Berufsvorstellung „Architekt/in“ in gymnasialer Oberstufe

  • Ich wurde eingeladen, in der 11. Jahrgangsstufe eines Berliner Gymnasiums im Rahmen eines Berufsinformationsnachmittags unseren Architektenberuf vorzustellen. Ich habe 50 Minuten in einem Klassenraum mit max. 17 Schülerinnen und Schülern, die sich dafür angemeldet haben. In den Nachbarräumen tun es eine Bauingenieurin, eine Juristin, eine Meeresbiologin und eine Fernsehjournalistin (heißt Maischberger (?)) und einige weitere mir gleich. Davor und danach gibt es weitere je 10 Gruppen.


    Seitens der organisierenden Elterngruppe wird vorgeschlagen, den üblichen und den persönlichen Bildungsweg, die allgemeine und die persönliche Berufspraxis kurz vorzustellen.


    Was wäre Euch wichtig über die Ausbildung und den Berufsalltag mitzuteilen, soweit ihr sie selbst kennt?

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Skeptiker

    Hat den Titel des Themas von „Berufsvorstellung gymnasiale Oberstufe“ zu „Berufsvorstellung „Architekt/in“ in gymnasialer Oberstufe“ geändert.
  • Ich hätte das Glück, der Jugend erzählen zu können, daß meine Karriere nicht zielstrebig - gerade - linear - konstant verlaufen ist.

    SchülerInnen werden heute auf das Berufsleben noch genauso vorbereitet wie als ich in deren Alter war. Da haben die didaktisch Verantwortlichen offenbar den Schuß nicht gehört, daß in der Zwischenzeit mal eben fast vier Jahrzehnte vergangen sind (ich saß dort auf der Hörerseite 1985/86), innerhalb derer sich auch eine noch so runde (Berufs)welt an allen Ecken verändert hat.


    Der Umgang mit Irrungen, Wirrungen und Rückschlägen qualifiziert die Berufenen nicht minder wichtig und bedeutsam als ein (ursprüngliches) Berufsziel.


    Rechne damit, ein Publikum der Generation Excelmatrix zu haben, das mit Deinen "Infos" eine Tabellenspalte füllen möchte: ob man in kürzerer Studiendauer zu mehr Einkommen gelangt als wenn man mit dem gleichen Notendurchschnitt Arzt oder Anwalt wird. Kannst Du Deinen Porsche alle drei Jahre wechseln, wird die Jungs interessieren - und die Mädchen womöglich der Wiedereinstieg nach einer Erziehungspause.


    Und vielleicht gleiten die Fragen aus dem Auditorium auch in die Richtung "das Klima und der böse Zement" ab ;)


    Oder Du wirst gefragt, wie nützlich sich ein in Deutschland studierter Architekt beim Wiederaufbau der Ukraine machen kann.

  • Off-Topic:

    SchülerInnen werden heute auf das Berufsleben noch genauso vorbereitet wie als ich in deren Alter war. Da haben die didaktisch Verantwortlichen offenbar den Schuß nicht gehört, daß in der Zwischenzeit mal eben fast vier Jahrzehnte vergangen sind (ich saß dort auf der Hörerseite 1985/86), innerhalb derer sich auch eine noch so runde (Berufs)welt an allen Ecken verändert hat.

    Es handelt sich um eine seit ca. einem Jahrzehnt praktizierte reine Elterninitiative in durch Abi-Prüfungen unterrichtsfreien Stunden und Räumen.


    Zur Berufswahlvorbereitung gab es schon Schuljahre vorher in der Mittelstufe eine ganzjährig genutzte Doppelstunde mit allgemeinen Schritten zur Bewusstwerdung über eigene Stärken und Schwächen inkl. mehrwöchigem Betriebspraktikum.


    Was würdest Du ganz konkret deutlich anders und damit besser machen? An dem Jahrtausende alten allgemeinen Schwadronieren über den Niedergang der Welt durch die heutige Jugend mag ich mich nicht beteiligen. Es gibt mir schon genug Diesel-Dieters.

    Was wäre Euch wichtig über die Ausbildung und den Berufsalltag mitzuteilen, soweit ihr sie selbst kennt?

    … oder erlebt habt?

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • kurz vorzustellen.

    Wie ist "kurz" zu verstehen, wenn 50 Minuten zur Verfügung stehen?

    Anschließende Fragerunde?

    Das sollte man abklären und grob festlegen, denn so ein "Vortrag" kann ätzend langweilig werden, wenn die Zuhörer still auf ihren Stühlen sitzen (müssen). Andererseits besteht das Risiko, dass gar keine Fragen kommen, dann wäre der Vortrag schnell vorüber. Man braucht dafür einen Plan B um die dann verbleibende Zeit (sinnvoll) zu füllen. Als Notanker kann man auch Fragen an die Zuhörer richten "was stellt Ihr Euch darunter vor" oder "Habt Ihr irgendwelche Bedenken warum Ihr Euch nicht für diesen Beruf einscheiden könntet" o.ä. damit man einen Anknüpfungspunkt hat um den Vortrag zu verlängern. Da muss man dann flexibel sein.


    Als jemand der die Ausbildung schon vor Jahrzehnten abgeschlossen hat, und ewig lange im Berufsleben steht, ist es schwierig sich vorzustellen, was die Jugendlichen so umtreibt.


    Ich wurde beispielsweise gefragt "ist das im Studium wirklich so schlimm mit Mathe?", eine Frage mit der ich ehrlich gesagt nicht gerechnet hatte. Bei so einer Frage kann man mit einer falschen Antwort den Zuhörern gleich den Spaß verderben, also ist diplomatisches Geschick gefragt.


