Fliesen im Randbereich hohl und Fugen gerissen

  • Hallo zusammen,

    kurz zur Ausgangslage - Haus BJ 2016 mit erdfeuchtem Zement-Heizestrich.
    Nach nunmehr 8 Jahren sind praktisch in jedem Raum, mal mehr, mal weniger entweder die Silikonfugen gerissen bzw deutliche Spalte zu den Sockelleisten. Ich würde auch sagen, die Sitaution ist nach 3-4 Jahren aufgetreten, seitdem bewegt sich da auch nicht mehr viel.
    Stark betroffen die Ecken. 5mm können es da druchaus sein.
    Also, "klassisch" geschüsselter Estrich durch ungleichmäßige Austrocknung. Oder?

    Ist grundsätzlich ja ziemlich verbreitet und auch kein großes Problem. Erneuert man halt mal diese Wartungsfuge bzw setzt die Sockelleisten tiefer.

    Im Bad OG ist das Problem leider gravierender. Ich hab schon länger eine (zementäre) Fuge bemerkt die etwas verfärbt war und bei genauerem Hinsehen, weil ich die (Silikon-Eck-)Fugen neu machen lassen wollte, merke ich die Fuge zwischen der ersten und zweiten Fliesenreihe "bröselt". Weiterhin liegt die erste Fliese zur Wand ganz deutlich hohl. Die Situation besteht in mindestens zwei Ecken, ggf. mehr.

    Das Bad hat eine ebenerdige Dusche, sollte (und ist) daher vollflächig abgedichtet.

    Meine These.. der Belag wurde durch das verbaute Eckband daran gehindert mit dem Estrich abzusinken, und hat damit den Belag vom Estrich getrennt - daher die Hohllage und die defekten Fugen.

    Glück im Unglück:
    Der Bereichin der Dusche selbst ist nicht betroffen. Insofern keine Stelle mit hohe Wasserbelastung.

    Ich werden den Fliesenleger kommen lassen der bei mir 2016 alles gefliest hat und der mir auch dieses Jahr den Wasserschaden im EG saniert hat.. trotzdem:

    Was ist eure Meinung zu dem Schaden und meiner Theorie? Ich werde auch noch Fotos nachliefern.

    Spontane Eingebung wie man das wieder repariert bzw wie nicht?

  • Der Vorgang ist, wie du richtig bemerkt hast, bei dem Material (FBH und Zementestrich) normal. Der Estrich ist geschüsselt und dann dicht belegt worden. Weitere Feuchteabgabe danach nur noch im Fugenbereich möglich. Im Bad wegen Abdichtung, auch dort nicht.

    Diese Schüsselungen bilden sich lauf der Zeit zurück, aber auch nicht vollständig. Schon dadurch können sich Randfliesen lösen.


    Einzige, mir bekannte Möglichkeit bei Zementestrich: Sonderzemente mit Schwindreduktion, den Name habe ich ja schon mehrmals erwähnt. Wirkungsweise: Wasser wird dauerhaft im Estrich in Kristallform gebunden. Dadurch keine unterschiedliches Austrocknen, die Zementestriche sind Formstabil, ohne Schüsseln.

    Nachteil: Kostet mehr Geld. Das Problem wird sich mit der Zeit noch verstärken, da die Reduktion des CO2 Ausstoßes beim Zementhersteller diese Probleme und weiter, die wir alle noch nicht kennen, verstärken wird. Architekten sollten Ihre Bauherren darüber aufklären, wenn es um Zementestriche geht. Und bitte nicht auf den "Fachbetrieb Estrichleger" verweisen, ich behaupte mal, diese sind im Wohnungsbau überhaupt nicht mehr am Markt vorhanden.


    Reparatur: Wenn es zu viel in der Ecke ist, hat man die irgend wann gebrochen, durch starke Belastung einen Riss über Eck produziert, verharzt, gespachtelt, neuer Boden drauf.

