Thermische Spannung zw. Ziegel und Beton

  • Hallo,


    Beton und Stahl haben ca. die gleiche thermische Ausdehnung (lamba=12e-6).

    Ziegel dagegen soll ca. 6e-6 haben.

    Dadurch würden nennenswerte thermisch induzierte Spannungen (Scherkräfte) zw. Mauerwerk und Betonplatte entstehen.

    Ich konnte allerdings im Internet keine Quelle finden, die das Thema anspricht.

    Evtl. habe das falsch gedacht.

    Was meinen die Experten hier im Forum?


    Danke und Gruß

  • Ich konnte allerdings im Internet keine Quelle finden, die das Thema anspricht. Evtl. habe das falsch gedacht. Was meinen die Experten hier im Forum?

    Innerhalb der thermischen Gebäudehülle halten sich die thermischen Schwankungen bei + / - 5 K bei Gebäuden meist in engen Grenzen.


    Was ist der Hintergrund Deiner Frage?

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Vielen Dank für die schnelle Antwort.

    Nehmen wir ein konkretes Beispiel:

    Zweischaliges Ziegelmauerwerk mit Dämmmatten und Luftspalt dazwischen.

    Dann dürfte die Aussenschale im Winter recht kalt sein und im Sommer, wenn von der Sonne angestrahlt, recht warm.

    Ich würde also daher eher mit Temperaturunterschieden im Worst-Case von -10 bis 40°C.

    Außerdem geht man auch mal im Winter in den warmen Urlaub und macht die Heizung aus.

    Wenn man nun das Haus im Frühling bei 10°C baut, dann hätten wir Temperaturunterschiede von max. 20°C.

    Wenn man aber das Haus im Sommer bei 25°C baut, dann hätten wir Temperaturunterschiede von max. 35°C.

    Das Ziegelamauerwerk ist aber auf einem Betonfundament "verklebt".

    Bei einer Mauerlänge von 10m hätte ich dann mit den oberen Wärmeausdehungskoeffizienten eine relative Ausdehnung von 2.1mm.

    Diese 2.1mm können, schätze ich, schlecht von der Mörtelschicht dazwischen abgefangen werden. Oder?

    Die Folge wären Risse in der untersten Mörtelschicht oder im Mauerwerk.

  • (lamba=12e-6).

    Du meinst wohl "Alpha".


    Beginnen wir mal von vorne. Zum Thema Formbeständigkeit von Ziegelmauerwerk findet man etwas in den Planungsunterlagen (ab S.141)


    https://www.wienerberger.de/content/dam/wienerberger/germany/marketing/documents-magazines/instructions-guidelines/wall/DE_MKT_DOC_POR_Planungs-%20und%20Verarbeitungshandbuch.pdf


    Dort steht ein Wärmeausdehnungskoeffizient von 6x10-6 1/K. Für Stahlbeton können wir die von Dir bereits genannten 12x10-6 1/K annehmen. Bei Deinem Beispiel befinden sich Betonplatte und Wandsockel immer auf dem gleichen Temperaturniveau, das jedoch mehr oder weniger schwanken kann, je nachdem ob es sich um eine Bodenplatte im Erdreich oder eine Decke in luftiger Höhe handelt. Genau betrachtet müsste man ein 3D Modell heranziehen, denn die Raumseite der Wand/Bodenplatte wird abhängig von der Nutzung (unbeheizt, beheizt) eine von der Außenseite unterschiedliche Temperatur aufweisen, so dass ein Wärmestrom zu berücksichtigen wäre. Das kann beispielsweise bei Außenwänden die mit dunkler Farbe gestrichen, und im Hochsommer direkt der Sonnenstrahlung ausgesetzt sind, zu einer Wölbung der Wand führen. Weiterhin müsste man die Kontaktstelle zwischen Wand und Betonplatte betrachten, die sind ja nicht "fest" (starr) miteinander verbunden. Mir ist jetzt aber nicht bekannt, wie man die "Elastizität" dieser Kontaktstelle berechnen würde, das kenne ich nur für ganz andere Materialien.


    Jetzt könnte man praktische Beispiele rechnen, sagen wir mal eine Beton(Boden)platte mit einer Länge von 10m, Temperaturdifferenz 10K. Hier hätte die Bodenplatte eine Längenänderung von 1,2mm und die Wand von 0,6mm, also auf die 10m Länge eine Differenz von 0,6mm (600µm). Die Frage ist nun, ob diese Differenz zu Schäden führen kann, dazu gibt es m.W. Grenzwerte die einzuhalten sind. In dem pdf ist als Beispiel für Ziegelmauerwerk ein Δ ε = 0,2mm/m genannt.


