Beschädigte Stahlbetondecke im Altbau

  • Hallo,

    ich hab in meinem Altbau in zwei Räumen den Estrich entfernt.

    Dabei wurde die Betondecken beschädigt.

    Auf den Bildern sieht man die Beschädigungen und eine Skizze vom Aufbau der Decke.


    Durch das unvorsichtige raus stemmen des Estrichs wurde die Stahlbetondecke beschädigt X/

    Durch die Vibration haben sich an der Kellerdecke Rissen gebildet. Ich denke diese sind aber nur im Putz.


    Ich habe zwei Statiker befragt und zwei unterschiedliche Antworten erhalten.


    Meine Frage wäre:

    Wie nennt man diese Decke/Bauweise genau?

    (Ich habe im Internet keine vergleichbaren Bilder gefunden.)

    Und natürlich die alles entscheidende Frage...

    Ist die Decke noch zu retten?

    Wenn ja, wie?


    Wenn die Decke raus muss bzw. zu aufwendig wird, wird wahrscheinlich das gesamte Gebäude abgerissen ;(

  • Die Decke scheint aus Stahlbeton-Hohldielen zu bestehen.


    Was haben Dir die beiden befragten Statiker zu der Decke gesagt?

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Grob zusammen gefasst:


    Statiker Nr.1: Decke ist nicht mehr zu retten -> Abriss


    Statiker Nr. 2 Hohlräume mit Dämmung füllen und die weggestemmten Bereiche mit PCC Mörtel füllen.

  • Ich habe zwei Statiker befragt und zwei unterschiedliche Antworten erhalten.

    Welche?


    Lass mich raten:

    a) Nichts zu machen bei den beiden Platten.

    b) Nicht so schlimm. Einfach mit Beton auffüllen.


    Ich würde aber zu c raten.

    Genaue Untersuchung und Planung der Sanierung.


    P.S.: Die Art von Deckenplatten habe ich noch nicht gesehen.

    Sofern aber die Stege noch funktionieren, sollte eine Sanierung möglich sein.

    Zur Not kann auch mit Unterzügen arbeiten oder ein Ortbetonfeld zwischen betonieren oder eine noch ganz andere Lösung finden.

    Ein Gebäudeabriss dürfte deswegen nicht notwendig werden.


    P.S. P.S.: Da haben sich die Antworten überschnitten.

    Statiker 2 hört sich machbar an.

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Vielen Dank an alle für die schnellen Antworten.


    Ralf Dühlmeyer richtig, es sind im Endeffekt mehrere Hohlkammern in den einzelnen Stahlbetonbindern. So hab ich das noch nie gesehen und finde auch keine vergleichbaren Ausführungen. Das verstärkt natürlich das vertrauen in die Decke auch nicht unbedingt. X/


    de Bakel Wie kann man das am einfachsten Untersuchen?

  • Prinzipiell hab ich natürlich noch vertrauen in die Decke aber das niemand diese Bauweise kennt hat mich schon gewundert.


    Ja die Decke hat 70 Jahre gehalten aber in dieser Zeit hat niemand mit einen Stemmhammer Löcher rein gemacht X/ :lach: Außerdem soll jetzt eine Fußbodenheizung eingebaut werden. Und da ist natürlich die Frage mit welchen Lasten die Decke vor 70 Jahren berechnet wurde.


    Mein Plan ist das Haus komplett zu Sanieren und dann will man natürlich auch auf Nummer Sicher gehen das es auch wieder 70 Jahre und mehr hält ;)

  • Die Decke scheint aus Stahlbeton-Hohldielen zu bestehen.

    da bin ich mir nicht so sicher, dafür ist der Lochanteil nach meiener Ansicht doch viel zu hoch und die Streifen viel zu schmal (siehe Risse an der Unterseite)...

    auf dem einen Bild meine ich auch Steine zu sehen, ist das nicht eine Einhängedecke? Aber wo sind dann die Tragstreifen/Deckenträger?


    In beiden Fällen ist natürlich deBakels Lösung aus meiner Sicht zu favorisieren

  • Dann wären die Hohlräume aber parallal zur Spannrichtung, nicht quer dazu. :eek:

    Die sind mit Sicherheit parallel zur Spannrichtung. Anders würde es nicht halten. Da ist die Handskizze falsch.


    Die Füllkörperdecke war auch meine erste Idee. Es sind aber keinerlei Tragprofile erkennbar.

    Es scheinen selbsttragende Platten mit einem großen Hohlraum zu sein.

