Grundsatzfrage Schallschutzraum-Bau

  • Hallo Bauexperten,

    aufgrund einer selten neurologischer Erkrankung, kann ich keine Geräusche ausfiltern, d.h. auch leise Geräusche belasten in Summe auf Dauer mein Nervensystem.

    Nach 3 Umzügen in 3 Jahren hoffe ich nun mit einem Schallschutzraum mein Problem lösen zu können.


    Ich überlege mir eine Schallschutzhütte im Garten als notwendigen Rückzugsort zu bauen, dazu folgende Detailfrage:

    Der Garten befindet sich in einem ruhige Wohngebiet (ohne Schwerlast-LKWs, Schienenverkehr oder ähnliche, was die Erde zum Schwingen bringt),
    ist dann die Bodenplatte meiner Schallschutzhütte dennoch schallzuisolieren oder kann über die Erde unter der Bodenplatte kein Schall in die Hütte gelangen?

    Oder wäre es anzuraten, die Hütte aufzubocken und dann auch die Bodenplatte von unten schallzuisolieren?


    Ich freue mich sehr über Antworten, ich brauche da dringend Euren Erfahrungsschatz!
    Andreas



    Anmerkung:

    Ich habe schon einiges ausprobiert, um mein Problem zu lösen. Alle Schallschutzmaßnahmen direkt an meinem Körper, insbesondere meinen Ohren, wie z.B. vom Hörakustiker angefertiger Gehörschutz, ANC oder Kapselgehörschutz mit SNR 37dB(A) lösen das Problem für mich leider für max. 2 Stunden.


    Ich lese mich auch schon seit Monaten in die Bauakustik ein, doch mir scheint, hier braucht es Erfahrungswissen, um sagen zu können, in welche Richtung meine Überlegungen für einen sehr gut schallisolierenden Rückzugsort gehen sollten.

  • oder kann über die Erde unter der Bodenplatte kein Schall in die Hütte gelangen?

    Auch über den Boden (Erde, Steine) werden Schwingungen übertragen. Die Bodenbeschaffenheit wird diese jedoch verändern, also bedämpfen bzw. bestimmte Frequenzen bevorzugen.



    Oder wäre es anzuraten, die Hütte aufzubocken und dann auch die Bodenplatte von unten schallzuisolieren?

    Das wird nicht so einfach. Genau genommen müsste der Raum komplett entkoppelt werden, er wird dann quasi auf eine Art Schwingungsdämpfer gestellt.

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  • Ob der erwünschte Schallschutz mit dem Bau einer " Schallschutzhütte im Garten " mit akzeptablen Kosten zu erreichen ist, halte ich für zweifelhaft.


    Warum kein " Raum im Raum " in der eigenen Wohnung? Hierzu gibt es bereits fertige Schallschutzräume oder Bauanleitungen für DIY im Internet, die mit Googel zu finden sind.

  • Es wäre ja schon einmal gut, wenn der gewünschte Schallschutz etwas genauer definiert wäre. Die Infos im Eingangsbeitrag sind sehr allgemein gehalten.


    insbesondere meinen Ohren, wie z.B. vom Hörakustiker angefertiger Gehörschutz, ANC oder Kapselgehörschutz mit SNR 37dB(A) lösen das Problem für mich leider für max. 2 Stunden.

    Wieso nur für max. 2h? Ist die Ursache für diese zeitliche Begrenzung bekannt?

    Hintergrund meiner Frage, wenn hier eine medizinische Ursache vorliegt, dann wird in einem geräuscharmen Raum auch eine "Gewöhnung" stattfinden, und die viele Arbeit (und Kosten) war umsonst.


    Bevor eine Lösung erarbeitet wird, muss also erst einmal das Problem analysiert werden. Technisch ist fast alles machbar, gute schallarme Räume liegen um die 20dB, die Oberliga beginnt bei < 0dB, der Weltrekord liegt bei etwa -20dB(A), was schon sehr nah am physikalisch machbaren liegt (unsere "Luft" rauscht je nach Temperatur bereits mit ca. -20dB). Die Kosten steigen aber exponentiell mit fallendem Geräuschpegel, das sollte man wissen. Während sich einfache Räume noch im fünstelligen (Euro)Bereich realisieren lassen, gehen solche Beträge in der Oberliga bereits locker für die Planungskosten drauf. Der Planungsaufwand nimmt schnell mal 1-2 Jahre in Anspruch, vorausgesetzt man findet überhaupt ausreichend Fachleute.


