Statik bei Auskragung

  • Hallo zusammen :)


    Ich habe eine Frage bezüglich unseres Entwurfes für ein Projekt in der Uni (3.Semester Architektur)

    Wir haben ein vierstöckiges Gebäude, bei dem die oberen drei Stockwerke an allen Seiten um je 3-4 Meter auskragen. Generell haben wir das alles schon gut gelöst. Wir haben ein Stützenraster, welches sich durch alle Stockwerke zieht, wir haben vier Kerne, die unser Gebäude aussteifen. Zusätzlich wollten wir unsere Bodenplatten mit Zugseilen vorspannen um die Austragungen zu meistern. In die Wände möchten wir Zugseile diagonal spannen um die Austragung nochmals zu stützen. Unsere einzige Sorge sind die ecken des Gebäudes... können wir die einfach so auskragen lassen? Ziel wäre es, dass die Austragung stützunfrei ist.. da die ecken verglast sind können wir hier auch keine Zugseile zur Aussteifung wie in den anderen Wänden platzieren.

    Fällt euch ein Lösungsansatz zu unserer Über Eck Situation ein?

    Und ist das generell ein realistischer Ansatz?

    Vielen Dank im Voraus! :))

  • Fällt euch ein Lösungsansatz zu unserer Über Eck Situation ein?

    Und ist das generell ein realistischer Ansatz?

    Ja! Und unsere Ideen sind immer auch baubar/umsetzbar. Nur manchmal nicht so vorgekaut wie gehofft.


    Schaut mal in ALTE Zimmererhand-/-lehrbücher. Unsere Altvorderen haben die Geschoße oft auskragen lassen, auch und gerade bei Balkenlagen als Basis der nächsten Geschoße. Da brauch man das Rad nicht neu erfinden. ;)

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Betondecken um 3 m auskragen zu lassen, ist mit Isokörben grade noch so möglich. Aber bei Euch ist das letzte Auflager im EG ja noch weiter weg oder interpretiere ich das Bild falsch?

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Betondecken um 3 m auskragen zu lassen, ist mit Isokörben grade noch so möglich. Aber bei Euch ist das letzte Auflager im EG ja noch weiter weg oder interpretiere ich das Bild falsch?

    Ja, das stimmt, Das sieht man in dem Bild leider nicht so gut, wir haben unten im eg noch eine Thermische Hülle durch eine Glasfassade, in dieser können wir schmal dimensionierte stützen platzieren. die Auskragung von den großen Stützen (0,5x0,5m) sind sechs Meter

  • Auskragen könnt ihr sie prinzipiell schon. Alles eine Frage der Dimensionierung. Es gibt durchaus Beispiele in die Richtung. Die würde ich mir mal anschauen, auch was die Dimensionierungen angeht. Da kommt schon was zusammen. Hinzu kommt heute auch noch die Dämmung, wie oben von Kollegen schon erwähnt, aber die fällt bei den Dimensionen nicht so auf. Jo, das werden schon kräftige Oschis über dem EG. Aber das kannst Du durch die Fassade kaschieren. Jetzt heißt es ab in die Uni-Bibliothek und nach Beispielen gucken!


    War Statik schon im 3.Semester oder später? I woas des nimmer... X/

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...

  • Off-Topic:

    War Statik schon im 3.Semester oder später? I woas des nimmer... X/

    ab dem 1. Semester natürlich!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Durch die Auskragung(en) bekommen die Randstützen deutlich mehr Last, als die Innenstützen.

    Je nach System können die Lasten an den Eckstützen noch höher sein.


    Haupttragelemente sind - je nach System - die Träger, die über das Erdgeschoss auskragen, rechtwinklig zu den Außenwänden des EG (sofern es keine Betondecke ist.

    Darauf steht die Fassade. Wenn man in der o.g. Visualisierung die Endfelder auf allen 4 Seiten erstmal weglässt, hat mein eindeutlig statisch bestimmtes System.

    4 Wände, die auf jeweils 4 bzw. 7 auskragenden Trägern stehen.


    Rein statisch kann man jetzt die Endfelder an die "vorletzten" Felder anhängen. Vom System her wie ein Fachwerk.


