Fachgerechte Montage eines Schneefangs

  • Hallo zusammen,


    auf dem Dach meines Einfamilienhauses würde ich gerne noch vor dem Winter einen Schneefang nachrüsten. Mir stellt sich dabei die Frage nach der ausreichenden Tragfähigkeit der Dachkonstruktion.


    Bei den Sparren mache ich mir eigentlich keine Sorgen. Gemäß Statik wurden „Schneelasten nach DIN EN 1991-1-3/NA:2010-12, Schneezone 1a, Regelschneelast sk = 1.04 kN/m² Gfl EWGrp 10 mit Schneefang“ bei der Dimensionierung berücksichtigt.


    Ich habe allerdings etwas Bedenken, ob der Aufbau auf den Sparren ausreichend verankert ist. Dieser ist insgesamt 122mm stark und setzt sich zusammen aus:

    - 52mm Holzfaserdämmplatte Pavatex Isoroof

    - 40x60mm Konterlattung

    - 30x50mm Traglattung


    Aus Fotos die ich während der Bauphase gemacht habe gehen folgende Befestigungen hervor:

    - Traglattung auf Konterlattung genagelt (rote Markierung)

    - Konterlattung auf Holzfaserdämmplatte geschraubt (grüne Markierung), vermutlich komplett hindurch bis in die Sparren


    Es gibt also keine durchgehende Verschraubung durch alle Bauteile hindurch, sondern zwei separate.

    Ist das so ausreichend, oder sollte ich zusätzlich entlang der Traglatte in welche der Schneefang eingehängt wird noch lange Schrauben durch alle Bauteile hindurch setzen?

    Falls ja, gibt es einen Richtwert zur minimalen Einschraubtiefe? Reichen bspw. Schrauben 6 x 180 mm aus? Das wären dann 58mm bzw. 9,6 x Schaubendurchmesser im Sparren.


    Vorab schonmal vielen Dank für eure Hilfe!


    Einmal editiert, zuletzt von Skeptiker () aus folgendem Grund: Bildvorschau eingefügt

  • Sorry, dass ich nicht gleich zum eigentlichen Thema komme, aber aus der erkennbaren Lage der drei gelbgrün umkringelten Schraubenköpfe leite ich ab, dass die erforderliche Schubsicherung bei Dir möglicherweise nicht nach Statik eingeschraubt wurde, es möglicherweise nicht einmal einen Nachweis der Schubsicherung gegeben hat. Siehe dazuS. 46 f. der Verarbeitungsbroschüre des Plattenanbieters.



    Und ja, es braucht tatsächlich für jedes Dach abhängig von seiner genauen Neigung, Eindeckung, der örtlichen Windlast und der Ausrichtung der Flächen dazu einen statischen Nachweis. Dieser wird nach meiner Erfahrung sehr schnell und kostenlos vom Schraubenhersteller angefertigt. Nicht alle Zimmerer / Dachdecker wissen das immer von alleine.


    Solange diese Verschraubung nicht nach dem statischen Nachweis ausgeführt sind, brauchst Du Dir über die Verschraubung des Schneefangs keine Gedanken machen! Den Nachweis dafür kann der Schraubenhersteller dann gleich mit erbringen und dem Dachdecker die passenden Schrauben verkaufen.


    Es ist genau darauf zu achten, dass tatsächlich die nachgewiesenen Schrauben in richtiger Länge und im halbwegs passenden Winkel in den vorgegebenen Abständen eingeschraubt werden. Auch die Querschnitte der Latten und Konterlatten müssen natürlich dem Nachweis entsprechen. Ob das wirklich wichtig ist? Ja, bei Nichtbeachtung könnte Dir unter ungünstigen Umständen wahlweise die Dacheindeckung bei Sturm wegfliegen oder wahrscheinlicher mit Schnee abrutschen.


    Deine eigentliche Frage lässt mich beim Dachdecker / Zimmerer eine gewisse "Sorglosigkeit" vermuten - vorsichtig formuliert.


    Braas / BMI verlangt über Aufsparrendämmungen die Verschraubung mit sehr langen Schrauben bis direkt in den Sparren unter Verwendung einer metallischen Verstärkung der Konterlatten, Auch hier sind bei der Verschraubung bestimmte Winkel einzuhalten.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


    Der Betreiberverein dieses Forums freut sich über Spenden von Fragenden, denen hier kostenlos geholfen wurde. Kurze Wege führen über Paypal oder eine Banküberweisung. Beiträge und Beitragsteile als Moderator ab 04/23 kursiv gesetzt.

  • Skeptiker Mit der "Sorglosigkeit" hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Wir hatten an anderer Stelle leider ziemliche Probleme mit dem Zimmerer, der gleichzeitig auch die Dacheindeckung übernommen hat. Ich bezweifle dass ich auf Nachfrage bei ihm eine brauchbare Antwort dazu bekomme, sofern ich überhaupt eine bekomme. Aus der 5-Jahres-Gewährleistungsfrist bin ich auch bereits draußen. Das komplette Dach auf Verdacht abdecken um zu prüfen ob eine Schubsicherung vorhanden ist und diese bei Bedarf nachzurüsten kommt für mich aus Kostengründen nicht in Frage. Dann verabschiede ich mich lieber von dem Thema Schneefang.


    SirSydom: angedacht ist dieses Schneefangsystem, dass in die Dachlatte eingehängt wird:

    https://heuel.de/pdf/schneefangsysteme/snapholder/Schneefanghalterung_SnapHolder.pdf

    Darin heißt es dass die Dachlattung mindestens 28x48mm betragen muss, vorhanden sind 30x50mm.

