Wintergarten: Kondensat innen auf dem Glasdach

  • Hallo,

    wir haben durch eine Fachfirma einen sog. ,kalten Wintergarten‘ (Sommergarten mit Einfachverglasung) auf der Terrasse anbauen lassen.


    Das Glasdach bildet morgens auf der Innenseite Kondenswasser in dem Bereich, der am weitesten entfernt ist von der gemauerten Hauswand. Das Kondensat führt stellenweise zu Schimmelbildung.

    Im Laufe des Tages bei steigenden Temperaturen trocknet die Feuchtigkeit.


    Wodurch entsteht dieses Kondensat und was kann man dagegen tun.


    Danke für jeden Hinweis!


    Gruß

    DoroS

  • Wodurch entsteht dieses Kondensat und was kann man dagegen tun.

    Kondensat entsteht wenn warme/feuchte Luft auf eine kalte Stelle (Fläche) trifft. Dort kühlt die Luft ab, und bei Unterschreitung des Taupunkts bildet sich Kondensat. Der Taupunkt wiederum ist von der Lufttemperatur und der rel. Luftfeuchtigkeit abhängig.

    Bei einem Kaltwintergarten sind die raumseitigen Flächen mangels Wärmedämmung und Beheizung "kalt", also vergleichbar mit der Außentemperatur. Nun kommt es auf die Nutzung des Wintergartens an, wieviel Feuchtigkeit eingetragen wird. Das können Pflanzen, Springbrunnen, oder offene Türen zu benachbarten beheizten Räumen sein, aber auch Personen (je nach Anzahl der Personen und Raumgröße/Luftinhalt), und je höher die Raumtemperaratur durch Sonneneinstrahlung (oder Beheizung) wird, um so mehr Feuchtigkeit kann die Luft aufnehmen. Verschwindet die Sonne, bzw. fällt in der Nacht die Außentemperatur, dann kondensiert die Raumluft an den sich abkühlenden Flächen. Deswegen sieht man das Kondensat gerne am frühen Morgen.


    Man muss also verhindern, dass zu viel Feuchtigkeit in den Wintergarten eingetragen wird, oder halt intensiv lüften, um die feuchte Raumluft nach draußen zu transportieren. Es kann aber immer der Fall auftreten, dass sich Kondensat bildet, das kennen wir auch von der Natur (Reifbildung, Tau) oder von Omas Schlafzimmer mit den Eisblumen am Fenster.


    Ein weiterer Fehler der gerne gemacht wird, der Kaltwintergarten wird wider seinem Zweck temporär beheizt. Das führt dazu, dass die warme Raumluft auch viel Feuchtigkeit aufnehmen kann, und spätestens nach dem Abschalten der Beheizung besteht die Gefahr, dass sich an den abkühlenden bzw. kühlen Flächen Kondensat bildet.


    Um die Temperatur-/Feuchtigkeitverhältnisse und das Risiko von Kondensatbildung zu überwachen, kann man Thermometer und Hygrometer einsetzen, die gibt es auch kombiniert mit Anzeige der Taupunkttemperatur. Vergleicht man diese mit der Außentemperatur dann sieht man schnell, ob sich Kondensat bilden kann. Man kann dann rechtzeitig lüften.

    Dieser Vorgang lässt sich auch automatisieren, aber der Aufwand ist nicht unerheblich.

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  • Kondensat entsteht, wie der Name schon nahelegt immer gleich: Durch Kondensation der Feuchtigkeit (relativ) warmer Luft an relativ dazu deutlich kälteren Oberflächen. Ursache ist die mit sinkender Lufttemperatur schwindende Möglichkeit der Luft, Wasser (-dampf) in sich zu lösen. Das ist ganz natürliche Physik und nicht änderbar.


