Bewehrungsstahl in Kellerdecke sichtbar / rostig

  • Wir haben vor einigen Monaten eine Bestandsimmobilie, Baujahr 1961 erworben.


    Die Immobilie ist voll unterkellert.


    Über die verschiedenen Kellerräume (ca. 70qm) verteilt sind in der Kellerdecke 2-3 etwa Tellergroße Stellen, an denen die Decke aufgeplatzt und rostiger Stahl sichtbar ist. Das ist meistens dort, wo vor ca. 10 Jahren neue Wasserleitungen eingebaut bzw. die zugehörigen Halterungen an die Decke montiert wurden.


    Der Gutachter / Architekt, der uns beim Kauf beraten hat, meinte dass man dies mal einem Statiker zeigen solle, sah dadurch aber keine Einsturzgefahr oder dergleichen. Würdet ihr diese Meinung teilen? Tendenziell eher großes oder kleines Problem?


    Die Immobilie befindet sich an der Nordsee. Keller aus der Bauzeit sind hier selten trocken. Die Feuchtigkeit bei starken Niederschläge von unten oder vereinzelt von der Seite. Bei uns ist glücklicherweise kein Schimmel die Folge, aber an den Kelleraußenwänden ein paar Stellen mit Salzausblühungen.


    Vielen Dank.

  • Wenn die Bilder die Schäden zeigen, eher kleineres Problem.

    Betoninstandsetzung durch einen Fachbetrieb und Ruhe für weitere 30-50 Jahre.

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Wenn die Bilder die Schäden zeigen, eher kleineres Problem.

    Betoninstandsetzung durch einen Fachbetrieb und Ruhe für weitere 30-50 Jahre.

    Vielen Dank für die Rückmeldung. Wie würde eine solche Sanierung in etwa erfolgen? Nicht falsch verstehen: Ich will das nicht DIY machen, sondern lediglich erahnen, was auf einen zukommt.

  • Stahl freilegen, entrosten, Rostschutz auftragen, alte Form des Betons wieder herstellen.


    Achtung, das ist grob vereinfacht und bei jedem Schritt sind zahlreiche Punkte zu beachten!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Zur weiteren Illustration noch zusätzliche Fotos.


    Auf einem sieht man eine unschöne Öffnung der Kellerdecke. Dort wurden vor 10 Jahren vom Vorbesitzer die Rohre für eine im Erdgeschoss eingebaute Dusche verlegt und die Decke nicht wieder geschlossen. Das war auch die Stelle, die sich oben genannter Gutachter angeschaut hat. Das zweite Foto zeigt, wie unweit davon etwas Draht aus der Decke schaut.


    Das dritte Foto zeigt den generellen Zustand der Kellerdecke.


    Wir haben geplant, diesen Punkt unserer To Do in ein paar Monaten anzugehen, d.h. vom Statiker prüfen lassen. Wäre das vernünftig oder wäre dergleichen dringlicher anzugehen?

  • Moin,


    also aus der Praxis heraus sind diese kleinen Fehlstellen durch die Umbauarbeiten kein Beinbruch. Natürlich kommt es auf die Masse an und das Gesamtbild.


    Was mich selber aber echt sauer macht ist die Dusche. Wer auch immer das Ding eingebaut hat, hat sich einen Dreck um die Statik gekümmert.

    Das Loch in dieser Größe ist absolut unnötig für eine Dusche. Eine Kernbohrung mit 200mm Durchmesser hätte es locker getan,

    Aber wie es so ist, Fachleute falle neben nicht vom Himmel. Und mache Laien halten sich zu unrecht für Fachleute.

    Wir haben Chaos und Bürokratie, Made in made in Germany, Propaganda und Poesie, Made in Germany

    Wir können am Glücksrad die Geschichte drehen, auf Stelzen über Leichen gehen, Bis zum Mittelmeer mit Feuer spucken, die Eins am Schießstand und Autoscooter...Made in Germany

  • Ich würde es erst mal von einem Ingenieurbüro für Betonsanierung anschauen lassen. Die machen dann den Rest. Fachfirmen wissen zwar wie man arbeitet und damit umgeht, aber sie wissen nicht wie man Schäden untersucht, haben nicht die nötigen Messgeräte und können nicht die richtigen Bewertungen und Schlussfolgerungen ziehen. Der Rost könnte auch weiter im Beton drin sein, was man so nicht sieht. Die machen dann auch die Statik und suchen Dir das passende Unternehmen, das Du dann beauftragst. Bitte nix rein schmieren in die Löcher!