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Die Füllkörperdecke war auch meine erste Idee. Es sind aber keinerlei Tragprofile erkennbar.

    Es scheinen selbsttragende Platten mit einem großen Hohlraum zu sein.

    das geht ja dann fast schon ein wenig Richtung Spannbetondielen...

    aber da wären dem Abbrecher vermutlich schon die Spannglieder um die Ohren geflogen :)

  • Ich hab leider keine besseren Fotos aber die Skizze ist meiner Meinung nach richtig.

    Wie schon gesagt es sieht so aus als wären es 15x15 cm starke Stahlbetonbinder die sehr große Aussparungen haben X/

  • Nö, nur den Hohlraum, aber nicht die Richtung.

    Meiner Deutung nach sehr wohl. Man sieht nämlich mehrere Kanten/Versätze o.ä. die zu dicht beieinander sind, um in Längsrichtung der Dielen zu liegen,

    Auch Bild 1 zeigt bei grosser Vergrösserung die Stege zwischen den Hohlkörpern im Anschnitt quer zur Spannrichtung. [zweites Loch unter dem Hammer links]

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Ich hoffe man kann es erkennen aber das ist die Situation vor Ort. (Sehr vereinfacht dargestellt.)

    Nehmen wir mal an, dass es tatsächlich so ist, dann liegt die Zugbewehrung unten und ist nicht beschädigt.

    Der obere Bereich übernimmt dann den Druck und kann entsprechend der Lösung von Statiker 2 relativ problemlos ergänzt/wiederhergestellt werden.


    P.S.: Das wäre Bestandteil der notwendigen Untersuchungen und der Planung.

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Einbanddecken mit quer zur Spannrichtung liegenden großen Aussparungen gibt es ja schon - allerdings nur mit einer Spannweite um 0,5 - 0,6 m. Wie weit spannt diese Decke?

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Ich kenn so ähnliche Elemente aus Blähbeton oder besser gesagt Ytong ? , sind allerdings breiter (so 40-50cm. und haben auhc einte untere Bewehrungslage mit 3-4mm Draht.

    Spannweite über 4m.

    Wir haben Chaos und Bürokratie, Made in made in Germany, Propaganda und Poesie, Made in Germany

    Wir können am Glücksrad die Geschichte drehen, auf Stelzen über Leichen gehen, Bis zum Mittelmeer mit Feuer spucken, die Eins am Schießstand und Autoscooter...Made in Germany

  • Wenn allgemeine Übereinstimmung besteht, dass die Hohlkörper in den einzelnen Elementen rechtwinklig zur Spannrichtung der "Dielen" verlaufen, dann wäre als nächstes ein Gang zum Bauamt fällig, um dort die Bestandsunterlagen, insbesondere die Statik zu suchen. Denn wenn es sich tatsächlich um eine Decke aus Stahlbetonhohldielen handeln sollte, würde eine Ausführung mit Hohlkörpern rechtwinklig zur Spannrichtung der zum Errichtungszeitpunkt für Stahlbetonhohldielen gültigen Norm DIN 4024:1938-10 widersprechen. Dort heißt es:

    Zitat von DIN 4028:1938-10, §1, Absatz 1

    Stahlbetonhohldielen sind fabrikmäßig hergestellte Stahlbetonplatten, die im Inneren Hohlräume gleichlaufend zur Stützweite haben.

    Stahlbetonhohldielen, die die Anforderungen der DIN 4028 erfüllten, benötigten keine Zulassung. Wenn im hier vorliegenden Fall also die Hohlräume rechtwinklig zur Spannrichtung verlaufen, muss die Decke über eine gesonderte Zulassung, die die Abweichungen zur Norm regelt, verfügt haben.

    Die mir vorliegende Fachliteratur kennt allerdings keine Stahlbetonhohldielen, deren Hohlräume rechtwinklig zur Spannrichtung verlaufen.

    Auch bei theoretisch in Frage kommenden Stahlstein- oder Füllkörperdecken, kennt die mir vorliegende Fachliteratur kein einziges System, bei dem die Hohlräume rechtwinklig verlaufen.

    Von daher ist die Verwunderung der Kollegen, die vor Ort waren, nur allzu verständlich. Es handelt sich wohl um einen Deckentyp, der so selten war, dass selbst die Fachliteratur in nicht auf dem Schirm hat.

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)


    Rings um euch liegt die weite Welt: Ihr mögt euch einzäunen, aber euer Zaun wird sie nicht fern halten. (J.R.R. Tolkien, Derr Herr Der Ringe, Erster Teil: Die Gefährten)