Frage zu alter Baulast

  • Hallo Forum,


    ich bin ein ziemlicher Laie was Baurecht angeht. Darum würde ich gerne fragen, was diese Baulast genau bedeutet (siehe Bilder).


    Der blaue Anbau von Haus A wurde in den 60ern errichtet. Der grüne Anbau von Haus B wahrscheinlich in den 70ern. Auch ohne die Anbauten stehen die Häuser weit weniger als 6m voneinander entfernt. Für beide Häuser gibt es keine alten Bauunterlagen, in der Baulast ist jedoch bezüglich Haus A von einem 1924 geplanten Neubau die Rede. Haus B wurde auf Ende des 19. Jahrhunderts datiert, stand also scheinbar zuerst. Dafür gibt es aber wie erwähnt keine handfesten Beweise. Das Gemäuer in der Scheune passt aber zu diesem Zeitpunkt, die Scheune wurde mit Ausnahme des grünen Bereichs zusammen mit dem Haus errichtet.


    Wie ist diese Situation zu bewerten? Müsste Haus B laut Baulast nicht 6m Abstand zu Haus A haben?


    Vielen Dank für jede Hilfe!


    Einmal editiert, zuletzt von Skeptiker () aus folgendem Grund: Vorschauen eingefügt

  • Haus B ist doch schon viel zu nah an der Grenze. Komisch das. Wurde das Grundstück erst später geteilt?

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...

  • Wie ist diese Situation zu bewerten?

    Ohne eine akribische Recherche der Entstehungsgeschichte ist eine Bewertung nicht möglich. Im Zweifelsfall muss der Eigentümer die Rechtmäßigkeit der Gebäude beweisen.


    Für beide Häuser gibt es keine alten Bauunterlagen

    Wenn es tatsächlich keine weiteren Unterlagen geben sollte, ist die Baulast wertlos, da sie ohne den Bauantrag von 1924 unbestimmt ist.

  • Zu Haus B bestehen definitiv keine Unterlagen, es wurde bereits bei allen erdenklichen Archiven recherchiert. Zu Haus A bestehen laut Eigentümer ebenfalls keine Unterlagen.


    Sollten allerdings Unterlagen vorhanden sein, auf denen der ursprüngliche Grundriss von Scheune A weniger als 6m Abstand zu den heutigen Mauern von Scheune B hat, dann wäre Scheune B folglich ein Schwarzbau und müsste mindestens teilweise abgerissen werden, richtig?

  • Zu Haus B bestehen definitiv keine Unterlagen

    Irgendwie müssen die Gebäude aber in die Liegenschaftskarte gekommen sein. Zwar liefert das Archiv des Katasteramtes keine Hinweise auf die Legalität der baulichen Anlagen aber sofern es von keiner Bombe getroffen wurde oder beim benachbarten U-Bahn-Bau gepfuscht wurde liefert es zumindst Hinweise zum zeitlichen Ablauf der Bebauung. Oft finden sich dort auch historische Luftbilder.

    Sollten allerdings Unterlagen vorhanden sein, auf denen der ursprüngliche Grundriss von Scheune A weniger als 6m Abstand zu den heutigen Mauern von Scheune B hat, dann wäre Scheune B folglich ein Schwarzbau und müsste mindestens teilweise abgerissen werden, richtig?

    Das kommt darauf an wie zuverlässig der ursprüngliche Grundriss datiert werden kann. Nach derzeitigem Stand wäre auch Scheune A teilweise ein Schwarzbau könnte von Rückbauforderungen betroffen sein.

  • Die ganze Situation ist komisch. Angenommen die Scheunenerweiterung an Haus A ist kein Schwarzbau, dann wäre doch spätestens bei der Planung davon aufgefallen, dass Scheune B viel zu nah steht. Die Scheune von Haus B wurde definitiv nicht erst in den 60ern errichtet.


    Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass jemand eine derart große Baumaßnahme in den 60er Jahren direkt an einer Durchgangsstraße schwarz durchziehen konnte ohne aufzufliegen. Die Scheune wurde schließlich erheblich in Grundfläche und Höhe erweitert. Aber wer weiß, was damals auf dem Dorf so alles möglich war.


    Dass da ein Archiv von einer Bombe getroffen wurde ist gar nicht so unwahrscheinlich. Es gibt scheinbar von keinem Haus in der Straße welches vor dem zweiten Weltkrieg errichtet wurde irgendwelche Bauunterlagen.


    Ich habe auf die schnelle zwei Luftbilder gefunden. Auf einem von 1968 sehen beide Häuser bereits genau so aus, wie sie auf der Karte eingetragen sind. Auf einem anderen aus den 40er Jahren ist die Scheune von Haus A noch in ihrer kleineren Form zu sehen, aufgrund des Kamerawinkels ist der Abstand zwischen beiden Häusern aber nicht ersichtlich. Haus bzw. Scheune B sind auf diesem Bild aber in heutiger größe zu sehen. Wo wir wieder beim Punkt sind: Wäre Scheune B ein Schwarzbau, hätte das nicht bei der Erweiterung von Scheune A auffallen müssen? Vorausgesetzt dass es sich dabei nicht selbst um einen Schwarzbau handelt.


