Altbau sanieren oder Neubau kaufen

  • Hallo Leute,


    ich bin der Neue ;). Meine Partnerin, meine kleine Tochter und ich wollen gerne ein Haus (ca.150m2) im Raum Düren (bei Köln und Aachen) kaufen. Nun gibt es einige interessante bestehende Häuser (Altbestand) mit einer Energieef.-klasse E und Angebote für Neubau Häuser mit A+. Die alten Häuser bewegen sich um die 350 T Euro und die neuen Häuser so um die 600 T Euro. Natürlich würden wir ein altes Haus teilsanieren. Soll heißen (neue Elektrik, neue Wasserrohre, neue Fenster, Dachgeschoß und Kellerdecke dämmen, eine Wärmepumpe und wenn möglich Solar aufs Dach - auf eine Fassadendämmung wollen wir verzichten- zu teuer). Trotz KFW Förderung rechnen wir mit 150 t Euro die wir in ein altes Haus noch reinstecken müssen (Sanierung und Renovierung). Wären wir also bei 500 t Euro für ein altes Haus. Meine Frage nun: Wenn ich diese Sanierungsmaßnahmen nun vornehme (wie oben beschrieben)- in welche Energieeffizienzklasse würde ich da kommen? Mir ist schon klar daß das natürlich alles sehr abhängig von der Architektur und des Zustandes des Hauses ist. Aber eine ungefähre Schätzung oder vl. ein Erfahrungsbericht würde mir schon sehr helfen. Auf 30-40 Jahre gesehen zahle ich am Ende sicherlich genau so viel für das alte Haus wie jetzt für ein komplett Neues mit A+. Und der Wiederverkaufswert bei dem Neuen wäre nach 30 Jahren sicherlich auch besser. Aber der Altbestand hat meist die besseren Lagen und so richtig anfreunden kann ich mich mit diesen neuen kompakten, würfelförmigen Effizienz Häusern in Randlage (Neubaugebiet) auch nicht...Was denkt Ihr- lieber Neu und nix machen dafür (anfangs) teuer- oder lieber Bestandshaus aber dafür "billiger" und bessere Lage aber auf lange Sicht wahrscheinlich gleich teuer und eine Menge Arbeit?


    Über Eure Antworten und Einschätzungen würde ich mich sehr freuen...


    Gruß


    Christian

  • Meine Meinung

    oder lieber Bestandshaus

    +energetische Grundsanierung!

    Ich weiß, nicht gewollt. Aber in einen alten Kotten ne WP ("möglichst" noch ne L-L WP) und Euer Energieversorger bestelt schon mal ne Flotte DB S-Klasse Fahrzeuge

    Meine Beiträge sind Meinungsäusserungen

  • ..Was denkt Ihr

    Ich denke, dass ihr das alleine entscheiden müsst. Und zwar dann, wenn es etwas zu entscheiden gibt.

    Wir haben viele Häuser angeschaut, es war halt nicht das dabei, wo wir gesagt haben: "Das ist es".

    Dann kam ein Bauplatz in guter Lage "vorbei" und wir haben zugeschlagen, neu gebaut und sind seither sehr zufrieden.

    Ich glaube aber nicht dass wir weniger zufrieden wären wenn wir vorher "unser" Haus auf dem Gebrauchtmarkt gefunden hätten.

  • Kannst Du bei der Sanierung auch Eigenleistung erbringen? Hast Du ausreichend Erfahrung und vor allen Dingen auch Zeit? Spielt die Partnerin da mit oder steht Dir nach Monaten/Jahren eine Scheidung in´s Haus?