    Fazit: Ja, es gibt Längenänderungen aufgrund von Temperaturunterschieden, und die unterscheiden sich zwischen Ziegelmauerwerk und Beton. Das muss aber nicht zwangsläufig zu Schäden führen.

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  • Wie kommt man denn auf eine relative Ausdehnung von 2,1 mm?


    Bei einer 10 m langen, beidseitig freiem Bauteil dehnt sich die Stahlbetonbodenplatte bei DeltaT = 20 K um 10*10^-2*20*10/2*1000 = 1,0 mm und die Wand aus Ziegel um 6*10^-6*20*10/2*1000 = 0,6 mm. Macht eine Differenz von 0,4 mm, es stellen sich also Rissbreiten bis maximal 0,4 mm, eher kleiner, ein, was absolut im tolerierbaren Bereich liegen dürfte.


    Im Extremfall, wenn das Bauteil auf einer Seite in der Längenausdehnung behindert ist stellt sich eine Differenz von 0,8 mm ein, auch das kann das Mauerwerk wahrscheinlich problemlos ab, zumal die Verformungen aus anderen Lasten tendenziell größer sein dürfte...

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)


    Rings um euch liegt die weite Welt: Ihr mögt euch einzäunen, aber euer Zaun wird sie nicht fern halten. (J.R.R. Tolkien, Derr Herr Der Ringe, Erster Teil: Die Gefährten)

  • Richtig, da wären wir dann bei der Praxis. Die Mauerwerksabdichtung wollte ich zuerst noch als Beispiel für die "Kontaktstelle" Wand <-> Bodenplatte bzw. den Übergang zwischen Wand und Betonplatte heranziehen, doch das war mir dann für das theoretische Beispiel zu verwirrend.

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  • Ich würde also daher eher mit Temperaturunterschieden im Worst-Case von -10 bis 40°C.

    Das mag als Differenz für die max./min. Werte der Außenluft richtig sein, doch ich würde diese Werte nicht für die Berechnung heranziehen. Der Grund ist, dass diese Spitzenwerte nur kurzzeitig anzunehmen sind und die Oberflächentemperatur davon abweicht. In unseren Breitengraden werden solche Spitzenwerte nur für wenige Stunden pro Tag auftreten, und dann kommt das Thema Masse und Temperaturleitfähigkeit der Bauteile mit in´s Spiel. An einem heißen Sommertag kann man die Maximaltemperatur vielleicht für 3-4h pro Tag annehmen, und während des Abends und der Nacht sinkt die Außentemperatur wieder auf 20°C und darunter. Bereits in 5 cm Tiefe des Mauerwerks werden aus den sagen wir mal +-10K (über einen Zeitraum von 24h) an der Wandoberfläche, nur noch +-5K oder weniger. Deswegen hatte ich oben auch den Punkt "Wölbung der Wand" mit in´s Spiel gebracht.


    Das ist übrigens ein Thema mit dem sich "Verputzer" auseinandersetzen müssen, wenn die Kunden mal wieder eine Fassade in dunkelblau oder "anthrazit" möchten. Ein WDVS kann das Mauerwerk von diesen Längenänderungen entkoppeln. Auch Dachdecker die eine große Halle mit (dunklen) Blechen eindecken sollen, müssen mit (Tages)Temperaturdifferenzen von 40K oder gar 50K rechnen, über einen Jahresverlauf sogar noch höher.

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  • Vielen Dank für die ausführliche Antwort.

    Vor allem das PDF ist sehr hilfreich.

  • Wie kommt man denn auf eine relative Ausdehnung von 2,1 mm?


    Bei einer 10 m langen, beidseitig freiem Bauteil dehnt sich die Stahlbetonbodenplatte bei DeltaT = 20 K um 10*10^-2*20*10/2*1000 = 1,0 mm und die Wand aus Ziegel um 6*10^-6*20*10/2*1000 = 0,6 mm. Macht eine Differenz von 0,4 mm, es stellen sich also Rissbreiten bis maximal 0,4 mm, eher kleiner, ein, was absolut im tolerierbaren Bereich liegen dürfte.


    Im Extremfall, wenn das Bauteil auf einer Seite in der Längenausdehnung behindert ist stellt sich eine Differenz von 0,8 mm ein, auch das kann das Mauerwerk wahrscheinlich problemlos ab, zumal die Verformungen aus anderen Lasten tendenziell größer sein dürfte...

