Statiker für Zollingerdach gesucht

  • Hallo zusammen,


    ich bin neu hier, ambitionierter Laie würde ich sagen und seit einigen Monaten dabei, die Sanierung unseres Hauses zu planen.


    Nun suche ich bisher ohne Erfolg einen Statiker, der sich unserem Zollinger-Walmdach annimmt. Das ist eine freitragende Dachkonstruktion als Stabnetztragwerk aus Lamellen, in meinem Fall von 1926. (Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Zollingerdach)


    )


    Es sollen Öffnungen, zB. bestehende Gauben vergrößert werden und eine Dämmung ergänzt.


    Hier jemand mit Erfahrung bzw. spezifischem Interesse zu finden, scheint nach meiner Erfahrung "die Nadel im Heuhaufen" zu sein. Ich würde mich daher über jeden Tipp oder Ideen sehr freuen...


    David

  • Anscheinend waren die Dächer ziemlich auf Kante genäht was die Statik angeht. Ob die noch zusätzlich mit Dämmung belasten kann wird interessant. Bitte berichte uns wenn Du einen Statiker gefunden hast, der sich dem Problem annehmen will.

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...

  • Da fällt mir ein: Schau mal in der Wikipedia nach. Dort steht, dass sich ein Arbeitskreis namens FLEX der Uni Leipzig mit dem Zollingerdach beschäftigt hat. Vielleicht können die mit Infos weiterhelfen.

    (Bei uns stehen einige solcher Zollingerhäuser und ich habe vor einiger Zeit nachgelesen, woher der Name kommt. Dachte aus der Schweiz.)

    Uff, der Link ist ja in # 1 X/

  • Gitterschalen, zu denen auch Zollinger-Dächer gehören, vertragen weder Punktlasten noch (nachträglich eingebaute) größere Löcher, weshalb es diese in der Regel nicht gibt. Daran wird auch der einzuschaltende pfiffige und mit Holzkonstruktionen erfahrene Tragwerksplaner oder seine Kollegin nichts ändern können.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Danke für die Tipps bisher. Ich werde gerne berichten, wenn es (hoffentlich) so weit kommt. Es gibt hier im Umfeld mehrere Häuser mit dem gleichen Dach, manche haben ähnliche wie die von uns gewünschten Veränderungen, ich denke daher es sollte prinzipiell machbar sein. Nur ist das leider offenbar schon lange her und die Versuche hiervon zu lernen haben leider noch nicht gefruchtet.


    Ich habe ein paar Ideen zur Umsetzung, um das Problem der großen Löcher zu umgehen. (1) Die "Zollinger-Struktur" unter den Dachfenstern zu belassen und nur die Dachhaut durch Festverglasung zu ersetzen, das wäre auch optisch ansprechend, da die Struktur eigentlich schön ist und sonst ja unter der Dämmung verschwindet. (2) Die Gauben mit einem stabilen Rahmen umgeben, der auf dem Geschossboden steht und an dem die "Zollinger-Struktur" dann rundherum jeweils kraftschlüssig angeschlossen ist. Ich würde denken, die Belastung der verbleibenden Elemente der Gitterschale selber sollte sich dann gar nicht wesentlich ändern. Bleibt natürlich noch die Dämmung, ich weiß nicht, ob sich da evtl. aus der Schneelast von 1920er Jahre zu heute ein "Puffer" ergibt.

  • (1) Die "Zollinger-Struktur" unter den Dachfenstern zu belassen und nur die Dachhaut durch Festverglasung zu ersetzen, das wäre auch optisch ansprechend, da die Struktur eigentlich schön ist und sonst ja unter der Dämmung verschwindet.

    Das hört sichbaus dem Bauch heraus realisierbar an.

    (2) Die Gauben mit einem stabilen Rahmen umgeben, der auf dem Geschossboden steht und an dem die "Zollinger-Struktur" dann rundherum jeweils kraftschlüssig angeschlossen ist. Ich würde denken, die Belastung der verbleibenden Elemente der Gitterschale selber sollte sich dann gar nicht wesentlich ändern.