    Das sind alles Überlegungen die man vor einer großen Sanierung anstellen sollte. Ohne Eigenleistung wäre ich mit der Schätzung von 150T€ für die Sanierung/Modernisierung sehr vorsichtig. Wenn man jedes Gewerk komplett vergeben muss, dann können die Kosten höher liegen als bei einem Neubau. In der Summe liegt man dann schnell über den Neubaukosten, so dass sich das nur lohnt wenn man günstig ein Haus im Bestand kaufen kann, oder wenn es weitere Faktoren gibt die Du ja auch schon angesprochen hast. Optik, Lage, jeder hat so seinen eigenen Geschmack.


    Zur Effizienzklasse kann man anhand Deiner Beschreibung nicht viel sagen. Die Fassade soll ungedämmt bleiben, was schon einmal ein dicker Minuspunkt ist. Ob man das DG einfach so dämmen kann, das steht auch in den Sternen. Je nach Alter des Gebäudes ist von ein bisschen Dämmung zwischen den Sparren bis hin zu einem komplett neuen Dach alles möglich. Einmal reden wir von vierstelligen Kosten, bei der zweiten Variante wird´s schnell hoch fünfstellig (Dachfläche etc.). Je nach Dämstandard den man erreichen möchte, muss man auch mit entsprechenden Kosten rechnen. Wenn Du daraus ein Passivhaus machen möchtest, dann wird es sich kaum rechnen. Gezielte Optimierungen lassen sich aber relativ leicht rechnen, und man erreicht damit auch entsprechende Einsparungen. Je mehr man dämmen, also den Heizenergieverbrauch reduzieren möchte, um so mehr muss man investieren. Beim Optimieren sage ich immer, die ersten 10% sind einfach zu erreichen, mit ein bisschen Aufwand auch 20 oder 30%, aber dann muss man jedes Prozent teuer bezahlen.


    Ob und wie sich die Dämmmaßnahmen amortisieren, das müsste man also rechnen. Ausgangspunkt wäre das Bestandsgebäude, dessen Heizlast, und im Idealfall auch Erfahrungswerte (Heizöl-/Gasverbrauch o.ä.).

    Dann kann man jede Maßnahme und die erzielbare Verbesserung rechnen, und daraus dann die mögliche Einsparung abschätzen.

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  • Ähmmmm -keine Infos?

    Genau. Wenn DU aus einem Buchstaben "E" auf ein Haus und die notwendigen Maßnahmen bzw sogar auf die resultierende Effizienz einer WP schließen kannst, lügst du nicht nur dich selbst in die Tasche.


    Davon abgesehen, wenn du schon pauschale Aussagrb willst: 150kWh/qm*a kann man im Regelfall locker mit einer WP heizen.

  • Ich würde mich jetzt an einer Energieeffizienzklasse "E" nicht so festbeißen. Wie diese zustandekommen ist ja hinlänglich bekannt, und wer möchte in einem Verkaufsprospekt schon eingestehen, dass sich das Haus tatsächlich schon im Roten Bereich bewegt. Man muss sich halt das Gebäude genauer anschauen.

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  • Hi Leute. Erstmal danke für die schnellen Antworten. Klar werden wir uns auch weiter die Häuser ansehen. Und wenn eines wirklich interessant ist werden wir auch einen Energieexperten dazu nehmen in der Hoffnung daß er uns zumindest ungefähr sagen kann was man alles machen sollte, wie teuer, und in welche Energieklasse man dann kommt bzw. was wir dann ungefähr verbrauchen werden. Es ist allerdings halt schwierig für mich als Laien die Häuser wirklich gut einzuschätzen. Da die meisten Häuser in meiner Preisklasse alle um 1960-1980 gebaut wurden und meistens nur wenig vom Besitzet gemacht wurde- rechne ich eh bei allen mit dem größeren Besteck (soll heißen: Fenstertausch, Dach und Kellerdecke dämmen, neue Elektro und Wasserleitungen, etc…). Ich hoffte man käme da mit 150 000 Euro hin (KFW Förderung schon eingepreist). Aber ich habe hier und anderswo schon öfter gehört daß einen ein Bestandshaus meist teurer kommt als ein Neubau. Also mal sehen. Kann ich hier einen Link eines Hauses posten und nach Eurer Meinung fragen, oder wäre das zu anmaßend? Schönen Abend Euch.

