Holzwolle-Leichtbauplatte: Tragfähig oder eher nicht?

  • Guten Tag,


    wir stehen vor der Renovierung unserer Küche im Altbau. Nun haben wir bei Wandproben Holzwolleleichtbauplatten (Sauerkrautplatten) gefunden.


    Sie sind intakt und sehen gut aus.


    Kann man diese als tragfähigen Untergrund für eine Küche verwenden? An einer Wand sind aktuell Hängeschränke, an den anderen (noch) nicht.


    Wir sind für alle Tipps dankbar!


    Viele Grüße

  • ... bei Wandproben Holzwolleleichtbauplatten (Sauerkrautplatten) gefunden.


    Sie sind intakt und sehen gut aus.


    Kann man diese als tragfähigen Untergrund für eine Küche verwenden?

    Ohne weitere Querverteilung der Last ganz eindeutig nein!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Diese Leichtbauplatten sind für die Befestigung schwerer Küchenschränke nicht geeignet. Schaut man in die Datenblätter der Dübelhersteller, dann dürfen selbst "schwere" Dübel nur mit wenigen kg belastet werden, wenn diese in solchen Leichtbauplatten stecken.


    Bei Küchenschränken muss man jedoch mit Lasten rechnen die deutlich höher sind. Da wiegt bereits ein Stapel Teller (12 Stück) schon mal 10kg. Fachböden sind dann meist auf um die 15kg ausgelegt, der komplette Hängeschrank auf über 50kg, und deswegen werden die Montageschienen auf min. 100kg und mehr dimensioniert. Zahlen frei aus dem Gedächtnis, detaillierte Zahlen müsste ich jetzt nachlesen. Müsste in einer DIN 68xxx stehen.

    Die Befestigung an der Wand muss also diese Last abkönnen.

    Mit entsprechenden Dübeln in einer "massiven" Wand, oder Schrauben in einer entsprechenden Unterkonstruktion, ist das problemlos möglich. Es gibt auch Platten als Beplankung, die bei entsprechender Dicke das vertragen. Holzwolle-Leichtbauplatten gehören nicht dazu. Hier sollte die Verankerung in der darunter liegenden Wand erfolgen.


    Noch zu beachten, man kann die Tragfähigkeit nicht durch eine beliebige Anzahl von Dübeln vergrößern. Es reicht also nicht, wenn man einfach mal 20 Dübel auf 1 lfm setzt, da gibt es Mindestabstände usw.

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  • Vielen lieben Dank!


    Unter den Platten ist Backstein - der Küchenbauer weiß, wie die Wände aufgebaut sind.


    Wir sind halt unsicher, ob wir die Wände so lassen oder es abändern 😕

  • Also älteres Haus mit Vollziegel gebaut. Und der Vorbesitzer hat zum dämmen innen Sauerkrautplatten montiert. Sind die vollflächig an der Außenwand?

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...

  • Also älteres Haus mit Vollziegel gebaut. Und der Vorbesitzer hat zum dämmen innen Sauerkrautplatten montiert. Sind die vollflächig an der Außenwand?

    Wir haben mit Backstein ausgemauertes Fachwerk, ca. 120 Jahre alt. Genau, auf den Außenwänden - zumindest in diesem Raum - sind Sauerkrautplatten.

  • ausgemauertes Fachwerk, ca. 120 Jahre alt.

    Da muss ich passen. Soweit ich weiß, wären schwere Lasten an den Balken zu befestigen, die Ausmauerung ist dafür nicht geeignet. Aber mal abwarten, es gibt hier Leute in Forum die wissen das sicherlich besser als ich.

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  • Gibt es irgend welche Unterlagen wie es zu der Innendämmung gekommen ist? Sind die auch in anderen Räumen im Haus? Über Berechnung frage ich lieber erst gar nicht. Schon mal darüber nachgedacht über eine Dämmung des Hauses? Dann könnte man auf die Sauerkrautplatten verzichten. Aber ob man die jetzt einfach weg machen kann, das können wir von hier aus nicht sagen. Das muss sich jemand mit Sachverstand anschauen.

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...

  • Gibt es irgend welche Unterlagen wie es zu der Innendämmung gekommen ist?1-

    Es gibt keinerlei Unterlagen über das Haus. Nicht mal mehr in den Archiven der Stadt oder dem Kreis….


    Schon mal darüber nachgedacht über eine Dämmung des Hauses? Dann könnte man auf die Sauerkrautplatten verzichten.

    Das Haus ist von außen mit mineralischer Dämmung gedämmt - für die Dämmung sind sie also nicht mehr nötig.



    Haben jetzt noch andere Probebohrungen gemacht, da es nur rieselt, werden wir die Wände neu aufbauen (müssen).

  • Haben jetzt noch andere Probebohrungen gemacht,

    Hoffentlich nicht mit Schlag, oder gar einem Bohrhammer.



    werden wir die Wände neu aufbauen (müssen).

    Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Eine Möglichkeit wäre


    Befestigungstraverse
    Einbauelemente für die Aufnahme höherer Konsollasten in Metallständerwänden
    knauf.com


    Dort finden sich Infos zu Konsollasten, Traversen usw. Entsprechende Infos gibt es sicherlich auch von anderen Herstellern, ich habe jetzt nicht überall nachgeschaut.


    Eine ähnliche Diskussion (Waschbecken mit Unterschrank) hatten wir auch hier:



    Ich würde davon ausgehen, dass man im Gefach keine schweren Lasten befestigen kann, dafür ist wohl das Holztragwerk zuständig.

