Nachweis von Fachwerkknoten im Stahlbau

  • Moin zusammen,

    ich habe zwei verschiedene Ausführungsvarianten von Fachwerkknoten und möchte diese aus statischer sicht miteinander vergleichen.

    Bei der einen Variante ist das Knotenblech geschlitzt und bei der anderen die Anschlussbleche, die am Knotenblech anschließen.

    Kann mir jemand manuelle Berechnungsansätze zukommen lassen? Oder hat jemand Literatur bzw. Beispielberechnugen zu solchen Anschlussvarianten?

    Ich konnte bisher leider nicht wirklich etwas finden. Für nähere Infos könnt ihr mir auch gerne eine Email schreiben: x@xx.xx


    PS: Es geht ausschließlich um ruhende Belastungen


    Liebe Grüße,

    Robert

  • Robert07

    Fertige Berechnungsansätze werde ich Dir nicht liefern, aber einige Hilfestellungen, wie der Anschluss nachgewiesen werden kann.

    1. Frage Dich, welcher Teil des Anschlusses für die Bemessung des Anschlusses insgesamt vermutlich maßgebend wird.
    2. Frage Dich, wie die vorhandenen Kräfte im Fachwerkstab auf diesen Teil des Anschlusses wirken.
    3. Frage Dich, welche Nachweise am maßgebenden Teil des Anschlusses zu führen sind und wie diese nach den maßgebenden Vorschriften zu führen sind
    4. Führe die entsprechenden Nachweise.

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)


    Rings um euch liegt die weite Welt: Ihr mögt euch einzäunen, aber euer Zaun wird sie nicht fern halten. (J.R.R. Tolkien, Derr Herr Der Ringe, Erster Teil: Die Gefährten)

  • Moin saibot2107 ,


    erstmal vielen Dank für deine Denkanstöße!

    Hast du dafür Fachliteratur vorliegen?

    Ich konnte bereits Bemessungsbeispiele finden, wobei das Knotenblech geschlitzt ist und die Diagonalen in das Knotenblech eingeschweißt werden.

    Es gibt aber keine Beispiele dazu, wie es nachgewiesen wird, wenn die Anschlussbleche in das Knotenblech eingeschweißt werden, bzw. Die Anschlussbleche geschlitzt werden und auf das Knotenblech gesteckt + verschweißt werden.


    Mir ist bewusst, dass vermutlich die Schweißnähte maßgebend sein werden. Mir geht's aber auch um den genauen Nachweis des Knotenblechs und den Unterschied zwischen geschlitzt und nicht geschlitzt.


    Für jede weitere Information wäre ich sehr dankbar. Und nochmals vielen Dank für die schnelle Rückmeldung.

    :)

    Liebe Grüße,

    Robert

    Einmal editiert, zuletzt von Skeptiker () aus folgendem Grund: @ ergänzt

  • Robert07 ,

    bei Beruf steht Bauingenieur.


    Erläuter bitte mal den Hintergrund Deiner Frage. Insbesondere, warum nicht der hoffentlich beteiligte Tragwerksplaner befragt wird.

    Ich kann mir vorstellen, dass es dann auch Antworten gibt.

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • de Bakel

    Vermutlich Student.

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  • Moin de Bakel,

    Moin saibot2107,


    Ja, es ist richtig. Ich bin noch ein Student, der kurz vor seiner Bachelorarbeit steht und noch auf der Suche nach einem passenden Thema ist.


    Nun habe ich mir gedacht: Man könnte mal untersuchen, welche statischen Auswirkungen die unterschiedlichen Ausführungsvarianten haben.


    Leider ist der Stand der Literatur folgender:

    Die Fachliteratur und Normen, insbesondere der Eurocode 3, bieten nur wenige konkrete Nachweise und Richtlinien für derartige Anschlüsse. Dies führt in der Praxis zu unterschiedlichen Auslegungen, was besonders bei der bautechnischen Prüfung durch den Prüfstatiker problematisch werden kann.


    Klar, kann ich den Anschluss mit diversen Programmen modellieren und mir mit Hilfe von FEM Ergebnisse ausspucken lassen. Es geht mir aber darum, solche Ergebnisse immer auf Plausibilität durch Handrechnungen zu prüfen.


    Daher würde mich interessieren, wie andere Ingenieure bei derartigen Anschlüsse vorgehen.