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...

  • Soweit ich das als Laie richtig erkenne, besteht die Bewehrung aus parallel über die Decke verlaufende Metalldrähte. Mir ist bewusst, wenn einer davon teilweise frei liegt und der freiliegende Teil rostet, kann auch der unter dem Beton liegende Teil rosten. Aber gilt das auch für benachbarte „Stränge“, die völlig bedeckt sind?


    Ich muss zugeben, wenn ich erst einmal anfange, mir über solche Mängel Gedanken zu machen, befürchte ich schnell das Schlimmste und ärgere mich, anfangs vielleicht zu naiv gewesen zu sein.

  • Um Dich etwas zu beruhigen: Die freiligende Bewehrung ist grundsätzlich noch in der Lage, ihren Anteil an der Abtragung der Lasten innerhalb der Betondecke zu übernehmen. Es besteht also keine akute Gefahr. Freiligende Bewehrung ist erstmal eher ein Dauerhaftigkeitsproblem, will sagen, dass freiligende Bewehrung korrodiert u d somit über kurz oder lang soviel an Querschnittsfläche verliert, dass sie versagt. In einem Keller kann man, wenn ich mich recht erinnere mit weniger als 0,02 mm/a Querschnittsverlust rechnen. Bis der Querschnitt versagt, dauert es also. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass man die Mängel die nächsten 20 Jahre nicht beheben sollte, es muss aber auch nicht direkt nächste Woche sein.


    Je nachdem, wie dick die Überdeckung der Bewehrung ist, kann es, bedingt durch die unvermeidbare Karbonatisierung des Betons auch bei den noch überdeckten Bewehrungsstöben zu Korrosionserscheinungen kommen. Aber auch das wirst Du rechtzeitig merken. Die Korrosion der Bewehrung geht in diesem Fall mit einer Volumenvergrößerung einher, wodurch es zu Abplatzungen in der Fläche und daran anschließend freiliegende Bewehrung.


    Wenn Du also die schadhaften Stellen fachgerecht instandsetzen lässt, musst Du Dir IMHO keine allzu großen Sorgen machen.

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)


    Rings um euch liegt die weite Welt: Ihr mögt euch einzäunen, aber euer Zaun wird sie nicht fern halten. (J.R.R. Tolkien, Derr Herr Der Ringe, Erster Teil: Die Gefährten)

  • Die freiliegenden Teile der Bewehrung haben keine Brandschutzqualifikation mehr - anders als bei der Tragfähigkeit nicht eine etwas schlechtere, sondern überhaupt keine! Um das damit verbundene Risiko bewerten zu können, braucht es eine fachkundige Person und meiner Meinung nach auch immer eine Ortsbesichtigung. Mein Haus-und-Hof-Fachplaner für derartige Probleme erklärt bei solchen Feststellungen erstmal sofort per Einschreiben, dass die Standsicherheit im Brandfall ohne gegenteiligen detaillierten Nachweis nicht gegeben sei und die Haftung hierfür ausschließlich beim Eigentümer liege. „Aber das ist doch schon länger so … und bis jetzt … . Da wird doch nichts passieren?“ „Das muss gerechnet und sicher repariert werden, dann hält es wieder!“ „Aber das wird doch jetzt nicht … ?“ „Keine Ahnung, aber garantieren kann ich das jedenfalls ohne örtliche und rechnerische Überprüfung und ohne umgesetztes Sanierungskonzept nicht und deshalb ist vom ungünstigsten Fall, also der fehlenden Standsicherheit im Brandfall, auszugehen! Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen!“

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Skeptiker

    Jetzt wollte Solich beruhigen, da kommst Du (nicht ganz zu unrecht) mit Brandschutz und machst Ihm (nicht ganz zu unrecht) nochmal Angst ;)

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)


    Rings um euch liegt die weite Welt: Ihr mögt euch einzäunen, aber euer Zaun wird sie nicht fern halten. (J.R.R. Tolkien, Derr Herr Der Ringe, Erster Teil: Die Gefährten)

  • Hat jemand Lust, das komplexe System Stahlbeton, Verbundbaustoffe, Karbonisierung, Korrosionsschutz, Brandschutz usw. laienhaft zu erklären?