    Ob ein Mensch klug ist, erkennt man viel besser an seinen Fragen als an seinen Antworten. 8o

  • Nachteil: Kostet mehr Geld

    aber ziemlich sicher nicht soviel wie mich jetzt die Reparatur dieser Schäden kostet..
    Ich kann ja hier gar nicht auf einen Arch schimpfen, gab ja keinen, der planende GÜ nunja...

    Anbei die versprochenen Fotos.
    + Rohbaufotos mit Markierungen der Stellen

    Eine lokale Reparatur ist nicht möglich? So gefällt mir das weniger und ein ganz neue Boden... *uff*

  • Einzige, mir bekannte Möglichkeit bei Zementestrich

    Ich kenne eine weitere [für SirSydom aber zu spät]: Mechanische Zwangstrockung VORM Verlegen der Bodenbeläge.

    Kostet aber auch Geld

    Eine lokale Reparatur ist nicht möglich?

    Evtl. Fliesen vollständig vom Untergrund lösen, [ggf. Trocknungsfirmen fragen, die machen sowas öfter], Estrich einschneiden, Abdichtung z,B. über eine entsprechende Folie wieder herstellen und den Übergang auf die "gestrichene" Abdichtung mit Flüsssigfolie + Fugenband herstellen, mit dem Restriisko leben

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Estrich einschneiden

    das verstehe ich nicht. Warum muss man den Estrich einschneiden?
    Ich hätte jetzt gedacht der hat sich durch die vollständige Trocknung nun ganz flach hingelegt (so wie er eigentlich soll). Weil die Fliesen aber irgendwie an der Wand hingen wegen dem Fugenband liegen die nun hohl.

    Müsste es dann nicht ausreichen die Fliesen rauszunehmen, eine evtl beschädigte Andichtung zu reparieren und die Fliesen neu einzusetzen?

  • Hallo,


    kurz für mich mal zu Erklärung.

    Auch ich habe die besagten gerissenen Silikon Fugen Wand/Boden.

    Selbst in den Zimmern wo ich selbst nach 2-4 Jahren selbst im Nachgang erst die Sockelfließen an die Wände geklebt habe und danach erst die Silikonfuge gemacht habe.


    In den Bädern habe ich aber ebenfalls im Wandbereich hohl klingende Fliesen.

    Ihr meint also, das Abdichtungsband Wand/Boden klebt unter den Fliesen, dadrunter ist es zum Estrich selbst hohl weil der Estrich sich wieder gesenkt hat.

    Eigentlich hatte ich damals drauf hingewiesen, das Abdichtungsband in einer Schlaufe in die Fuge Wand / Estrich zu verlegen (etwas in den Randstreifen drücken / schieben). Um genau sowas zu unterbinden.


    Bisher sind noch keine Zementfugen gerissen, Aber da das Abdichtungsband ja hohl zum Estrich ist, meint ihr, geht dadurch keine lokal begrenzte Reparatur, korrekt ?


    VG

  • das verstehe ich nicht. Warum muss man den Estrich einschneiden?

    damit die schlimmste Verwölbung raus kann.

    Ich hätte jetzt gedacht der hat sich durch die vollständige Trocknung nun ganz flach hingelegt

    kann er nicht. Ihm wurde im Zustand der Verwölbung ein zug- und druckfestes "Band" angelegt . Die Fliesen.


    Das gleiche Prinzip wie bei einem Kinder-Flitzebogen. Da wird auch ein [halbwegs] gerader Stab krummgebogen und eine Sehne vom einem Ende zum anderen draufgezogen. Die Fliesen fungieren bei Euch wie die Sehne, Bogen [Estrich] bleibt krumm.


    Müsste es dann nicht ausreichen die Fliesen rauszunehmen, eine evtl beschädigte Andichtung zu reparieren und die Fliesen neu einzusetzen?