    (Es ist kein Bauwerk, das in der Realität errichtet wird und ich habe bisher noch nicht soviel Kontakt zu Tragwerksplanern und Statikern gehabt)

  • Off-Topic:

    ... ich habe bisher noch nicht soviel Kontakt zu Tragwerksplanern und Statikern gehabt

    Na dann bist Du hier ja richtig. Herzlich willkommen! (Schön übrigens auch, dass Du den Beruf präzisiert hast. Das wird gerne gesehen!)

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Generell finde ich beide Lösungen konstruktiv und für die Ausführung und Montage ungünstig.

    Gibt es hierfür Gründe für diese Lösung?

    Auch für 1x 50° und 1 x52°?


    Wenn die Anschlussbleche, egal ob hier oder da geschlitzt, zum diagonalen Träger 2x 3mm Abstand haben, aber mit 8! St. 24er HV-Schrauben mit dem Träger verbunden werden, entstehen Biegekräfte an den Blechen und Schweißnähten bzw. im Träger oder es müssen Futterbleche in die 3mm Spalte eingetrieben werden - was sehr ungünstig für den Korrosionsschutz ist.


    Wie soll sichergestellt werden, dass nach dem Einschweißen der Anschlussbleche die Bohrungen noch alle passgenau übereinander liegen / zueinander fluchten?


    Bei einer Flanschstärke von 16mm und einer Stegdicke von 9,5mm - ist hier wirklich ein 20er Knotenblech erforderlich und 20er Anschlussbleche?

    Holen wir uns hier durch die doppelten gurtseitigen Anschlussbleche (anstelle von stegseitigen) ggf. zusätzliche Steifigkeiten in die Konstruktion, die wir gar nicht haben wollen?

    Gruß
    Holger
    --
    Früher, da war vieles gut. Heute ist alles besser.
    Manchmal wäre ich froh, es wäre wieder gut.
    (Andreas Marti; Schweizer)

  • Nun habe ich mir gedacht: Man könnte mal untersuchen, welche statischen Auswirkungen die unterschiedlichen Ausführungsvarianten haben.

    Meiner Meinung nach: in den beiden Beispielen keinen. Ich sehe aus statischer Sicht keinen Unterschied in beiden Varianten. Was aber meiner Meinung nach nichts daran ändert, dass ich den Anschluss, zwar aus anderen Gründen als OLger MD, aus praktischer Sicht für nicht gut halte.

    Die Diagonalen sollen zwischen zwei Anschlussbleche eingebaut werden. Ich gehe davon aus, dass die Konstruktion verzinkt wird. (Fachwerk-)Untergurt, Knotenblech und Anschlussbleche werden vor dem Verzinken in der Werkstatt zusammengeschweißt. Nach dem verzinken wird der Platz zwischen den Anschlussblechen nicht mehr ausreichen um die verzinkten Diagonalen ohne Beschädigung der Verzinkung einzubauen.

    Besser wäre hier ein einseitiges Anschlussblech, dass an den Steg der Diagonalen angeschraubt wird. Am Knotenblech wird es entweder ebenfalls geschraubt oder aber geschweißt, wobei ich persönlich auch hier einen Schraubanschluss bevorzugen würde.

    Handelt es sich bei dem Knoten um ein mit "echten" Lasten belegte Fachwerk? Oder wurde hier einfach mal ein Fachwerkknoten irgendwie konstruiert? Eine Diagonale aus HEB220, die mit insgesamt acht Schrauben M24 angeschlossen werden soll, ist schon heftig, wir würden hier von Normalkräften in den Diagonalen irgendwo zwischen 1,3 und 1,7 MN reden, wozu dann aber nicht der Gurt mit gleicher Profilgröße passt. Normalerweise sollte bei den Diagonalen ein deutlich kleineres Profil als bei den Gurten vorhanden sein...

    Leider ist der Stand der Literatur folgender:

    Die Fachliteratur und Normen, insbesondere der Eurocode 3, bieten nur wenige konkrete Nachweise und Richtlinien für derartige Anschlüsse. Dies führt in der Praxis zu unterschiedlichen Auslegungen, was besonders bei der bautechnischen Prüfung durch den Prüfstatiker problematisch werden kann.