    Ich vermute, und hoffe für den TE, dass das Problem nicht so gravierend ist, dass man zu solchen umfangreichen Lösungen greifen muss, denn solche Räume sind an sich nicht für den Aufenthalt von Personen geeignet. Bei einem Aufenthalt dort stellt sich bei den meisten Personen innerhalb kurzer Zeit ein Schwindelgefühl ein, weil die Person sich plötzlich selbst hört (Atmung etc.), und dem Gehör die "Referenz" (Umgebungsgeräusche) fehlt. Ich bekomme in solchen Umgebungen beispielsweise eine Art Tinnitus, ich "höre" ein Rauschen das sich bei (geschätzt) 2-3kHz konzentriert. Im normalen Leben fällt das aufgrund der immer vorhandenen Umgebungsgeräusche hingegen nicht auf.


    Neben den schalltechnischen Parametern sind auch noch weitere Punkte zu brücksichtigen, wie beispielsweise Zugang (Tür), Beleuchtung und Belüftung. Ob so ein Raum im Garten zulässig ist das wäre auch noch zu klären, und ein Raum im Freien ist ja ganzjährig der Witterung ausgesetzt, muss also entsprechend geschützt werden. Da könnte die o.g. Raum-in-Raum Lösung eine Option sein, sofern damit die, bisher noch nicht bekannten, schalltechnischen Anforderungen erfüllt werden können.


    Ich hoffe, dass ich damit die Problematik verständlich erklären konnte, es führt also nichts an einer vorherigen Festlegung der Anforderungen vorbei.

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  • Vielen Dank für Eure Rückmeldung!

    Ich suche leicht verzweifelt ein Lösung in viele Richtungen und hoffe, durch Eure Erfahrungen, etwas mehr Licht ins Dunkel zu bringen, was geht und was nicht.

    Über Schallschutzkabinen habe ich auch schon viel recherchiert, vgl. mein öffentliches Etherpad zu meiner Lösungssuche. Die Schalldämmung der Kabinen liegen zwischen 10 und 73 dB(A).
    Diese Kabinen sind meist als Überaum für Musiker gedacht, d.h. es soll kein Schall aus der Kabine herauskommen. Andere sind gedacht, um sich darin besser unterhalten zu können, in einer lauten Umgebung. Dabei reicht es dann allerdings, wenn die Außengeräusche innerhalb der Kabine auf 30-40 dB(A) abgesenkt werden.


    Jetzt dachte ich, wenn es mir egal ist, wie dick die Wände und die Decke werden, wie die Kabine aussieht (Ästhetik) - bei nur 1 Schallschutztür ohne Fenster, dass ich dann auch auf eine Dämmung von 100 dB(A) kommen kann.
    Schließlich sind einige Geräte über 100 dB(A) laut, z.B. die Kettensäge des Nachbarn, der Holz schneidet.


    (Weitere typische laute Geräusche:

    • Kindergeschrei (Baby): je nach Internetseite 90-130dB, meist mit 120dB als Maximalwert angegeben
    • Motorrad: soll per Gesetz beim Fahren max. 77 dB haben, kann aber getunte werden! Im Stand bis 105 dB
    • Hundegebell: 70-120 dB
    • Gespräche 40-80 dB)


    Da auch flüsterleise Geräusche mein Nervensystem auf Dauer überlasten, dürfen im Schallschutzraum eigentlich nur 0 dB ankommen oder zumindest maximal 10 dB;
    während üblicher Weise von 30 oder 40 dB als Ziel ausgegangen wird - die DIY im Internet, die ich bisher gefunden habe, gingen alle in diese Richtung, die mir nicht hilft.


    Jetzt taste ich mich an die Lösung heran, welcher Weg wohl am erfolgverspechensten ist.