    Wenn man die Enden der Endfelder an den Außenecken miteinander verbindet, kann es zu Kräfteumlagerungen kommen. Dass muss dann der Statiker berücksichtigen.

    Auf die Untergurte der auskragenden Endfelder kann der Fußboden aufgelagert werden. Die Lasten aus den Decken in den Eckbereichen muss aber über die Verbände der Eckfelder aufgenommen werden können und über die Stützen des vorletzten Feldes aufgenommen und weitergeleitet werden können.


    Wenn im Eckfeld optisch keine Diagonalaussteifungen gewünscht sind, müssen die Ecken biegesteif ausgeführt werden und der Untergurt muss die vertikalen Lasten abtragen.

    Zugseile können aber u.U. auch auf den Innenseiten der Fassade montiert werden - notfalls architektonisch durch Vertäfelung des unteren Dreickes und mit farbigem Glas in den beiden seitlichen Feldern o.Ä. kaschiert.


    Was spricht gegen eine "hängende Konstruktion?

    Die Decke über dem obersten Geschoss wird tragend ausgebildet und die vertikalen Stützen des Eckbereiches hängen an der Dach-Decke oder hängen an den Zwischendecken?


    Möglicherweise kann man ja im obersten Geschoss oder im Zwischengeschoss die Eckbereiche von der Raumgestaltung her so zuordnen, dass es ausreichend (nichtrepräsentative) Räume gibt, in denen Diagonalaussteifungen montiert werden können, die aber von außen durch verspiegelte oder farbige Scheiben nicht sichtbar sind.


    Es ist auch überhaupt keine Schande, wenn in der Architektur auch die Statik erkennbar ist.


    Wichtig: Denkt auch an Kontrollmöglichkeiten der Knotenpunkte und an die Vermeidung von Wärmebrücken, so dass möglicher Kondenswasseranfall nicht zu Problemen führen kann.

    Gruß
    Holger
    --
    Früher, da war vieles gut. Heute ist alles besser.
    Manchmal wäre ich froh, es wäre wieder gut.
    (Andreas Marti; Schweizer)

  • Gabs hier in H mal. [Gabs, da mittlerweile abgerissen]


    https://live.staticflickr.com/…91595171_6a8250026b_b.jpg

    <x

    Wahrscheinlich ein Problem mit Korrosion an den übergängen Warm/Kalt? ;)

    Ein Sturm zieht auf, Und er wird weiter wehen, Wir werden ihn voller Zorn entgegen gehen. Und soll der Wind auch noch so kräftig Wehen, Das Segel es steht, haben unsre Richtung Gewählt.

    Stemm dich in den Wind, verlier nicht dein Gesicht, Viele werden fallen, doch Wir ganz sicher nicht

  • Off-Topic:

    Keine Ahnung. War aber von vorneherein als Test- und Versuchsbau konzipiert.

    War, wenn ich es richtig erinnere, ein Versuch für ein Erdbeben-sicheres Haus. Die 4*4 Stützen waren hohl und innen gekühlt, die Kästen oben drauf, waren die Verteiler und Überläufe (Kreisläufe innenseitig, Pumpenstandort = ??)

    EG war entkoppelt [In mehrerer Hinsicht]

    Nutzer war meines Wissens Verwaltung einer Versicherung

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Ja, das stimmt, Das sieht man in dem Bild leider nicht so gut, wir haben unten im eg noch eine Thermische Hülle durch eine Glasfassade, in dieser können wir schmal dimensionierte stützen platzieren. die Auskragung von den großen Stützen (0,5x0,5m) sind sechs Meter

    Ihr sucht also eines dieser Tragsysteme:



    Auch wenn ihr nur drei Geschosse bauen wollt, statt der dort abgebildeten sechs bis acht: Genau das sind grundsätzlich eure Tragsysteme!


    (Die Seite stammt aus diesem Buch:



    Es sollte in keinem Büro, in keinem Studi-Regal fehlen!)

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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