    Ich habe eine Temperaturdifferenz von 35°C angenommen und beim Stahlbeton ein alpha=12e-6, daher erhalte ich rein rechnerisch 2.1mm auf 10m. Außerdem bin ich vom Wors-Case ausgegangen, das die Wand in eine Richtung verhindert wird, sodass die Differenz nur an einem Ende entsteht.


    Das war meine Frage: Ob dadurch Rissen vorprogrammiert sind.

    Deine und die anderen Antworten hier im Forum sagen aber, dass diese relativen Längenänderungen kein Problem sind.

  • Ich weiß [mangels Angabe] NICHT, was Du GFst, aber kein BU.

    Du unterschlägst nämlich [wissentlich?] die Mauerwerksabdichtung

    Ich bin Ingenieur im Maschinenbau, daher ein Laie, was Hausbau betrift.

    Die Mauerwerksabdichtung ist ein valider Punkt.

    Ich bin evtl. fälschlicherweise davon ausgegangen, dass diese Schicht irgendwie mit der Betonplatte verklebt wird oder so. Zumindest manchmal.

    Wenn das nicht der Fall sein sollte, dass kann ja die relative Ausdehnung nahezu unbehindert stattfinden. (gut gegen thermische Spannungen)

    Was aber bei mir als Laie ein komisches Bauchgefühl auslöst.

  • das die Wand in eine Richtung verhindert wird, sodass die Differenz nur an einem Ende entsteht.

    Ein in meinen Augen exotischer Fall, denn was sollte die Ausdehnung in eine Richtung verhindern? Aus praktischer Sicht käme noch hinzu, dass es in einer Wand üblicherweise auch noch Öffnungen gibt, also große Fenster, Türen. Bei einer Kellerwand die vollständig im Erdreich steckt wäre das noch irgendwie denkbar, doch da ist die Temperaturdifferenz geringer.

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  • Ein in meinen Augen exotischer Fall, denn was sollte die Ausdehnung in eine Richtung verhindern? Aus praktischer Sicht käme noch hinzu, dass es in einer Wand üblicherweise auch noch Öffnungen gibt, also große Fenster, Türen. Bei einer Kellerwand die vollständig im Erdreich steckt wäre das noch irgendwie denkbar, doch da ist die Temperaturdifferenz geringer.

    Das stimmt, das würde so in der Praxis nicht vorkommen.

    Dann ist es ja geklärt.

    Vielen Dank noch mal für die vielen Antworten.

    Da geht es in diesem Forum voll ab.

  • Übrigens, ein ähnliches "Problem" hat man wenn man versucht Ziegel mit KS zu mischen, nur ist da die Differenz noch größer, Ziegel ca. 6x10-6 und KS um die 25x10-6 die genauen Zahlen weiß ich jetzt nicht auswendig.

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  • Übrigens, ein ähnliches "Problem" hat man wenn man versucht Ziegel mit KS zu mischen, nur ist da die Differenz noch größer, Ziegel ca. 6x10-6 und KS um die 25x10-6 die genauen Zahlen weiß ich jetzt nicht auswendig.

    Nein, hat man nicht, siehe Dein eigener Link, Seite 141. Demnach (und auch nach DIN EN 1996-1-1/NA, Tabelle NA.13) gilt für Mauerziegel in Normalmauermörtel/Dünnbettmörtel alpha_t = 6*10^-6 1/K und für Kalksandstein mit Normalmauermörtel/Dünnbettmörtel alpha_t = 8*10^-6 1/K. Das "Problem" wird also kleiner. Ich vermute mal, dass Du nur den Temperaturkoeffizient des Ziegels alleine berücksichtigt hast, was für ein Mauerwerk, das aus Stein und Mörtel besteht, aber nicht korrekt ist.

    Wenn man hingegen versucht Mauerziegel und Betonstein/Leichtbetonsteine zu mischen, hat man das gleiche "Problem", da diese beiden "Mauerwerksarten" den gleichen Wärmeausdehnungskoeffizienten haben wie Stahlbeton.

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)


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  • Ich muss gestehen, ich dachte dabei pauschal mehr an den unterschiedlichen Längenausdehnungskoeffizient und weniger an größer oder kleiner, deswegen "ähnliches" Problem (das an sich gar kein Problem ist), und ich habe die Einzelwerte nicht mehr nachgeschaut.

