Messgeräte Druck (eigentlich Last) und sehr kleine Strecken

  • Für die Sanierung einer überlasteten Wand sieht das Sanierungskonzept des Tragwerksplaners vereinfacht beschreiben vor, diese Wand von der Eigenlast einer auf ihr liegenden Decke und deren kräftiger Auskragung (Balkonplatte) zu entlasten, sie dann abzubrechen, sie durch eine Stahlstütze mit Kopfplatte und darauf auffliegendem Elastomerlager zu ersetzen und dann die Decke wieder abzusenken. Die Hebung und Senkung der Decke erfolgt dabei hydraulisch über einen Stempel. Die Decke ist jetzt bereits durch Stützen nach Statik gesichert. Alles wurde bzw. wird noch von einem Prüfingeneur für Standsicherheit geprüft und freigegeben.


    Zur eigentlichen Frage: Das Sanierungskonzept sieht die Anhebung der Decke in ihre errechnete (theoretische) Ausgangsposition um rd. 5 mm und ihre spätere Absenkung um wieder 1,0 mm vor, wobei sie planmäßig die Stütze um 0,36 mm und das Elastomerlager um 0,54 mm komprimieren wird. Dies soll überwacht werden durch gleichzeitige Überwachung der von der Unterstützung aufgenommene Vertikallast (knappe 100 kN, also entsprechend einer Gewichtskraft von 10 to) und der zurückgelegte Strecke der Deckenunterkante.


    Kennt jemand fertig einsetzbare Messgeräte / -lösungen für die baustellen- und praxistaugliche Überprüfung der:

    • auf die Abstützung wirkenden Vertikalkraft (Auflösung 1 - 5 kN, Hydraulikanlage mit integriertem Messgerät wäre auch OK, wenn zur Miete verfügbar)
    • Absolutbewegung der Deckenunterseite ?


    Aufgrund der bereits vorliegenden Prüffreigaben geht es nicht (mehr) um das Sanierungskonzept, sondern ausschließlich um die praktische Umsetzung der (Kontroll-) Messungen!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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    Einmal editiert, zuletzt von Skeptiker () aus folgendem Grund: Zahlen hervorgehoben

  • Nein, mir bisher nicht, aber das geht an der Sache etwas vorbei: Es wird eine Möglichkeit zum Messen kleiner Bewegungen (absolut < 10 mm!) gesucht, die mit dem bloßen Auge bei einer Genauigkeit von mind. 0,05 mm (absolut!) ablesbar sein muss.


    Es wird erwogen, mit der Messung einen Vermesser zu beauftragen, wobei sich die Frage stellt, ob der derartig genau messen kann.


    Handelsübliche einfache linear-optische Wand-Rissmonitore sind leider für diesen Fall erheblich zu grob in der Auflösung (Faktor 10 - 20)!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Ich hab jetzt erst genauer nachgesehen X/


    Sowas besser? https://www.rissmonitor-shop.d…e/Rissmonitor-Decke-Wand/

    Danke! Grundsätzlich schon besser, aber es gilt, was ich bereits in #3 schrieb:

    Handelsübliche einfache linear-optische Wand-Rissmonitore sind leider für diesen Fall erheblich zu grob in der Auflösung (Faktor 10 - 20)!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Für die vertikale Verschiebung würden sich wohl Wegaufnehmer zur Überwachung anbieten, wahlloses Beispiel hier. Ob das Beispiel genau das ist, was von Dir gesucht ist, weiß ich mangels Erfahrung allerdings nicht.


    Vielleicht hilft es aber bei Kollegen, die Belastungsversuche durchführen, nachzufragen, was für eine Messtechnik zur Verfügung steht. Die müssen bei Belastungsversuchen ja auch die Verformungen beobachten...

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)


    Rings um euch liegt die weite Welt: Ihr mögt euch einzäunen, aber euer Zaun wird sie nicht fern halten. (J.R.R. Tolkien, Derr Herr Der Ringe, Erster Teil: Die Gefährten)

  • Wir messen Bewegungen von Oberbau-Bauteilen mit Linear-Wegsensoren. Wir erreichen damit Auflösungen besser 5/100 mm.