    Die Vorteile einer Hütte oder eines Bauwagens gegen einer Lösung innerhalb meiner Wohnung sind

    1. dass ich den Schallschutzraum zur Not auch in einem abgelegeneren Grundstück aufstellen könnte, falls die Geräusche an meinem Wohnstandort schlicht zu laut sind und mehr Schalldämmung nicht möglich ist.
    2. Einen geeigneten Untergrund voraussetzen, hätte ich bei Lösung außerhalb des Hauses auch nicht das Problem, dass der Schallschutzraum zu schwer wird (Statik). Ich denke, die Erde dürfte mehr tragen können, als die meisten Zimmerböden.
    3. Außerdem hätte ich dann mit keinem Körperschall innerhalb des Gebäudes zu tun. Dieses schätze ich als besonders schwer dämmbar ab im Gegensatz zu Luftschall um das Gebäude. Ansonsten wäre ich darauf angewiesen ein freistehendes Haus zu finden, das ausschließlich ich selbst bewohne.


    Ich dachte bisher naiv, die Erde kann so schnell nicht erschüttern, wegen ihrer großen Masse.

    Während Körperschall, der einmal in ein Gebäude eingekoppelt ist, sich dann auch in alle Räume leicht überträgt, so dass die Raum-in-Raum-Lösung eine sehr gute Entkopplung vom Körperschall, also dem Fußboden, braucht.
    (Dafür hatte ich auch schon überlegt, ob es nicht sinnvoller ist, die Kabine deshalb "frei"schwingend an 4 entsprechenden "Seilen" in den Raum zu hängen statt sie mit Dämpfern auf den Boden zu stellen.)


    Gäbe es denn einen idealen Untergrund, der quasi eine Übertragung über die Erde durch den Hüttenboden ausschließt, z.B. Betonboden oder Hütte in die Erde eingegraben mit Falltür in der Decke?
    Oder ist es leichter die Hütte auf geeignete Dämpfer aufzubocken?

    Ich dachte an Kosten von 30.000 bis 50.000 €, max. 80.000€ - vielleicht könnt ihr auch bzgl. des Kostenrahmens abschätzen, ob dies überhaupt möglich ist.

    Ich möchte mich in dem Schallschutzraum für 1-2 Stunden entspannen können (leider kann ich i.d.R. nicht tagsüber nicht einschlafen, sonst hätte ich nochmals ca. 20 dB Absenken, weil das menschliche Ohr beim Schlaf runterregelt)
    oder 2-5 Stunden konzentriert arbeiten - Lüftungspausen wären alle 2-3 Stunden möglich.

  • Lüftungspausen wären alle 2-3 Stunden möglich.

    Das würde ich so nicht machen, denn das hält man nicht dauerhaft durch, und irgendwann wird das Lüften einfach vergessen. Das Lüften muss und kann man automatisieren, alles andere würde ich als unzuverlässig einstufen. Je nach Raumgröße kriegt man das einfach in den Griff, der benötigte Luftwechsel ist überschaubar. Ich hatte in meiner Absorberhalle und in den Schirmkabinen Lüfter mit 30cm Durchmesser, aber das waren auch ganz andere Betriebsbedingungen. Das legt man dann bei der Planung fest, wenn Abmessungen etc. feststehen.

    dürfen im Schallschutzraum eigentlich nur 0 dB ankommen oder zumindest maximal 10 dB;

    Diese Werte würde ich einmal hinterfragen, zumal Du von den "normalen" Geräuschen nur von irgendwelchen Standardwerten ausgehst die Du irgendwo im Internet gefunden hast. Unterschlagen wird bei diesen Werten die Entfernung, oder hast Du das Baby auf dem Arm wenn es schreit? oder sägt der Nachbar in Deinem Wohnzimmer mit der Kettensäge?

    (Weitere typische laute Geräusche:

    Kindergeschrei (Baby): je nach Internetseite 90-130dB, meist mit 120dB als Maximalwert angegeben
    Motorrad: soll per Gesetz beim Fahren max. 77 dB haben, kann aber getunte werden! Im Stand bis 105 dB
    Hundegebell: 70-120 dB
    Gespräche 40-80 dB)

    Diese Werte sagen gar nichts aus, so lange nicht angegeben wird, ob es sich um Schalldruckpegel oder Schallleistungspegel handelt, mit/ohne Bewertung, und in welcher Entferung (typ. Messentfernung wäre 1m).