    Ich werde schauen was ich noch so alles finden kann. Da sich an der Situation aber offenbar seit mindestens 60 Jahren niemand gestört hat werde ich sicherlich keine schlafenden Hunde wecken.

  • Dann ist Haus B doch nicht aus den 70ern, sondern aus der gleichen Zeit wie Haus A, zumindest sind beide nicht zeitlich nicht weit auseinander. Beide wurden zu nah an die Grenze gebaut. Könnten beide ein Schwarzbau sein. Wie wäre es mal mit älteren Leuten im Dorf zu sprechen? Vielleicht wissen die was.

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  • Mich würde interessieren, wer hier mit welchem Ziel fragt.

    Es scheint A zu fragen - nur das Ziel ist mir noch unklar, oder irre ich mich?

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Mich würde interessieren, wer hier mit welchem Ziel fragt.

    Es scheint A zu fragen - nur das Ziel ist mir noch unklar, oder irre ich mich?

    Es fragt (leider?) B. Mir geht es nur um Gewissheit, falls irgendwann irgendwer doch die schlafenden Hunde weckt.

    Dann ist Haus B doch nicht aus den 70ern, sondern aus der gleichen Zeit wie Haus A, zumindest sind beide nicht zeitlich nicht weit auseinander. Beide wurden zu nah an die Grenze gebaut. Könnten beide ein Schwarzbau sein. Wie wäre es mal mit älteren Leuten im Dorf zu sprechen? Vielleicht wissen die was.

    Geschätztes Baujahr von Haus B ist 1899. In der Baulast von 1924 ist bezüglich Haus A von einem geplanten Neubau die Rede. Ob es dabei um das ganze Haus oder nur um die Scheune ging weiß ich nicht.


    Ich habe mich bezüglich der Scheunenerweiterung an Haus A in einem Punkt geirrt: Die Grundfläche der Scheune scheint sich dadurch nicht geändert zu haben. Der von mir blau markierte Bereich war auch vor den 60ern schon einstöckig vorhanden. Heute hat die Scheune an der Stelle drei Stockwerke.


    Ich habe noch ein Luftbild von 1938 gefunden. Der Grundriss beider Häuser, also auch der Abstand, sieht so weit ich es beurteilen kann gleich aus wie heute. Das war nur 14 Jahre nach dem Zustandekommen dieser Baulast.

  • wie Escroda schon schrieb

    Ohne eine akribische Recherche der Entstehungsgeschichte ist eine Bewertung nicht möglich.

    Die Aussage

    die Scheune wurde mit Ausnahme des grünen Bereichs zusammen mit dem Haus errichtet.

    macht, mit der Baulast zusammen, keinen Sinn.


    Für mich sieht es auf den ersten Blick danach aus, dass A 1924 die Scheune gebaut hat und dafür die Baulast eingetragen wurde. Die Scheune von B müsste dann danach als Schwarzbau gekommen sein.


    P.S.: Ich würde die bestehende Gesamtsituation brandschutztechnisch prüfen lassen. Eventuell kann man den IST-Zustand auch genehmigen lassen und damit Rechtssicherheit erlangen.

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    5.Mose 27:18

  • Evtl hilft ein Blick in alte Karten der Vermessung. Beispielsweise Bayernatlas, dort historische Karten anwählen. Es gibt auch ne App mit historischen Karten für Bayern. Weiß aber nicht, wie das in anderen Bundesländern ist

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  • Zu Haus B bestehen definitiv keine Unterlagen, es wurde bereits bei allen erdenklichen Archiven recherchiert.

    Ich würde jenseits von Archiven denken. Bebilderte Dorfchroniken, aliierte Luftbilder, simple Fotos usw.


    Wir waren mal an einem alten Haus interessiert, da erfuhren wir von einem Foto, auf dem ein Giebel komplett fehlte. Bombenfehlwurf [Flakstellung in der Nähe] in den 40ern, Giebel weg. Rest stand. :eek: Hat keiner gesagt. Scholzeffekt.

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Im Internet konnte ich keine weiteren Karten, Bilder etc. finden. Ich habe nun nächste Woche einen Termin auf der Gemeinde, bis dahin werden dort die Archive durchsucht. Vielleicht kann dann nachvollzogen werden was wo zuerst stand.

  • Das könnte eine Idee sein. Hier gibt es die Altstadtfreunde, die ziemlich viel Bildmaterial haben. Evtl gibt’s sowas bei Euch auch?

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  • Ich habe nun nächste Woche einen Termin auf der Gemeinde, bis dahin werden dort die Archive durchsucht.

    Ein paar ergänzungen

    du kannst ja abhaken wenn du es schon erledigt

    so aus meinen eigenen Erfahrungen


    BW hatte so 1973 eine gebietsreform ( hier by wurde das zeugs davor in die Landesarchive gegeben aka Staatsarchiv)

    Beim wenigsten zurückliegenden anfangen.