    Einfacher in der Handhabung sind allerdings Messuhren, so wie Thomas sie schon vorgeschlagen hat. Mit Stativ und Magnetfuß ließe sich die Pressung der Elastomerlage gut messen. Die Pressung der Stütze benötigt allerdings ein anderes Messverfahren.

    Messuhr mit besagtem Zubehör kann ich Dir gerne leihen.

  • Hier kommen ja massiv viele Ideen. Meine erste war, wer in seinem Konzept eine 100-stel Messung von Längenänderung im Millimeterbereich im Bauwesen vorsieht, sollte auch eine "Lösung" haben;)


    Warum müssen die Bewegungen und Lasteinwirkungen so genau gemessen werden?

    Die statischen Bemessungen gehen eh von Annahmen aus und abstrahieren alles massiv. Der 100-stel Millimeter ist also mehr als eine Illusion. Laständerungen infolge von Formänderungen werden z.B. in den allermeisten Fällen komplett ignoriert. (statisches System erster Ordnung)

    Ähnliches gilt für zeitveränderlichen (Verkehrs)lasten.


    5 mm Anhebung sind auf dem Bau schon eine Herausforderung, die ein Vermesser (Sofern er sich nicht wörtlich betätigt.) lösen kann.

    Die Handwerker, die dann alles ausführen sollen, können ebenfalls max. auf 5 mm genau arbeiten.


    Die vorgeschlagene Lösung mit 100-stel Millimeter ist also keine "Lösung", sondern eine Utopie und max. im Gerätebau umsetzbar.

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Ich gebe noch zu bedenken, dass eine zu genaue Messung aufgrund der Messwertschwankungen mehr zur Verwirrung beitragen kann als zur Lösung eines Messproblems. Man sieht dann plötzlich Probleme die es praktisch gar nicht gibt.


    Für den Prüfaufbau stellt sich auch die Frage, ist die Referenzposition während der Messung ausreichend stabil? Wenn die Decke über einen Stempel angehoben wird, ist dann sichergestellt, dass nicht der Boden auf dem der Stempel steht nachgibt? Ansonsten braucht man eine Referenzposition die davon unabhängig ist.

    Was passiert mit der Decke wenn diese angehoben wird? Verbiegt sich die Decke? Wo soll dann gemessen werden?


    Worauf ich hinaus möchte, wenn der Prüfaufbau versagt hilft die genaueste Messtechnik nichts.

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  • Nein, mir bisher nicht, aber das geht an der Sache etwas vorbei: Es wird eine Möglichkeit zum Messen kleiner Bewegungen (absolut < 10 mm!) gesucht, die mit dem bloßen Auge bei einer Genauigkeit von mind. 0,05 mm (absolut!) ablesbar sein muss.


    schonmal an eine indirekte Messung gedacht? Also nicht direkt die Länge (bzw -änderung) messen, sondern was die Längenänderung so bewirkt? Beispiel: Ein Stahlseil d=4mm am Boden und an der Decke verankert und vielleicht etwas vorgespannt, mit Dynamometer drin, würde bei angenommener Raumhöhe von 3m und einem E Modul von 200GPa eine Längenänderung von 50µm in eine Kraft von 40N übersetzen. Das ließe sich gut mit jedem Dynamometer ("Kranwaage...") messen. So ein Ansatz löst das Problem des schlechten Verhältnisses von Längenänderung zu Gesamtlänge 50µm/3m=10⁻⁶. Auch das lokale Eindrücken des Hebe-Stempels in den Boden könnte man umgehen, wenn man die Bodenverankerung des Stahlseils ein wenig versetzt anbringt.


    Ein Problem könnte sein, dass die meisten Batterie-Dynamometer sich beim Einschalten tarieren und dann eine Kraft von 0N anzeigen... aber das müsste ja lösbar sein.

  • Ich verstehe die Aufgabenstellung nicht.


    Die Decke soll um 5 mm angehoben und anschließend um 1 mm abgesenkt werden .