    Du musst also aufpassen, dass Du die Anforderungen nicht zu streng festlegst. Man sollte dabei auch nicht nur auf die Pegel achten sondern auch auf die Frequenzverteilung, störende Brummgeräusche erfordern andere Maßnahmen als störende Pfeiftöne.

    ....oder eines Bauwagens.....

    Einen Bauwagen halte ich für diesen Zweck für nicht geeignet, der wird bei der benötigten Masse die Grätsche machen. Im Normalzustand hat so ein Bauwagen aufgrund der leichten Bauweise keinen nennenswerten Schallschutz.

    Soll der Schallschutz auch bei tiefen Frequenzen funktionieren, dann arbeitet man typischerweise mit Wandaufbauten als sandwich, bestehend aus 20-30cm Beton, schweren/dicken Stahlblechen usw. Versucht man das in Leichtbauweise dann wird es kompliziert und man muss Kompromisse eingehen. Dann wäre noch zu überlegen, ob man den Raum als Hallraum auslegt oder als reflexionsarmen Raum (anechoic chamber).

    Ich kann nur empfehlen auch die Umgebung zu betrachten und die Anforderungen praxisgerecht festzulegen, sonst wird es aufwendig und teuer.


    Ich vermute, dass Du Dir unter 0dB nichts vorstellen kannst, also ein Vergleich. Wir wohnen hier auf dem Land, quasi am Ende der Welt. Wenn ich mich während der Nacht auf die Terrasse stelle, kann ich Züge in 5-10km Entfernung hören. Messe ich die Schallpegel, dann erzeugt bereits der Wind einen Schallpegel von 15-20dB(A), der Wert schwankt natürlich ganz ordentlich.

    Bei 0dB kommt bereits meine Messtechnik an ihre Grenzen, ich glaube meine beste Kapsel hat ein Eigenrauschen von etwa -5dB(A), mit VV liegt die Kombination bei etwa -3 bis -2dB(A). Bei 0dB(A) hätte ich gerade mal einen Signal/Rauschabstand von 2-3dB. Ich kann diese Pegel nicht mehr hören, nur noch erahnen. So eine Stille hatte ich hier im Freien noch nie, nicht einmal im Winter bei Schneefall bzw. Schneedecke (die die Schallausbreitung ja auch bedämpft und streut).


    Also Vorsicht mit irgendwelchen dB, da kann jedes dB richtig teuer werden. Ich würde daher die zulässigen Pegel am Komfort orientieren und nicht nach Wunschzahlen. Sollte dann tatsächlich alle Schaltjahre einmal ein Ereignis auftreten das lauter ist, dann ist es eben so. Silvester (als Beispiel) ist nur 1 Mal im Jahr, und nach 1h ist der Lärm (zumindest bei uns) gegessen. Das Szenario, dass mir der Nachbar jetzt einen Riesen-Böller mit 160dB vor die Tür legt, würde ich daher nicht als Referenz für die Dimensionierung heranziehen.

    weil das menschliche Ohr beim Schlaf runterregelt)

    Das wäre mir nicht bekannt. Tatsache ist doch, dass wir im Schlaf genau so gut hören als wären wir wach, der entscheidende Unterschied liegt in der Verarbeitung der Signale. Deswegen können wir uns auch an Geräusche "gewöhnen", unser Gehirn speichert diese als ungefährlich ab und es erfolgt im Schlaf dann keine Reaktion. Wenn der Wecker tickt, dann schlafen wir munter weiter, hören wir hingegen ein unbekanntes Geräusch, dann stehen wir senkrecht im Bett, selbst wenn es relativ leise war. Ich vermute, dieser "Urinstinkt" steckt einfach in uns drin, das haben uns unsere Vorfahren vererbt.