    Weshalb sind direkt dem Himmel zugewandte waagerechte Oberflächen besonders stark von diesem Phänomen betroffen? Sie strahlen in Nächten mit klarem Himmel erheblich mehr Energie infrarot gen Weltall ab, als sie selbst von dort und von ihrer Umgebung aufnehmen. Also kühlen sie in der Nacht bis zum frühen Morgen drastisch ab. Wenn dann von unten nur geringfügig wärmere Luft auf sie trifft (durch natürliche Konvektion aufsteigend), dann kondensiert deren Luftfeuchte an ihnen aus, vor allem wenn diese Flächen wasserundurchlässig sind. Das tritt so an jedem Autodach, vielen flachen Windschutz- und Heckscheiben von Autos, Flachdächern, Dachflächenfenstern, unterseitig von Dachverblechungen … auf. Es tritt deshalb so in jedem Glashaus / Gewächshaus auf, auch als „Tau“ an den Halmen der sommerlichen Wiese am Morgen. Es ist ganz natürliche Physik, eigentlich nicht änderbar und nur wenig zu beeinflussen.

    … und was kann man dagegen tun.

    Wenig, sehr wenig, fast nichts. Grundsätzlich kann man nachträglich nur

    • die Oberflächentemperatur der Glasunterseite erhöhen (lokal heizen, aufwändig)
    • den Zutritt feuchter Luft unterbinden (meist schwierig, zumal sie meist sowieso da ist)
    • organisches Material aus den kritischen Bereichen entfernen, da nur dieses von Schimmelpilzen verstoffwechselt werden kann
    • damit leben

    Gärtner leben seit Jahrhunderten damit.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Kondensat entsteht durch warme (feuchte) Luft auf kühlere Oberfläche. Denke in dem Zusammenhang an ein kühles Glas Bier im Sommer.


    Im Griff bekommt man das entweder durch Erwärmung der Oberfläche, weniger feuchte Luft oder Weglüften. Du könntest mal einen Ventilator ausprobieren. (keinen Heizlüfter)


    Die Oberfläche zu wärmen könnte schwierig sein, da Einfachverglasung. Vermutlich sind die am stärksten betroffenen Stellen über Kopf?

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  • Witzig, 3 Leute, die gleichzeitig das Gleiche schreiben 😆

    Ich könnte mir noch ein Abdecken von außen her vorstellen. Evtl hätte man im Sommer eh gerne eine Markise oder ähnliches darüber.

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  • Ich könnte mir noch ein Abdecken von außen her vorstellen. Evtl hätte man im Sommer eh gerne eine Markise oder ähnliches darüber.

    :bier:


    (Das hatte ich nach einigem Zögern nicht explizit erwähnt, da es vermutlich nicht gewünscht ist, aber es hat natürlich auch den benötigten Effekt.)

    Witzig, 3 Leute, die gleichzeitig das Gleiche schreiben 😆

    Nun ja, selten sind bauphysikalische Effekte so eindeutig und so eindeutig erklärbar.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Lüften/Lüfter hätte den Vorteil, dass man nicht nur das Risiko von Kondensatbildung reduzieren könnte, sondern man könnte damit auch das Abtrocknen von Kondensat fördern. Letzteres funktioniert aber nur bedingt, weil sich ein Luftstrom nicht so einfach zwischen die Sparrenfelder lenken lässt, und genau da bildet sich meist das Kondensat zuerst. Die Wetterverhältnisse müssen natürlich auch passen. Die Außenluft an einem schwülen/regnerischen Sommertag ist dafür weniger geeignet.


    Noch ein Hinweis. Bei einem Wintergarten mit einer Holzkonstruktion muss man besonders aufpassen, da ist auch die Glas-Auflagefläche (Profil für Glas auf Sparren) kritisch, und da kommt man später nicht mehr ran.

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  • Ich könnte mir noch ein Abdecken von außen her vorstellen. Evtl hätte man im Sommer eh gerne eine Markise oder ähnliches darüber.