    Ich glaube kaum.


    Für mich bleibt es bei #2


    P.S.: Der Brandschutz ist ein Thema im Stahlbetonbau.

    Nicht aber wenn:

    Der Gutachter / Architekt, der uns beim Kauf beraten hat, meinte dass man dies mal einem Statiker zeigen solle, sah dadurch aber keine Einsturzgefahr oder dergleichen.

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Vielen Dank für eure Beiträge.


    An was für einen Fachbetrieb sollte ich mich als erstes wenden? Statiker oder direkt an einen Betonsanierer? Gibt es bestimmte Qualifikationen, Zertifizierung usw., auf deren Vorhandensein ich achten sollte?

  • Noch ein paar naive Laienfragen:


    Wenn man tatsächlich tätig wird, in wie fern können die besagten Arbeiten (Bewehrung freilegen, behandeln usw.) trotz der überall an den Decken verlaufenden Wasser- und Stromleitungen erfolgen?


    Das Haus ist wie gesagt Baujahr 1961. Wie tief wurde diese Art der Bewehrung i.d.R. mit Beton überdeckt? In unserem Fall scheint mir die Schicht recht dünn zu sein. Meine Befürchtung ist, dass womöglich einiges mehr frei liegen könnte, aber von Vorbesitzern immer fleißig überputzt bzw. -strichen wurde. Hier und da scheint mir die weiße Farbstich jedenfalls recht unregelmäßig und „löchrig“ zu sein.


    Aber das sind vielleicht auch nur meine Laien-Neurosen. Der Architekt / Gutachter, der sich das Haus mit uns angeschaut hat, fand das oben gepostete Loch unter der der Dusche ähnlich wie ihr etwas befremdlich, hatte die restlichen offenen Bewehrungsteile aber nicht thematisiert.

  • Das Haus ist wie gesagt Baujahr 1961. Wie tief wurde diese Art der Bewehrung i.d.R. mit Beton überdeckt?

    Damals meist so 0,5 bis max, 1,5 cm

    Hier und da scheint mir die weiße Farbstich jedenfalls recht unregelmäßig und „löchrig“ zu sein.

    Dürften eher Lufteinschlüsse im Beton sein. Damals hatte "mans" noch so mit dem Deckenbeton rütteln

    PS.. Oder Kiesnester

  • Vielen Dank für eure Beiträge.


    An was für einen Fachbetrieb sollte ich mich als erstes wenden? Statiker oder direkt an einen Betonsanierer? Gibt es bestimmte Qualifikationen, Zertifizierung usw., auf deren Vorhandensein ich achten sollte?

    Nicht Betonsanierer. Das ist die ausführende Firma, sondern an ein Ingenieurbüro für Betonsanierungen. Gib das in Google oder was auch immer ein und Du bekommst einige Adressen. Das sind Ingenieure, die machen alles, sind Spezialisten und Statiker in einem.


    Man kommt auch mit den Rohren zurecht, keine Sorge. Die packen alles ein und legen dann los mit was auch immer, je nach Aufwand. Evtl reicht es die Nester a bisserl frei zu legen und zu bearbeiten und das wars schon. Aber ohne Untersuchung weiß man das nicht.

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...

  • Am Bodensee mag das anders sein, aber hier im Nordosten sind das regelmäßig mind. zwei unterschiedliche Firmen: Ein unabhängiges Planungsbüro und eine handwerklich arbeitende ausführende Firma.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Was anderes sage ich doch gar nicht. erster Ansprechpartner ist erst mal das Ing Büro als Planer der Maßnahme.

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...