    Das aus statischer Sicht allerdings eher nicht. Die Gitterschsle lebt davon, dass Lasten quasi nur über Druck- und Zugkräfte in den Stäben abgetragen werden. Wenn da jetzt ein Loch und eine Konstruktion, an die die Schale anschließen soll, eingebaut werden soll, wird der "Kraftfluss" gestört und es treten u.U. Biegemomente auf, die von der Konstruktion nicht aufgenommen werden können. Müsste aber durch einen TWP geprüft werden, vielleicht funktioniert es ja. Skeptiker hat hiermit

    Gitterschalen, zu denen auch Zollinger-Dächer gehören, vertragen weder Punktlasten noch (nachträglich eingebaute) größere Löcher, weshalb es diese in der Regel nicht gibt.

    grundsätzlich absolut recht. Auch wenn ich das hier

    Daran wird auch der einzuschaltende pfiffige und mit Holzkonstruktionen erfahrene Tragwerksplaner oder seine Kollegin nichts ändern können.

    nicht ganz so pessimistisch (fast hätte i h gesagt "skeptisch" ;)) sehe. Nachträgliche oder planmäßige Löcher können in (Gitter-)Schalen unter Umständen schon realisiert werden.

    Bleibt natürlich noch die Dämmung, ich weiß nicht, ob sich da evtl. aus der Schneelast von 1920er Jahre zu heute ein "Puffer" ergergibt.

    Ohne die Schneelastnorm von 1926 jetzt aus dem Kopf zu kennen, würde ich aber eher keinen "Puffer" erwarten. Wenn mich nicht alles täuscht haben die Schneelasten in den letzten 100 Jahren tendenziell eher zugenommen.

    Problematisch könnte hier wohl vor allem sein, dass man im Baujahr noch nicht wirklich in der Lage war, die Statik dieser Dachkonstruktionen zu berechnen. Es gab wohl ein Näherungsverfahren, viel lief aber wohl auch über Belastungsversuche an bauähnlichen Konstruktionen. Vorallem aus der Ferne ist es daher sehr schwer abzuschätzen, ob es überhaupt irgendwelche Reserven, die dem heutigen Sicherheitsniveau auch nur annähernd entsprechen, gibt. Das wird man allerdings nur herausfinden, wenn ein Kollege die Konstruktion nachrechnet. Was ein ziemliches Stück Arbeit werden wird, da ich mal davon ausgehen, dass keine Konstruktionsplöne existieren und der der gesamte Dachstuhl aufgemessen werfen muss...

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)


    Rings um euch liegt die weite Welt: Ihr mögt euch einzäunen, aber euer Zaun wird sie nicht fern halten. (J.R.R. Tolkien, Derr Herr Der Ringe, Erster Teil: Die Gefährten)

  • ich denke daher es sollte prinzipiell machbar sein.

    Technisch ist vieles machbar, vor allen Dingen wenn "Wirtschaftlichkeit " keine Rolle spielt.


    Ich habe einmal in einer Halle in einem Bereich die Nagelbinder quasi ersetzen lassen, von denen blieb an sich nur der Obergurt übrig, damit ich in diesem Bereich die Raumhöhe um ca. 80cm erhöhen konnte. Von den Kosten her betrachtet, hätte ich auch das komplette Dach ersetzen können. Da wurden Pfetten eingezogen, Stützen, usw. Am Ende stand ein satter 5 stelliger Betrag auf der Rechnung, und das war vor knapp 30 Jahren für ca. 100m² Dachfläche schon eine Ansage. Für das Geld hätte ich locker ein komplettes Dach für ein EFH kaufen können.


    Ich bin gespannt was für eine Lösung Dein Statiker findet, und was das dann kosten soll.

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    .

  • Nachträgliche oder planmäßige Löcher können in (Gitter-)Schalen unter Umständen schon realisiert werden.

    Rund um die "Löcher" muss dann ein Verstärkung des Abschlussrandes hergestellt und möglichst "flächig" an das Gitter angeschlossen werden. Das ist naturgemäß aufwändiger als bei einem hierarchischen Tragsystem mit Stütze, Träger, Sparren, an denen punktförmige Einleitungen gut umsetzbar sind - und nachträglich noch einmal schwieriger.