    Keiner kann Dir sagen, ob alle Spannung mit dem Ablösen der Fliese[n] raus ist. Wenn nicht, .....

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Geburt:
    Der Estrich wird eingebaut und ist innerhalb der Toleranzen völlig planeben und noch naß.

    Babyphase
    Nach der Hydratation setzt die Trocknung ein. Innerhalb dieser Zeit (i. d. R. 4 Wochen) kommt es zu der bekannten Schüsselung. Die Ränder des Estrich biegen sich nach oben, wie die bekannte Käsescheibe nach 12 Stunden "Lufttrocknung". Ursache dafür ist die oberflächliche Trocknung und die damit verbunden Schrumpfung. Unten kann die Feuchtigkeit durch die Trennlage / Dämmung nicht entweichen. Die Platte wird krumm. Darauf wird dann der Belag mit Mörtel befestigt. Manchmal wird der Estrich auch in den Ecken nachgeschliffen oder teilweise in der Mitte gespachtelt, damit er wieder die notwendige Ebenheit errreicht. Die Randfugen werden mit elastischen Fugmaterialien verschlossen.

    Pubertätsprobleme
    Nach ein bis zwei Jahren ist der Estrich völlig ausgetrocknet. Die Senkung durch die Komprimierung der Dämmung um 1 - 3 mm ist durchaus zulässig. Gleichzeitig hat sich der Estrich "gestreckt" und legt die Ecken wieder runter. Dadurch werden die Silikonfugen abgerissen und der Kunde meint ein "Mangel" ist da. Der Handwerker hat dann Mühe zu erklären, daß diese Abrisse von bis zu 5mm "Wartungsfugen" sind (siehe auch ZDB Merkblatt "Bewegungsfugen in Bekleidungen aus Fliesen und Platten, 09 / 1995)"

    Midlife Crisis
    Der Endzustand wird nach 3 - 4 Jahren erreicht. Schwindungsvorgänge sind die Ursache dafür, daß sich der Estrich leicht zusammenzieht, diesmal allerdings von unten. Der Oberboden (Naturstein / Keramik) schrumpft allerdings nicht, wie die hydraulischen Baustoffe. Die Bauteilverkürzung über den gesamten Zeitraum des Schwindens beträgt 0,1 bis 0,3 mm pro einen Meter Länge Die Folge ist, daß die Ecken sich absenken und die Mitte sich hochwölbt. Die Wartungsfugen klaffen dann recht deutlich und die Türe kann schleifen. Sollten Sie Ihren Tresor während der Renovierung in die Mitte des Raumes stellen, kann es leicht passieren, daß sich mit einem großen Knall die Spannungen entladen und der Oberboden sich vom Estrich lößt oder der Boden zerbricht.


    So ist der Leidensweg eines Zementestriches und seines Besitzers nun mal.

    Anfangs geschüsselt, und diese Bild ist gedanklich so zu übernehmen.

    Nach 5 Jahren und mehr das genaue Gegenteil. Also die Schüssel umgedreht.

    Später, wenn man neuen Bodenbelag macht, kann dies dann problemlos ausgeglichen werden. Das bleibt dann auch so.

    Will man dies nicht, hilft nur ein Estrich, der diese Bewegungen nicht macht.

    Ob ein Mensch klug ist, erkennt man viel besser an seinen Fragen als an seinen Antworten. 8o

  • Später, wenn man neuen Bodenbelag macht, kann dies dann problemlos ausgeglichen werden. Das bleibt dann auch

    Heißt also:

    in Bad und Küche erst mal 5 Jahre lang provisorisch PVC-Belag auslegen (was dann 10 Jahre so bleibt) und beim ersten Bau-Update auch das Upgrade zum Fliesenbelag mit einbauen.