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    Einmal editiert, zuletzt von Skeptiker () aus folgendem Grund: Umbrüche reduziert

  • DAS wird kein Schallschutzraum, sondern eine Dunkelkammer!

    Ausreichend Beleuchtung ist ein Muss. Ein Fenster braucht es nicht zwingend, haben "Bunker" oder Geräteschuppen ja auch nicht. Es versteht sich hoffentlich von selbst, dass so ein Raum für einen dauerhaften Aufenthalt nicht geeignet ist.

    Sollte der TE auf die Idee kommen aus diesem Raum ein Büro o.ä. zu machen, dann hat er ein Problem, und das heißt nicht Schalldämmung.

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  • Genau DARUM scheints dem TE aber zu gehen:

    Er hat oben irgendwas von 2h geschrieben, das wäre nicht dauerhaft.


    Ich möchte mich in dem Schallschutzraum für 1-2 Stunden entspannen können

    Und über das hier:


    oder 2-5 Stunden konzentriert arbeiten

    müsste man reden. Ein "privater" Arbeitsplatz muss nicht zwangsläufig die Anforderungen an einen Aufenthaltsraum erfüllen, schon gar nicht wenn er nur sporadisch genutzt wird, Tageslicht oder Arbeitsstättenverordnung kann er auch ignorieren.

    Wenn er daraus ein Büro zur ganzjährigen und dauerhaften Nutzung macht dann wird es problematisch, da stimme ich zu.

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  • Bei solch kleinen Einheiten ist ein ausfall- und ohnmachtsicherer Mindestluftwechsel immer ein zentrales Thema und bedarf einer vernünftigen Planung und fachgerechten Ausführung. Dabei ist es gleichgültig, wie irgendwelche handwerklich mutigen Musiker ihre Übungskabinen oder Fotografinnen ihre Dunkelkammer gebaut haben, ohne dabei bisher zu Schaden gekommen zu sein.


    Bevor ich soviel Geld für eine solide Raum-im-Raum-Lösung ausgebe, wie der TS hier in Erwägung zieht, würde ich erstmal mehrfach in verschiedenen Situationen durch längeren Aufenthalt überprüfen, ob sich der gewünschte Erholungs-Effekt damit tatsächlich erreichen lässt. Dabei sollten natürlich die jeweiligen akustischen Eigenschaften der getesteten Raumeinheiten bekannt sein bzw. gemessen werden.


    Um nicht auf neue interessante, aber unerwartete Effekte zu stoßen, würde ich empfehlen, stehende Konstruktionen zu bevorzugen. Dabei sollte auch bekannt sein, ob die Übersensibilität für alle Frequenzen gleichermaßen gilt oder nur für bestimmte Anteile des hörbaren (oder gar fühlbaren?) Spektrums. Akustische Entkopplungen funktionieren nämlich nicht für alle Frequenzbereiche gleich gut. Und je mehr Bereiche des Spektrums entkoppelt werden müssen, um so größer wird die Herausforderung.


    Das gilt sinngemäß auch für die vorgegebenen Kennwerte der Dämpfung, welche überprüft werden sollten, siehe R.B. !

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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    Einmal editiert, zuletzt von Skeptiker () aus folgendem Grund: Hervorhebungen ergänzt

  • Ich denke, bei solcher Anforderung hilft nur Beton, dicker Beton und dazu sehr gute Schallschutzfenster, schwere Schallschutzfenster. Die müssen natürlich zu öffnen sein, wegen zweitem Fluchtweg und so.


    Helfen aktive Noise-Canceling-Kopfhörer nicht?

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...

  • hängt von der Nutzung ab, ein innenliegendes Badezimmern benötigt auch kein Fenster, ein Geräteschuppen auch nicht, meine Schirmkabinen haben auch keine Fenster.


    So lange er kein schalldichtes "Wohnzimmer " basteln möchte, reicht die Zugangstür und künstliche Beleuchtung.