    Wo ist das Problem, wenn es 1,5 mm werden? Zwischen der Stütze und den Auflagern in Wandlängsrichtung werden sich ohnehin neue Durchbiegungen einstellen, die theoretisch errechnet werden können, aber praktisch sicher im 10tel-mm Bereich abweichen werden.


    Außerdem möchte ich den Schlosser sehen, der eine Stahlstütze mit aufgeschweißter Kopf- und Fußplatte in einem Winkel von 90,000° und Längentoleranz von 5/100 mm herstellen kann und will. Außerdem verändert eine 3 m lange Stahlstütze bei 5 K Temperaturunterschied ihre Länge um 0,18 mm. Schon das ist ca. 4-fach mehr als die 5/100 mm.


    ???

    __________________
    Gruß aus Oranienburg
    Thomas

  • Deswegen frage ich mich wie der "Prüfaufbau" aussehen soll, und ob es tatsächlich so genau sein muss. Bei den vielen Faktoren die hier mit reinspielen, könnte man Ergebnisse im Bereich 0,05mm Messgenauigkeit auch würfeln. Klar, man wird ein Messgerät finden das diese Genauigkeit aufweist, vermutlich wären auch noch weitere Nachkommastellen möglich, aber was sind diese Messwerte wert?


    Ich könnte die Netzspannung an einer Steckdose mit 1mV Auflösung messen, evtl. wären auch 100µV möglich, aber wer käme auf so eine Idee?


    Wenn ich das richtig verstanden habe, dann geht es ja erst einmal um die Chichtdicke des Elastomerlagers. Hier müsste man also isoliert messen, und was man daraus ableitet.......

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  • vermutlich wären auch noch weitere Nachkommastellen möglich, aber was sind diese Messwerte wert?

    Wieder scheint sich zu bewahrheiten: Wer viel misst, misst Mist!

    ...Schichtdicke des Elastomerlagers...

    Die offensichtlich für 100 kN Last aus Eigengewicht ermittelt wurde. Was passiert, wenn dann noch 30 kN Verkehrslast dazukommen? Oder die Decke sich durch ihre Steifigkeit und ggf. Inhomogenität etwas anders verformt?


    Skeptiker, nochmal die Frage:

    Die Decke soll um 5 mm angehoben und anschließend um 1 mm abgesenkt werden. Wo ist das Problem, wenn es 1,5 mm werden?


    Die 5 mm (warum nicht 4 oder 6, oder ist das eigentlich wurscht?) für das Anheben der Decke kann man mit dem Distanzlaser messen, die endgültige Einbauhöhe ergibt sich aus der Stützenlänge + Lager. Auch das kann man schon vor Einbau auf <1 mm genau messen.


    Ich verstehe das Problem nicht.

    __________________
    Gruß aus Oranienburg
    Thomas

  • Kurze Ergänzungen nach Erinnerung

    Das Sanierungskonzept sieht die Anhebung der Decke in ihre errechnete (theoretische) Ausgangsposition um rd. 5 mm und ihre spätere Absenkung um wieder 1,0 mm vor, wobei sie planmäßig die Stütze um 0,36 mm und das Elastomerlager um 0,54 mm komprimieren wird. Dies soll überwacht werden durch gleichzeitige Überwachung der von der Unterstützung aufgenommene Vertikallast (knappe 100 kN, also entsprechend einer Gewichtskraft von 10 to) und der zurückgelegte Strecke der Deckenunterkante.

    Die genannten Bewegungen sollen ca. 14 m über einer Gartenfläche stattfinden und überwacht werden.


    Die Absenkung der temporären Fundamentierung bzw. eine temporäre Fundamentierung überhaupt könnte tatsächlich das größte Hindernis bei der Messung der Bewegungen sein, denn eine Vermesserin sieht überhaupt kein Problem darin, mit optischem Nivelliergerät aus 20 oder 30 m Entfernung vertikal auf 1/10 mm genau zu messen.


    Diese Sorge ist also unbegründet :yeah:!

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • sollen ca. 14 m über einer Gartenfläche

    d.h. ein "Stempel" mit 14m Länge (Höhe)?