    Zollinger-Dächer und ihre Verwandten lassen nachträglich eh nur sehr aufwändig lokal öffnen / unterbrechen, weil mehr Knoten geöffnet werden müssen, als direkt beteiligt sind, weshalb beispielsweise im Bootshaus der Junkers-Paddelgemeinschaft auch heute noch der Kriegsschaden einiger Binder mit allen "Beulen" besichtigt werden kann. Es wäre unverhältnismäßig, die beiden verbogenen Teile auszutauschen, weil mitten in der Schale die Verbindungen kaum zu lösen und die Binder nur sehr schwer auszutauschen sind. Kleine lokale Imperfektionen tolerieren solche Schalen offensichtlich sehr gut - zusätzliche Punktlasten aber überhaupt nicht.


    Off-Topic:

    Wer mit Boot oder Zweirad an Dessau vorbei kommt: Im Sommer kann man bei den Paddelfreunden dort sehr gut zelten und wenn man nett fragt, darf man auch das Dach des Bootshauses von innen besichtigen. Das Kornhaus ist quasi nebenan. Dessau ist in jedem Fall einen Besuch wert, Bauhaus und seine Bauten, Junkers, das Umweltbundesamt, das Gartenreich …

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Rund um die "Löcher" muss dann ein Verstärkung des Abschlussrandes hergestellt und möglichst "flächig" an das Gitter angeschlossen werden. Das ist naturgemäß aufwändiger als bei einem hierarchischen Tragsystem mit Stütze, Träger, Sparren, an denen punktförmige Einleitungen gut umsetzbar sind - und nachträglich noch einmal schwieriger.

    Ich habe nicht gesagt, dass es einfach wird znd auch nicht, dass es in jedem Fall geht. Aber möglich ist es.

    In diesem Beispiel wurde Dachflächenfenster nachträglich eingesetzt, wie man auf den Fotos erkennen kann. Leider geht fer Text eher auf den Innenausbau als auf den Rest ein.

    In diesem Beispiel sowohl eine Gazbe als auch ein Dachflächenfenster nachträglich eingebaut.

    Und auch im Wikipedia-Artikel zu den Zollingerdächern finden sich mehrere Bilder, bei denen ich behaupten würde, dass die Dachflächenfenster nachträglich eingebaut wurden.

    In allen Fällen scheint sich anhand der Bilder der Aufwand bei den relativ geringen Spannweiten eines EFH auch in Grenzen zu halten, der größte Aufwand ist IMHO die Sicherung des Bauzustandes, während der Aufwand für das Dachflächenfenster sich auf mehrere Wechsel zu beschränken scheint, an die allerdings jeweils alle Stäbe des Dachtragwerks angeschlossen werden müssen.

    Was aber in jedem Fall benötigt wird, ist die Begleitung der Planung durch einen Tragwerksplaner, die bei einem "normalen" Pfettendach ja nicht immer benötigt wird.

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  • Ok, nochmals herzlichen Dank, sehr hilfreich für mich!

    Heißt für mich also weiter suchen nach einem Tragwerksplaner der zunächst den Ist-Stand aufnimmt. Betrachtungen der Schneelasten von vor 100 Jahren bringt dann ja in der Tat wenig, wenn das überhaupt nie berechnet wurde. Ich verstehe auch, dass die Tatsache, dass das Dach nun schon 100 Jahre steht, mir nicht hilft, wenn es eben den heutigen Normen nicht entspricht.

    Zitat

    Die Gitterschsle lebt davon, dass Lasten quasi nur über Druck- und Zugkräfte in den Stäben abgetragen werden. Wenn da jetzt ein Loch und eine Konstruktion, an die die Schale anschließen soll, eingebaut werden soll, wird der "Kraftfluss" gestört und es treten u.U. Biegemomente auf, die von der Konstruktion nicht aufgenommen werden können. Müsste aber durch einen TWP geprüft werden, vielleicht funktioniert es ja. Skeptiker hat hiermit

    Oberhalb der Gauben gibt es noch ein Stockwerk, die Gauben sind im 2. OG. Das Dach startet im 2. OG und überspannt auch das DG darüber (das Foto oben ist aus dem DG). Aufgrund dieser Aussage also eine spannende Frage, ob das Dach am DG nochmal "angeschlossen" ist oder nicht. Das ist leider nicht so leicht zu sehen, da das 2. OG von innen verkleidet ist.