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  • Off-Topic:

    Frau Maier - Du bist heute etwas fahrig - Du liest die Texte nicht völlig. Auch schon im anderen Thread bzgl. der Heizkörper Öffnungen. Was ist los ;)

    Das Alter! Schon länger ... wir werden ja alle nicht jünger ... ! :bier:

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Das Alter schlägt unbarmherzig zu. X/ Aber schön, dass ihr meine Worte genau verfolgt. :)

    Naja, ich weiß ja nicht was er da vom Akustiker machen lassen hat. Dass es nur zwei Stunden hält ist schon etwas komisch. Ich kenne da auch eine Person mit Geräuschproblemen und dieser Person helfen solche Kopfhörer ganz gut, weil die erstens das ganze Ohr umschließen und so schon mal dämpfen und dann noch die noise-canceling Technik. Aber wenns so ist, dann soll es so sein.



    An anderer Stelle habe ich das schon mal erwähnt. Vor paar Jahren hatte ich es mit einem Hotel im Allgäu zu tun. Das wurde komplett in Beton mit Vollholzdach gebaut. Dort drinnen hasde absolut nichts von außen gehört. Die Bauherren wollte ein Gebäude haben, wo man sich erholen konnte, auch wenn die Bauern rundherum ihr Ding machen. Selber bauen und zwar massiv, hilft am besten. So kann man sich im ganzen Haus aufhalten und hat seine Freiheit und muss nicht in einen Raum flüchten wenn die Nachbarschaft ihre Rasenmäher- und Laubbläser-Challenge veranstalten.

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...

  • ich würde empfehlen, einen erfahrenen Bau- und Raumakustiker zu Rate zu ziehen. Im Idealfalls sogar in Abstimmung mit Deinem Arzt.

    Der Akustiker wird möglicherweise sehr bald nach Frequenzbereichen fragen, die besonders belastend sind. Weil eine Angabe in dB(A) möglicherweise wenig aussagekräftig ist, wenn von

    einer selten neurologischer Erkrankung

    gesprochen wird. Also ob eher tieffrequente oder hochfrequente Geräusche belastend sind. Möglicherweise muss ja sogar tieffrequenter Körperschall entkoppelt werden.

    Der Akustiker wird dann wissen, welchen Frequenzbereich er mit welchen Maßnahmen am besten filtern kann (ggf. in Kombination mit raumakustischen Maßnahmen) und was realistisch erreicht werden kann...

  • Aus bautechnischer Sicht sehe ich nach aktuellem Kenntnisstand / Randbedingungen vom Ruhesuchender 2 Wege zu einer Lösung.


    1. Eine Raumzelle

    Ja die heißen so und es sind quasi kleine Container, die von Herstellern für (Suchstichwort) Raumsysteme hergestellt werden und z.B. als Warte oder als "Meisterbude" in Produktionshallen stehen und Meistern/Schichtleitern/Vorarbeitern als Büro dienen. Diese Container sind gut schallisoliert, so dass man auch bei Maschinenlärm darin telefonieren kann, oder Schreibarbeit erledigen kann oder sich ohne Gehörschutz darin normal unterhalten kann.

    Üblicherweise gibt der Hersteller die zugesicherten Schalldämmwerte für so ein Bürocontainer an. Ob eine Anwendung im Freien möglich ist, wäre noch zu prüfen / zu recherchieren.


    Diese wäre eine einfache und vermutlich auch vergleichsweise preiswerte Lösung, die aufgrund der Serienfertigung auch zuverlässig funktionieren sollte. Möglicherweise kann man beim Hersteller oder auf einer Messe / bei einem Referenzobjekt sogar mal testen


    2. Raum in schwerer Bauweise als Massivbau.

    Ja, aufwändig und nicht billig.

    [Bei einem Industriebauobjekt hatten wir mal 3 große und sehr laute Maschinen abzuschotten. Um die Maschinen wurde eine Raum aus KS-Mauerwerk mit Vollziegeln in der Gewichtsklasse ≥ 2,0 kg/dm³ mit Vollverfugung und Betondecke gebaut. Zuvor gab es eine Schallschutzberechnung eines Ingenieurbüros, dass auf Basis der Maschinendaten und der Gebäudekonstruktion die Anforderungen an den Raum errechnet und festgelegt hat. Die Tür ist eine Schallschutztür eines niedersächsischen Herstellers.


