

    Es ist ein bassartiges Brummen.

    Bei einem Brummen würde ich von einem kontinuierlichen Schwingen ausgehen. Das wiederum würde bedeuten, dass der Boden nicht (nur) durch das Begehen angeregt wird sondern durch eine andere Quelle die über einen längeren Zeitraum vibriert (Bsp. Kühlschrank mit Kompressor o.ä.).


    Balkenlage 32x10

    Das deutet auf große Spannweiten hin.


    65mm Anhydrit Estrich (CAF-C25-F5)

    Mit Fußbodenheizung? Dann könnten Vibrationen auch durch die Heizkreispumpe bzw. den Wärmeerzeuger verursacht werden. Strömungsgeräusche wären auch denkbar, aber diese nimmt man eher als Pfeifen/Rauschen wahr und weniger als "Brummen".



    Außerdem entsteht beim Laufen ein sehr deutlicher Trittschall.

    Trittschall oder Gehschall? Letzteres würde man als Luftschall im Raum bemerken in dem das Geräusch (Begehen) verursacht wird. Trittschall hingegen würde sich überwiegend in den darunter liegenden Räumen (oder benachbarten Räumen) bemerkbar machen.



    grundsätzlich ist der Aufbau in Ordnung. Die Dämmlage mit EPS DEO wird überwiegend wegen der Druckbelastbarkeit eingesetzt, sie wirkt jedoch kaum als (Tritt)schalldämmung. Die DES sm hingegen ist für die Trittschalldämmung zuständig, diese hat jedoch aufgrund ihrer Materialeigenschaften und geringen Dicke nur eine begrenzte Wirkung. Details müsste man dem Datenblatt entnehmen, bei einer DEOsm 25-2 könnte man mit einer Trittschallverbesserung bis 28dB rechnen.

    Für ein EFH ohne gesondert vereinbarte Schallschutzanforderungen sehe ich jetzt kein Problem/Mangel. Ob die Ausführung fachgerecht ist das lässt sich anhand der Beschreibung nicht erkennen.

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  • Danke für die Rückmeldung.

    Die Vibrationen entstehen nur beim Begehen. Es schwingt nichts nach.

    Das mit der FBH und durch Pumpen erzeugte Schwingungen kann ich ausschließen.

    Zur Frage nach Trittschall oder Gehschall würde ich sagen: beides. Man hört letzteres im gleichen Stockwerk und erstes im Stock darunter.

    Das bassartige Brummen beschreibt das Geräusch durch den Trittschall im Stockwerk darunter. Es wirkt irgendwie, als ob die Decke wie ein gespanntes Trommelfell arbeitet in den Raum darunter.

  • OK, dann konzentrieren wir uns auf Trittschall.


    Es wirkt irgendwie, als ob die Decke wie ein gespanntes Trommelfell arbeitet in den Raum darunter.

    Das tut sie auf jeden Fall, die Frage ist, wo liegt die Resonanzfrequenz. Diese sollte bei Decken möglichst niedrig liegen, im Idealfall deutlich unter ca. 50Hz. Dazu sollte die Estrichmasse möglichst hoch und die dyn. Steifigkeit der Dämmlage möglichst niedrig liegen. Bei einer Holzbalkendecke kommt erschwerend hinzu, dass deren Eigenmasse relativ gering ist (im Vergleich zu Stahlbeton). Für die Berechnung der Resonanzfrequenz nutzt man ja bei einem zweischaligen Aufbau die Massen der Decke und des Estrich sowie die dyn. Steifigkeit der Trennlage. Genau genommen hast Du es hier mit einem dreischaligen Aufbau zu tun, was die Sache deutlich komplizierter macht. Da müsste ich jetzt erst einmal nachlesen bevor ich vielleicht mit falschen Berechnungen um mich werfe.


    Ich würde in Deinem Fall bei 60mm Estrich mit ca. 120kg/m² rechnen, die dyn. Steifigkeit der Dämmlage mit 20MN/m³. Bei einer einfachen zweischaligen Berechnung komme ich damit bereits auf eine Resonanzfrequenz > 50Hz, das wäre für mich Grund genug hier den Trittschall bzw. die Trittschalldämmung zu messen. Dadurch sollte sich feststellen lassen, ob die durch den Aufbau zu ewartenden Werte erreicht werden, oder ob es Schwachstellen gibt die durch einen mangelhaften Einbau der verschiedenen Lagen entstanden sind.


    Nebenbei bemerkt, Du schreibst von 16cm Dämmung zwischen den Balken, bei einer Balkenhöhe von 30cm. Da verbleibt ein relativ hoher Luftraum. Es ist zwar richtig, dass man den Balkenzwischenraum nicht komplett füllen sollte, d.h. die Dämmlage sollte die OSB nicht berühren, doch bei einem so hohen Luftraum hat man unter der OSB im Balkenzwischenraum einen Resonanzkörper der nur gering bedämpft ist. Das könnte dann, entsprechend der Spannweite, für eine Schallübertragung und Resonanzüberhöhung sorgen. Wenn die Balken beispielsweise 4m lang sind ergibt das eine erste Resonanz bei ca. 43Hz. Federt der Belag beim Betreten nun nach, und dieses "Klingeln" fällt in den Bereich 40Hz, dann wird sich das im Balkenzwischenraum ausbreiten und durch den Resonanzeffekt verstärkt.