    Zitat

    Technisch ist vieles machbar, vor allen Dingen wenn "Wirtschaftlichkeit " keine Rolle spielt.

    Nun ja, es ist als Dach hier im Viertel häufig und es ist ein Doppelhaus, das wäre schon schade, wenn man es ersetzen müsste. Da ist zumindest einiger Aufwand gerechtfertigt - aber ist natürlich alles theoretisch und für mich ehrlich gesagt schwer einzuschätzen, was realistische Kosten und Alternativen sind.

  • Ich habe nicht geschrieben, dass Öffnungen unmöglich sind, nur, dass ihre nachträgliche Herstellung sehr schwierig wird. Anzustreben sind deshalb - wie bei den meisten Zollinger-Dächern im Bestand - zuerst Belichtung und Belüftung über die Giebel, was natürlich im Reihenhaus oder beim Doppelhaus besonders schwierig wird.


    Die Herausforderung beim Öffnen von Zollinger-Dächern (die übrigens auf eine Idee von Philibert de l’Orme in der Renaissance zurückgeführt werden können) ist der weitestgehende Erhalt der sehr sparsamen, praktischen und in meinen Augen auch schönen Konstruktion.


    Die Schiefwinkligkeit er Tragstruktur des Bestandes beißt sich nun einmal leider mit der heute üblichen Rechtwinkligkeit aller Bauteile. Das zusammen zu bekommen ist hier die sehr spannende, aber eben auch anstrengende gestalterisch-konstruktive Herausforderung. Ich kann mir da abhängig vom Gesamtkonzept der Nutzung und Gestaltung übrigens ganz unterschiedliche Konzepte vorstellen!

    Ohne die Schneelastnorm von 1926 jetzt aus dem Kopf zu kennen, würde ich aber eher keinen "Puffer" erwarten. Wenn mich nicht alles täuscht haben die Schneelasten in den letzten 100 Jahren tendenziell eher zugenommen.

    Jein, ich würde sie für gleichbleibend halten. Meine Haus-und-Hof-Meteorologin sagt jedenfalls auf Nachfrage am Sonntagmorgen und aus dem Gedächtnis die maximalen Schneehöhen hätten sich in den vergangenen 100 Jahren in Hessen nicht nennenswert erhöht, nur die Niederschlagshöhen bei Starkregenereignissen, die dafür um so mehr. Aber die spielen bei Steildächern ja praktisch keine Rolle!

    Heißt für mich also weiter suchen nach einem Tragwerksplaner der zunächst den Ist-Stand aufnimmt. Betrachtungen der Schneelasten von vor 100 Jahren bringt dann ja in der Tat wenig, wenn das überhaupt nie berechnet wurde.

    Die Bestandsdokumentation könnte auch eine Architektin bzw. ein Architekt machen, welche/r dann im Entwurf auch die Gesamterscheinung im Blick behalten könnte und sollte, was natürlich auch TWP können, aber nicht alle und nicht alle mit großem Geschick - ist es doch nicht Teil ihrer Ausbildung.


    Ich denke, hier braucht es beides: Entwurf und stat. Nachweis! Zusammen für einen engagierte denkmalgerechten Entwurf und eine ebensolche Tragwerksplanung eine sehr schöne Planungsaufgabe - im Dreamteam Arch + Ing!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Zitat

    Zusammen mit einer engagierten Tragwerksplanung eine sehr schöne Planungsaufgabe!

    ...finde ich auch! Wenn man diese nur findet ;)

    Zur Zeit überlege ich, mir einen Laserscanner zu leihen und zumindest oben im DG, wo die Konstruktion direkt sichtbar ist, das als Punktwolke aufzunehmen und dann in ein 3d Modell zu überführen. Ich habe gute Erfahrung damit gemacht, über eine der einschlägigen Plattformen jemand zu finden, der die 3d Software professionell und zugig bedienen kann. So habe ich unser ganzes Haus in Sketchup 3d dargestellt, mit den geplanten Änderungen damit man erstmal eine Basis hat. Wenn ich das Dach als exaktes und mm-genaues 3d Modell hätte, wäre es vielleicht einfacher einen Planer zu finden, der es von dort aufgreift.