    Die Normen sind auch nicht der richtige Ort um Berechnungshinweise zu finden. Fachliteratur schon eher. Ähnliche Anschlüsse, deren Prinzip auf den konkreten Anschluss übertragen werden kann, sollten in fast jedem Fachbuch enthalten sein. Zum Nachweis des Knotenbleches siehe z. B. Schneider Bautabelle, 25. Auflage, Seite 8.67. Ist zwar nicht der exakt gleiche Anschluss, aber die Methode wie die Belastung im Knotenblech bzw. der Schweißnaht zw. Knotenblech und Träger ermittelt wird, lässt sich auf den konkreten Fall relativ einfach übertragen. Bei den Anschlussblechen wirst Du ja leicht selbst rausfinden, wie das Grundmaterial nachzuweisen ist; kleiner Hinweis: es wirken nur Normalkräften in den Anschlussblechen.

    Hier wird es in der Praxis auch keine großen Diskussionen mit dem Prüfingenieur geben, da der Anschluss IMHO relativ trivial ist und in der Regel auch nicht das Grundmaterial sondern die Schweißnähte maßgebend werden. Wenn die Schweißnähte also passen und die Summe der Schweißnahtdicken (Schweißnaht zw. Anschlussblech und Knotenblech bzw. Schweißnaht zw. Knotenblech und Träger) kleiner ist als die Blechdicke der Bleche und das Grundmaterial zudem noch nachgewiesen wurde, wird kein Prüfer diskutieren.

    Klar, kann ich den Anschluss mit diversen Programmen modellieren und mir mit Hilfe von FEM Ergebnisse ausspucken lassen.

    Das wird in der Praxis auch kein Mensch machen.


    Es geht mir aber darum, solche Ergebnisse immer auf Plausibilität durch Handrechnungen zu prüfen.

    Das wiederum ist die richtige Einstellung. Schnelle händische Überprüfungen auf Plausibilität sind meiner Meinung für jeden Tragwerksplaner extrem wichtig.

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)


    Rings um euch liegt die weite Welt: Ihr mögt euch einzäunen, aber euer Zaun wird sie nicht fern halten. (J.R.R. Tolkien, Derr Herr Der Ringe, Erster Teil: Die Gefährten)

  • Moin OLger MD,

    Moin saibot2107


    erstmal zu deinen Anmerkungen OLger:

    Die Lösung der geschlitzten Anschlussbleche hat sich bei einem aktuellen Bauvorhaben im Bereich der Automotive bewährt. Durch die Körnerpunkte auf dem Knotenblech und die Verschweißung durch einen Schweißroboter sind die Anschlussbleche wirklich sehr genau positioniert, sodass es keine Probleme bei der Montage gibt. Die Fachwerke sind beschichtet. Ich gebe dir aber recht, wenn die Futterbleche (natürlich werden welche vorgesehen) dort reingetrieben werden, wird die Beschichtung zum Teil zerstört. (Wird dann meist vor Ort nachgepinselt) Im Bereich der Automotive sind die Klimabedingungen in der Halle zum Glück klar definiert ==> Korrosion spielt da keine Rolle. Im Allgemeinen leidet die Beschichtung immer etwas, wenn Bauteil auf Bauteil geschraubt wird.

    Für die unterschiedlichen Winkel gibt es keinen Grund.


    Bei den Anschlussdiagonalen trägt der Flansch + die Hälfte des Stegs die Lasten ab. Durch die Bohrungen im Flansch und in dem Anschlussblech kommt es zu Querschnittsschwächung. Die Querschnittsreduzierung hat bei den Blechen einen größeren Einfluss, daher werden die Bleche meist größer dimensioniert, zumal im Stahlbau meist nach Tonnen abgerechnet wird.

    Mit Sicherheit treten durch die Anschlussvariante größere Steifigkeiten auf.. Viele Fachwerkanschlüsse mit hoher Auslastung sind theoretisch Biegesteif.


    zu den Anmerkungen von saibot:

    Du hast recht, wenn die Fachwerke verzinkt werden, wird durch die Futterbleche der Zinkschicht beschädigt.

    Es treten hier Lasten zwischen 1000kN und 1500kN. Wird also schwer mit einem einseitigen Anschlussblech. (Ich gebe dir aber recht, wäre deutlich einfacher)


    Auch nochmal vielen Dank für den Hinweis aus dem Schneider.