    Bestehen da keine Bedenken, dass sich diese "Säule" bei der Last von oben biegt? Oben reden wir von hunderstel Millimeter "Höhenunterschied" die gemessen werden sollen. Das ist wohl ein Fall für Krankonstrukteure oder Brückenspezialisten, das liegt jenseits meiner Vorstellungskraft. Bei Antennenmasten musste ich lernen, dass es nie möglich war, diese exakt senkrecht aufzustellen, aber das war bei einer Last von wenigen hundert kg kein Problem.


    Auf jeden Fall ein Photo machen, das könnte interessant sein.

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  • d.h. ein "Stempel" mit 14m Länge (Höhe)?

    Bestehen da keine Bedenken, dass sich diese "Säule" bei der Last von oben biegt? Oben reden wir von hunderstel Millimeter "Höhenunterschied" die gemessen werden sollen. Das ist wohl ein Fall für Krankonstrukteure oder Brückenspezialisten, das liegt jenseits meiner Vorstellungskraft. Bei Antennenmasten musste ich lernen, dass es nie möglich war, diese exakt senkrecht aufzustellen, aber das war bei einer Last von wenigen hundert kg kein Problem.


    Auf jeden Fall ein Photo machen, das könnte interessant sein.

    Ohne das Projekt zu kennen, aber es geht hier mit Sicherheit nicht um eine 14 m hohe Wand, die durch eine 14 m hohe Stütze ersetzt werden soll.

    Ich würde eher mal annehmen, dass es um eine Wand mit normaler Geschosshöhe geht, deren Kopf (bzw. die Unterkante der darauf liegenden Decke) sich in 14 m höhe befindet. Bei üblichen Geschosshöhe ginge es also um die Decke ca. über dem 4. bis 5. OG und somit um eine Wand bzw. Stütze im 4. oder 5. OG.


    Davon aber mal unabhängig sollte es für einen halbwegs erfahrenen Bautrupp kein wirkliches Problem sein, eine 14 m hohe Stütze im Lot zu errichten:



    Weiß jetzt nicht genau, ob es hier wirklich 14 m sind, aber es dürfte (aus meiner Erinnerung) nicht viel fehlen.

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  • Davon aber mal unabhängig sollte es für einen halbwegs erfahrenen Bautrupp kein wirkliches Problem sein, eine 14 m hohe Stütze im Lot zu errichten:

    Das mag sein, nur "warum ist diese so übergenaue Messung" erforderlich?


    In der Statik werden die Risiken, grob geschätzt, gedrittelt.

    1/3 für den Statiker

    1/3 für den Ausführenden

    1/3 als Reserve


    Ob sich die Decke anschließend wieder um genau 1 mm oder um 2 oder sogar um 3 mm setzt, dürfte für den statischen Nachweis nicht einmal im Promillebereich landen.

    Andernfalls wurde eine ungeeignete Lösung geplant.

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Ob sich die Decke anschließend wieder um genau 1 mm oder um 2 oder sogar um 3 mm setzt, dürfte für den statischen Nachweis nicht einmal im Promillebereich landen.

    Andernfalls wurde eine ungeeignete Lösung geplant.

    Für die Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit stimme ich zu, für die Nachweise im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit nicht zwangsläufig.

    Bei der Herstellung einer Netzersatzanlage eines großen deutschen Fernsehsenders forderte der Hersteller der Generatoren eine Ebenheit der Podestes, auf denen die Generatoren aufgestellt werden sollten, im 1/10-mm-Bereich, was laut ausführender Baufirma kein grundsätzliches Problem darstellte, außer dass die entsprechende Leistung nicht ausgeschrieben war und somit wahrscheinlich einen ordentlichen Nachtrag nach sich gezogen hat, weiß ich aber nicht genau, da ich das Projekt zu diesem Zeitpunkt verlassen hatte.

    Wenn sowas tatsächlich der Hintergrund wäre, könnte ich die Nervosität verstehen, da bei diesen

    [...] die Stütze um 0,36 mm und [...] Elastomerlager um 0,54 mm [...]

    planmäßig und unvermeidbaren vertikalen Verformungen beträgt das Maß, um das die Decke abgesenkt werden darf bzw. muss nur noch 0,1 mm beträgt.