  • Jein, ich würde sie für gleichbleibend halten. Meine Haus-und-Hof-Meteorologin sagt jedenfalls auf Nachfrage am Sonntagmorgen und aus dem Gedächtnis die maximalen Schneehöhen hätten sich in den vergangenen 100 Jahren in Hessen nicht nennenswert erhöht, nur die Niederschlagshöhen bei Starkregenereignissen, die dafür um so mehr. Aber die spielen bei Steildächern ja praktisch keine Rolle!

    Habe ganz lmkurz zum Thema Schneelast recherchiert und bin auf diese Bachelorarbeit von 2009 gestoßen. Darin werden Schneelastannahmennfpr zwei Ausgaben der DIN 1955-5 (von 1975 und 2005) miteinander verglichen. Mit Ausnahme von Gebieten im Norddeutschen Tiefland haben sich zwischen diesen beiden Normausgaben die Schneelast überall mehr oder weniger deutlich erhöht.

    Die erste Schneelastnorm wurde übrigens 1975 eingeführt, wobei es sich schon kurz nach der Einführung zeigte, dass die Annahmen der Norm der Realität nicht ausreichend gut abbildeten, da es zu Einstürzen infolge zu geringer Schneelasten kam. Was vor 1975 war, kann ich auf die Schnelle im Zug nach Paris bei 300 km/h nicht nachrecherchieren.

    Davon unabhängig ist die Befragung eine Meterologen hinsichtlich Schneelastannahmen relativ unsinnig, da tatsächliche Schneehöhe und Schneelast nach Normbnur indirekt etwas miteinander zu tun haben, was an den spezifischen Eigenschaften von Schnee und seiner variablen Wicht je nach Zustand (Pulverschnee, pappiger Schnee usw.) zu tun hat.

    Tendenziell war meine Aussage also richtig: Die Schneelasten sind über die Jahre größer geworden.

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)


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  • Wenn ich das Dach als exaktes und mm-genaues 3d Modell hätte, wäre es vielleicht einfacher einen Planer zu finden, der es von dort aufgreift.

    Diesen Aufwand würde ich im Moment noch nicht betreiben. Einem Tragwerkplaner sollten die Photos ausreichen, zusammen mit ein paar Informationen (Maßen). Ob das Dach dann 10cm länger oder kürzer ist, das spielt in meinen Augen noch keine Rolle. Zuerst müsste man jemanden finden der überhaupt Interesse an so einem Auftrag hat, optimal wäre, wenn er zudem über Erfahrung mit solchen Dächern verfügen würde. Anhand der Infos in diesem thread habe ich jedoch den Eindruck, dass man die Messlatte nicht zu hoch ansetzen darf, denn diese Art von Dachkonstruktion scheint eher selten zu sein.


    Man könnte dann in einem Gespräch klären, was man noch an Infos bereitstellen sollte (könnte). Ich vermute ein Planer wird sich das Dach anschauen und dann selbst entscheiden, was er noch braucht bzw. welche Daten er aufnehmen muss.


    Noch ein Tipp. Nach meiner unmaßgeblichen Erfahrung ist es besser, man erschlägt die potenziellen AN nicht mit Informationen, sondern klärt das in einem Gespräch. Zu viele Informationen können auch abschrecken (kritischer Kunde, da verdiene ich mein Geld mit anderen Kunden leichter, usw. ).

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  • Zitat

    Habe ganz lmkurz zum Thema Schneelast recherchiert und bin auf diese Bachelorarbeit von 2009 gestoßen. Darin werden Schneelastannahmennfpr zwei Ausgaben der DIN 1955-5 (von 1975 und 2005) miteinander verglichen. Mit Ausnahme von Gebieten im Norddeutschen Tiefland haben sich zwischen diesen beiden Normausgaben die Schneelast überall mehr oder weniger deutlich erhöht.