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  • Der Unterschied in den thermischen Ausdehnungskoeffizienten zwischen Ziegel und Stahlbeton kann bei großen Temperaturschwankungen tatsächlich zu Spannungen führen, wie du es beschreibst. Die Frage, ob daraus Schäden wie Risse entstehen, hängt aber auch stark von der Bauweise und den genauen Bedingungen ab.


    Bei deinem Beispiel mit einem zweischaligen Ziegelmauerwerk, das im Sommer starker Sonneneinstrahlung oder im Winter tiefen Temperaturen ausgesetzt ist, könnten Temperaturunterschiede tatsächlich eine Rolle spielen. Wie schon erwähnt wurde, haben Ziegel mit ihrem Ausdehnungskoeffizienten von 6x10⁻⁶ 1/K und Stahlbeton mit 12x10⁻⁶ 1/K unterschiedliche „Bewegungsmuster“ bei Temperaturveränderungen. Wenn die Temperaturdifferenzen über eine lange Strecke auftreten, wie bei deiner 10-Meter-Wand, summiert sich das durchaus auf einen Millimeterbereich, der von Mörtel oder elastischen Fugenmaterialien abgefangen werden muss.


    In der Praxis wird so etwas häufig durch flexible Fugen oder Materialien kompensiert, die Spannungen absorbieren können. Wie schon erwähnt wurde, ist die Verbindung zwischen Mauerwerk und Betonplatte nicht völlig starr – diese Flexibilität hilft, Spannungen auszugleichen. Außerdem sieht man oft, dass Rissbildung vermieden wird, wenn man die Details und Fugen fachgerecht plant und ausführt. Die Grenzwerte sind hier, wie du schon richtig vermutest, ein nützlicher Richtwert. Ein Wert von 0,2 mm/m gilt als unbedenklich, was bedeutet, dass es mit dem richtigen Aufbau normalerweise kein Problem gibt.


    Falls du tiefer einsteigen möchtest, könnte es sinnvoll sein, ein 3D-Modell für die Wärmeausdehnung anzuschauen, um die Wärmeflüsse besser zu verstehen. Das könnte dir helfen, die praktischen Auswirkungen für dein konkretes Projekt genauer einzuschätzen.

  • Vielen Dank. Ein 3D-Modell macht tatsächlich Sinn.

    Auch eine thermische FE-Simulation würde genauere Einblicke gewähren.

    Die 0.2mm/m kann man dann als Grenze heranziehen.

    Da fällt mir ein anderes Fall-Beispiel ein: Die Ecke des Hauses.

    An der Ecke muss die Wand nicht nur thermische Kräfte in Längsrichtung aushalten, sondern auch Normalkräfte (Senkrecht auf die Mauer).

    In sekrechte Richtung ist die Außenschale ja nur 115mm dick (NF-Klinker).

    Aus den 0.2mm/m werden also 0.2mm*0.115m/m=0.023mm=23µm zugelassen.

    Wie werden flexible Fugen oder Materialien konkret beim Ziegelmauerwerk erstellt?

    Ich habe mir viele Maurer-Videos angeschaut, aber praktisch immer wurden die Ecken einfach mit Mörtel miteinander verbunden.

  • Was suchst Du eigentlich??

    Beschäftigung gegen Langeweile?

    Möglichkeiten Deinem Maurer "ans Bein zu p......"?

    ???


    Auserdem überschätzt du scheinbar die Risiken

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Ich suche Informationen.

    Habe keine Langeweile.

    Von Natur aus hinterfrage ich relativ viel. Sorry.

  • Thermische Längenveränderungen / - differenzen treten im Hochbau vor allem an Fassaden und auf Dächern auf. Die Berücksichtigung der unterschiedlichen thermischen Längenänderungen von Vorsatzschalen (egal ob hinterlüftete Vorhangfassaden "VHF" oder Vormauerschalen) und tragenden Wandbildnern ist deshalb grundsätzlich Alltagsgeschäft bei der Bauplanung. VHF sind meistens sowieso elementiert und nehmen Längenänderrungen deshalb in der UK und den Fugen auf, Vormauerschalen erhalten nach den a.R.d.T. Dehnfugen, über den Daumen vertikal in jedem 2. Geschoss, horizontal nach 8 - 12 m und an allen Gebäudeecken und -versprüngen. Sie werden also quasi auch elementiert und damit ist das Problem i.d.R. gelöst.