    Nun kommt die alles entscheidende Frage, was man unternehmen könnte. Da sehe ich leider keinen einfachen Ansatz, vor allen Dingen wenn die Messwerte ergeben sollten, dass die Trittschalldämmung im für diesen Aufbau zu erwartenden Bereich liegen sollte. Ein kompletter Umbau kommt sicherlich nicht in Frage. Die einfachste Lösung wäre wohl den Bodenbelag zu ersetzen, so dass die Schallentstehung bereits an der Quelle unterbunden wird. Bei einem Neubau würde ich mir das verkneifen.

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  • Das größte Problem ist "vermutlich" die Gewichtung zwischen Holztragwerk und Estrich.

    Das könnte (aus dem Kopf heraus) annähernd gleich sein.

    Da kan ndie Trittschalldämmung nicht viel dämmen, wenn es ein Massengleichgewicht gibt.

    Damit Trittschalldämmung funktioniert, muss darunter ja ein widerlager da sein. was bei einer recht flexiblen und leichten Holzdecke schwierig ist.

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  • Das ist es was ich oben mit der Resonanzfrequenz gemeint habe. Leichte Decke + relativ steife Dämmlage + leichter Estrich/Bodenbelag, da wird die Resonanzfrequenz sehr hoch liegen. Vielleicht irgendwo um die 100Hz, das müsste man rechnen. Da gibt es so ein Phänomen vom "wummernden Estrich" (oder so ähnlich). Normalerweise würde die Masse von 6cm Estrich ausreichen um das zu vermeiden, aber das gilt für "massive" Decken, sprich Stahlbeton o.ä.


    Den o.g. Aufbau hätte man optimieren können (*Bsp, siehe unten), keine Frage, doch dazu hätte man die Schallschutzanforderungen vereinbaren müssen. Dann wäre der Planer gefordert das zu erfüllen, für ein EFH ohne so eine Vereinbarung kann der sich jetzt erst einmal zurücklehnen. Die einzige Chance die ich sehe wäre, dass man messtechnisch nachweist, dass der geplante Aufbau nicht das erfüllt was er erfüllen müsste, also irgendein Verarbeitungsfehler vorliegt. Fehlermöglichkeiten gibt es viele, aber das herauszufinden wird nicht einfach. Ohne Fakten (Messwerte) wird es in meinen Augen schwierig.


    Die Aussage, dass der Effekt je nach Position im Raum unterschiedlich ist, hilft nicht viel weiter, denn das ist normal und zu erwarten. Die (Tritt)Schalldämmung einer Decke ist nicht homogen über die ganze Fläche verteilt. Am Rand oder einer Raumecke können sich andere Werte einstellen als in Deckenmitte.


    *Bsp.:

    Ich hätte die Beplankung auf der Unterseite nicht einfach auf eine Holzkonstruktion gesetzt, sondern entsprechende Abhänger verwendet und den Hohlraum zwischen den Balken bzw. Dämmlage und der Beplankung wiederum mit einer Dämmlage bedämpft. Eine zweite Lage GKB wäre auch eine Option. Ohne gerechnet zu haben, würde ich durch diese beiden Maßnahmen eine Verbesserung >6dB erwarten. Die Mehrkosten sind überschaubar und man verliert ein klein wenig Raumhöhe, das wäre es mir wert.

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  • Vielen Dank für die Rückmeldungen bisher. Auch wenn ich zunehmend den Eindruck bekomme, dass es hier vermutlich weder einen Ansatz beim Planer gibt (da keine besonderen Schallschutzvereinbarungen getroffen wurden), noch beim Estrichleger (ich wüsste nicht, welche Anzeichen es für Ausführungsfehler geben sollte). Es scheinen wohl ungünstige Bedingungen zusammenzukommen.

    Wenn in Euren Beiträgen von „das müsste man messen“ gesprochen wird, dann geht es hier um Schallschutzmessungen - korrekt? Also Normhammerwerk usw?

    Oder meint Ihr damit etwas anderes?


    Hält es jemand für aussichtsreich zu prüfen, ob es ungewollte Verbindungen zwischen Estrich und Wänden gibt? Könnte so etwas solche Probleme hervorrufen?

    Der Aufwand wäre relativ hoch, alle Fußleisten zu entfernen um das herauszufinden. Wobei ich es tun würde, wenn ein Abstellen solcher Mängel einen deutlichen Effekt versprechen würde..

  • Also Normhammerwerk usw?

    Richtig. Du brauchst neutrale und normierte Werte, denn Dein Schallempfinden ist subjektiv und kann bestenfalls als Indiz herangezogen werden. Wenn Du jetzt auf gut Glück anfängst umzubauen, könnte es sein, dass der Aufwand umsonst ist.

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