  • Da die meisten Häuser in meiner Preisklasse alle um 1960-1980 gebaut wurden und meistens nur wenig vom Besitzet gemacht wurde- rechne ich eh bei allen mit dem größeren Besteck (soll heißen: Fenstertausch, Dach und Kellerdecke dämmen, neue Elektro und Wasserleitungen, etc…).

    Da fehlt die Fassadendämmung bzw. allgemeiner: Wärmedämmung der Außenwände! (Ja, ich habe den Thread bis hierher gelesen.)

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Zur Einschätzung, ob 150 000 für eine umfangreiche Sanierung ausreichen:
    Gestern habe ich ein Angebot über folgende Arbeiten bekommen, um eine 80 Quadratmeter Wohnungseinheit zu sanieren:

    - 180 Quadratmeter Außenwand / Fassade dämmen und verputzen

    - 440 Quadratmeter Innenwand verputzen (Alle Wände + Decken)

    - 90 Quadratmeter Fußbodenaufbau (Dämmung, Betonschicht, Trittschalldämmung, Fußbodenheizung + Estrich)

    - Installation von Wasser/Abwasser für 1 Dusche, 1 WC, 1 WaMa-Anschluss, 1 Spüle Küche, 1 Spülmaschine

    - 9 Fenster + Haustür

    --> Insgesamt ~90 000 Euro inkl. MwSt.

    Und da ist noch keine Heizungsanlage in Form einer Wärmepumpe drin. Und keine Elektrik. Und keine neuen Bodenbeläge.

    Das Dach ist dabei auch komplett raus.


    Bei der Sanierung ist Eigenleistung immer hilfreich und je nach Handwerker / Gewerk kommen die damit gut zurecht. Material tragen, Schlitze klopfen, Randdämmstreifen rantackern, Dämmung verlegen und verkleben, .... Alles Aufgaben die relativ zeitintensiv sind und ohne große Lernkurve gut gemacht werden können.

    Aber wie schon von den Vorrednern gesagt wurde: Dafür braucht es halt Zeit. Zeit, die man je nach Job besser mit Geld verdienen verbringt.

  • wenn eines wirklich interessant ist werden wir auch einen Energieexperten

    Löse Dich von der "Energieklasse".

    Du willst weder einen Kühlschrank noch ein Auto kaufen ;)


    Du brauchst jemanden, der sich in der Sanierung von Bestandsgebäuden auskennt,

    Der Energie"verbrauch" sollte bei der Entscheidung in den hinteren Positionen platziert werden.


    P.S.: Was sagen die Makler?

    Lage, Lage, Lage


    Das Grundstück muss "passen" und sofern "Altbau" auch das Häuschen.

    Verflucht sei, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege!

    5.Mose 27:18

  • Löse Dich von der "Energieklasse".

    Sehr richtig!


    Eine Sanierung sollte man zudem immer ganzheitlich betrachten. Gerade bei älteren Objekten wird man mit dem kleinen Besteck oder minimalinvasiv kaum was erreichen. In der Regel wird man gut beraten sein die komplette Installation zu erneuern (Elektro/ Heizung/ Sanitär). Da muss man dann auch das Innenleben eines alten Hauses "auf links drehen" müssen.


    Und das zieht dann regelmäßig einen ganzen Rattenschwanz an Maßnahmen nach sich.


    Ein Beispiel.