    Zurück zur Ursprungsfrage.

    Ich möchte die montagetechnischen und wirstchaftlichen Aspekte erstmal nicht beleuchten. So würde ich nur ein neues Fass öffnen, welches für die Bachelorarbeit, neben der statischen Betrachtung zu umfangreich wäre.

    Dennoch bedanke ich mich für eure Beiträge und Meinungen.


    Mir geht es wirklich nur um den statischen unterschied der beiden Varianten.


    Kommt hier jemand aus dem Stahlbau?


    Liebe Grüße,

    Robert

  • Mir geht es wirklich nur um den statischen unterschied der beiden Varianten.

    Gegenfrage: Wo liegen aus statischer Sicht Deiner Meinung nach denn die Unterschiede der beiden Varianten? Worin unterscheidet sich, Deiner Meinung nach, der Lastabtrag der zweiten Variante von der ersten Variante?


    Die Querschnittsreduzierung hat bei den Blechen einen größeren Einfluss, daher werden die Bleche meist größer dimensioniert, zumal im Stahlbau meist nach Tonnen abgerechnet wird.

    Das ist so pauschal nicht richtig. Wenn die Stahlbaufirma einen Pauschalpreis für die Halle anbietet, wird jedes Gramm Stahl eingespart, dass eingespart werden kann, weil mit jedem Gramm das eingespart wird, der Gewinn der Stahlbaufirma steigt.

    Durch die Bohrungen im Flansch und in dem Anschlussblech kommt es zu Querschnittsschwächung

    Das ist erstmal richtig, aber Löcher für Verbindungsmittel brauchen bei Querschnitten der Querschnittsklassen 1 bis 3 in der Regel nicht abgezogen werden, siehe DIN EN 1993-1-1, 6.2.2. Im hier vorliegenden Fall eines sehr hoch ausgelasteten Anschlusses kann es, wenn es sich bei der maximalen Last um eine Zuglast handelt, allerdings tatsächlich erforderlich sein, die Querschnittsschwächung zu berücksichtigen, siehe DIN EN 1993-1-, 6.2.3. Das kann man u. U. aber wiederum dadurch umgehen, dass man die Anzahl der VM erhöht und dafür den Durchmesser verringert. Wenn die maßgebende Belastung allerdings eine Druckkraft ist, müssen die Löcher nicht abgezogen werden, siehe DIN EN 1993-1-1, 6.2.4.

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)


    Rings um euch liegt die weite Welt: Ihr mögt euch einzäunen, aber euer Zaun wird sie nicht fern halten. (J.R.R. Tolkien, Derr Herr Der Ringe, Erster Teil: Die Gefährten)

  • Moin saibot2107,


    ich bin da deiner Meinung, ich vermute auch, dass es aus statischer Sicht eher keine Unterschiede gibt. ==> Dies gilt es aber zu beweisen. (Ich würde mich melden sobald ich schlauer bin)

    Ich denke, dass durch das Schlitzen des Knotenblechs, die Steifigkeit des Knotenblechs abnimmt.


    Zitat

    "Das ist so pauschal nicht richtig. Wenn die Stahlbaufirma einen Pauschalpreis für die Halle anbietet, wird jedes Gramm Stahl eingespart, dass eingespart werden kann, weil mit jedem Gramm das eingespart wird, der Gewinn der Stahlbaufirma steigt."


    Deshalb habe ich auch geschrieben : "...meist nach Tonnen abgerechnet."


    Zitat

    Das ist erstmal richtig, aber Löcher für Verbindungsmittel brauchen bei Querschnitten der Querschnittsklassen 1 bis 3 in der Regel nicht abgezogen werden, siehe DIN EN 1993-1-1, 6.2.2. Im hier vorliegenden Fall eines sehr hoch ausgelasteten Anschlusses kann es, wenn es sich bei der maximalen Last um eine Zuglast handelt, allerdings tatsächlich erforderlich sein, die Querschnittsschwächung zu berücksichtigen, siehe DIN EN 1993-1-, 6.2.3. Das kann man u. U. aber wiederum dadurch umgehen, dass man die Anzahl der VM erhöht und dafür den Durchmesser verringert. Wenn die maßgebende Belastung allerdings eine Druckkraft ist, müssen die Löcher nicht abgezogen werden, siehe DIN EN 1993-1-1, 6.2.4.