    Der Bauende soll nicht herumtasten und versuchen. Was stehen bleiben soll, muß recht stehen und wo nicht für die Ewigkeit doch für geraume Zeit genügen. Man mag doch immer Fehler begehen, bauen darf man keine. (Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)


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  • Für die Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit stimme ich zu, für die Nachweise im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit nicht zwangsläufig.

    Es geht hier m.E. um ein Wohngebäude, da von Balkonen die Rede ist. Vermutlich wird die Decke über mehrere Geschosse bis in den Baugrund abgestützt. Was sollen da Messwerte im 100tel-mm-Bereich? So genau ist kein statischer Nachweis.


    Die Last auf die Stütze ist errechnet worden (100 kN), die muss doch sicher nicht noch einmal gemessen werden.


    Ob sich da jetzt eine Durchbiegung von 2/10 mm mehr oder weniger einstellt, ist doch wurscht. Die Decke ist vorhanden, die Stütze wurde dann eingebaut, und wenn sie 10 K kälter oder wärmer wird im Vergleich zur Einbautemperatur, wird sie bei 3 m Länge 0,36 mm länger oder kürzer, siehe #13.


    Da habe ich schon die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer Messung mit Genauigkeit 0,05 mm gestellt. Leider kam bis jetzt keine Antwort.

    __________________
    Gruß aus Oranienburg
    Thomas

  • Da habe ich schon die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer Messung mit Genauigkeit 0,05 mm gestellt. Leider kam bis jetzt keine Antwort.

    Für heute Nachmittag sind ein Ortstermin mit den Eigentümern und einer mit dem Statiker und dem Prüf-Ing vereinbart. Danach kann ich werde ich hier weiterführend sinnvoll antworten können.


    Wie bereits geschrieben geht es um eine Sanierung, die durch einen 10 Jahre zurückliegenden Ausführungsfehler bei einem damaligen Neubau notwendig wurde. Die anzuhebende Decke (bzw. der Balkon) befindet sich frei auskragend 14 m über Grund. unter ihr gibt es bis zum Boden noch zwei weitere Balkone, wovon der untere seitlich um einen knappen halben Meter verschoben ist. Ja, es handelt sich hier um Geschosse mit Wohnungen in einem Wohn- und Gewerbebau, was für die Fragestellung aber irrelevant ist. Die Abstützung erfolgt vertikal vom Boden aus am untersten Balkon vorbei bis unter den 2. Balkon von dort dann bis zum 3. Balkon mit der Hebemöglichkeit. Ich skizziere das mangels Zeichengerät notdürftig textlich:


    5. OG Attika als Balken

    auf Stützen


    4.OG Stahlstütze


    4. OG auskragende Loggia


    Hydraulik-

    3.OG stempel

    Stütze 2


    StB - Überzug

    3. OG Decke / Balkon


    2.OG Stütze 1


    2.OG Balkon Stütze 1


    1.OG Stütze 1


    1.OG Stütze 1


    EG Stütze 1


    EG   Stütze 1

    Boden Boden Boden Boden Boden Boden Boden

    UG Boden

    Boden

    UG Boden


    Stütze 1 hat eine Länge von rd. 11 m, Stütze 2 ist nur knapp 3 m lang

    d.h. ein "Stempel" mit 14m Länge (Höhe)?

    Jein, eigentlich nur 11 m Länge, siehe oben.

    Bestehen da keine Bedenken, dass sich diese "Säule" bei der Last von oben biegt?

    Nein, die bestehen nicht. Es gibt fertige Traggerüste / Schalungsstützen, bspw. von Doka, die genau für solche Fälle ausgelegt sind und zwar für den Gewerbe-, Sonder- und Brückenbau und das bei erheblich größeren Lasten, Höhen und Spannweiten als hier.


    Die Ursprungskonstruktion wurde überhöht gebaut und ist jetzt deutlich unter die geplante Soll-Position abgesunken.