    Dadurch entstünde eine Art Iso-Glas Effekt, der die Oberflächentemperatur der innen Scheibe erhöhen würde. Je nach Material der Abbdeckung ggf. auch durch das Material

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • Dadurch entstünde eine Art Iso-Glas Effekt, der die Oberflächentemperatur der innen Scheibe erhöhen würde. Je nach Material der Abbdeckung ggf. auch durch das Material

    Isolierverglasungen fassen mehrere Wirkungsmechanismen in sich zusammen, vor allem:

    • Einschränkung der Konvektion durch die eingeschlossenen Edelgasfüllung
    • Einschränkung der Infrarotdurchlässigkeit bzw. Abstrahlung des Glases durch Oberflächenbeschichtung

    Diese beiden wesentlichen Effekte treten bei Annettes Vorschlag nur abgeschwächt und in anderer Form auf: Die opake Schicht der Markise reflektiert IR-Licht und reduziert damit die Abstrahlung zum All und sie schränkt die Konvektion ein, allerdings nur ein wenig.


    Hier wäre zu überlegen gewesen, die Wintergartenverglasung als "Wärmeschutzverglasung" mit reduzierter IR-Abstrahlung aus dem Innenraum zu konzipieren, damit es innenseitig wärmer bleibt. Aber das bleibt es dann eben auch beim Eintreten des Glashauseffekts, wenn es innen bereits unbehaglich war geworden is, denn meines Wissens wirkt die Sonnenschutzbeschichtung nicht thermoselektiv, also nicht abhängig von den Temperaturen der angrenzenden Luftvolumina. Insofern habe ich in der ersten Annäherung Zweifel, ob eine Wärmeschutzbeschichtung in der Jahressumme positiv zu werten wäre. Allein wäre sie jedenfalls nicht nur positiv zu sehen.


    Eine äußere Verschattung ist bei großflächigen Verglasungen im Sommer natürlich immer von Vorteil und hätte hier auch noch den positiven Nebeneffekt der Verringerung der IR-Abstrahlung.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Ich danke allen für die zahlreichen und sehr umfangreichen Erklärungen. Sie waren sehr hilfreich für uns.

    was werdet ihr machen?

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Leider wissen wir nicht wie der "Kaltwintergarten" aussieht.... und wie er genutzt wird.

    Fotos würden sicher helfen, um einschätzen zu können, welche der vielen genannten Maßnahmen am besten zu Ihnen/Ihrem Kaltwintergarten passen.

    Leider ist es oft so, dass Nutzer den "Kaltwintergarten" nicht richtig Nutzen wollen oder können.

    Leider ist es oft so, dass Kaltwintergärten vom Nutzer (zu) "Luftdicht" gewünscht (geplant) werden wegen der (vermeintlichen) wärme die verloren geht oder weil "Zugluft" stört.

    Leider ist es oft so, dass kalt Wintergärten zeitweiße (wie auch Immer) beheizt werden was je nach Wetter und art Heizung "Temporär" zu Tauwasser und/oder Schimmel an "Kaltenteilen" des "Kaltwintergartens führen kann (muss).

  • Lüften, lüften, lüften :)


    Das Kondenswasser auf der Innenseite des Glasdachs deines Wintergartens entsteht wahrscheinlich durch Temperaturunterschiede zwischen dem Inneren und dem Äußeren des Wintergartens. In den kühleren Morgenstunden kondensiert die Feuchtigkeit aus der Luft an der kalten Oberfläche des Glases. Dies tritt besonders in Bereichen auf, die weit entfernt von der wärmeren Hauswand liegen, da sie weniger von der Wärme des Hauses profitieren. Um die Kondensation und die damit verbundene Schimmelbildung zu reduzieren, könntest du ein Belüftungssystem installieren, um die Luftzirkulation zu verbessern und die Feuchtigkeit abzuführen. Auch das Aufstellen von Entfeuchtern oder die Verwendung von speziellen Beschichtungen für das Glas könnten helfen, die Kondensation zu reduzieren. Aber vielleicht reicht ja schon ordentliches Lüften :)