    Und alles Andere, was einem so in der Einwohnphase noch so aufgefallen ist. :)

    Gruß
    Holger
    --
    Früher, da war vieles gut. Heute ist alles besser.
    Manchmal wäre ich froh, es wäre wieder gut.
    (Andreas Marti; Schweizer)

  • in Bad und Küche erst mal 5 Jahre lang provisorisch PVC-Belag auslegen

    Öhm - nein -> siehe #4


    Off-Topic:

    "Meine" Bauherren + -damen haben weder mit jahrelangem PVC Provisorium leben noch mit den Spätfolgen des zu früh verlegten Belags leben müssen. Sie mussten "nur" die Trocknungskosten bezahlen [Die in der KE drin waren]

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Heißt also:

    in Bad und Küche erst mal 5 Jahre lang provisorisch PVC-Belag auslegen (was dann 10 Jahre so bleibt) und beim ersten Bau-Update auch das Upgrade zum Fliesenbelag mit einbauen.

    lol, gute Idee, aber wer will das?

    viel besser wäre es doch einen Estrich zu verwenden der genau diese Probleme nicht aufweißt. Anhydrit ist in Bädern natürlich nicht angesagt - aber der gute alte Gußasphalt...

    Für mich ist es zu spät, aber wo würdet ihr die Mehrkosten pro m² ansetzen Gußasphalt mit Cu-FBH vs. Zementestrich mit "herkömmlicher" Verbundrohr-FBH ?

    kann er nicht. Ihm wurde im Zustand der Verwölbung ein zug- und druckfestes "Band" angelegt . Die Fliesen.

    verstehe - ich hätte nicht damit gerechnet dass dieser Belag der Verwölbungskraft des Estrich nennenswert etwas entgegenzusetzen hat, so kann man sich täuschen.

    Zumindest in einem Raum des Hauses, der nun 8 Jahre nach Einzug erstmalig gefliest wurde, hab ich nun alles richtig gemacht. :yeah:

    Ein "echtes" Problem habe ich aber tatsächlich nur in einem der beiden Bäder. Wir haben sonst auch viel Fliesen (Technik, Flur, Küche, Essen, Wohnen, WC) hier zwar die besagte Absenkung, aber ohne resultierende Schäden !

  • Anhydrit ist in Bädern natürlich nicht angesagt

    Grundsätzlich könnte man Anhydrit in häuslichen Badezimmern schon einsetzen, wäre auch zulässig, interessant wird es halt, wenn eine bodengleiche Dusche realisiert werden soll, oder wenn es tatsächlich einmal zu einer Überschwemmung kommen sollte.

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    .

  • ... wo würdet ihr die Mehrkosten pro m² ansetzen Gußasphalt mit Cu-FBH vs. Zementestrich mit "herkömmlicher" Verbundrohr-FBH ?

    Wir haben einmal Gussasphalt auf Trittschalldämmung verlegen lassen. Das zog die folgenden Einschränkungen / Notwendigkeien nach sich:


    - Heizungsinstallation unter TSD nur in verpresstem Edelstahl-Rohrsystem möglich (Kupfersysteme waren damals nicht zugelassen und das einzige angebliche zugelassene Verbundrohrsystem verschwand nach unserer wiederholten Nachfrage zu technischen Kennwerten von der Homepage des Herstellers)

    - Elektroinstallation unter TSD (-> Bodentanks) nur in Bodenkanälen aus Metall möglich

    - Tritschalldämmung nur mit zweilagiger hitzebeständiger TSD möglich (kein EPS, keine Mineralfaser zulässig), die es in D nur exakt von einem Hersteller gibt

    - Gussasphalt schüsselt zwar nicht, schwindet aber bei größeren Kantenlängen signifikant - auch über längere Zeit - so dass an den Wänden offene Fugen entstehen können.


    Die Mehrkosten kann ich nachsehen - ich gehe davon aus, dass das Material im privaten Wohnbau an sich keine wirkliche Alternative ist - wenn man es nicht sowieso schleifen und direkt versiegeln will, weil man es schön findet.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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