    Das Sanierungskonzept sieht die Anhebung der Decke in ihre errechnete (theoretische) Ausgangsposition um rd. 5 mm und ihre spätere Absenkung um wieder 1,0 mm vor, wobei sie planmäßig die neue Stahlstütze um 0,36 mm und das Elastomerlager um 0,54 mm komprimieren wird. Dies soll überwacht werden durch gleichzeitige Überwachung der von der Unterstützung aufgenommene Vertikallast (knappe 100 kN, also entsprechend einer Gewichtskraft von 10 to) und der zurückgelegte Strecke der Deckenunterkante.

    Wie kann man den Sanierungserfolg anders kontrollieren, als durch Messung?

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Wie kann man den Sanierungserfolg anders kontrollieren, als durch Messung?

    Messung schon, aber doch nicht mit 0,05 mm Messtoleranz.


    Mein Gedankengang mit Rechenbeispiel und Zahlen nur zur Verdeutlichung dazu:

    Die Rohbauhöhe ist derzeit 3,00 m, Soll mit Überhöhung 3,03 m.

    Die Decke wird etwas über 3,03 m angehoben, eine Stütze mit 3,03+planmäßiger Verformung aus Druck + Elastomerlager eingebaut, wobei die 0,36 mm für die Stütze schon der Längenänderung bei 10 K Temperaturunterschied entsprechen. Wir haben Sommer, und wenn die Sonne bei 30°C die Stütze auf 40°C aufheizt, die aber bei 25°C gefertigt wurde, haben wir schon 0,54 mm Längenänderung.


    Wozu also diese Messung mit dieser Genauigkeit auf der Baustelle? Die Sollmaße sind doch bekannt.

    __________________
    Gruß aus Oranienburg
    Thomas

  • Grundsätzlich besteht ja auch die Möglichkeit, die Verformung über einen befestigten drehbar gelagerten Fühler und einen Hebel zu vergrößern.

    Völlig richtig! Blöderweise ist die relevante Absolutbewegung nur 14 m über Boden und 3 m vor der Außenwand EG zu messen. Das genau ist der Haken! Aber ...

    ... eine (dazu befragte) Vermesserin sieht überhaupt kein Problem darin, mit optischem Nivelliergerät aus 20 oder 30 m Entfernung vertikal auf 1/10 mm genau zu messen.

    So kann dieses anfänglich von mir vermutete Problem erfreulicherweise als nicht existent betrachtet werden! :)


    bzw.:

    Diese Sorge ist also unbegründet :yeah:!

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  • Einige Annahmen stimmen nicht ganz:

    • Die Stütze wird nicht frei stehen, sondern mit einem Brandschutzanstrich (F-90, da GK 5) versehen in einer Ummantelung aus porosierten Dämmziegeln, der Zwischenraum verstopft mit Mineralfaserdämmung, die Ziegel außenseitig mit 4,5 cm starkem Wärmedämmung-Leichtputz mit zwei Lagen Putzbewehrung versehen in ein Wandende integriert werden - von außen nicht erkennbar. Die verputzten Dämmziegel werden voraussichtlich mit einem Kompriband vom Putz / WDVS der Balkonunterseiten entkoppelt werden.
    • Die Höhenjustage soll nach Statik bei einer Einbautemperatur zwischen 10 und 15 Grad erfolgen. Die tatsächliche Einbautemperatur der Bauteile und der Umgebungsluft ist natürlich bei der Ermittlung der Soll-Höhenlage zu berücksichtigen.
    • Das Gebäude wird sommerlich passiv gekühlt.
    • Wegen Verschattung der Position durch die Balkone ist eine direkte Sonneneinstrahlung in den Sommermonaten ausgeschlossen.
    • Die Länge der Stütze beträgt übrigens wegen Anrechnung eines Überzuges mit einer Höhe von 1,1 m nur rd. 2 m.
    • Dieser StB-Überzug (bekanntermaßen identische Wärmedehnung!) liegt in der Sonne, ist aber ebenfalls vollständig mit Faserdämmstoff, Deckenrandsteinen aus Porentonziegeln und Dämmputz bekleidet. Naturgemäß liegt seine Rückseite immer im Schatten.