    Danke für den Hinweis :)

  • Die Lösung der geschlitzten Anschlussbleche hat sich bei einem aktuellen Bauvorhaben im Bereich der Automotive bewährt. Durch die Körnerpunkte auf dem Knotenblech und die Verschweißung durch einen Schweißroboter sind die Anschlussbleche wirklich sehr genau positioniert, sodass es keine Probleme bei der Montage gibt.

    Sind wir im Stahlbau oder im Schwermaschinenbau unterwegs?

    Einzel- oder Serienfertigung?

    Ich bin von einer Handfertigung / Handmontage ausgegangen (Stahlbau im Bauwesen)


    Aber gut - lassen wir die Montage erst mal außen vor.


    Geschlitztes Knotenblech

    Das Knotenblech wird geschlitzt (Laser oder Bohrung + Schneiden/Sägen).

    Er erfährt dadurch schon mal eine thermische Belastung.

    Die "Fuge" wird durch die 4 Schweißnähte wieder geschlossen, so dass die 4 Schweißnähte und das Anschlussblech den Querschnitt quasi ersetzen.

    In einem theoretischen Fachwerk (nur Zug und Druck in den Diagonalen) übertragen die Schweißnähte die Kräfte in Schweißnahtlängsrichtung.


    (Wegen Praxis und Korrosionsschutz werden am Ende des Schlitzes und am Beginn des Schlitzes die Nähte durchgezogen, die gesamte Naht damit umlaufend ausgeführt.)


    Geschlitztes Anschlussblech

    Hier wird das Knotenblech quasi in den Schlitz des Anschlussbleches "gesteckt"

    Hier erfährt das Anschlussblech durch das Schlitzen eine thermische Belastung.

    Die "Fuge" (hier im Anschlussblech) wird durch die 4 Schweißnähte wieder geschlossen, so dass die 4 Schweißnähte und das Knotenblech den Querschnitt quasi ersetzen.

    In einem theoretischen Fachwerk (nur Zug und Druck in den Diagonalen) übertragen die Schweißnähte die Kräfte in Schweißnahtlängsrichtung.


    (Wegen Praxis und Korrosionsschutz werden am Ende des Schlitzes und am Beginn des Schlitzes die Nähte durchgezogen, die gesamte Naht damit umlaufend ausgeführt.)


    Unterschied hier: Der Schlitz ist nahe an den Bohrungen für die Schrauben.


    Ich denke, die Unterschiede sind eher theoretischer Natur bzw. habe ggf. Einfluss auf die Montage.

    Ob sich hier irgendwelche Tau-, Sigma-, Phi- Kräfte und Spannungen auswirken scheint mit eher ein Thema für eine Doktorarbeit zu sein.

    Das Schlitzen kann dann bei dynamischer Beanspruchung relevant werden wegen der Kerbwirkung (ist aber in #1 ausgeschlossen!).

    Das wäre aber hier bei beiden Varianten gleichermaßen relevant.


    Die Schlitzlängen müssten in beiden Varianten gleich lang sein, da in Summe die 4 Schweißnähte in beiden Varianten gleich lang sein müssen.

    Die Schlitzdicke ist mit 20mm bei beiden Varianten auch identisch.


    Dass das Knotenblech deutlich größer ist, als das Anschlussblech, lässt vermuten, dass das Schlitzen des Knotenbleches weniger relevant scheint, als das Schlitzen des Anschlussbleches, was m.M.n. aber vernachlässigbar ist, da sich die Kräfte immer den kürzesten Weg suchen.



    OT - da nicht Thema der BA, aber wichtig für die Praxis

    Wenn es ein Laschenstoß sein soll und ein Knotenblech zum Einsatz kommen soll - warum wird es dann kein Laschenstoß mit 2 Laschen beidseitig des Steges?

    Sollte das Knotenblech dicker sein müssen als 9,5mm, dann können die Laschen an den Trägerstegen unterfüttert werden.

    Dann muss der Träger auch nicht zwischen die 2 Anschlussbleche gefummelt werden und die Futterbleche müssen nicht eingetrieben werden ( was in der Ausführung immer schwierig ist und i.d.R. den Korrosionsschutz killt.)