    Dir gelüstet es nach einer gesetzlich gewollten Wärmepumpe. Dann wirst Du das bestehende Gebäude, das (vermutlich) mit normalen Heizkörpern ausgestattet ist, mit einer Fußbodenheizung ausstatten müssen. Dazu aber muss der alte Estrich (bei alten Gebäuden gerne mal schlanke 5 - 8 cm Gesamtaufbauhöhe) entfernt werden. Der neue FB-Aufbau wird regelmäßig zwischen 12 und 16cm liegen (je nach Belagsstärke, Estrichart und zu überdeckender Installationen auf der Betondecke). Wenn der FB-Aufbau aber 6-8cm höher wird, dann passen die Türen in der Wohnung nicht mehr. Du musst also alle Stürze höher setzen lassen. Wenn Du nun noch ein kleines EFH mit innenliegender Treppe vom EG ins OG und natürlich auch vom EG in den Keller, erworben hast, dann passt auch diese Treppe nicht mehr und muss ersetzt oder abgeändert werden. Bei einer Holztreppe nur schlecht möglich, bei einer Betontreppe eher denkbar...nur dass dann wohl auch der Handlauf / das Geländer nicht mehr passt. Auch mit den Fensterbrüstungshöhen könnte es eng werden. Diese lagen früher gerne mal haarscharf an der Mindestbrüstungshöhe. Mit 6 - 8cm mehr FB-Aufbau könnte auch für diese nun zu niedrig sein. Das ist im OG natürlich schlecht, denn da fällt man gerne mal tief. Im EG ist es egal? Naja...vielleicht. Vielleicht auch nicht. Denn wenn Du nun auch noch eine Küche mit Fenster hast, dann passt die Arbeitsplattenhöhe vermutlich nicht mehr zur Fensterbrüstungshöhe. Man wird als ggf. die Brüstungshöhe aller Fenster im OG und zumindest das der Küche im EG anpassen müssen.....


    Also: wenn ein Haus in der engeren Auswahl sein sollte, dann sollte man die notwendigen Maßnahmen nicht nur nach irgendeiner energetischen Klassifizierung beurteilen, sondern daran, was wirklich an Maßnahmen notwendig sein wird. Dies führt regelmäßig zu einer Komplettsanierung.


    Eine solche sollte man detailliert planen und kostenmäßig abschätzen lassen. Solche Kostenplanungen sind gerade bei einer Sanierung von einer großen Unsicherheit begleitet, weil man kaum unter die Haut (den Verputz) sehen kann. Da schlummert Vieles unter der Oberfläche. Oder auch nicht. Auch sind Kosten nicht so einfach zu ermitteln wie beim Neubau, weil die meisten Maßnahmen schwerer/ aufwendiger sind als beim Neubau. Beispiel: Türsturz im Neubau wird einfach mit eingebaut. Kostet ca. 50 EUR der Meter. Baut man so etwas nachträglich ein, dann muss der alte Sturz entfernt , das Mauerwerk freigelegt und ein neues Auflager hergestellt werden. nach dem Einbau des neuen Sturzes sollte die Fuge zwischen neuem Sturz und altem Mauerwerk mit einem geeigneten Mörtel (Quellmörtel) verschlossen werden. Aufwand (grob überschlagen): 2 Mann, 2 Stunden = 4 Stunden á 65 EUR = 260 EUR + MwSt. plus Material. Das ganze wird also irgendwas um die 350 EUR kosten. Deutlich mehr als beim Neubau. Usw. usf.

  • Dir gelüstet es nach einer gesetzlich gewollten Wärmepumpe. Dann wirst Du das bestehende Gebäude, das (vermutlich) mit normalen Heizkörpern ausgestattet ist, mit einer Fußbodenheizung ausstatten müssen

    Auch das ist in dieser Pauschalität schlicht falsch. Wärmepumpen funktionieren auch mit Heizkörpern.

  • Es ist richtig, dass Wärmepumpen am effizientesten mit Flächenheizungen betrieben werden können. Dies können neben Fußbodenheizungen aber auch Wand- oder Deckenheizungen oder sinnvolle Kombinationen dieser Systeme sein. In Wohnräumen liegt dabei eine Fußbodenheizung immer am nächsten.

    mit Gruß aus Berlin, der Skeptiker


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  • Auch das ist in dieser Pauschalität schlicht falsch. Wärmepumpen funktionieren auch mit Heizkörpern.