    In der gleichen Fabrik gibt es auch eine große Produktionshalle, wo im Seitenschiff die Warte untergebracht ist - abgetrennt durch eine Betonwand mit großen Fenstern, da die Anlage einsehbar sein muss. Betonwand und Fenster trennen die Räume schalltechnisch sehr gut ab, aber auch brandtechnisch da es eine Komplextrennwand ist - aber das ist ein anderes Thema. Die Wände der Produktionshalle sind aus Betonfertigteilen mit innenseitig aufgetragenem Einkornbeton.]


    In Massivbauweise würde ich einen Ruheraum wie folgt angehen:

    2 Streifenfundamente auf Bodenaustausch durch Sand-und Kieshaltiges Material.

    Auf den Fundamenten elastische Lager aus Elastomer (dynamische Elastomerlager) o.Ä. so wie sie z.B. auch für Brücken oder Maschinen oder im Gleisbau (Masse-Feder-Systeme) eingesetzt werden. Alles Katalogware.

    Darauf eine Stahlbetonbodenplatte, ggf. als Fertigteil. Als Mauerwerk KS-Mauerwerk aus Ziegeln mit hoher Dichte (Vollziegel) und Vollverfugung. Die Decke ebenso als Stahlbeton. Eher so um die 20cm anstatt nur die statisch erforderliche Mindestdicke und auch keine Hohldeckenelemente.


    Zur Lüftung würde ich Fensterlüftung durch Ventilatorlüftung ersetzen, da vermutlich festverbaute Fenster bessere Schalldämmwerte bringen als Fenster mit beweglichen Elementen. Da Schallschutztüren auch Ihre Grenzen haben, würde ich eine Art Vorraum mit vorsehen, so dass man 2 Türen hat, beide ggf. mit absenkbarer Bodendichtung.


    Für die Lüftung würde ich auf extra leise Lüfter (PC-Technik) zurückgreifen. ((Habe damit mein NAS gepimpt, was jetzt bei Stille im Raum fast nicht mehr zu hören ist)).

    Die Luft würde ich aus dem Raum absaugen und Zuluft frei ansaugen lassen. Lüfter und Zuluft würde ich an einige Meter schallgedämmte Rohre in den Raum einbinden. Die Lüfter können im Vorraum stehen oder in einem extra Nebenraum/Dachraum. Lüfterfunktion mit Ausfallalarm. Zuluftrohr ggf. mit Heizung.


    Stromversorgung, Licht, etc. am besten ohne Trafos und Netzteile, um auch das Fiepen und Zirpen auszuschließen. Beleuchtung ggf. mit alten Glühbirnen, statt LED ohne Dimmer. Besser 3 versch. Glühbirnen mit unterschiedlicher Leistung und 3 Schaltern. Trafo/Netzteil für Lüfter im Vorraum. LAN nicht vergessen um Geräte (Tablet, lüfterloser PC + "Tastatur, die ohne Tasten auskommt") oder W-LAN betreiben zu können.


    Der Innenraum kann noch mit Schallabsorbern aus Pyramidenschaum / Polyester-Akustikschaumstoff-Prismen versehen werden, so wie z.B. auch Testräume beim HNO-Akkustiker oder in Physik-Laboren verwendet werden.


    Fußboden entsprechen von den Wänden entkoppelt und schalldämmend ausgeführt mit weicher Oberfläche, Möbel auf große Füße gestellt, dazwischen ggf. noch Klavieruntersetzer als i-Tüpfelchen.


    Da die Störfrequenzen weitestgehend bekannt scheinen,

    (Weitere typische laute Geräusche:

    Kindergeschrei (Baby): je nach Internetseite 90-130dB, meist mit 120dB als Maximalwert angegeben
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    Hundegebell: 70-120 dB
    Gespräche 40-80 dB)


    Da auch flüsterleise Geräusche mein Nervensystem auf Dauer überlasten

    könnte eine schallschutztechnische Berechnung eine Minimalvariante ermitteln, die dann u.U. ggf. noch erweitert werden müsste, falls nicht ausreichend.