    Dann muss auch nur das Knotenblech geschweißt werden - was deutlich einfacher ist und schneller geht, als zusätzlich auch noch die Anschlussbleche zu schweißen.

    NOTFALLS kommen ins Knotenblech 4 Schrauben und im (längeren) Teil des Trägers 6 Schrauben - FALLS die Kräfte soo groß sein sollten.


    Sind in dem o.g. Beispiel die Diagonalkräfte wirklich soo groß, dass der Steg alleine die Kräfte nicht übertragen kann??

    Falls ja, dann hätte ich vermutet, dass der horizontale Untergurt mindestens 1-2 Nummer größer ist, als die Diagonalen.


    Gibt es jetzt Unterschiede in beiden Varianten?

    Meine Meinung:

    Praktisch nein.

    Theoretisch ja - aber dit iss Doktorenkram!


    Warum Praktisch nein? Weil schon alleine die Sicherheitsbeiwerte für Schrauben, Schweißnähte, Material und für die Lasten die marginalen Unterschiede in den beiden Varianten mehr als wett machen.

    Theoretisch kann man sicher mit FEM-Methoden und Kristallgitterspannungen interne Strukturunterschiede feststellen - aber m.M.n nicht in einer durchschnittlichen Bachelorarbeit.

    Gruß
    Holger
    --
    Früher, da war vieles gut. Heute ist alles besser.
    Manchmal wäre ich froh, es wäre wieder gut.
    (Andreas Marti; Schweizer)

  • Wenn die Stahlbaufirma einen Pauschalpreis für die Halle anbietet, wird jedes Gramm Stahl eingespart, dass eingespart werden kann, weil mit jedem Gramm das eingespart wird, der Gewinn der Stahlbaufirma steigt.

    Wenn die Montage inclusive ist, dann wir auch nach schnellstmöglicher und einfacher, fehlertoleranten Montag geschaut. Dann wird auch mal etwas mehr Material verwendet, was aber durch kürzere Montagezeit wieder wettgemacht wird.

    Und überhaupt muss darauf geachtet werden, dass die Konstruktion nicht nur theoretisch montierbar ist, sonder auch im Real Live.

    Fachwerk mit Schraubverbindungen macht man ja, weil der komplette Gitterträger nicht transportierbar ist. Also muss vor Ort (fertig) montiert werden. Nicht in der temperierten trockenen Werkhalle mit 2 oder mehr Brückenränen.

    Wenn der Übergurt genau so angeschlossen wird wie der Untergurt - dann stelle ich mir das schon schwierig vor. Den Obergurt so in der Luft in Position zu halten. Genau positioniert. Und dann die Diagonalen in Schräglage zwischen die 4 ! (2 oben, 2 unten) Anschlussbleche einzufädeln.


    OK das ist wieder Praxis und nicht Thema der BA.

    Aber weil der Knoten so unpraktisch ist würde ich darauf keine BA aufbauen wollen.


    Was wäre denn die Minimalvariante?

    Prüfen ob folgendes Montierbar ist:

    2 Stück 20er Bleche 210mm breit wie 2 Biedeckel auf dem Untergurt gegeneinander gestellt und aufgeschweißt, mit je 4 Bohrungen und an den Diagonalen je eine 20er Kopfplatte 210x210mm.

    4 Schottbleche dazu.

    Gruß
    Holger
    --
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    Manchmal wäre ich froh, es wäre wieder gut.
    (Andreas Marti; Schweizer)

  • Hallo OLger MD


    sorry für die späte Antwort.

    Hier eine kurze Rückmeldung.


    Wir sind im Stahlbau unterwegs und haben keine Serienfertigung.


    Deine Idee mit dem Laschenstoss finde ich sehr gut. Mir ist nur zu Ohren gekommen, dass bei zu hohen Kräften der Steg alleine für den Lastabtrag nicht ausreicht. Ich gebe dir recht, da müsste der Untergurt aber auch größer dimensioniert sein.


    Nochmal zur Montage. Ich hatte die Möglichkeit mir die Montage solcher Fachwerke mal live anzusehen. Die Fachwerke wurden auf dem Boden vormontiert und dann als ganzes mit Hilfe von 2 Mobilkränen hochgezogen undban die Stützen angeschlossen. (Hat sehr gut funktioniert).


    Ich danke dir für deine Denkanstöße :bier: