Mängelbeseitigung ohne Sachverständigen

  • Guten Tag. Im Mai 2023 wurde das einseitig angehobene Satteldach (ca. 130m2) meines 70jährigen EFH saniert (d. h. Klimamembran von außen über Sparren in Schlaufen verlegt, 180 Dämmwolle, Unterspannung nageldicht, Ziegel Jacobi Z10).

    Eine Dachfläche 20° Dachneigung über Spitzdach/Kaltdach; die andere 45° Dachneigung in der Schräge wg. bewohntem Raum gedämmt.


    Die Dachdecker waren fertig, 15 Minuten später kam der Chef ging allein über die Baustelle, kündigte kleine Nachbesserungen z. B. Fehlenes Firstgitter, nicht angeschlossener Sanitärschlauch und lockere Bleche fest, die am nächsten Tag erledigt wurden. Danach schaute ich mir die Nachbesserung an und stellte weitere fest. Die Schlussrechnung kam gleich am nächsten Tag ohne Aufmass o. ä..

    Erste Position Dachraum beräumen mit 1200 Euro...doch der Dachraum war voller Mörtel von den alten Ziegeln und weiter:


    - First mit doppelten Dachlatten, anstatt Firstlattenhalter, und mit diffussionsoffener Folie Würth Thermo überdeckt verschlossen

    - Jeder Firststein anstatt geklammert, mittig durchbohrt mit einer Schraube befestigt

    - Sicherheitshaken für Schornsteinfegerleiter mit einer Schraube an Dachlatte befestigt

    - Antennenkabel zwischen Sparren und Dachlatte gedübelt

    - Sanitärschlauch zum Belüfterziegel mit Loch

    - die Schneegitter sind nicht vollständig

    - Klimamembran in Stücken unverklebt verlegt und nicht im Traufbereich oder zum Spitzboden luftdicht angeschlossen

    - Unterspannbahn wurde ans Traufblech geschraubt und bildet hinter der Traufe Säcke

    (die hohe Keilbohle im Traufbereich ist mit der ersten Dachlatte fast eben)

    - die Dachfläche mit 45°Dachneigung über bewohntem Raum ist nicht über der Unterspannbahn belüftet

    - Die Unterspannbahn ist nicht miteinander verklebt worden


    Der Dachdecker hat nach 2 Aufforderungen zur Beseitigung, angekündigt Arbeiten zu erledigen und am Sicherungshaken geschraubt, die Firststeine und den Sanitärschlauch ausgetauscht, das Schneegitter vervollständigt, das Antennenkabel freigelegt, den Dachraum gereinigt. Die Klimamembran, Unterspannbahn, Traufe usw. blieb.


    Meine Feststellungen weichen vom Regelwerk ab und wurden nur durch mich festgestellt. Leider ist kein Sachverständiger für Dachhandwerk im Umkreis von 80 km bereit, mir dazu ein Gutachten zu erstellen (plötzlich keine Zeit).

    Wie könnte mir hier jemand helfen? Mit welchen Mängeln könnte ich ohne langfristige Schäden am Dach leben?

    Was muss geändert werden?

    Wie könnte ich auch ohne ein Gutachten eines Sachverständigen die Mängel geltend machen?

    Muss ich die selbe Firma auf mein Grundstück lassen? Welche Lösung gibt es für mich und wie - bautechnisch und rechtlich?


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  • Leider ist kein Sachverständiger für Dachhandwerk im Umkreis von 80 km bereit, mir dazu ein Gutachten zu erstellen (plötzlich keine Zeit).

    Evtl. findet man jemanden der Dich unterstützt, ohne dass gleich formelle Gutachten geschrieben werden.



    Muss ich die selbe Firma auf mein Grundstück lassen?

    Ich kenne es so, dass wenn eine Firma mangelhaft gearbeitet hat, dann muss man ihr die Möglichkeit geben die Mängel zu beseitigen. Davon kann erst abgewichen werden, wenn die Firma diese Möglichkeit nicht fristgerecht wahrnimmt (Hast Du nachweislich eine angemessene Frist gesetzt?). Damit wären wir schon bei einem wichtigen Punkt, und warum ich Dir einen Rechtsbeistand empfehlen möchte, denn in so einem Fall macht man als Laie schnell Fehler die man später nicht oder nur noch schwer korrigieren kann. Man kann als Laie die vielen Details gar nicht wissen, selbst wenn man 24/7 das Internet rauf und runter liest.


    Ich würde an Deiner Stelle zuerst mal meine rechtliche Position klären, und mir erklären lassen, welche Möglichkeiten man hat. Was wurde wie vereinbart? Was wurde abgeliefert? Der Teufel steckt meist im Detail. Du hast augenscheinliche Mängel entdeckt, aber wer weiß ob es sich tatsächlich um Mängel handelt (wurde geliefert wie vertraglich vereinbart?).


    Bei dem von Dir oben beschriebenen Umfang bin ich mir nicht sicher, ob sich das so einfach aus der Ferne beurteilen lässt. Da war/ist die Sache mit Deinem Schornstein viel einfacher. Mal schauen was an Infos kommt.

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  • Evtl. findet man jemanden der Dich unterstützt, ohne dass gleich formelle Gutachten geschrieben werden.

    Genau so jemanden suche ich. Doch in dieser strittigen Situationen halten sich "Handwerkskollegen" schon bei der Feststellung zurück, geschweige machen ein Angebot für die Änderung einer offensichtlich falschen Ausführung. Im Regelwerk Deutsches Dachdeckerhandwerk steht fast alles genau beschrieben. Doch bei der Ausführung haben Kollegen Angst den Peter zugeschoben zu bekommen. Und Anwälte stützen sich auf Aussagen von Sachverständigen. Ein Dilemma für Bauherr:innen ;D

  • Ich kenne es so, dass wenn eine Firma mangelhaft gearbeitet hat, dann muss man ihr die Möglichkeit geben die Mängel zu beseitigen. Davon kann erst abgewichen werden, wenn die Firma diese Möglichkeit nicht fristgerecht wahrnimmt (Hast Du nachweislich eine angemessene Frist gesetzt?).

    Ich hab 2 Fristen gesetzt uns ein Anwalt sogar eine dritte. Nach Verstreichen kommt der Dachdecker und setzte seine Frist bei der Mängel "wenn es welche geben würde" beseitigt. Mein Anwalt sagte, ich solle trotz meiner Fristen ihm Gelegeheit geben, die er nutzte, um einige Mängel u beseitigen. Und ich Depp wollte nur endlich eine korrekte Ausführung. Jetzt stehe ich unglaubwürdig da, weil ja ein Sachverständiger nicht mehr alle feststellen kann. Bis auf die oben ausgeführten. Aber es schaut sich keiner an und möchte das bestätigen und mal einen Vorschlag/ Angebot zur Ausbesserung machen. (Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus..) Mit dem Fachkräftemangel, wurde vermutlich auch Berufsehre an den Nagel gehängt?! Das wäre sehr schade... eine Rechnung geht schneller zu schreiben.

  • Evtl. findet man jemanden der Dich unterstützt, ohne dass gleich formelle Gutachten geschrieben werden.

    Das klingt erstmal einfach, kostengünstig und damit gut und schön.


    Aber eine mündliche Aussage gegenüber Laien nützt nicht viel, denn die Informationen müssen ja mit der richtigen fachlichen Begrifflichkeit eindeutig beschrieben an die Mangelverursacher weitergegeben werden. Und schon ist man wieder bei einem strukturierten und dokumentierten Schriftstück. Wie man das dann nennt, ist dabei egal. Es macht jedenfalls Arbeit, kostet Zeit und damit am Ende Geld, selten unter 5 Stunden, mit Ortstermin, Fotos und Fundstellennachweis zu den a.R.d.T. eher 8 bis 10 Stunden und auch schon einmal 12 Stunden und dann sind wir unabhängig vom Namen bei 800, 1.000 oder auch 1.500 € für ein verwendbares Schriftstück mit dem die Fachanwältin die Arbeit erst vernünftig aufnehmen kann.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Zum aktuellen Zeitpunkt braucht es doch erst einmal jemanden der die obige Mängelliste abarbeitet, von der einige Punkte anscheinend schon erledigt sind. Soweit ich den Eingangsbeitrag verstanden habe, hat die Firma nachgebessert, sie war also kooperativ. Die Frage ist somit, ob die Mängel fachgerecht beseitigt wurden, und ob es noch weitere offene Punkte gibt. Wer weiß, vielleicht wurden Punkte auf der Liste nicht nachgebessert weil es nichts nachzubessern gibt. Bisher steht nur eine Liste der TE (Laie) im Raum.


    Um hier für Klarheit zu sorgen braucht man keine dicken Gutachten mit seitenweise Standardfloskeln, es genügt eine kurze Zusammenstellung, zumindest so lange die Firma gesprächs- und kooperationsbereit ist, und das ist vermutlich noch der Fall. Ich würde daher auf ein umfangreiches "offizielles" Gutachten verzichten, wenn ich im Gegenzug kurzfristig eine unabhängige Fachmeinung bekommen könnte. Diese würde bereits helfen um die Situation besser einschätzen zu können, und wer weiß, vielleicht sollte man dann auch die Forderungen an die Firma einmal überdenken. Die TE fragt ja bereits:


    Mit welchen Mängeln könnte ich ohne langfristige Schäden am Dach leben?

    Was muss geändert werden?

    Ich würde das so interpretieren, dass nicht bekannt ist, bei welchen Punkte auf der Liste es sich tatsächlich um Mängel handelt, bei welchen Punkten man Kompromissbereitschaft signalisieren könnte, und welche Punkte zwingend nachzubessern sind. Hier wäre eine weitere Fachmeinung schon hilfreich.


    Wie ich #4 entnehmen kann, gibt es bereits einen Anwalt, damit ist meine Empfehlung aus #2 natürlich hinfällig. Dieser hat dazu geraten noch etwas abzuwarten. Ich gehe davon aus, dass er die Situation richtig einschätzen kann. Vielleicht waren die Fristen zu knapp gesetzt, Urlaubszeit, oder was weiß ich. Ich würde die Zeit nutzen um mir eine unabhängige Fachmeinung einzuholen, anstatt Monate abzuwarten, bis man vielleicht irgendwann einmal einen Sachverständigen findet der begutachtet und lange Gutachten schreibt.


    Sollten sich die Fronten verhärten, dann folgt sowieso ein jahrelanger Rechtsstreit, zumindest so lange keine der Parteien vorher kapituliert. Dann werden sowieso Gutachten getippt bis zum Umfallen. Diese Eskalationsstufe würde ich versuchen zu vermeiden, denn das kostet nicht nur viel Geld sondern auch eine Menge Zeit und Nerven.

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