    Wenn der Platz im Garten es hergibt, könnten ggf. auch noch Lärmschutzwände neben dem Schallraum etwas bringen. Etwa in der Art, wie sie neben Autobahnen oder Schnellstraßen eingesetzt werden oder Schallschutzsysteme aus textilen Konstruktionen wie sie für Maschinen oder schallintensive Veranstaltungen eingesetzt werden. Gerne auch begrünt. Davor vertikale Beete / hängende Pflanztaschen oder Beetkästen mit Erdebeeren & Co..


    Bei längerer Nutzung in kühlen Jahreszeiten sollte man ggf. über Wärmedämmung nachdenken.

    Gruß
    Holger
    --
    Früher, da war vieles gut. Heute ist alles besser.
    Manchmal wäre ich froh, es wäre wieder gut.
    (Andreas Marti; Schweizer)

  • Einen Gedanken habe ich noch.

    ich habe gelesen, dass eine Hörakustik-Firma im Harz für Spitzensportler, Trainer und Betreuer spezielle in-Ear Kopfhörer / Gehörschutz hergestellt wird, damit die Umgebungsgeräusche (auch Sportgeräusche wie Schüsse beim Biathlon z.B.) sehr gut gedämpft werden, aber Sprache (für Unterhaltung bzw. Anweisungen über Funk) verständlich durchkommt.

    Diese "Stöpsel" werden nach Ohrabdruck gefertigt und sind dadurch hochwirksam.

    Gruß
    Holger
    --
    Früher, da war vieles gut. Heute ist alles besser.
    Manchmal wäre ich froh, es wäre wieder gut.
    (Andreas Marti; Schweizer)

  • Ich brauche noch Zeit, um das alles einzuordnen

    Es wäre gut, wenn Du das Problem etwas genauer beschreiben könntest, vielleicht hast Du ja Beispiele (Nachbar mit Laubbläser in 10m Abstand oder so), damit man eine Liste mit Anforderungen erstellen kann. Daraus ergeben sich dann Lösungsmöglichkeiten, und wie bereits geschrieben, ergeben sich raus maßgeblich Aufwand und Kosten.


    Ich würde beispielsweise über einen Kubus aus Stahlbeton nachdenken, der auf Schwingungsdämpfern ruht, aber selbst Stahlbetonwände haben im unteren Frequenzbereich (sagen wir mal ca. 100Hz) nur noch eine Schalldämmung von ca. 40dB. Wenn also Brummtöne ein Hauptproblem sind, wird es trotz Stahlbeton schwierig, und man muss über mehrschalige Konzepte nachdenken bei denen man die Resonanz verschiebt, wobei einem dann aber die Koinzidenzfrequenz im oberen Frequenzbereich einen Strich durch die Rechnung machen kann. Bereits der Zugang zu diesem Raum ist gespickt mit Detailproblemchen die man bei der Ausführung beachten muss, sonst hat man zwar einen Eimer, aber der hat im Boden ein riesiges Loch.


    Je besser man das Problem beschreiben kann, um so zielgerichteter kann man eine Lösung erarbeiten. Zu Deinem o.g. Wunsch mit den 0dB bzw. 10dB Ruhepegel im Raum habe ich oben ja schon einiges geschrieben. Das zu erfüllen wäre zwar technisch machbar, aber in Deinem Fall vermutlich mit Kanonen auf Spatzen geschossen. So kann evtl. der Ruhepegel im unteren Frequenzbereich mit geringeren Anforderungen gewählt werden, weil unser Ohr in diesem Frequenzbereich sowieso relativ unempfindlich ist (Hörschwelle liegt irgendwo bei einem Schalldruckpegel um die 20-30dB).

    Wenn Du bei einem Hörakustiker warst, dann hat der sicherlich eine Hörkurve aufgenommen, also da mal reinschauen.


    Ich würde mich also von dem Wunsch nach "absoluter Stille" verabschieden, das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar kontraproduktiv. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ein Ruhepegel von vielleicht 20dB(A) bei den typischen Umgebungsgeräuschen ausreicht um Erholung zu garantieren. Einzelne Ereignisse die lauter sind sollte man nicht als Referenz heranziehen und einfach ignorieren.

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