    70er ist zu wenig eingegrenzt ( die wollten das von mir genauer haben)

    Datenschutz spielt da sicher eine Rolle (ich konnte das nach wenige Jahre umfassende Bauverzeicniss selber einsehen)

    Strassennamen und Hausnummer können sich ändern.

    Das Fast-Aus meiner Suche wäre gewesen wenn mir nicht eingefallen wäre das der Schwiegervater der Bauherr gewesen sein könnte.

    Wenn du über den nachbarn anfangen möchtest brauchst du etwas wissen über besitzverhältnisse und Namen


    Bei mir steht die Baulast und Nachbarvereinabrungen direkt in dem genehmigten Bauantrag von 1954.

    Zeuge war der Pfarrer

    Festschriften vereleiten gerne sich mit der Ortshistorie euseinander zu setzen.

    frühere Exemplare findne sich vielleicht in der lokalen Bibliothek.

    Früher hat man Götter gesagt, heute sagt man Internet.


    Herbert Achternbusch RIP

  • Anda Das meinte ich ja, mit älteren Leuten schwätze. Die können dann an andere verweisen die mehr wissen, wenn sie noch leben usw. Und das Archiv der Gemeinde ist eh eine gute Anlaufstelle. Wenn die auch noch tatkräftig mitmachen, was will man mehr. Aber, dass gar keine Unterlagen zu finden sind, das kenne ich hier aus dem Süden gar nicht.


    Aber wie kann ein ehemals eingeschossiger Schuppen jetzt dreigeschossig sein? Ist das ein Schuppen oder ein Wohnhaus? Ein landwirtschaftliches Anwesen mit Tenne? Oder wo braucht man so hohe Schuppen?

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...

  • Bei Veränderungen von 1970 sollten sich Zeitzeugen finden lassen. Einfach mal das Bankel Altvorderen befragen

    Hano wen isch des baut worn

    Anhand der Dorfchroniken kann man eher den tatsächlichen Dorfchronisten rausfinden. Die sind meist engagiert helfen gerne weiter


    Frau Maier war schneller

    Früher hat man Götter gesagt, heute sagt man Internet.


    Herbert Achternbusch RIP

  • Baulasten zu prüfen ist oftmals nicht ganz einfach. Die muss man im Gesamtzusammenhang sehen.

    Erschwert wird dies häufig dadurch, dass sich Hausnummern und Flurstücksnummern teils mehrfach geändert haben. ggf. muss man sich sogar die Genehmigungen der Nachbargrundstücke ansehen.

    Ich habe schon erlebt, dass in Baulasten Fehler drin waren. Vielleicht trifft die Baulast ja das links anschließende Grundstück.


    Interessant wäre: was ist der Hintergrund der Frage? Soll etwas verändert werden?


    Ich empfehle, bei der Gemeinde vorzusprechen und die Baulast erläutern zu lassen...

  • Wenn es tatsächlich keine weiteren Unterlagen geben sollte, ist die Baulast wertlos, da sie ohne den Bauantrag von 1924 unbestimmt ist.

    Diesen Hinweis eine Vemessungsing. würde ich nicht ganz auser acht lassen.

    Historisch betrachtet, kann das gnaze aber schon aufgehoben sein.

    Warum?

    A) Das ganze war vor dem WK2

    B) Zu Kreigszeiten gibt es manchmal massive Änderungen

    C) Verluste durch Kriegsgeschehnisse sind nicht selten.

    D) Deutet der Inhalt der Baulast eher auf Brandschutzbestimmungen hin. (Dachvorsprung brennbar/nicht brennbar).

    E) Ist das ganze 100 Jahre + X alt, d.h. es müsste durch min 2 Hände gegangen sein mit möglichen Änderungen und Bauanträgen. Da wäre dann ggf der Scheunenbau aufgeflogen oder wurde legalisiert.

    Ben Affleck wäre mit "Reengenering" hier an der richtigen stelle. ;)

    Wir haben Chaos und Bürokratie, Made in made in Germany, Propaganda und Poesie, Made in Germany

    Wir können am Glücksrad die Geschichte drehen, auf Stelzen über Leichen gehen, Bis zum Mittelmeer mit Feuer spucken, die Eins am Schießstand und Autoscooter...Made in Germany

  • So, ich komme gerade von der Gemeinde. Dort habe ich eine Katasterkarte von 1903 gefunden. Dass Haus oder Scheune B zwischen 1903 und 1924 abgerissen und später als Schwarzbau wieder aufgebaut wurde ist hochgradig unwahrscheinlich. Scheune A ist auf der Karte kleiner dargestellt als heute, möglicherweise wurde sie 1924 vergrößert, darum die Baulast.


    Ich habe den Mitarbeiter der Gemeinde "eingeweiht". Er ist sich sicher, dass die Baulast heute keine Konsequenzen mehr hat. Er schaut aber dennoch ob es relevante Bauunterlagen für Haus A gibt.