    Hier habe ich insofern Glück, bei uns in Schneelastzone 1 scheint es ja weniger geworden zu sein. Wenn ich das richtig verstehe (Seite 16), ist die Differenz ca. 0,2 kN/m2 (im Firstbereich, bei dort annähernd flachem Dach) und dürfte damit sogar fast reichen, um das Gewicht der Dämmung zu kompensieren. Nun ist der Ausgangswert nicht die Norm von 1975 und die genannten Punkte zur fehlenden ursprünglichen Berechnung gelten weiterhin. Trotzdem immerhin ein Lichtblick. Ältere Werte habe ich ebenfalls nicht gefunden, es gibt eine DIN 1055-4 von 1938, darin stehen aber nur Angaben zu Windlasten.


    Zitat

    Noch ein Tipp. Nach meiner unmaßgeblichen Erfahrung ist es besser, man erschlägt die potenziellen AN nicht mit Informationen, sondern klärt das in einem Gespräch. Zu viele Informationen können auch abschrecken (kritischer Kunde, da verdiene ich mein Geld mit anderen Kunden leichter, usw. ).

    Das ist wahrscheinlich ein sehr guter Punkt (leider). Danke!

  • Die ältesten beim Herausgeber der Norm gelistete Schneelast-Norm ist die DIN 1055-5:1936-12, also eine Norm, die in Dezember 1936 eingeführt wurde. Insofern muss ich meinen vorherigen Beitrag korrigieren, da die erste Schneelastnorm mindestens 39 Jahre früher eingeführt wurde. Das Dokument liegt mir allerdings nicht vor, sodass ich nicht sagen kann, was darin steht.

    Was hinsichtlich Schneelast vor 1936 gegolten hat, kann ich im Urlaub ohne Zugriff auf die Fachliteratur nicht nachprüfen. Das kann ich frühestens am Donnerstag machen, wenn ich wieder im Büro bin.

    Was ich aber sagen kann, ist dass im vorliegenden Fall nicht der Vergleich der Schneelast 1975 und 2005 von Interesse ist, sondern der Vergleich 1926 und 2024 für den Objektstandort.

    Für das Allgäu z.B. konnte ich noch rausfinfen, dass die Schneelast 1926 mit 0,75 kN/m² angesetzt wurden, während 2012 am gleichen Standort mit 1,61 kN/m² mehr als doppelt so viel war.

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)


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  • Zitat

    Die ältesten beim Herausgeber der Norm gelistete Schneelast-Norm ist die DIN 1055-5:1936-12, also eine Norm, die in Dezember 1936 eingeführt wurde. Insofern muss ich meinen vorherigen Beitrag korrigieren, da die erste Schneelastnorm mindestens 39 Jahre früher eingeführt wurde. Das Dokument liegt mir allerdings nicht vor, sodass ich nicht sagen kann, was darin steht.

    Was hinsichtlich Schneelast vor 1936 gegolten hat, kann ich im Urlaub ohne Zugriff auf die Fachliteratur nicht nachprüfen. Das kann ich frühestens am Donnerstag machen, wenn ich wieder im Büro bin.

    Was ich aber sagen kann, ist dass im vorliegenden Fall nicht der Vergleich der Schneelast 1975 und 2005 von Interesse ist, sondern der Vergleich 1926 und 2024 für den Objektstandort.

    Für das Allgäu z.B. konnte ich noch rausfinfen, dass die Schneelast 1926 mit 0,75 kN/m² angesetzt wurden, während 2012 am gleichen Standort mit 1,61 kN/m² mehr als doppelt so viel war.

    @saibot2107 Vielen Dank für den Hinweis, laut dieser Norm (1936) waren es 0,75 kN/m²: "Die Schneelast einer waagerechten Fläche ist zu mindestens 75 kg/m² anzunehmen" steht dort. Aktuell 0,65 kN/m² (Schneelastzone 1), also zumindest 0,10 kN/m² "Puffer" bei waagrechter Fläche. Ein noch früherer Wert wäre natürlich klasse (falls es sich nach dem Urlaub ergibt :) )


    Besten Dank auch für die sonstigen Tipps, ich werde berichten, wenn sich etwas ergibt.