    In der Summe erwarte ich deshalb im Jahreszyklus eine Schwankung der Bauteiltemperatur von ca. +/- 5 K. Die Differenz zu Deiner Annahme habe ich noch nicht nachgeführt, bin mir aber sicher, dass sie zumindest „etwas“ schrumpfen wird.


    Die Statik mit erheblichem Umfang ist naturgemäß nicht vom Architekten, sondern vom Tragwerksplaner und momentan in der Prüfung beim Prüfing., der mir heute signalisiert hat, keine grundsätzlichen Bedenken zu haben. Die Frage, wie genau die maßlichen Vorgaben des Standsicherheitsnachweises zu überprüfen und einzuhalten sind, wird von ihm in den nächsten Tagen beantwortet werden.


    Nachzuweisen ist in jedem Fall noch die Fundamentierung der langen, unteren Stütze(n) und eine sofortige temporäre lokale Abstützung des oberen Balkons über eine Stütze unmittelbar neben der ausgefallenen Wand bis auf die Decke darunter, bis die Bauzustände alle nachgewiesen und freigegeben sind. Auch diese muss aber freigegeben werden. Bis dahin … erweitern alle Beteiligten vorläufig ihr Abendgebet und die Bewohnerinnen und Bewohner gehen nur noch allein auf ihre Balkone und verzichten auf Balkonparties.


    Neben der Auflagerung der Stützen erscheint die homogene und dauerhaft rissfreie Wiederherstellung der Dämmputze und Putzoberflächen der WDVSe momentan am herausforderndsten.


    Irgendwie haben wir in letzter Zeit nur noch Bauaufgaben mit komplexer Logistik oder komplexen Bauzuständen.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Einige Annahmen stimmen nicht ganz:

    Die Stütze wird nicht frei stehen, sondern...

    Danke für die ausführliche Antwort.


    Ich hatte eigentlich auch den Bauzustand und die engen Toleranzen für den Einbau gemeint.


    Die Stütze wird ja nicht gekühlt auf die Baustelle transportiert, und es wird einige Zeit dauern, bis die Dämmung hergestellt ist. Da halte ich Temperaturunterschiede von 10-20 K für plausibel.

    __________________
    Gruß aus Oranienburg
    Thomas

  • Skeptiker, besten Dank für die Informationen, die Nachfragen auf Deine Frage

    Es wird eine Möglichkeit zum Messen kleiner Bewegungen (absolut < 10 mm!) gesucht, die mit dem bloßen Auge bei einer Genauigkeit von mind. 0,05 mm (absolut!) ablesbar sein muss.

    wurde bisher nicht beantwortet.

    Warum müssen die Bewegungen und Lasteinwirkungen so genau gemessen werden?


    Ich verstehe die Aufgabenstellung nicht.


    Wieder scheint sich zu bewahrheiten: Wer viel misst, misst Mist!

    P.S.: Nur eine willkürliche Auswahl der Nachfragen nach dem Sinne dieser Messungen.

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Skeptiker, … die Nachfragen auf Deine Frage

    wurde bisher nicht beantwortet.


    Warum müssen die Bewegungen und Lasteinwirkungen so genau gemessen werden?

    Weil die Antwort schon in der Fragestellung stand:

    Das Sanierungskonzept sieht die Anhebung der Decke in ihre errechnete (theoretische) Ausgangsposition um rd. 5 mm und ihre spätere Absenkung um wieder 1,0 mm vor, wobei sie planmäßig die Stütze um 0,36 mm und das Elastomerlager um 0,54 mm komprimieren wird. Dies soll überwacht werden durch gleichzeitige Überwachung der von der Unterstützung aufgenommene Vertikallast (knappe 100 kN, also entsprechend einer Gewichtskraft von 10 to) und der zurückgelegte Strecke der Deckenunterkante.

    Muss man in einem „Bauexpertenforum“ wirklich erläutern, weshalb eine „Objektüberwachung“ das Bau-IST mit dem Bau-SOLL abgleichen will? Weil es ihre Aufgabe ist!

    Die Frage, wie genau die maßlichen Vorgaben des Standsicherheitsnachweises zu überprüfen und einzuhalten sind, wird von ihm (dem PrüfIng) in den nächsten Tagen beantwortet werden.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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