    Aber das geht zu Lasten der Anlageneffizienz, und irgendwann kommt man in den Bereich, da wird das Heizen mit der WP richtig teuer. Grundsätzlich funktioniert alles, irgendwie.

    Wenn man schon die Hütte auf links dreht, dann stellt sich die Frage, ob man die Heizungsanlage davon ausnehmen kann. Je nach Alter des Gebäudes ist das Rohrsystem sanierungsbedürftig, die Heizkörper sind am Ende oder passen nicht. usw.


    Was gerne vergessen wird, Wärmepumpen bevorzugen auf der Heizungsseite einen hohen Volumenstrom. Das ist mit vielen Altinstallationen nicht machbar, ohne dass es an allen Ecken pfeift. Also bastelt man einen Puffer dazu um die Anlage hydraulisch zu entkoppeln. Das schlägt wieder auf die Effienz usw. Ein Rattenschwanz der die Kosten erhöht.

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  • Dir gelüstet es nach einer gesetzlich gewollten Wärmepumpe. Dann wirst Du das bestehende Gebäude, das (vermutlich) mit normalen Heizkörpern ausgestattet ist, mit einer Fußbodenheizung ausstatten müssen.

    Auch von mir Einspruch hierzu. Die Unabdingbarkeit von Wärmepumpe und Flächenheizung (es gibt ja neben der FBH noch andere) ist schlichtweg falsch und bringt neben unbedarften Laien auch Multiplikatoren wie Energieberater dazu, diesen Unsinn zu glauben und weiterzuverbreiten. Die aus dieser Fehleinschätzung folgenden aufgeführten astronomischen Sanierungskosten schrecken schlimmstenfalls die Menschen davon ab, überhaupt etwas zu tun.

    einen hohen Volumenstrom. Das ist mit vielen Altinstallationen nicht machbar,

    Auch das ist nur bedingt richtig und wird durch das einschränkende Wörtchen "vielen" nicht besser.


    In der Zeit, in der die jetzt auf den Markt kommenden alten und mittelalten EFH errichtet wurden, gab es selten exakte Berechnungen der Heizkörpergrößen und Rohrleitungsdimensionen.

    Heizkörper wurden so lang wie das Fenster breit war eingebaut und unter jedes Fenster einer mit mindestens zwei Platten mit Konvektoren. Von den riesigen Gussradiatoren gar nicht zu reden.

    Ich schrieb bereits an anderer Stelle, dass ich im vorletzten Winter drei EFH aus unterschiedlichen Epochen betreut habe, deren VL-Temperaturen ohne Komforteinbuße bis auf ca.40°C bei Normaußentemperatur abgesenkt werden konnten. Engpässe, die eine weitere Reduzierung verhindert haben, traten erwartungsgemäß in den Bädern auf.

    Auch Strömungsgeräusche traten nirgends auf. Die meisten dieser Anlagen wurden mit Kupferrohr gebaut und Heizkörper fast nie mit 10er oder 12er Rohr angeschlossen, obwohl das völlig ausreichen würde.

    Das Rauschen und Pfeifen kam erst mit den Verbundrohren und deren engen Fittingen auf.


    Aber was rede ich.

    Jeder und Jede, ob technisch gebildet oder unbedarft, kann abends beim Lesen oder fernsehen, ab und zu mal den Heizkörper anfassen und feststellen, wie viele Zentimeter vom oberen Rand nach unten überhaupt fühlbar warm sind.

    Alles was darunter liegt und Raumtemperatur hat, wird eigentlich gar nicht gebraucht und ist Reserve zur Verringerung der Vorlauftemperatur.

    Meine drei Probanden wissen jetzt, dass sie bei Notwendigkeit, ohne große Änderungen auf eine Wärmepumpe umsteigen können.