  • Skeptiker Das komplette Dach auf Verdacht abdecken um zu prüfen ob eine Schubsicherung vorhanden ist

    Du musst dafür lediglich 2 x 2 bis max. 3 x 3 = 9 Ziegel / Dachsteine aufnehmen um mind. 2 Schrauben überprüfen zu können. Die Länge steht auf der Kopffläche in mm (?), der Einschraubwinkel lässt sich durch einstecken eines langen Bits ganz gut abschätzen. Typischerweise haben solche langen Schrauben nämlich eine sehr genau sitzende TORX-Aufnahme (korrekterweise „eine Aufnahme für Innensechsrund-Bits“).


    Achtung: Es muss Schrauben in zwei unterschiedlichen Winkeln geben, die typischerweise auch unterschiedlich lang sind und unterschiedliche Abstände zueinander haben!

    … und diese bei Bedarf nachzurüsten kommt für mich aus Kostengründen nicht in Frage.

    Hüstel, Du scheinst den Ernst der Lage noch nicht verstanden zu haben: Deine Dacheindeckung könnte ein ernsthaftes Standsicherheitsproblem haben! Ich halte dies sogar anhand nur des einen Fotos für sehr, sehr wahrscheinlich!

    angedacht ist dieses Schneefangsystem, dass in die Dachlatte eingehängt wird:

    https://heuel.de/pdf/schneefan…ghalterung_SnapHolder.pdf

    Darin heißt es dass die Dachlattung mindestens 28x48mm betragen muss, vorhanden sind 30x50mm.

    Und wo steht, dass dieses System auch oberhalb von Konterlatten auf Aufsparrendämmungen funktioniert?

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


    Der Betreiberverein dieses Forums freut sich über Spenden von Fragenden, denen hier kostenlos geholfen wurde. Kurze Wege führen über Paypal oder eine Banküberweisung. Beiträge und Beitragsteile als Moderator ab 04/23 kursiv gesetzt.

  • Du musst dafür lediglich 2 x 2 bis max. 3 x 3 = 9 Ziegel / Dachsteine aufnehmen um mind. 2 Schrauben überprüfen zu können. Die Länge steht auf der Kopffläche in mm (?), der Einschraubwinkel lässt sich durch einstecken eines langen Bits ganz gut abschätzen. Typischerweise haben solche langen Schrauben nämlich eine sehr genau sitzende TORX-Aufnahme (korrekterweise „eine Aufnahme für Innensechsrund-Bits“).


    Achtung: Es muss Schrauben in zwei unterschiedlichen Winkeln geben, die typischerweise auch unterschiedlich lang sind und unterschiedliche Abstände zueinander haben!

    Hüstel, Du scheinst den Ernst der Lage noch nicht verstanden zu haben: Deine Dacheindeckung könnte ein ernsthaftes Standsicherheitsproblem haben! Ich halte dies sogar anhand nur des einen Fotos für sehr, sehr wahrscheinlich!

    Und wo steht, dass dieses System auch oberhalb von Konterlatten auf Aufsparrendämmungen funktioniert?

    Okay, ich werde das überprüfen lassen. Hab mir auch noch weitere Fotos vom Hausbau angeschaut. Lotrecht gesetzte Schrauben scheinen ja vorhanden zu sein - ob ausreichend lang und ausreichend viele wird sich zeigen. Mal gesetzt dem Fall die Schrauben passen, dann müssten die angewinkelten Schrauben nachträglich versenkt werden und gut ists?


    Es steht nirgends dass das System auf Aufsparrendämmungen funktioniert, allerdings steht auch in den Dokumenten die ich gefunden habe nichts gegenteiliges. Das muss jetzt natürlich kein Beweis sein, aber in unserem Neubaugebiet gibt es mehrere Häuser mit Aufsparrendämmung und Schneefang zum Einhängen. Eine Lösung dass fachgerecht zu realisieren wird es also vermutlich geben.

  • Mal gesetzt dem Fall die Schrauben passen, dann müssten die angewinkelten Schrauben nachträglich versenkt werden und gut ists?

    Das ist eines von vielen denkbaren Szenarien. Erstmal sollte geklärt werden, was tatsächlich da wie verschraubt wurde.

    Es steht nirgends dass das System auf Aufsparrendämmungen funktioniert, allerdings steht auch in den Dokumenten die ich gefunden habe nichts gegenteiliges.

    Kein Hersteller schreibt auf sein Produkt, was es alles nicht kann, sondern nur, was es kann. Die Erfahrung zeigt, dass es dann in nahezu allen Fällen auch nur genau das kann, aber eben kein klitzekleines Bisschen mehr. Könnte es mehr, so würde der Hersteller das natürlich stolz bewerben! (Einzelfälle aus den wöchentlichen Sonderangeboten der Discounter bestätigen nur die Regel.)

    Das muss jetzt natürlich kein Beweis sein, aber in unserem Neubaugebiet gibt es mehrere Häuser mit Aufsparrendämmung und Schneefang zum Einhängen. Eine Lösung dass fachgerecht zu realisieren wird es also vermutlich geben.

    Ja, bspw. mit Verstärkungen wie oben verlinkt. Aber ohne geht’s halt nicht. Physik lässt sich nicht austricksen!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


    Der Betreiberverein dieses Forums freut sich über Spenden von Fragenden, denen hier kostenlos geholfen wurde. Kurze Wege führen über Paypal oder eine Banküberweisung. Beiträge und Beitragsteile als Moderator ab 04/23 kursiv gesetzt.