    Aber das ist schon so lange her, vielleicht fällt mir noch etwas ein.


    Ach ja, die Reihenfolge sollte man sich gut überlegen. Zuerst Ausbildung und dann Berufswelt, oder umgekehrt, zuerst Berufsmöglichkeiten und dann den jeweiligen Weg dorthin. Das Thema Selbständigkeit hatte ich damals nicht auf dem Schirm, das könnte aber bei Architekten sicherlich interessant sein. Auch das Thema Sachverständiger würde ich mit aufnehmen, aber nicht zu ausführlich, das langweilg sonst zu sehr.

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  • Ich würde erst mit der Vision anfangen warum man den Beruf gewählt hat, mit Bildern guter Architektur und warum Dich das gefesselt hat. Mensch ist visuell eingestellt. Ich würde den Kiddies erzählen, Dass man durch das Studium das Sehen auf ganz normale Alltagsdinge im eigenen Umfeld neu lernt. Dass da viel Bürokratie dahinter steckt würde ich nicht erzählen. Das schreckt nur ab. Denke wie ein Verkäufer. Erzähle nur die schönen Dinge, sonst gibt es in ein paar Jahrzehnten keine Architekten mehr. Vor allem mach keinen Vortrag, das langweilt nur. Erzähle eine Geschichte, locker und flockig. Es sind Kiddies, kein Fachpublikum. Erzähle den einen oder anderen Schwank aus der Studienzeit zwischendurch, oder aus dem Berufsalltag, der auch für Nichtversteher vom Fach lustig ist. Dann das Ganze wieder mit Bildern guter Architektur schließen, damit das im Gedächtnis bleibt.


    Wenn Du es gut machst, gibt es in 10 Jahren eine Architektenschwemme in Berlin. :)

    Du musst immer einen Plan haben. Denn wenn Du keinen hast, dann wirst Du Teil eines anderen Planes...

  • Ich hab nen PP vortrag

    Hatte den als pdf hier schon mal eingestellt.

    Wenn Du magst, kannst Du den als Basis haben.


    Ich bin bei Architektur vor allen darauf eingegangen, dass der Beruf sehr vielseitig ist und auch die Ausbildung/das Studium.

    Nothing is forever, except death, taxes and bad design


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  • Wie ist "kurz" zu verstehen, wenn 50 Minuten zur Verfügung stehen?

    Ich mache sowas gerne interaktiv, also ein paar Fragen, max. 20 Minuten Vortrag mit beeindruckenden Bildern und ein paar Anekdoten, dann Gespräch über Fragen. Einen Vorlauf würde ich mit meiner Tochter machen, die ist im selben Alter.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Ich hatte damals auf meinem Zettel stehen "Vielfalt des Berufs darstellen und hervorheben", denn oftmals hat sich bei den Jugendlichen schon eine Art Berufsbild eingeprägt (Verwandtschaft, Bekanntenkreis....), und sie bekommen einen Tunnelblick. Da finde ich es hilfreich wenn man aufzeigt, dass (übertragen auf Architektur) der Beruf nicht nur darin besteht, "Pläne zu malen". Mit dem Beginn des Studiums ist der Berufsweg noch lange nicht festgelegt, das ist nur die Grundlage.

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  • wie füllt man 50 Minuten zum Thema "was machen Architekten....???"

    Das ist schon eine Herausforderung :lach:

    öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Maurer- und Betonbauerhandwerk

  • Off-Topic:

    was machen Architekten...

    also wenn einer erzählen möchte , wie man als architekt das perfekte chaos auf der beustelle veranstaltet , dem reichen 50 min nicht ;)


    (ist eine beabsichtigte verallgemeinerung , nein , es sind nur wenige die das beherrschen , aber die sind dann besonders geschickt... :P .. )

    die vernunft könnte einem schon leid tun....

    sie verliert eigentlich immer

  • Ich würde den Unterschied zwischen Architekt:Innen und bauvorlageberechtigten Bauingenieur:Innen erläutern, ggf. an Beispielen.

    Desweiteren würde ich die Bandbreite der möglichen Betätigungsfelder aufzeigen, denn das ist ja mehr als nur ein EFH zu zeichnen, angefangen von A wie Altbausanierung und Altlasten bis hin zu B wie Brandschutz und Baumhäusern.


    Dann würde ich von einigen außergewöhnlichen Einsätzen erzählen (in Höhen oder Tiefen, in großen oder ganz kleinen Größen) und auch die möglichen späteren Arbeitsplätze vorstellen: kleines Büro, Bürogemeinschaft, Großbüro, Arbeitsgemeinschaft mit einem BU/BT, Bauamt, Stadtplanung im Amt, etc... + Weiterbildung / Spezialisierungsmöglichkeiten


    Bei der Frage nach Mathe, Rechnen und Statik würde ich den Studienteil kunstvoll auslassen und die Praxis erläutern und ganz wichtig: Bauchgefühl und Plausibilität erklären. Das Rechnen machen dumme Maschinen, aber auf die Bewertung und Optimierung der Ergebnisse kommt es an.


    Ggf. auch mal anmerken, dass mit der Einführung von Eurocodes Auslandseinsätze innerhalb der EU (fast) nur noch die Sprachhürde haben (werden) - wenn die Harmonisierung gelingt.


    Und das, was Frau Maier gesagt hat.

    Gruß
    Holger
    --
    Früher, da war vieles gut. Heute ist alles besser.
    Manchmal wäre ich froh, es wäre wieder gut.
    (Andreas Marti; Schweizer)