    Alles was sie trotzdem am Haus verbessern, macht es nur besser und das kann auch sukzessive nach der Heizungsumstellung passieren.


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  • Auch das ist in dieser Pauschalität schlicht falsch. Wärmepumpen funktionieren auch mit Heizkörpern.

    Das ist m.E. an Pauschalität sehr wohl richtig. WP, speziell LW-WP, laufen am Effizientesten im Niedertemperaturbereich. Wenn ich die ordentlich hochorgele und das natürlich sinniger weise in der kalten Jahreszeit (denn da ist Heizen am Sinnvollsten :) ) leidet die Effizienz ganz erheblich. Wozu dann überhaupt eine WP????


    Natürlich kann man auch Niedertemperaturheizkörper einbauen. Die sind aber auch nicht immer eine Augenweide, weil eben deutlich größer als "normale" Heizkörper..


    Dies können neben Fußbodenheizungen aber auch Wand- oder Deckenheizungen oder sinnvolle Kombinationen dieser Systeme sein.

    Sehr wohl, wobei...

    In Wohnräumen liegt dabei eine Fußbodenheizung immer am nächsten.

  • Der TE schreibt von Bj. 1960-1980. Zu dieser Zeit waren Stahlheizkörper (Gliederheizkörper) gängige Praxis, Gussheizkörper findet man in Häusern dieses Alters wohl weniger, die gab es in deutlich älteren Gebäuden.

    Dimensioniert wurde passend zur Fenstergröße, und die Heizleistung dann grob mit Opas Pi*Daumen Formel 100-150W/m², im Badezimmer 250W/m², verifiziert. Zu dieser Zeit wurde dann die Heizleistung mit 75/65/20 gerechnet, obwohl es bis in die Jahr 199x zulässig gewesen wäre, mit 90/70 zu rechnen.

    Ein typischer Heizkörper unter einem "Standard" Fenster war also 80cm breit, 60cm hoch 16cm tief, und hatte 16 Rippen. Das ergab ein Heizleistung von knapp 1.200W und passte für die meisten Räume. Im Wohnzimmer waren dann unter der breiten Fensterfront Heizkörper mit 30cm Bauhohe und 25cm Tiefe "in", seltener mit 45cm Bauhöhe und 20cm Tiefe.


    Die Bedienung war einfach, im Herbst hat man die Heizkreispumpe eingeschaltet, sofern sie nicht sowieso das ganze Jahr über lief, und hat den Mischer von 0 in die Mitte gestellt. Wurde es im Nov./Dez. kälter dann Mischer auf Anschlag. "Geregelt" wurde am Heizkörper, manuell oder über Thermostat.


    Nimmt man nun den Heizkörper mit 80cm Breite und seinen 1.200W, dann bleiben davon bei 40/30/20 gerade mal noch 250W übrig, bei 40/35 wären es immerhin 290W (Knapp 1 Liter/Min.). Ob das ausreicht um den Raum auf Wohlfühltemperatur zu bringen? Die Heizkörper aus dieser Zeit waren zwar oftmals überdimensioniert, aber nicht so gewaltig. Es gab aber auch Räume in denen die Heizkörper unterdimensioniert waren, das war doch kein Problem, zur Not konnte man ja die Kesseltemperatur einfach um 10K erhöhen.


    Knackpunkt sind gerne mal die Heizkörper im Wohnzimmer, die bei den 2-3m Fenstern und dementsprechend einer Baulänge von 180-280cm bei 75/65/20 auf eine Heizleistung von 2.200-3.500W kamen, was für ein 20-30m² Wohnzimmer ausreichend war, aber bei 40/30/20 bzw. 40/35/20 bleiben davon nur noch 400-700W übrig. Ob das für ein 20-30m² Wohnzimmer ausreicht?