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  • Hoffentlich nicht mit Schlag, oder gar einem Bohrhammer.

    Nein, natürlich nicht 😉


    Danke für die vielen Tipps, das schaue ich mir alles an!


    Wir haben mit dem Abriss begonnen und kamen gut voran.


    Fliesen, Holzwolle-Leichtbauplatten und brökeligen Putz haben wir in Handarbeit entfernt und haben uns nun an etwa der Hälfte der Wand bis auf die Balken und die Backsteine vorgearbeitet. Die Substanz sieht gut aus - wir hoffen, dass der Rest auch so aussieht.


    Es ist zwar viel Sauerei, Aber dafür können wir es jetzt stabil wieder aufbauen.

  • bei so einem Untergrund käme ich schon aus Gründen der Tragfähigkeit nicht auf die Idee, Hängeschränke zu montieren. Dann lieber darauf verzichten und hohe bodenstehende Möbel verwenden.


    Wobei aus bauphysikalischer Sicht angemerkt werden muss: der Beschreibung folgend sollte der Wärmeschutz der Wände sehr gering sein. Da sind alle Möbel, die an Außenwände grenzen, ohnehin problematisch, weil dahinter Kondensat- und Schimmelbildung durch jedes Möbel wahrscheinlicher wird.

    Und wenn es Sichtfachwerk ist, wird es noch kritischer, weil die Wände sehr wahrscheinlich auch davon leben, nach innen abtrocknen zu können.

  • der Beschreibung folgend sollte der Wärmeschutz der Wände sehr gering sein.

    Anscheinend gibt es eine Außendämmung, wodurch sich die Situation etwas entschärfen dürfte. Details zur Dämmung wurden aber nicht genannt, bis auf die Aussage, dass es sich um eine "mineralische" Dämmung handelt.

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  • Laut unseres Vorbesitzers ist es eine für Bauart und Baujahr des Hauses geeignete, mineralische Dämmung mit ca. 20cm Stärke. Was genau es ist, müsste ich nachschauen. Wir haben nirgends Probleme mit Feuchtigkeit oder Schimmel - wir haben absichtlich mehrere Hygrometer und das Raumklima ist i d R optimal.

  • in einer Küche kann die Luftfeuchtigkeit sehr hoch liegen, sofern sie genutzt wird. Küche und Badezimmer sind kritisch,gefolgt von "kleinen " Schlafräumen. Wohnzimmer sind meist größer und werden anders genutzt.


    Ist das Gebäude (hoffentlich) dicht, dann muss man das Lüften im Auge behalten.

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  • Wir wohnen seit sieben Jahren in diesem Haus, bisher hatten wir, wie gesagt, keine Probleme mit Feuchtigkeit oder Schimmel.


    An den beiden Außenwänden waren bis vor zwei Tagen zum Großteil ca. 15 Jahre lang Fliesen - darunter ist/war die Wand bereits neu aufgebaut. Der Teil der Wand scheint stabil und ist auch trocken.

  • ist es eine für Bauart und Baujahr des Hauses geeignete, mineralische Dämmung mit ca. 20cm Stärke.

    Vermutlich eine Dämmung mit Lambda um die 0,05, damit die damalige EnEV eingehalten wurde? Bei 20cm Dicke wird dann der U-Wert der Wand bei etwa 0,24W/m²K liegen, das könnte passen.

    Unter diesen Bedingungen sollte die Oberflächentemperatur raumseits kaum unter 17-18°C fallen (bei min. 20°C RT), ausgenommen in kritischen Bereichen in denen kaum Heizwärme hin kommt (Raumecken, Sockelbereich, verdeckte Flächen). Damit sollte die Wand sicher sein, selbst bei einer rel. Luftfeuchtigkeit von 70-80%. Trotzdem das Lüften nicht vergessen, und in der Küche sollte die Dunstabzugshaube auch genutzt werden.


    Aber zurück zur Befestigung der Hängeschränke. Ich könnte mir eine Vorwand mit Traversen vorstellen, die in einer Höhe angebracht werden in der die Hängeschränke befestigt werden. Den Zwischenraum könnte man mit MiWo füllen und dann mit Gipskarton beplanken. Befestigung der Vorwand an den Decken (Boden) und notfalls noch an den Balken des Fachwerks (letzteres sollte nicht nötig sein). Das kostet ca. 7cm, hält dafür laut Hersteller bis 1,5kN/lfm, also mehr als ausreichend für die Hängeschränke. Trockenbauprofile und Gipskarton sind günstig zu bekommen, und ich würde dieser Lösung weit mehr vertrauen als irgendwelchen Schrauben die in den Ziegeln im Gefach befestigt sind.

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  • Nicht, dass ein Energieberater die Wand so gerechnet hat, dass es innen auch noch die Sauerkrautplatte gebraucht hätte. aus irgend welchen Gründen und sei es um in der Küche ne kalte Wand zu verhindern.

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...

  • Nicht, dass ein Energieberater die Wand so gerechnet hat, dass es innen auch noch die Sauerkrautplatte gebraucht hätte. aus irgend welchen Gründen und sei es um in der Küche ne kalte Wand zu verhindern.

    Ich vermute, dass die Sauerkrautplatten bei einer Wand "aus ausgemauertem Fachwerk" nur als Untergrund dienen, um darauf die Fliesen zu kleben.

    Gruß
    Holger
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    Früher, da war vieles gut. Heute ist alles besser.
    Manchmal wäre ich froh, es wäre wieder gut.
    (Andreas Marti; Schweizer)