    Zum Beulen kommt es aufgrund dieser Elementierung gerade nicht. Die Rückverankerung der Vorsatzschale über die üblichen Luftschichtanker könnte Beulungen auch nur eingeschränkt aufnehmen.


    Grundsätzlich kann man aber auch größere Scheiben monolithisch herstellen, wenn Fugen aus optischen Gründen unerwünscht sind. Man muss das dann aber detailliert planen und auch genau so umsetzen.


    Wir haben einmal eine monolithische Sichtbeton-Vorsatzschale von rd. 30 m Länge und gut 9 m Höhe realisiert, bei der Fugen sehr gestört hätten. Die Lösung für den Umgang mit der Wärmedehnung, für welche hier ein maximales delta theta von 80 K im Jahreslauf angenommen wurde, sah folgendermaßen aus:

    • Aufstellung der Wandscheibe auf Gleitlagern wie diesem von Calenberg-Ingeneure.
    • Rückverankerung der StB-Platte an der tragende StB-Wand mit Zug- und Druckankern aus bspw. dem Sortiment der Fa. Halfen.
    • an beiden Stirnseiten freiem Vorbeiführen der Platte an den quer anstoßenden Wandenden und Ausbildung einer mit einem schlagregendichten und UV-beständigem Kompriband wie diesem dauerelastisch und beweglich verschlossenen Fuge.

    Die Konstruktion hält jetzt bereits mangelfrei gute 10 Jahre. Fotos liefere ich vielleicht noch nach.


    Off-Topic:

    Was suchst Du eigentlich?? Beschäftigung gegen Langeweile? ...

    Und was suchst Du hier, Gelegenheit Fragende anzupampen? Es geht hier um fachlichen Austausch und Unterstützung - soweit möglich! Beides setzt bei Antwortenden eine grundsätzlich aufgeschlossene und positive Grundhaltung Fragenden gegenüber voraus. Bei Dir nehme ich diese leider oft nicht wahr.)

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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    Einmal editiert, zuletzt von Skeptiker () aus folgendem Grund: OT ergänzt und ersten Satz umgestellt

  • Vielen Dank. Das verstehe ich nun endlich.

    Eine Top-Antwort und Top-Hilfe.

  • Für die Praxis noch ein Hinweis.

    saibot2107 hat oben zu Recht darauf hingewiesen, dass die Zahlen für den Ziegel an sich und das fertiggestellte Mauerwerk unterschiedlich sind. Wenn man sich so ein Mauerwerk anschaut, dann wird man feststellen, dass es zwischen den Steinen am Stoß immer auch Fugen gibt, auch wenn diese "knirsch" aneinander gesetzt werden sollen. Eine Längenänderung von einigen µm pro Stein (Ziegel) kann auch durch Fugen kompensiert werden, so dass am Ende die komplette Wand vielleicht auch gar keine Längenänderung oder gar Risse aufweist. Immer daran denken, wir reden hier von µm, als Millionstel Meter. Deswegen hatte ich oben die Sache mit dem Putz geschrieben, der diese Möglichkeit ja nicht hat, und der leichter zu Rissen neigt (hängt natürlich auch vom Putz ab, dessen Zusammensetzung usw. usw. usw.).


    Neben der Temperatur kann auch Feuchtigkeit zu einer Formveränderung führen, wie hier einmal getestet wurde


    https://unipor.de/sites/default/files/document-expertcontribution/176395939.pdf


    Noch ein paar Zeilen zum Thema Verformung von Mauerwerk:


    https://www.mauerwerksbau-lehre.de/fileadmin/downloads/Kap._2_-_Festigkeits-_und_Verformungseigenschaften.pdf



    Man kann so eine Wand also nicht mit einer Stahlplatte vergleichen.

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  • Auch unter Last (Druck / Zug) und Feuchtigkeitsaufnahme kommt es zu plastischen und elastischen Form- / Längenänderungen von Baustoffen und -teilen (Quellen, Schwinden, Kriechen) die ebenfalls überlagert betrachtet werden können, aber nicht on jedem Einzelfall immer betrachtet werden müssen. Deshalb die frühe Frage:

    Was ist der Hintergrund Deiner Frage?

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Auch unter Last (Druck / Zug) und Feuchtigkeitsaufnahme kommt es zu plastischen und elastischen Form- / Längenänderungen von Baustoffen und -teilen (Quellen, Schwinden, Kriechen) die ebenfalls überlagert betrachtet werden können, aber nicht on jedem Einzelfall immer betrachtet werden müssen. Deshalb die frühe Frage:

    Der Hintergrund meiner Frage ist, dass ich den Bau eines EFH plane.