    Bei Selbstversuchen um herauszfinden ob die Räume auch mit niedrigeren Heizwassertemperaturen beheizt werden können, muss man beachten, ob man die Vorlauftemperatur einfach mal auf 40°C stellt oder die Vorlauftemperatur beim Auslegungspunkt (für Anlagen mit Witterungsführung, die heutzutage Standard sein sollten). Weiterhin muss man das Verhalten der Anlage über einen längeren Zeitraum beobachten. Ein Winter reicht an sich nicht aus.

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  • Natürlich kann man dazwischen auch jeden anderen Wert wählen, die 40° habe ich genommen weil Thomas die erwähnt hat. Es sollte aber auch klar sein, dass mit steigender Vorlauftemperatur die Effizienz abwärts geht. Wenn man dann bei einer JAZ unter 3 landet, macht das bei den aktuellen Strompreisen auch keinen Spaß. Auch "Hochtemperatur"-WP gibt es schon seit Ewigkeiten, das ist keine neuen Erfindung. Am Ende stellt sich die Frage, mit welchen Heizkosten bei welchen Investitionen man rechnen kann.


    Bei 55/45/20 würde sich die Heizleistung gegenüber 75/65/20 in etwa halbieren. Viele WP bekommen ohne Heizstab bei den 55°C aber schon Probleme, und je nach Anlagenkzept braucht man auch noch etwas Übertemperatur zum Heizkreis. Tja, den Rest kann man sich aus den Leistungsdiagrammen holen.

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  • Wenn man dann bei einer JAZ unter 3 landet, macht das bei den aktuellen Strompreisen auch keinen Spaß

    Wie gut dass dagegen die Gaspreise bei einer JAZ 1 immer Spaß machen.


    Auf was ich hinaus will: Es gibt halt auch noch was anderes als nur schwarz (75°C Vorlauf) und weiß (40°C). Und wenn die WP ein paar Tage im Jahr 50° erzeugen muss bei einem COP nahe 1 macht das in der Gesamtbilanz trotzdem kaum was aus.

    Ja, man muss es rechnen. Aber pauschal zu sagen "WP geht nicht ohne FBH", oder auch nur "WP wird ineffezient" ist halt falsch.

  • Verhalten der Anlage über einen längeren Zeitraum beobachten. Ein Winter reicht an sich nicht aus.

    Wieviele Winter schlägst Du vor, um zu einer Empfehlung zu kommen?


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  • Eine Empfehlung anhand eines Winters, an dem vielleicht auch noch anderweitig zugeheizt wurde, ist an sich wertlos. Das sagt gar nichts aus. Man muss also über mehrere Winter beobachten oder anhand der Wetterdaten aus der Vergangenheit schätzen. Dazu muss man aber genau beobachten, sprich täglich oder zumindest wöchentlich aufzeichnen und auswerten.

    Die letzten beiden Winter waren beispielsweise sehr mild, etwa vergleichbar mit 2011 und 2014, die Jahre 2010 oder 2013, aber auch 2021, waren teils deutlich kälter. Wir reden hier über Schwankungen im Bereich 10-20%. Bricht man das auf die Heizmonate oder -wochen runter, dann werden die Unterschiede noch besser sichtbar.


    Wer nun anhand des letzten oder der letzen beiden Winter dimensioniert, der liegt mit seiner Referenz deutlich zu niedrig.


    Einen einfachen Überblick bekommt man bereits, wenn man sich die GTZ auf Monatsbasis anschaut. Da war hier bei uns der Februar dieses Jahres extrem warm, der Januar lag im unteren Bereich der Spanne der letzten 16 Jahre.

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  • Wir reden hier über Schwankungen im Bereich 10-20%

    Also vollkommen irrelevant und im Bereich der Messgenauigkeit/Wiederholgenauigkeit/"Wohlfühlgenauigkeit".

    Wie es geht, hat ThomasMD oben schön beschrieben. Alles andere ist Hobby und führt nicht zu besseren Ergebnissen.