    Ich mag Backstein und zwar 100% für alle Wände.

    Das ganze soll idealerweise als Bungalow sein, nur ein Ergeschoss, mehr nicht.

    Ich habe viel nachgedacht und viel recherchiert.

    Bei der Recherche ist mir das Thema mit der thermischen Ausdehnung in den Sinn gekommen.

    Bei einem Bungallow mit 200m^2 sind die Wände ja auch länger als bei einem zweistöckigem EFH mit gleicher Wohnfläche.

    Außerdem habe ich schon mall Risse in den Fassaden von Ziegelmauerwerken beobachtet.

    Habe mir gedacht, da muss wohl was beim Bau falsch gemacht worden sein.

    That's it.

  • "Backstein" ist nach den heutigen bauphysikalischen Anforderungen eine sehr ungenaue Aussage. Als alleinige Wandbildner werden Tonziegel heute mind. porosiert, sind dann aber pur nicht wetterfest genug und müssen deshalb zum Wetterschutz verputzt werden. Meist sind ihre inneren größeren Hohlräume zusätzlich mit Dämmstoffen gefüllt. Als Wetterschutz wird in Norddeutschland dann mit Klinkern oder anderen Vormauersteinen eine thermisch entkoppelte Wetterschutzschicht vorgemauert, welche Niederschlagswasser nach unten ableitet. Dämmziegel sind nämlich schon fast hygroskopisch. Beide Schichten sind in ihrer Gestaltung unabhängig von einander.


    Für Innenwände sind leichte (Dämm-) Ziegel wegen ihrer geringen Masse wenig geeignet, da sie nur einen schlechten Schallschutz bieten. Die Ziegelbrenner haben für den inzwischen "Schallschutzsteine"bzw. "Trennwandsteine" erfunden, welche nach dem Aufmauern mit Beton vergossen werden um auf genug träge Masse zu kommen. Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber für Innenwände sind Trockenbauwände sehr viel geeigneter, weil sie nicht nur einen besseren Schallschutz bieten, sondern auch die Installationsführung erheblich erleichtern. Auch KS hat gute Schalldämmwerte, muss für Installationen aber geschlitzt und hinter geputzt werden. Und der Putz muss dann wieder trocken außerdem sind Trockenbauwände bei gleichem Schallschutz tendenziell etwas dünner als geputzte KS-Wände.


    Wass willst Du denn eigentlich haben: Gute baupysikalische Kennwerte (welche?), ein Kapitäns- oder Friesenhaus, Baustoffe mit einer guten CO2-Bilanz oder guter Recyclingfähigkeit, ... ?


    Mir scheint, hier stehen noch unwesentliche Detailfragen im Vordergrund und versperren den Blick auf auf's große Ganze und die wesentlichen Fragen wie "wie wollen wir leben?"

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Danke noch mal für den vielen Input.

    Ich meinte die Klinkersteine im Normalformat.

    Zweischalige Außenwände, Außenschale einfach (115mm dick), innere Schale doppelt (240mm dich).

    Mit Dämmung und Luftspalt dazwischen.

    Nach meinen Recherchen und Berechnungen erreicht man damit eine ordentliche U-Zahl.

    Die Innenwände sollen auch aus Klinkersteinen sein.

    Durch die Vielzahl an unterschiedlichen Klinkerfarben kann man sich designtechnisch austoben.

    Ich möchte auf Putz weitesgehend verzichten.

    Das ist erstmal die Vision.

  • Porosierte Dämmziegel und Klinker sind völlig unterschiedliche Materialien. Die einen können Wärme dämmen, die anderen sind unkaputtbar und können wasserdicht sein, ihre einzige und wesentliche Gemeinsamkeit ist der Rohstoff Ton.


    Schon seit 150 Jahren sind Hintermauerungssteine nicht nur im Preis etwas völlig anderes als sichtbar bleibende Vormauerziegel.


    Dir ist hoffentlich klar, dass Sichtmauerwerk im Wohnungsbau heute gewünschte unsichtbare haustechnische Installationen kaum zulässt und seine Herstellung minutiöse Mauerwerkspläne, hervorragende Maurer und gute Verfuger braucht? Wie sollen die Stürze der Wandöffnungen gemauert werden, scheitrecht oder mit Betonstützen?


    Dein Bild passt bspw. zu Reihenhäusern des 19. Jahrhunderts, aber schon die waren innen verputzt!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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